Eine Reise durch die Physiologie - Wie der Körper des Menschen funktioniert
 

     
Transport im kardiovaskulären System (Kreislauf, Blut, Lymphe)

Zusammensetzung und Eigenschaften des Blutes
© H. Hinghofer-Szalkay

Buffy coat: buff = lederfarben, gelbbraun, coat = Film, Überzug, Schicht
eosinophil: εως = Morgenröte (Eosin), φίλος = Freund
Erythropoetin: ἐρυθρός = rot, ποιεῖν = machen
Hämatokrit: αιμα = Blut, κρινειν = urteilen
Hämatopoese: αἷμα = Blut, ποιεῖν
= erzeugen
Landsteiner: Karl Landsteiner
Leukopenie:  λευκός = weiß, πενία = Mangel
Polyglobulie: πολύ = viel, globus = Kugel
Price-Jones'sche Kurve: Cecil Price-Jones
Stokes-Gesetz: George G. Stokes
Wiener: Alexander S. Wiener
Zytokine: κύτος = Gefäß (Zelle), κίνἔω = antreiben, bewegen


Blut besteht aus zellulären (Blutkörperchen: ~40%) und extrazellulären Bestandteilen (Plasma: ~60%). Klinische Labortwerte gewinnt man hauptsächlich aus Plasma (bzw. Serum): Dieses enthält Substanzen, deren Konzentration Aufschluss über Aktivität und Zustand von Zellen und Organen gibt (Elektrolyte, Substrate, Metabolite, Enzyme, Hormone, Zytokine..). Großmolekulare Stoffe gelangen aus dem Interstitium hauptsächlich über die Lymphe in das Blut.

Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) transportieren mittels Hämoglobin Sauerstoff, weiße (Leukozyten) sind immunologisch, Blutplättchen (Thrombozyten) vor allem im Rahmen der Blutstillung aktiv.

Erythrozyten (~5 Millionen / µl Blut) machen den größten Teil des Volumenanteils der Blutkörperchen (Hämatokrit) aus. Sie werden unter dem Einfluss des in den Nieren gebildeten Hormons Erythropoetin im roten Knochenmark gebildet und bleiben für ~120 Tage in der Blutbahn, bevor sie abgebaut werden - Häm wird als Gallenfarbstoff ausgeschieden, Aminosäuren (aus Globin) und Eisen werden wiederverwertet.

Leukozyten (einige Tausend / µl Blut) befinden sich zum Großteil im Gewebe und nützen den Kreislauf nur vorübergehend als Transportweg. Im Differentialblutbild werden sie unterschieden als Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten: Diese haben jeweils immunologische Spezialfunktionen.

Thrombozyten (etwa 0,3 Millionen / µl Blut) entstehen aus Megakaryozyten im Knochenmark, sind für die Blutstillung unverzichtbar und kooperieren mit Leukozyten in der angeborenen Abwehr.



Übersicht Komponenten des Blutplasmas Blutbildung im Knochenmark Erythrozyten Blutbild

    Hämatokrit
    Blutsenkung

Praktische Aspekte       Core messages
  
Blut wird oft als ein "flüssiges Organ" bezeichnet, weil es vielfältige Funktionen erfüllt und trotz seines Zellreichtums fließen kann. Es besteht zu etwas weniger als die Hälfte seines Volumens aus Zellen ("Blutkörperchen"), der Rest ist eine als Blutplasma bezeichnete eiweißreiche extrazelluläre Flüssigkeit. Dementsprechend hoch ist in den Blutkörperchen der Kaliumspiegel, und im Blutplasma die Natriumkonzentration. Eine der vielen Besonderheiten ist die Tatsache, dass die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) des Menschen keinen Zellkern enthalten. Das verleiht ihnen die enorme Verformbarkeit in der Strömung, entsprechend der Flüssigkeitsschichte im Blutgefäß, in der sie sich gerade befinden - und damit eine erstaunlich niedrige Viskosität.
 
