SRY (sex-determining region Y, auch testis determining factor TDF) ist ein Y-chromosomal codierter Transkriptionsfaktor. Unter seiner Wirkung entwickeln sich die (zunächst neutralen) Gonadenanlagen zu Hoden, fehlt er, entwickeln sie sich zu Ovarien. MIF (Müllerian inhibiting factor) wird nur in Sertoli-Zellen gebildet und bewirkt die Rückbildung der Müller-Gänge. Testosteron bringt die Wolff-Gänge dazu, sich zu Nebenhoden, Samenleiter und Samenblase zu entwickeln. Testosteron sowie seine Metaboliten Dihydrotestosteron und Östradiol (das in vielen Geweben aus Testosteron entsteht) bewirken androgene Effekte. Der Androgenrezeptor ist ein Transkriptionsfaktor, der von fast allen Zellen exprimiert wird; seine zahlreichen Wirkungen werden durch Koaktivatoren und Korepressoren angeregt / unterdrückt. Die Testosteronsynthese wird durch Gonadotropine stimuliert, und Testosteron bremst - zusammen mit Inhibin aus Sertoli-Zellen - die Gonadotropinausschüttung im hypothalamisch-hypophysären System (negative Rückkopplung). Die Spermatogenese wird von Sertoli-Zellen unterstützt; diese bilden androgenbindendes Protein, bauen ein spezielles micro-environment auf - unterstützt durch die Blut-Hoden-Schranke zwischen Spermatogonien und Spermatozyten - und regen mitotische Teilungen an. |
LH (=ICSH) fördert die Testosteronsynthese im Hoden (interstitielle Leydig-Zellen) |
Inhibin wird beim Mann von Sertoli-Zellen des Hodens gebildet |
Funktionen der Sertoli-Zellen Nach Carlson BM, Human Embryology and Developmental Biology, 7th ed. 2024 |
Erhaltung der Blut-Hoden-Schranke Sekretion tubulärer Flüssigkeit (10-20 µl/g Hodengewebe) Sekretion von ABP (androgenbindendem Protein) Sekretion von Inhibin und Östrogenen Sekretion zahlreicher weiterer Proteine (z.B. Wachstumsfaktoren, Transferrin, RBP (retinalbindendem Protein), Metall-bindenden Proteinen) Aufrechterhaltung und Koordination der Spermatogenese Phagozytose von Residualkörperchen (Spermatozyten) |
Samenflüssigkeit Befunde / Referenzwerte (verschiedene Quellen) |
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Volumen |
2-6 (>1,4) ml (10% Samen, 90% Plasma) |
pH |
7-8 (saurer pH tötet Spermien ab) |
Spermienkonzentration |
≥15 Mio/ml |
Spermiengesamtzahl |
150-600 Mio (>39 Mio) pro Ejakulat |
Motilität |
≥32% mit Vorwärtsprogression |
Anteil lebender Spermien | ≥50% |
Morphologie |
60% (≥30%) normalgestaltig |
Vitalität |
≥75% lebensfähig |
Leukozyten |
<1,0 Mio/ml |
α-Glukosidase |
≥20 mU/Ejakulat |
Zink |
≥2,4 µmol/Ejakulat |
Citrat |
≥52 µmol/Ejakulat |
Saure Phosphatase |
≥200 U/Ejakulat |
Fructose |
≥13 µmol/Ejakulat |
Gesundes Ejakulat enthält zwischen 20 und 150 Millionen Spermien / ml |
Konzentrationswerte im Sperma (Durchschnittswerte) Nach Owen DH, Katz DF: A Review of the Physical and Chemical Properties of Human Semen and the Formulation of a Semen Simulant. J Androl 2005; 26: 459-69 |
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Na+ | 3 mg/ml |
pH |
7,7 (7,2-8,0) |
K+ | 1,1 mg/ml |
Fruktose |
2,7 mg/ml |
Cl- |
1,4 mg/ml |
Glucose |
1 mg/ml |
Ca++ | 0,28 mg/ml |
Citrat |
5,3 mg/ml |
Mg++ |
0,11 mg/ml |
Laktat |
0,62 mg/ml |
Zn++ | 0,16 mg/ml |
Harnstoff |
0,45 mg/ml |
Osmolalität |
~350 mOsm |
Protein |
50 mg/ml |
Der Transkriptionsfaktor testis determining factor (TDF), auch sex-determining region Y (SRY) protein,
wird durch das Y-chromosomale SRY-Gen kodiert. Ohne ihn entwickeln sich
die Gonadenanlagen zu Ovarien. Sertoli-Zellen bilden das
'Anti-Müller-Hormon' AMH, das die Rückbildung der Müller-Gänge bewirkt.
