Aldosteron, Cortisol und Adrenalin sind die wichtigsten Hormone der Nebennieren, wobei Aldosteron
das einzige Hormon ist, dessen Fehlen unmittelbar lebensbedrohlich ist (unbehandelter Mb. Addison: Kreislaufzusammenbruch wegen Salzmangel und Hypovolämie). Das Nebennierenmark produziert dank einer speziellen Methyltransferase (PNMT) Katecholamine bis zur Endstufe Adrenalin. Dieses macht fit für Kampfsituationen, es regt Atmung und Kreisauf an, mobilisiert Glucose. In der Nebennierenrinde werden aus Cholesterin diverse Steroidhormone gebildet. Die Außenzone (zona glomerulosa) erzeugt das Mineralcorticoid Aldosteron, dessen Produktion vor allem durch Angiotensin II angeregt wird. Als "Salzsparhormon" fördert es die Rückresorption von Natrium in der Niere, damit stabilisiert es extrazelluläres und Blutvolumen. Die Mittelzone (zona fasciculata) synthetisiert Glucocorticoide, insbesondere Cortisol; der wichtigste Anreiz dazu ist ACTH. Cortisol wirkt einerseits energiemobilisierend (Glucosesteigerung), andererseits anabol auf den Bewegungsapparat. Bei akuter Herausforderung durch die Umwelt ziehen höhere Cortisolspiegel Ressourcen vom Immunsystem ab, Abwehrvorgänge sind eher gedämpft; dazu kommt Steigerung des Glucosespiegels (Alarmreaktion) sowie - als Mineralcorticoid-Nebenwirkung - Salzretention und Volumenkonservierung (Kreislaufstabilisierung). |
Acetylcholin bewirkt die Freisetzung von Katecholaminen aus dem Nebennierenmark |
Aldosteron wirkt anregend auf die Aktivität der H+-ATPase im Sammelrohr |
Hyperaldosteronismus erhöht die Ausscheidung von K+ und H+, senkt das Serum-[K+] und bewirkt nicht-respiratorische Alkalose Aldosteronmangel steigert den Serum- Kaliumspiegel (Hyperkaliämie) und kann - über vermehrten Verlust an Kochsalz - hypotone Dehydration verursachen Auch Hemmung der Mineralcorticoidrezeptoren führt zu Hyperkaliämie |
Hyperkaliämie stimuliert die Aldosteronausschüttung |
Cortisol wirkt katabol (aufbauhemmend) auf den Knochenstoffwechsel |
Cortisol hemmt die Bildung von Lymphozyten |
Cortisol hat Mineralcorticoidwirkung und kann den arteriellen Blutdruck steigern |
Erkrankung |
Cortisolspiegel |
ACTH-Spiegel |
Grund / Mechanismus |
ACTH- produzierender HVL-Tumor (Cushing's disease) |
erhöht |
erhöht / normal |
Anregung durch ACTH, negatives feedback durch Cortisol an responsiblem Gewebe |
NNR- Tumor (Cushings's syndrome) |
erhöht | erniedrigt |
Cortisol bremst ACTH-Produktion |
Ektopischer ACTH- produzierender Tumor |
erhöht | erhöht | Anregung durch ACTH |
Primäre Nebennieren- insuffizienz |
erniedrigt | erhöht | Niedriger Cortisolspiegel regt ACTH-Produktion an |
Sekundäre / tertiäre Nebennieren- insuffizienz |
erniedrigt | erniedrigt | NNR ungenügend angeregt |
Zu
den Symptomen des Cushing-Syndroms zählen Hyperglykämie,
Stammfettsucht, weniger Muskelmasse (Extremitäten), Bluthochdruck,
Abnahme der Lymphozytenzahl |
Hyperpigmentierung der Haut ist eines der Symptome eines Morbus Addison |
Nebenniereninsuffizienz bedingt Hyponatriämie |
Die Nebennieren beeinflussen Elektrolythaushalt, Kreislauffunktion, Zucker-, Fett- und Proteinstoffwechsel. Die
Rinde erzeugt Aldosteron (zona glomerulosa), Cortisol (zona
fasciculata), Androgene (zona reticularis); das Mark Adrenalin und
etwas Noradrenalin. ACTH wirkt auf
die gesamte Nebennierenrinde, Angiotensin II regt die Aldosteronbildung
an, Stress stimuliert die Sekretion von Cortisol und Katecholaminen. Bei
Belastungen des Elektrolythaushaltes, Hypoglykämie, Infektionen und
Traumen sind die NN-Funktionen von entscheidender Bedeutung.