Blut ist ein Transport- und Immunorgan
 
Jede Minute bildet der Körper einer erwachsenen Person ~150 Millionen Erythrozyten und ~120 Millionen Granulozyten (s. weiter unten). Megakaryozyten liefern große Mengen an Blutplättchen nach.

    
Abbildung: Zusammensetzung des Blutes
Nach einer Vorlage bei Thibodeau / Patton, Anatomy & Physiology (6th ed), Mosby Elsevier 2007

Die Werte stellen Mittelwerte bzw. gerundete Referenzbereiche für gesunde erwachsene Personen dar.
 
Plättchenzahl 0,25-0,4 Millionen / µl, Leukozyten 5-9 tausend / µl.
 
Neutrophile 60-70%, Lymphozyten 20-25%, Monozyten 3-8%, Eosinophile 2-4%, Basophile 0,5-1% aller Leukozyten im Blut

Die Leber bildet die meisten Plasmaproteine, das Immunsystem Immunglobuline. Aus Organen und Geweben stammen Stoffe, die fortlaufend in den Kreislauf abgegeben werden; andere Stoffe werden aus dem Kreislauf entfernt.

   Blut ist ein Transportorgan. Es befördert Zellen ("Blutkörperchen") und Blutplasma und damit

      Wasser, und darin Stoffe, teils frei gelöst (wie Sauerstoff, Kohlendioxid, Elektrolyte, Glucose, Harnstoff, Aminosäuren, Proteine), teils an Protein gebunden (wie Lipide, Schilddrüsenhormone, Steroidhormone) - sie dienen Funktionen wie Ernährung, Immunabwehr, Blutgerinnung etc. Diese Stoffe übertragen auch
 
     Information (Hormone, Zytokine , Wachstumsfaktoren, Mediatoren; genetische Information)
 
     Weiters befördert das Blut Energie, die als Wärme über Haut und Schleimhäute an die Außenwelt abgegeben wird.
 
Komponenten des Blutplasmas
  

    Der Hämatokrit ist der volumenmäßige Anteil der Erythrozyten an einer Blutprobe.

Blut besteht zu

     ~40% aus Blutkörperchen (zellulärer Anteil des Blutes) - nomalerweise zum größten Teil durch Erythrozyten (Hämatokrit), nur zu einem sehr geringen Anteil (<1%) durch Leuko- (Leukokrit) und Thrombozyten,

     ~60% aus Blutplasma (proteinreiche extrazelluläre Flüssigkeit).

Leukozytenfilm: Nach dem Zentrifugieren einer Blutprobe hat sich zwischen der Plasma- und der Erythrozytensäule eine dünne weißliche Zellschicht gebildet - das sogenannte Buffy coat , das ist die Leukozytenschicht (Dichte bei 37°C etwa 1050 g/l) zwischen Plasma (ungefähr 1020 g/l) und Erythrozyten (1090 g/l). Das Volumen des buffy coat (Leukozyten und Thrombozyten) macht normalerweise weniger als 1% des gesamten Probenvolumens (Blutvolumens) aus.

Blutkörperchen bestehen zu 60-70% aus Wasser, Blutplasma zu 90%; die Feststoffe sind vorwiegend Eiweiße und Salze.
 

Abbildung: Molare Konzentration von Plasmainhaltsstoffen (insgesamt ~0,3 M)

Die molare Beteiligung der Plasmaproteine ist sehr gering (türkisfarbener Sektor), obwohl sie den Großteil der Masse gelöster Bestandteile ausmachen (großes Molekulargewicht!).
 
Der kolloidosmotische Druck beträgt 0,03 atm, der osmotische ~7,3 atm
 
  Zum Vergleich: Verteilung der Plasmabestandteile nach Masse s. dort


  Kommentierte Aufstellung der Massenkonzentrationswerte in Blut und Plasma (in g/ml, mit Referenzbereichen sowie altersabhängigen Unterschieden)
 
      Stoffaustausch: Blut tauscht mit dem Gewebe Flüssigkeit und darin gelöste Stoffe aus. Dazu ist eine entsprechende Austauschfläche erforderlich. Die Kapillarwände einer erwachsenen Person haben eine Gesamtoberfläche von ~300 m2; alle roten Blutkörperchen zusammen ~3000 m2.

