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Differenzierung der Wolff-schen Gänge in Epididymis (Nebenhoden),
ductus deferens (Samenleiter) und vesicula seminalis (Samenblase)
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Regulation
von Gonadotropinsynthese im Hypothalamus (negatives Feedback zusammen
mit DHT, Senkung der GnRH-Pulsfrequenz) und Spermatogenese
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Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale (Kehlkopf → Stimmbruch, Behaarungstyp u.a.)
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Spermiogenese, Sekretionsanregung in Prostata und Samenbläschen (postpubertär)
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Libidosteigerung
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Anregung des Muskel- und Knochenwachstums (anabol)
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Anregung der Bildung roter Blutkörperchen (Erythropoese,
s.
rotes Blutbild)
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Salz- und Wasser-Retention (Niere)
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Wirkung auf das Nervensystem (Appetit, Aggressivität, psychosexuell männliche Verhaltensmuster, Förderung der Libido)
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Sertoli-Zellen
unterstützen Samenzellen strukturell (Stütze und
Kompartimentierung), nutritiv und regulierend (Chemokine,
Wachstumsfaktoren) während aller Phasen ihres
Werdegangs (
Spermatogenese). Sie senden molekulare Signale aus, die darüber entscheiden, ob ein Typ A-Spermatogonium (

Abbildung) den Pfad der Bildung neuer Spermien beschreitet, als
Stammzelle in der basalen Zone verbleibt oder apoptotisch abgebaut
wird.
Dabei spielt die Erhaltung einer geeigneten
Mikro-Umgebung (niche microenvironment) für die von ihnen ummantelten Samenzellen
eine wichtige Rolle. Die sich entwickelnden Samenzellen finden zwei
Kompartimente vor, die von der Sertoli-Zellen ausgebildet werden, ein
basales und ein adluminales:
Das basale Kompartiment an der Außenseite der Tubuli seminiferi steht
mit Blutkreislauf und Immunsystem in engem Kontakt (wie der Rest des
Organismus auch). In diesem Kompartiment befinden sich Spermatogonien
(die keine Abweichung von den immunologischen Kennzeichen haben, die
auch andere Körperzellen aufweisen).
Das adluminale Kompartiment an der Innenseite der Tubuli ist über Verschlusssysteme zwischen Leydig-Zellen (Blut-Hoden-Schranke
bzw. Sertoli-Zellschranke) von Blut- und Lymphkreislauf weitgehend
isoliert und bietet den immunologisch veränderten post-meiotischen
Spermatozyten und Spermatiden Schutz vor möglichen Angriffen durch das Immunsystem.
Sertoli-Zellen bilden
interzelluläre Brücken, die sich zwischen sich
entwickelnde Samenzellen schieben und auf diese Weise voneinander
trennen. Dabei bilden sich getrennte Kompartimente, die durch
tight junctions, Gürteldesmosomen und Adhäsionskomplexe voneinander getrennt sind. Diese werden im
Rahmen der Reifung und Bewegung der Spermatogonien, Spermatozyten, Spermatiden in Richtung Lumen
aufgelöst und neu aufgebaut (
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Abbildung).
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Abbildung: Dynamik der Blut-Hoden-Schranke, Interaktion zwischen Sertoli- und Samenzellen
Nach einer Vorlage in Carlson BM, Human Embryology and Developmental Biology, 7th ed. 2024 (Elsevier)
Sertoli-Zellen
sind über tight junctions miteinander verknüpft, zwischen ihnen liegen
männliche Keimzellen in verschiedenen Entwicklungsstufen (Spermatogonien, Spermatozyten, Spermatiden)
. Die Reifung schreitet von der Außenzone des Tubulus (unten) zum Tubuluslumen
(oben) fort. Das Bild zeigt die Koordination zwischen der Freisetzung
reifer Samenzellen und der Auflösung und Wiedererrichtung der
Blut-Hoden-Schranke (BHS).
1:
Zusammen mit dem Abbau von Adhäsionskomplexen (surface adhesion complex)
werden reife Spermatiden
in das Lumen des tubulus seminiferus (oben) freigesetzt. Dabei setzen
die Adhäsionskomplexe Lamininfragmente frei (Laminine sind
Glykoproteine der extrazellulären Matrix).
2: Lamininfragmente sind biologisch aktiv und beginnen in Zusammenwirken mit Zytokinen und
Proteinasen die Blut-Hoden-Schranke apikal von späten Spermatogonien
abzubauen.
3:
Die alte BHS bricht zusammen und ermöglicht eine Öffnung des
adluminalen Kompartiments (mit den vorrückenden und reifenden
Spermatozyten) bis zur neu gebildeten - durch Sertoli-Zellbrücken
aufgebauten - BHS.
4: Unter Testosteroneinfluss
bildet sich eine neue BHS. Testosteron ist hier bis zu hundertmal
stärker konzentriert als im Blutkreislauf und stimuliert sehr effizient
die Synthese von Tight-junction-Proteinen.
S-A: Typ A-Spermatogonium
S-B: Typ B-Spermatogonium
EI°S: früher (early) primärer Spermatozyt
LI°S: später (late) primärer Spermatozyt
ESt: früher Spermatid
LSt: später Spermatid
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Man spricht von einer
Blut-Hoden-Schranke BHS (BTB, blood-testis barrier).