Steroide werden nicht gespeichert, sondern nach Bedarf synthetisiert,
dazu verfügen die Rindenzellen über Hydroxylasen, Lyasen, Dehydrogenasen Das Nebennierenmark wird über T5-T11 sympathisch gesteuert. Einige Reize wirken vorwiegend auf das NN-Mark (z.B. Hypoglykämie), andere auf den Sympathikus (z.B. Hypovolämie). 20% der Markzellen bilden Noradrenalin (30% des im Blut kreisenden Noradrenalins stammt aus der Nebenniere; Halbwertzeit im Sekundenbereich, Schwerpunkt Kreislaufanregung), 80% verfügen über PNMT (Cortisol steigert seine Synthese) und bilden Adrenalin (Halbwertzeit ~3 min, Schwerpunkt Lipolyse, Blutzuckerstabilisierung). Präganglionäre (cholinerge) Impulse depolarisieren die Zellen, Ca++ regt die Exozytose der Speichergranula an, gleichzeitig steigt die Synthese der Katecholamine (stabiler intrazellulärer Speicherbestand). Adrenalin relaxiert über ß-Rezeptoren Bronchien, Koronar- und Skelettmuskelarteriolen, und triggert in der Niere die Reninfreisetzung Aldosteron ist das führende Mineralcorticoid, sein Fehlen bewirkt Kochsalz- und Wasserverlust, Dehydration, Kreislaufversagen und ist potentiell tödlich. Aldosteron stammt aus der zona glomerulosa, wird von der Leber rasch glukuroniert / sulfatiert und so inaktiviert (Halbwertszeit ~20 min), die Niere scheidet es aus - zwischen einigen wenigen und >100 mg/d: Je geringer das Salzangebot, desto höher die Aldosteronbildung. In der Zelle bindet Aldosteron an den Mineralcorticoidrezeptor und das Dimer an ein mineralcorticoid response element der DNA. Die Transkription der Zielgene erzeugt aldosteroninduzierte Proteine (AIPs). Erhöhte Einlagerung epithelialer Natriumkanäle in die apikale Membran von Hauptzellen im Sammelrohr verstärkt die Na+-Resorption. Auch steigert Aldosteron die Aktivität der basolateralen Na/K-ATPase und wirkt anregend auf die Aktivität der H+-ATPase (H+-Ausscheidung). Aldosteron fördert die Rückgewinnung von Kochsalz in Niere, Schweiß- und Speicheldrüsen, Dickdarm und Lunge, und erhält das extrazelluläre Volumen aufrecht (Stabilisierung von Blutvolumen und Kreislauf). Es ist das einzige kaliumwirksame Hormon (Aldosteron fördert die K+-Ausscheidung). Hypovolämie, Hypotonie, Hyponatriämie und Hyperkaliämie aktivieren das Renin-Angiotensin-System, Angiotensin II regt die Aldosteronsynthese an (Cholesterintransport über die äußere Mitochondrienmembran, Aldosteronsynthase CYP11B2) Cortisol ist das wichtigste Glucocorticoid; der Cortisolspiegel ist zwischen Mitternacht und 3 Uhr morgens am niedrigsten, etwa 80% der am Tag gebildeten 10-30 mg entstehen zwischen 4 und 8 Uhr morgens. Stress regt die Bildung von CRH und ACTH an, Enzyme in der zona fasciculata bilden aus Pregnenolon über mehrere Zwischenstufen Glucocorticoide (Cortisol, Corticosteron). Transcortin (CBG) transportiert ~90% des Cortisols im Blut. Cortisol bindet in der Zelle an den Cortisolrezeptor (Dimerisierung, Bindung an glucocorticoid response elements in der Nähe von Promotersequenzen Cortisol-regulierter Gene, Mobilisierung von Koaktivatoren und Korepressoren, Interaktion mit anderen Transkriptionsfaktoren). Glucocorticoide stellen Energieträger bereit; sie helfen bei der Anpassung an Belastungssituationen (Muskelarbeit, Nahrungsmangel, "Stresshormon"). Die metabolischen Wirkungen hängen von der Stoffwechsellage ab: Im Hungerzustand (niedriger Insulin / Glukagon-Quotient) Energieversorgung (Lipolyse, Gluconeogenese), in der digestiven Phase (hoher Insulin / Glukagon-Quotient) diabetogene Wirkung. Cortisol wirkt katabol auf den Knochenstoffwechsel, hemmt reproduktives Verhalten sowie die hormonelle Achse Hypothalamus - Hypophyse - Gonaden, reduziert die Bildung von Immunzellen und die Extravasation von Leukozyten. Normale Konzentration und Tagesrhythmik der Glucocorticoide stabilisiert Hirnfunktion und psychische Stabilität (sowohl Mangel als auch Überschuss von Cortisol hat Auswirkungen auf die Psyche). Cortisol hat Mineralcorticoidwirkung und kann den arteriellen Blutdruck steigern Die zona reticularis bildet - angeregt durch ACTH - Androstendion sowie die Vorläufer DHEA und DHEAS. Bei Männern verstärken sie die Ausprägung männlicher sekundärer Geschlechtsmerkmale, nicht das Wachstum der Gonaden (Testosteron); die periphere Umwandlung adrenaler zu aktiven Androgenen spielt hier eine geringe Rolle, bei Frauen hingegen tragen adrenale Androgene zu 50% der zirkulierenden aktiven Androgene bei (Achsel- und Schambehaarung, Libido). Androstendion und DHEA zeigen zirkadiane Rhythmik (DHEAS wegen der langen Halbwertszeit nicht). Weder adrenale Androgene noch ihre Metabolite (Testosteron, Dihydrotestosteron, Östradiol) haben negative Rückkopplungswirkung auf CRH (Hypothalamus) oder ACTH (Hypophyse), die Rückkopplung erfolgt nur durch Cortisol |