(Würde man alle Erythrozyten eines Menschen aneinanderreihen, ergäbe sich eine Linie von ~190.000 km Länge - fast das 5-fache des Erdumfangs oder die halbe Strecke zum Mond.)

 
Blutplasma

 

mM g/l

mM g/l
Natrium 140-1503,75
Aminosäuren 2,4
 
Glutamat:
0,2-0,7

Kalium
4,40,16
Protein ~160-80
Calcium
2-30,1
Triglyzeride 1,5
(<2,3)
2
Magnesium
0,90,02
Cholesterin 5<2,2
Chlorid
102-1103,6
Phospholipide 2,5
Bicarbonat 24-271,6
Freie Fettsäuren 0,6
Phosphat 1-2
0,04
Laktat 1,5<0,2
Sulfat 0,5-1
0,02
Pyruvat 0,15<0,009
Glucose 
5
0,6-1,1
(nüchtern)
Citrat 0,15
Harnstoff 3-8
0,2-0,5
Ketonkörper
(nach nächtlichem Fasten)
0,02-0,270,002-0,028
  
Die feinsten Blutgefäße (Kapillaren, Venolen) lassen  Stoffe aus dem Blut ins Gewebe und aus dem Gewebe ins Blut übertreten. Die Durchlässigkeit (Permeabilität) der Kapillarwände bestimmt die Verteilung infundierter Stoffe; sie ist von Organ zu Organ sehr unterschiedlich, z.B. niedrig im Gehirn, hoch in der Leber. Große Moleküle bleiben länger in der Blutbahn, kleine (z.B. Kochsalz, Glucose) gelangen rasch ins Gewebe.

Zellen geben Signalstoffe, metabolische Endprodukte u.a. an das Interstitium ab. Von dort gelangen sie in Blutkapillaren oder werden mit dem Lymphsystem abtransportiert. Die Messung solcher Stoffe im Blut erlaubt eine diagnostische Aussage über Zustand und Funktion von Organen und Geweben. Bei Organschäden erhöht sich die Menge bestimmter Enzyme, die geschädigte Zellen verlieren. Entzündungen verändern das Plasmaeiweißmuster und beschleunigen die Blutsenkung.
 
Hämatopoese (Blutbildung)
s. auch dort

Jeden Tag werden mehr als 400 Milliarden Blutkörperchen neu synthetisiert. Pluripotente Stammzellen im roten Knochenmark (long-term hematopoietic stem cells, LT-HSCs) sind zu unlimitierter Selbsterneuerung fähig, spezialisierte Stammzellen (short-term hematopoietic stem cells, ST-HSCs) differenzieren weiter zu entsprechenden Vorläufern reifer Blutzellen ( BFU, burst-forming unitscolony-forming units CFU). Hämatopoetisch wirkende Zytokine nennt man colony stimulating factors.


Abbildung: Blutbildung im roten Knochenmark
Nach einer Vorlage bei Silverthorn, Human Physiology, an integrated approach, 4th Int'l ed. 2007, Pearson / Benjamin Cummings

Im roten Knochenmark teilen sich Stammzellen, die Tochterzellen bleiben teils im Stammzellpool, die anderen differenzieren sich zu reifen Blutzellen. Rote Pfeile: Hämatopoese, blaue Pfeile: Reifung von neutrophilen Granulozyten.
 
Aus hämatopoetischen Stammzellen entstehen alle Blutzellen (Erythro-, Lympho-, Granulo-, Monozyten, Makrophagen, Thrombozyten). Mesenschymale Stammzellen entwickeln sich zu Knorpel-, Knochen-, Fettzellen und Stromazellen, welche die Blutbildung unterstützen.
 