Die Bezeichnung ist irreführend: Gemeint ist nicht eine Separierung des
Hodens vom Blutkreislauf, sondern von Samenzellen im fortgeschrittenen
Entwicklungsstadium (Spermatozyten im Pachytenstadium, Spermatiden) -
um diese Zellen geht es bei dem Schranken-Konzept - von Frühformen
(Prä-Leptotän-Spermatozyten, Spermatogonien) sowie dem ganzen
restlichen Körper. Besser ist die Bezeichnung Sertoli-Zellschranke (Sertoli cell barrier SCB).
Zu den
Funktionen der BHS bzw. Sertoli-Schranke (BHS) gehören
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Schutz vor immunologischen Angriffen. Zellen, die in die meiotische
Reifeteilung eingetreten sind (sich differenzierende Spermatozyten),
verändern ihre immunologischen Eigenschaften und würden vom Immunsystem
als verändert erkannt. Sie werden durch die Sertoli-Zellschranke vom
Blutkompartiment funktionell separiert und deshalb vom Immunsystem
nicht angegriffen. Bei
einem Zusammenbruch der BHS kann es zu
Autoimmun-Infertilität kommen
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Testosteronanreicherung durch Anwesenheit von androgenbindendem Globulin
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Einschränkung
parazellulären Stoffaustauschs und Kontrolle der Versorgung der sich entwickelnden Spermien mit Nährstoffen (z.B. Eisen / Transferrin, oder Laktat, das Sertoli-Zellen aus Glucose bilden, die sie über GLUT1 aufnehmen)
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Schutz der Spermatozyten / Spermatiden vor toxischen Substanzen.
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Abbildung: Stammzellnische (Sertoli-Zellschranke)
Nach Hofmann MC, McBeath E: Seretoli cell-germ cell
interactions within the niche: Paracrine and juxtacrine molecular
communications. Front Endocrinol 2022; 13 (Article 897062)
Die
Sertoli-Zellschranke ("Blut-Hoden-Schranke") trennt weiter entwickelte
(Spermatozyten, Spermatiden - adluminales Kompartiment) von diploiden
Keimzellen (basales Kompartiment) und dem restlichen Gewebe im Hoden
bzw. Körper. Das ergibt u.a. eine "immunprivilegierte" Umgebung für
eine abgeschirmte Komplettierung der meiotischen Reifeteilungen.
Stammzellen (SSC: spermatogonial stem cells)
liegen - wie Sertoli-Zellen - der Basalmembran auf. Sie werden von
spezifischen Wachstumsfaktoren aus Sertoli- und peritubulären Zellen
(Leydig-Zwischenzellen, Makrophagen, Muskelzellen, Gefäßzellen) gesteuert
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Zum Hoden als "
immunprivilegiertes Organ" s.
dort
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Sertoli-Zellen verleihen den Spermatiden immunologischen Schutz (Blut-Hoden-Schranke).
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Sertoli-Zellen
phagozytieren
Zellbestandteile, die bei der Spermiogenese anfallen (Restkörperchen:
Zytoplasmareste; tote Spermien).
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Sertoli-Zellen exprimieren parakrine
Faktoren sowie
Rezeptoren für parakrine Faktoren aus den Spermien.
Exokrine Funktionen
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Sertoli-Zellen sezernieren (10-20 µl/g Hoden)
testikuläre
Flüssigkeit (enthält Salze, Glykogen, Laktat, Glucose, Protein, Lipide,
Enzyme und transportiert die immobilen Spermien in Richtung Nebenhoden).
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Sertoli-Zellen bilden
androgenbindendes Protein (ABP), das
Testosteron, Dihydrotestosteron und 17-ß-Östradiol in den
Hodenkanälchen bindet. Dies bewirkt testikuläre Androgenanreicherung, die für die Spermatogenese entscheidend ist (
Testosterons liegt im Tubulus seminiferus in 50-100-fach höherer Konzentration vor als im Blut). ABP
hat dieselbe Aminosäuresequenz wie das Sexualhormonbindende Globulin SHBG, der Unterschied liegt in Bildungsort (SHBG: Leber) und gebundenen Zuckermolekülen.
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Sertoli-Zellen bilden zwahlreiche weitere Proteine, wie Transferrin oder metallbindende Proteine.
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Sertoli-Zellen bestimmen den
Zeitpunkt der Spermiation (Freigabe der Spermien aus dem tubulus seminiferus).
Endokrine Funktionen
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Sertoli-Zellen bilden
Hormone (
Anti-Müller-Hormon,
Inhibin)
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Sertoli-Zellen exprimieren
Rezeptoren
für Androgene und FSH (beide für die volle
Spermatogenese unverzichtbar), Aromatisierung von Testosteron zu
17ß-Östradiol mittels CYP19 (unterstützt lokal wahrscheinlich ebenfalls
die Spermatogenese; Spermien exprimieren Östrogenrezeptoren)
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Sertoli-Zellen
bilden Wachstumsfaktoren, diese stimulieren die Spermatogenese.
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In der frühen Embryogenese bauen Sertoli-Zellen lokal gebildete
Retinsäure ab und verhindern dadurch fortschreitende
Meiose bei Spermatogonien.