Die Nebennieren beeinflussen Elektrolythaushalt, Kreislauffunktion, Zucker-, Fett- und Proteinstoffwechsel. Die
Rinde erzeugt Aldosteron (zona glomerulosa), Cortisol (zona
fasciculata), Androgene (zona reticularis); das Mark Adrenalin und
etwas Noradrenalin. ACTH wirkt auf
die gesamte Nebennierenrinde, Angiotensin II regt die Aldosteronbildung
an, Stress stimuliert die Sekretion von Cortisol und Katecholaminen. Bei
Belastungen des Elektrolythaushaltes, Hypoglykämie, Infektionen und
Traumen sind die NN-Funktionen von entscheidender Bedeutung.
Steroide werden nicht gespeichert, sondern nach Bedarf synthetisiert,
dazu verfügen die Rindenzellen über Hydroxylasen, Lyasen, Dehydrogenasen
Das
Nebennierenmark wird über T5-T11 sympathisch gesteuert.
Einige Reize wirken vorwiegend auf das NN-Mark (z.B. Hypoglykämie),
andere auf den Sympathikus (z.B. Hypovolämie). 20% der Markzellen
bilden Noradrenalin (30% des im Blut kreisenden Noradrenalins stammt aus der Nebenniere; Halbwertzeit im Sekundenbereich, Schwerpunkt Kreislaufanregung), 80% verfügen über PNMT (Cortisol steigert seine Synthese) und bilden Adrenalin (Halbwertzeit
~3 min, Schwerpunkt Lipolyse, Blutzuckerstabilisierung). Präganglionäre (cholinerge) Impulse depolarisieren die Zellen, Ca++
regt die Exozytose der Speichergranula an, gleichzeitig steigt die
Synthese der Katecholamine (stabiler intrazellulärer
Speicherbestand). Adrenalin relaxiert über ß-Rezeptoren Bronchien, Koronar- und Skelettmuskelarteriolen, und triggert in der Niere die Reninfreisetzung
Aldosteron ist das führende Mineralcorticoid, sein Fehlen bewirkt Kochsalz- und Wasserverlust, Dehydration, Kreislaufversagen und ist potentiell tödlich. Aldosteron stammt aus der zona glomerulosa, wird von der Leber rasch glukuroniert / sulfatiert und so inaktiviert (Halbwertszeit
~20 min), die Niere scheidet es aus - zwischen einigen wenigen und >100 mg/d: Je geringer das Salzangebot, desto höher die Aldosteronbildung. In der Zelle bindet Aldosteron an den Mineralcorticoidrezeptor und das Dimer an ein mineralcorticoid response element
der DNA. Die Transkription der Zielgene erzeugt aldosteroninduzierte
Proteine (AIPs). Erhöhte Einlagerung epithelialer Natriumkanäle in die
apikale Membran von Hauptzellen im Sammelrohr verstärkt die Na+-Resorption. Auch steigert Aldosteron die Aktivität der basolateralen Na/K-ATPase und wirkt anregend auf die Aktivität der H+-ATPase (H+-Ausscheidung). Aldosteron
fördert die Rückgewinnung von Kochsalz in Niere, Schweiß- und
Speicheldrüsen, Dickdarm und Lunge, und erhält das extrazelluläre
Volumen aufrecht (Stabilisierung von Blutvolumen und Kreislauf). Es ist
das einzige kaliumwirksame Hormon (Aldosteron fördert die K+-Ausscheidung). Hypovolämie, Hypotonie, Hyponatriämie und Hyperkaliämie aktivieren das Renin-Angiotensin-System, Angiotensin II regt die Aldosteronsynthese an (Cholesterintransport über die äußere Mitochondrienmembran, Aldosteronsynthase CYP11B2)
Cortisol ist das wichtigste Glucocorticoid; der Cortisolspiegel ist zwischen Mitternacht und 3 Uhr morgens am
niedrigsten, etwa 80% der am Tag gebildeten 10-30 mg entstehen zwischen 4
und 8 Uhr morgens. Stress regt die Bildung von CRH und ACTH an, Enzyme in der zona fasciculata bilden aus Pregnenolon über mehrere Zwischenstufen Glucocorticoide (Cortisol, Corticosteron). Transcortin (CBG) transportiert ~90% des Cortisols im Blut. Cortisol bindet in der Zelle an den Cortisolrezeptor (Dimerisierung, Bindung an glucocorticoid response elements
in der Nähe von Promotersequenzen Cortisol-regulierter Gene,
Mobilisierung von Koaktivatoren und Korepressoren, Interaktion mit
anderen Transkriptionsfaktoren). Glucocorticoide stellen Energieträger
bereit; sie helfen bei der Anpassung an Belastungssituationen
(Muskelarbeit, Nahrungsmangel, "Stresshormon"). Die metabolischen
Wirkungen hängen von der Stoffwechsellage ab: Im Hungerzustand
(niedriger Insulin / Glukagon-Quotient) Energieversorgung (Lipolyse, Gluconeogenese), in der digestiven Phase (hoher Insulin /
Glukagon-Quotient) diabetogene Wirkung. Cortisol wirkt katabol auf den
Knochenstoffwechsel, hemmt reproduktives Verhalten sowie die hormonelle
Achse Hypothalamus - Hypophyse - Gonaden, reduziert die Bildung von
Immunzellen und die Extravasation von Leukozyten. Normale Konzentration
und Tagesrhythmik der Glucocorticoide stabilisiert Hirnfunktion und
psychische Stabilität (sowohl Mangel als auch Überschuss von Cortisol
hat Auswirkungen auf die Psyche). Cortisol hat Mineralcorticoidwirkung
und kann den arteriellen Blutdruck steigern
Die zona reticularis bildet - angeregt durch ACTH - Androstendion sowie die Vorläufer DHEA und DHEAS. Bei Männern verstärken sie
die Ausprägung männlicher sekundärer Geschlechtsmerkmale, nicht
das Wachstum der Gonaden (Testosteron);
die periphere Umwandlung adrenaler zu aktiven Androgenen spielt hier
eine geringe Rolle, bei Frauen hingegen tragen adrenale Androgene zu
50% der zirkulierenden aktiven Androgene bei (Achsel- und
Schambehaarung, Libido). Androstendion und DHEA zeigen zirkadiane
Rhythmik (DHEAS wegen der langen Halbwertszeit nicht). Weder adrenale
Androgene noch ihre Metabolite (Testosteron, Dihydrotestosteron,
Östradiol) haben negative Rückkopplungswirkung auf CRH (Hypothalamus)
oder ACTH (Hypophyse), die Rückkopplung erfolgt nur durch Cortisol
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