Mit intakter Zellmembran ausgekleidete Fragmente der Megakaryozyten separieren in der Blutbahn von der Mutterzelle und werden zu Blutplättchen (Thrombozyten).
 
Das Stroma besteht aus Kollagenfasern, extrazellulärer Matrix und fibroblastenähnlichen retikulären Zellen


Bei Bedarf kann die Neubildung von Blutkörperchen 10-20 fach (oder noch höher) ansteigen, angeregt durch Wachstumsfaktoren wie
 
     Erythropoetin (Erythrozyten),
 
     myeloide Wachstumsfaktoren (colony stimulating factors) / Interleukine (Leukozyten),
 
     Thrombopoetin und Interleukin 11 (Blutplättchen).

Blutbildung erfordert auch die Anwesenheit entsprechender Spurenelemente (Eisen, Kobalt, Kupfer) und Vitamine (Folsäure, Kobalamin, Pyridoxin, Askorbinsäure, Riboflavin).

Die meisten Blutkörperchen werden im roten Knochenmark nachgebildet (Schädelknochen, Beckenschaufel, Wirbelkörper, Brustbein, Teile der Extremitätenknochen), Lymphozyten in lymphatischen Geweben. Vorstufen sind in Präparaten von Knochenmarkpunktat zu finden. Aus einer Stammzelle können über 1000 fertige Blutkörperchen gebildet werden.

Wo befinden sich die Blutkörperchen? Etwa 90% der Leukozyten (vor allem Granulozyten) finden sich im Knochenmark, von wo sie durch Zytokine bzw. Komplementfaktoren mobilisiert werden können.

70% aller Lymphozyten sind in lymphatischen Organen geparkt, 10% im Knochenmark, 15% in übrigen Organen, nur ~5% "auf Patrouille" im Blut.

Erythrozyten befinden sich in der Blutbahn. Da das gesamte Blutvolumen (~5 l) durchschnittlich in 20-60 Sekunden einmal durch das kardiovaskuläre System gepumpt wird, ergibt sich (bei einer Lebensdauer von 100-120 Tagen), dass rote Blutkörperchen etwa 150.000 Umläufe durch den Kreislauf absolvieren, bevor sie aus dem Blut entfernt und abgebaut werden (vor allem in der Milz).

Als Zytokine bezeichnete Signalstoffe (ihre Konzentrationen im Blutplasma liegen unter Normalbedingungen im pikomolaren Bereich, können bei Bedarf um bis zu 3 Zehnerpotenzen ansteigen) regulieren Differenzierung, Teilung und Reifung der Zellen zu Erythro- (Erythropoetin), Leuko- (colony stimulating factors) und Thrombozyten (Thrombopoetin).
 
Rote Blutkörperchen transportieren Atemgase
 
Allgemeine Funktionen
Oxidationsschutz (Glutathion)  Blutgruppen   Erythrozytenabbau

Rote Blutkörperchen
(Erythrozyten) machen ungefähr 80-85% aller Zellen des Körpers aus (5 Liter Blut beinhalten etwa 2,5 x 1013 (25 Billionen) Erys; man schätzt, dass der Mensch 3 x 1013 Zellen enthält - je nach Gewicht, Alter, Geschlecht 2-4 x 1013). Ihre Aufgabe ist der Atemgastransport (bei körperlicher Ruhe werden rund je 0,3 Liter Sauerstoff und Kohlendioxid mit der Umgebung ausgetauscht, bei Belastung entsprechend mehr). Sie sind kernlos (was sie für die Passage enger Gefäße besonders flexibel macht), in ihrer Membran sind keine MHC-Moleküle nachweisbar.
 
