Sexuelle
Reproduktion bringt in der
Generationenfolge hohe molekulare Variabilität und bessere
Anpassungsfähigkeit, z.B. in der immunologischen Abwehr. Genetische Ausstattung, Hormone, endokrine Rezeptoren, Modifikationen in der Proteinsynthese sind Faktoren, welche die Funktion der Geschlechtsorgane und die Ausbildung von Geschlechtsmerkmalen bestimmen. Die Geschlechtlichkeit unterliegt auch psychischen und Umweltfaktoren. Die primäre Anlage der Wolff- und Müller-Gänge ist bei beiden Geschlechtern vorhanden. Das Zusammenwirken mehrerer Faktoren - pro-männlich, anti-männlich, pro-weiblich, anti-weiblich genannt - bestimmt die geschlechtliche Differenzierung: Treten z.B. TDF, MIF und Testosteron auf, bilden sich männliche, bleiben sie aus, weibliche Geschlechtsorgane. Die Reifeteilung (Meiose) verteilt das mütterliche und väterliche Genom auf gemischte Chromatiden. Durch die Neukombination der Gene von Generation zu Generation treten immer neue molekulare Muster auf, die z.B. immunologische Diversität und Anpassungsfähigkeit fördern. |
Vergleich Mitose - Meiose Nach Strachan / Read, Human Molecular Genetics, 5th ed. 2020 (CRC Press) |
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Merkmal |
Mitose |
Meiose |
Wo? |
alle Gewebe |
Hoden / Ovar |
Ergebnis |
Diploide somatische Zelle |
Haploide Gamete (Spermium, Eizelle) |
Replikation, Zellteilung |
Meist eine Replikation pro Teilung |
Eine Replikation pro 2 Teilungen |
Dauer der Prophase |
Etwa 30 Minuten |
Kann Jahrzehnte dauern |
Paarung väterlicher und mütterlicher Homologe |
Nein |
Während Meiose I |
Rekombination |
Selten, abnorm |
Bei jeder Meiose, meist ≥1 pro Chromosomenarm nach Paarung väterlicher / mütterlicher Homologe |
Tochterzellen |
Genetisch identisch |
Genetisch unterschiedlich |
Geschlechtschromosomen (Heterosomen, Gonosomen) bestimmen das
genetische Geschlecht (XX, XY). X-Chromosomen verfügen über ~800 Gene, Y-Chromosomen über ~50.
Die meisten geschlechtsspezifischen Unterschiede erklären sich durch
ungleiche Realisierung von autosomalen Genen. Männliche Feten bilden
Testosteron, weibliche Östrogene. Die Wirkung der Geschlechtshormone
auf (intrazelluläre) Rezeptoren bestimmen die Geschlechtsmerkmale
(sexueller Dimorphismus) Eine frühe hormonelle Weichenstellung führt bei männlichen Feten zur Bildung von TDF, AMH, Testosteron, Hoden, Samenleitern und Begleitdrüsen, Regression der Müller-Gänge und Ausbildung männlicher Genitalien. Bleiben frühe endokrine Signale aus (der weibliche Embryo hat kein SRY-Gen), atresieren die Wolff-Gänge, aus den Müller-Gängen entstehen Eileiter und Uterus, weibliche Geschlechtsmerkmale bilden sich aus Viele verschiedene Gene beeinflussen die Geschlechtlichkeit und wirken sich somatisch (z.B. Muskelstärke, Blutbildung) und hormonell aus (Hormone, Rezeptoren). Das SRY-Gen des Y-Chromosoms kodiert den Transkriptionsfaktor TDF, der die Bildung eines männlichen Organismus triggert; ohne SRY-Gen läuft die Entwicklung in Richtung weiblicher Organismus Die Meiose (Reifeteilung) verteilt Gene von Mutter und Vater auf "kombinierte" Chromatiden mit dem Resultat einer neuen individuellen Genkombination. Jede Reifeteilung ergibt 2-3 Crossover-Vorgänge je Chromosom, entsprechend 50-80 Rekombinationen für den gesamten Chromosomensatz. Die Meiose wird unterteilt in Leptotän, Zygotän, Pachytän, Diplotän und Diakinese Der weibliche Fetus bildet bis zum 5. Schwangerschaftsmonat ~7 Millionen Primordialfollikel. Die Prophase der ersten meiotischen Teilung kann Jahrzente dauern, die Eizelle verweilt im Diktyotän. Die zweite meiotische Teilung (Äquationsteilung) verläuft ähnlich einer Mitose |