Hormon: ὁρμᾶν = antreiben
Zwischen
dem Nerven- und Immunsystem bestehen enge
wechselseitige Beziehungen: Autonome Nervenfasern
geben Neurotransmitter ab, für die Immunzellen in Knochenmark, Thymusdrüse, Milz und Lymphknoten Rezeptoren
haben; andererseits können Zytokine den afferenten Impulsfluss zum
Stammhirn (nucleus tractus solitarii) beeinflussen. -- Noradrenalin senkt die Sekretion von IL-2, -- NK-Zellen senken ihre zytotoxische Funktion, -- Makrophagen stoppen die Sekretion von Zytokinen, -- im Thymus nimmt die Lymphozytenzahl ab. Auch Cofaktoren sympathischer Fasern (VIP, CCK, NPY, Somatostatin) beeinflussen die Tätigkeit von Immunzellen. Parasympathische Fasern hemmen u.a. die Freisetzung von IL-1 unf TNF (cholinerge Wirkung). Immunzellen produzieren Hormone, z.B. CRH, ACTH, TSH, GH und Prolaktin. Dadurch erlangen sie steuernde Wirkung auf Nebenniere, Schilddrüse, Stoffwechsel; umgekehrt beeinflussen endokrine Zellen das Immunsystem. Solche Verknüpfungen erklären auch zum Teil psychosomatische Interaktionen (Placebo-, Nocebowirkung). |
Immuneffekte von Neurotransmittern / Neuropeptiden Nach Wilkinson / Brown: An Introduction to Neuroendocrinology, 2nd ed. 2015. Cambridge University Press |
|
Hormon / Signalstoff |
Zytokin / Immunfunktion |
α-Endorphin | Hemmt Immunglobulinproduktion |
α-MSH | Hemmt IL 1- und IL 2-Produktion |
Acetylcholin |
Regt T-Zellen, NK-Zellen und Interferon-γ-Synthese an |
ACTH |
Hemmt Interferon-γ-Synthese, Immunglobulinbildung und Makrophagenaktivierung über Interferon-γ |
Adrenalin |
Hemmt IL 1- und IL 2-Produktion |
Angiotensin II |
Erhöht Interferon-γ-Synthese |
ß-Endorphin |
Regt Interferon-γ-Synthese und NK-Zell-mediierte Zytotoxizität an, hemmt T-Zell-Proliferation |
cAMP |
Fördert die Produktion von IL-4 und IL-5, hemmt die von IL-2 |
CGRP |
Regt T-Zellen-Adhäsion sowie die Bildung von IL-2, IL-4 und Interferon-γ an |
Katecholamine |
Fördern Synthese von Immunglobulinen, senken T- und NK-Zellzahl im Blut, hemmen NK-Zellen |
Cortisol |
Komplexe Wirkung auf Zytokine - teils Anregung, teils Hemmung |
CRH |
Aktiviert Makrophagen, senkt Synthese von IL-1 und IL-6 |
GH |
Aktiviert Makrophagen, regt Lymphozytenentwicklung im Thymus an, stimuliert Entwicklung von B-Lymphozyten und Zytokinbildung |
GnRH |
Steigert Expression von IL-2-Rezeptoren und Proliferation von T- und B-Lymphozyten |
Histamin |
Hemmt IL-12, TNF und Interferon-γ, erhöht Produktion von IL-10 |
Inhibin |
Hemmt Bildung von Interferon-γ |
LH |
Stärkt T-Zell-Proliferation |
MIF (macrophage inhibitory factor) |
Blockiert glukokortikoidbedingte Hemmung der T-Zell-Proliferation und Zytokinbildung |
Melatonin |
Erhöht Produktion von IL-2, IL-6, IL-11 und Interferon-γ |
Metenkephalin |
Verstärkt antikörperabhängige Proliferation |
NGF |
Verstärkt B-Zell-Proliferation, Produktion von IL-6 und IL-2-Rezeptoren |
Neuropeptid Y |
Erhöht T-Zell-Adhäsion, stimuliert IL-2, IL-4 und Interferon-γ |
Östradiol |
Verstärkt T-Zell-Proliferation |
Oxytozin |
Regt Interferon-γ-Synthese an |
Prostaglandin E2 |
Hemmt IL-2-Produktion |
Progesteron |
Erhöht IL-4-Produktion |
Prolaktin |
Stärkt T-Zell-Proliferation, erhöht Interferon-γ-Spiegel und Expression von IL-2-Rezeptoren |
Serotonin |
Hemmt T-Zell-Proliferation und Interferon-γ-induzierte MHC-II-Expression, erhöht NK-Zytotoxizität |
Somatostatin |
Hemmt T-Zell-Proliferation, Interferon-γ-Produktion, Makrophagen |
Substanz P |
Regt T-Zell-Proliferation, IL-1, IL-6, TNF an |
Testosteron |
Erhöht IL-10-Produktion |
TSH |
Fördert Sekretion von IL-2, GM-CSF, Immunglobulin |
Thyroxin |
Aktiviert T-Lymphozyten |
Vitamin D-Hormon |
Hemmt IL-2 und Interferon-γ, fördert IL-4-Bildung |
Vasopressin |
Regt Interferon-γ-Synthese an |
VIP |
Hemmt T-Zell-Proliferation und IL-12, regt Produktion von IL-5 und cAMP an |
Immunzellen bilden nicht nur Zytokine, sondern auch Hormone, wie CRH,
ACTH, TSH, GH und Prolaktin. Umgekehrt verfügen einige über adrenerge
sowie Opiatrezeptoren. Nervenzellen (Gehirn, N. vagus) verfügen über
Zytokinrezeptoren Gehirn und Immunsystem kommunizieren bidirektional. Immunzellen wirken über Zytokine auf Nerven- und endokrine Zellen, Hormone wirken auf Gehirn und Immunsystem, Nervenzellen wirken über Katecholamine und Neuropeptide auf Immunozyten Die Entwicklung von Immunzellen in Thymusdrüse und Knochenmark steht unter dem Einfluss des sympathischen und parasympathischen Nervensystems Psychosoziale Umgebungsfaktoren beeinflussen neurobiologische, endokrine und immunologische Funktionen. Stress setzt Cortisol, Katecholamine, Somatotropine, Schilddrüsenhormone frei, die kontrainsulinär wirken und die Energiespeicherung von Zellen reduzieren Der Sympathikus innerviert alle Gewebe des Immunsystems: Knochenmark, Thymusdrüse, Milz, Lymphknoten. Noradrenalin reduziert die Sekretion von IL-2 an T-Zellen, stoppt die Zytotoxizität von NK-Zellen und die Bildung von Zytokinen bei Makrophagen Hypothalamisch-hypophysäre Hormone beeinflussen Immunsystem, Nebenniere, Schilddrüse, Gonaden. Für alle diese Hormone finden sich Rezeptoren an Immunzellen |