Erythrozyten haben keine MHC-Moleküle
 

Abbildung: Erythropoese und der Lebenszyklus von Erythrozyten
Nach einer Vorlage bei Aaronson / Ward / Connolly, The Cardiovascular System at a Glance, 5th ed. Wiley Blackwell 2020
Die Bildung roter Blutkörperchen (Erythropoese) erfolgt im roten Knochenmark (beim Fetus in Leber und Milz). Sauerstoffmangel regt die Bildung des Glycoproteins Erythropoetin an; dieses stammt zum Großteil aus den Nieren (beim Fetus hauptsächlich aus der Leber)
 
  Zum Abbau des Hämoglobins s. unten


Die Erythropoese wird durch Erythropoetin angeregt und dauert jeweils etwa eine Woche (Stammzelle → Präerythroblast → Erythroblast → Normoblast → Retikulozyt → Erythrozyt). Eisen, Vitamin B12 und Folsäure sind zur Blutbildung notwendig.
 
        Über Erythroblasten und Eisenhaushalt s. dort
 
Rote Blutkörperchen müssen beim Weg durch die Blutgefäße beträchtliche Schubspannungen tolerieren ( s. Hämorheologie). Auch treten starke mechanische Belastungen durch äußeren Druck auf exponiertes Gewebe auf (z.B. in der Fußsohle beim Gehen → Hämolyse einiger Erythrozyten).

Die Membran der Erythrozyten ist vor allem für Chloridionen durchgängig; das Membranpotential beträgt nur etwa -10 mV.

Eine erwachsene Person produziert pro Tag 40-50 ml Blut nach, das entspricht (bei einem Hämatokrit von 0,4) der täglichen Neubildung von etwa 7 Gramm Hämoglobin oder 200-250 Milliarden roten Blutkörperchen.
 
Hämoglobinsynthese ~ 7 g/d
 
7 Gramm Hämoglobin enthalten knapp 100 Milligramm Eisen; dass der Mensch mit einer Eisenaufnahme von ~1-2 mg/d das Auslangen findet, zeigt, dass das Eisen im Körper fast vollständig wiederverwertet wird.
 

Abbildung: Erythrozytenmembran
Nach Lux SE IV, Anatomy of the red cell membrane skeleton: unanswered questions. Blood 2016; 127:187-99

Ein komplexes Netzwerk stabilisiert den Erythrozyten mechanisch bei seiner fortwährenden Belastung bei der Passage durch die Blutgefäße. Besonders auffallend ist ein aus Aktin und Spectrin bestehendes Faserwerk an der Innenseite der Membran. Ankyrin ist ein Protein des Zellskeletts, über das Spectrin an die Membran bindet.
 
Bande 3 ist ein Transporteiweiß und dient dem Chlorid-Bicarbonat-Austausch, Bande 4  stabilisiert die Verbindung zwisachen Aktin und Spektrin, und beeinflusst so mechanische Stabilität und Verformbarkeit des Erythrozyten.
 
Glykophorin (GPB)  ist ein stark glykosyliertes Membranprotein, das durch Sialinsäure eine starke Polarität des Erythrozyten bewirkt (gegenseitige Abstoßung, Stabilisierung der Zellsuspension im Blut). Das Zellskelett-Protein Spektrine bilden dreidimensionale Maschenwerke an der Innenseite der Eryhrozytenmembran und stabilisieren die Erythrozyten, was wegen der mechanischen Belastungen bei der Strömung durch die Gefäße notwendig ist.
 
Die funktionellen Implikationen sind Gegenstand der Forschung. Einige Proteine sind in niedriger Konzentration in den Molekülkomplexen vorhanden, wie Kell, Kx, CD44, CD47, DARC/Duffy, LW, Phosphofruktokinase, Aldolase, p55, Peroxiredoxin 2 (Prx2), Adduzin, Dematin. Die Ankyrin- und Aktin-Komplexe verändern sich in Zusammensetzung und Beweglichkeit.