HCG regt die Produktion von Testosteron an; die
Testosteronkonzentration hat prä- und postpartal einen mehrgipfligen
Zeitverlauf Testosteron und 5-α-Dihydrotestosteron (DHT) haben starke, Dehydroepiandrosteron (DHEA) mäßige, Androstendion schwache androgene Wirkung. DHT entsteht aus Testosteron durch Wirkung von 5α-Reduktase (Typ 1 in Gehirn, Leber, Haut; Typ 2 in Prostata und Nebenhoden). Leydig-sche Zwischenzellen bilden Androgene aus Cholesterin, zunächst angeregt durch HCG, dann durch LH / FSH (LH fördert die Testosteronsynthese im Hoden) Testosteron fördert die Differenzierung der Wolff-Gänge zu Nebenhoden, ductus deferens, ductus ejaculatorius und Samenblasen; später Muskel- und Knochenwachstum, Erythropoese. Die Spermatogenese ist völlig abhängig von Testosteron. Prostata, vesiculae seminales und Haut bilden mittels 5-α-Reduktase aus Testosteron DHT; dieses beeinflusst das Verhalten, stärkt Muskeln und Knochen und kann Ausfall des Kopfhaares bewirken. Androgene bewirken den Schluss der Epiphysenfugen, verminderte Bildung viszeralen Fettes, Reifung der Spermatozoen, Stimmbruch; androgene Effekte üben z.T. DHT und Östradiol (durch Aromatase aus Testosteron entstanden) aus Sex hormone-binding globulin (SHBG) bindet mit hoher Affinität etwa die Hälfte des Testosterons im Blut, das zu 98% proteingebunden ist (Rest an Albumin). Steigender SHBG-Spiegel (wie mit zunehmendem Alter) senkt die Verfügbarkeit freien Hormons und damit die Hormonwirkung. Freies Hormon diffundiert in die Zelle, bindet an zytoplasmatische Androgenrezeptoren (die dabei Hitzeschockprotein abkoppeln). Die Rezeptoren dimerisieren, werden phosphoryliert, gelangen durch die Kernmembran und binden an DNA-androgen response elements. Androgenrezeptoren sind Transkriptionsfaktoren, deren Wirkung von gewebespezifischen Koaktivatoren und Korepressoren beeinflusst wird Testosteron braucht das Zusammenspiel mit Östrogenen. Aromatase macht aus Testosteron Östradiol, ~98% wird im Kreislauf an SBG und Albumin gebunden. Östrogene regen das Knochen- und Muskelwachstum an, bewirken den Schluss der Epiphysenfugen, hemmen die Testosteronbildung und seine Umwandlung in DHT, und senken die Gonadotropinfreisetzung aus der Hypophyse Sertoli-Zellen unterstützen die gesamte Spermatogenese, bestimmen den Zeitpunkt der Freigabe der Spermien aus dem tubulus seminiferus, bauen die Blut-Hoden-Schranke auf, sezernieren testikuläre Flüssigkeit, bilden androgenbindendes Protein (ABP), Anti-Müller-Hormon, Inhibin (hemmt die FSH-Freisetzung aus der Hypophyse und damit die Spermatogenese) und Wachstumsfaktoren (für die Spermatogenese), aromatisieren Testosteron zu Östradiol. Sie kooperieren mit Leydig-Zellen bei der Steroidhormonsynthese Die Spermatogenese dauert ~70 Tage, anschließend verbleiben die Spermien mindestens einen Monat in rete testis, ductuli efferentes und Nebenhoden (Blut-Nebenhoden-Schranke), wo sie weiter reifen (Proteine, Glykolipide). Danach gelangt der Samen in den Samenleiter (ductus deferens). Bei der Emission steuern die Samenblasen (vesiculae seminales) 60-70% des Sekretvolumens bei (alkalisch, reich an Fruktose, Semenogelin), die Prostata ~30% (Phosphat, Bicarbonat, Citrat, Zink, saure Phosphatase, PSA, Spermin). Ein erwachsener Mann produziert ~90 Millionen Spermien pro Tag. Die Spermien benötigen eine Temperatur von höchstens 35°C, eingestellt u.a. durch Gegenstrom-Wärmeaustausch im plexus pampiniformis und Kühlung über die Skrotalhaut (große Oberfläche, Evaporation von Schweiß) GnRH muss pulsatil freigesetzt werden, um zu wirken (Dauerinfusion senkt den Testosteronspiegel). FSH schützt die Integrität der tubuli seminiferi und fördert die Gametogenese. LH (ICSH: interstitial cell stimulating hormone) stimuliert die Testosteronbildung in den Leydig-Zellen. Inhibin bremst die Gonadotropinfreisetzung. GnRH-Neurone werden von Nachbarneuronen durch Kisspeptin beeinflusst |