Physiologie lernen - den Organismus verstehen
Wie funktioniert der menschliche Körper?
XVII. Integration
der Organsysteme
Integrative
Physiologie bemüht
sich um ein Gesamtbild, um das Verständnis der Lebensfunktionen zu
vertiefen und praktisch besser anwendbar
zu machen. Das bedeutet auch Interdisziplinarität: Beispielsweise stützt sich Psychoneuroimmunologie
auf Aspekte mehrerer Disziplinen (Physiologie, Neurowissenschaften, Immunologie, Pharmakologie, Molekularbiologie, Psychiatrie,
Verhaltensmedizin, Infektiologie, Endokrinologie, Rheumatologie).
Stress ist ein Reiz, der ein physiologisches System belastet; die Reaktion darauf sind
Stressantworten. Diese betreffen z.B. Gehirn und
Psyche, Herz und Kreislauf, Nierenfunktion, Hormonsysteme,
Energiehaushalt, und diese können individuell unterschiedlich interagieren. Patienten mit hoher
Resilienz ("Optimisten")
stecken belastende Situationen besser weg als solche, die defensiv
reagieren ("Pessimisten").
Spezifische Stress-Situationen können z.B. hoher (Hyperbarie) oder
niedriger Druck (Hypobarie), hohe (Hyperthermie) oder niedrige
Körpertemperatur (Hypothermie) sein. Kann der Stressor nicht
unmittelbar rückgängig gemacht werden, besteht die Anpassung in
Kompensationen mit unterschiedlichem Zeitverlauf (z.B. Muskelzittern
bei Wärmeverlust, veränderte Sauerstofftransportkapazität bei Hypoxie etc).
Die Haut (~5 kg schwer, 2-3 mm dick) ist das Verbindungsorgan zwischen Körperinnerem und Außenwelt. An ihrer Oberfläche (~2 m2
bei erwachsenen Personen) werden Sinnesreize aufgenommen und
weitergeleitet (~80 km Nervenfasern). Sie bietet physikochemischen
Schutz, ist Aufenthaltsort von ~1012 Mikroorganismen
(Hautflora) und dementsprechend immunologisch gerüstet. Sie
vermittelt thermischen Ausgleich und produziert u.a. Schweiß (bis zu mehreren
Litern in 24 Stunden), der verschiedene Schutz- und Abwehrstoffe enthält.
Muskulatur und Fettgewebe
ermöglichen nicht nur Bewegung / Kraftentfaltung bzw.
Energiespeicherung / Reserve, sie produzieren auch eine relativ große
Menge an Hormonen. So sind diese großen Anteile an der Körpermasse in
zahlreiche physiologische Regelungen des Organismus eingebunden und
stellen einen wichtigen Faktor für die Funktionen des
Herz-Kreislauf-Systems dar.
Physiologische Vorgänge sind in Art und Ausprägung vom Lebensalter
abhängig - und damit auch die Größe betreffender Referenzbereiche. Die
meisten Funktionen finden im frühen Erwachsenenalter optimale
Bedingungen vor.
© H. Hinghofer-Szalkay