CH, calponin homology - CH-Domänen binden Aktin    CH1 / CH2, aktinbindende β-Spectrin-Domänen    EF, Ca++-bindende EF-Domäne des α-Spectrin    F-Aktin, fädiges Aktin    GEC, glykolytischer Enzymkomplex    Glut1, Glucosetransporter  GPA, GPB, GPC/D, Glykophorin A, B, C / D    LW, Landsteiner-Wiener     RhAG, Rhesus-assoziiertes Glykoprotein


Ein molekulares "Verstärkungsnetz" in der Wand der Erythrozyten ( Abbildung) unterstützt deren mechanische Belastbarkeit. Zu diesem System gehören fadenförmige (Aktin, Spektrin) sowie Verankerungsmoleküle (Bande 4-Proteine, Ankyrin).
 
Erythrozyten sind für ihren Energiestoffwechsel - wie Gehirn und Nierenmark - auf Glucose angewiesen. Glucose gelangt mittels des Transporters GLUT1 durch die Ery-Membran. ATP benötigen Erythrozyten vor allem für den Ionentransport durch die Ery-Membran.

    Der Glucoseverbrauch der roten Blutkörperchen beträgt bei einer erwachsenen Person etwa 30 g/d.

Rote Blutkörperchen verfügen weder über Mitochondrien noch Zellkern und Ribosomen, und können daher nicht auf Sauerstoff zurückgreifen (kein Citratzyklus, keine Atmungskette); sie holen sich die Energie (ATP) anaerob aus der Glykolyse (90% des Glucoseverbrauchs der Erythrozyten). Das entstehende Laktat wird ins Blut abgegeben und kann von anderen Zellen (Leber, Muskel) in den oxidativen Stoffwechsel zurückgeschleust werden.
Etwa 10% der Ery-Glucose läuft nicht in die Glykolyse, sondern den Pentosephosphatweg. Auf diese Weise können Erythrozyten das Redox-Enzymsystem NADPH/H+ herstellen, was für die Regeneration von Glutathion wichtig ist. NADPH benötigen Erythrozyten auch für die Reduktion von S-S-Gruppen sowie für die Durchgängigkeit der Zellmembran für Natrium.

Erythrozyten lassen Wassermoleküle durch ihre Membran treten, wenn entsprechende osmotische Gradienten auftreten (z.B. im Nierenmark). Dazu sind sie mit Aquaporin-1-Kanälen ausgestattet (etwa 200,000 pro Zelle).

Glykolytische ATP-Gewinnung ist der einzige Weg, wie Erythrozyten ihren Energiehaushalt bestreiten und ATP-abhängige Ionenpumpen aktivieren. Störungen im Bereich glykolytischer Enzyme blockieren diesen Mechanismus, verhindern eine normale Ionenbilanz und führen zu unkontrolliertem Flüssigkeitseinstrom und Schwellung bis hin zu Hämolyse. Folge kann hämolytische Anämie sein.

Bei der Testung der osmotischen Resistenz werden Erythrozyten in hypotone Medien gebracht und untersucht, ab welchem osmotischen Gradienten Hämolyse erfolgt. Ohne Aquaporine in ihrer Membran würden die Erythrozyten nicht so rasch anschwellen, wie sie es bei dieser Probe tun.

      Über Carboanhydrase und die Beteiligung der Erythrozyten am Säure-Basen-Haushalt s. dort
 
Oxidationsschutz durch Glutathion

Erythrozten enthalten etwa 2 mM Glutathion, ein atypisches Tripeptid, das extraribosomal (und daher auch vom Erythrozyten) unter Verbrauch von ATP synthetisiert wird. Über die Thiolgruppe (HS-) können Elektronen abgegeben werden, der entstehende Wasserstoff kann dann oxidierte Moleküle reduzieren.

Das Glutathionsystem - Glutathion und Glutathion-Disulfid - dient als Oxidationsschutz für Ery-Membran, Hämoglobin und Enzyme. Es sorgt insbesondere dafür, Wasserstoffperoxid und Sauerstoffradikale unschädlich zu machen, die im Erythrozyten entstehen (hoher pO2 im Erythrozyten, daher Entstehung vieler Sauerstoffradikale), z.B. bei der spontanen Oxidation des Hämoglobins (Fe++) zu Methämoglobin (Fe+++).

Methämoglobin (MetHb) macht normalerweise <1% des Hämoglobingehaltes der Erythrozyten aus. Es kann Sauerstoff nicht binden ("funktionelle Anämie") und reduziert die O2-Transportkapazität des Blutes auch durch Linksverschiebung der Sauerstoffbindungkurve des verbliebenen normalen Hämoglobins.
 
Die Konzentration an Methämoglobin im Blut hängt vom Gleichgewicht seiner Bildung und seiner Rückführung zu Fe++-Hämoglobin ab; letzteres durch Aktivität der Methämoglobin-Reduktase (korrekte Bezeichnung Cytochrom-b5-Reduktase).
 
Methämoglobin ist nicht rot, sondern bräunlich / bläulich. Pulsoximeter missdeuten die Anwesenheit von MetHb als 85% Sauerstoffsättigung.
 
Zwei Mechanismen wirken im Sinne eines niedrigen MetHb-Spiegels: Das Glutathion / NADPH-System und das MetHb-Reduktase / NADH-System. Das selenabhängige Enzym Glutathion-Peroxidase verwandelt Wasserstoffperoxid in Wasser und lässt dabei Glutathion-Disulfid (G-S-S-G) entstehen. Dieses wird anschließend wieder zu Glutathion (GSH) zurückverwandelt (regeneriert) - das macht die Glutathion-Reduktase, die dazu wiederum NADPH/H+ benötigt:



Erythrozyten enthalten außerdem Superoxiddismutase (SOD) - das sind Enzyme, die - sehr reaktionsfreudige - Superoxide (Hyperoxide) zu Wasserstoffperoxid (H2O2) umwandeln.
 
Blutkörperchen haben antigene Eigenschaften, die in Blutgruppen zusammengefasst werden
 
Blutgruppeneigenschaften (Antigene): In der Membran der Blutkörperchen befinden sich verschiedenste Moleküle (Glykolipide, Proteine), die bei Übertragung auf einen Empfänger (Bluttransfusion) von dessen Immunsystem als fremd erkannt und attackiert werden können. Die antigenen Eigenschaften sind vor allem auf (Spender-) Erythrozyten bedeutsam, sie können zu klinisch relevanten Reaktionen (Transfusionszwischenfällen) führen: Aggregation und Verletzung der Erythrozyten - das Ergebnis ist Hämolyse (wie bei einer Typ-II-Reaktion).

Agglutinine: Die Antikörper, welche (nach vorangegangener Sensibilisierung) im Serum vorhanden sind, mit Blutgruppeneigenschaften reagieren und Erythrozyten verklumpen (agglutinieren) können, fallen in verschiedene Immunglobulin-Klassen. Die wichtigsten gehören zum AB0-System (IgM) und Rhesus-System (IgG). Nachdem diese Antikörper Blutkörperchen miteinander verbinden können, nennt man sie Hämagglutinine.

  
AB0-System Rhesus-System Blutgruppenvererbung

AB0-System

A und B sind Membraneigenschaften (
Epitope), die denen von Mikroorganismen im Körper ähnlich sind. Daher bildet der Körper bei Fehlen von A oder B, oder A und B auf den Blutkörperchen Antikörper (Klasse IgM, d.h. Pentamere mit 0,9 MD Molekülmasse), die eigentlich gegen antigene Eigenschaften auf Mikroorganismen gerichtet sind, aber auch Erythrozyten mit der entsprechenden Eigenschaft agglutinieren können. Diese Agglutinine sind vom Typ IgM und können die Plazentarschranke nicht passieren; daher spielen Unterschiede im AB0-System zwischen Mutter und Fetus kaum eine Rolle.
 

Abbildung: Schema zum AB0-System
Nach einer Vorlage bei Buzzle.com

Gegen Antigene, die nicht auf den eigenen Erythrozyten vorhanden sind, liegen im Plasma Antikörper (Hämagglutinine) vor


Also: Träger der Blutgruppe A bilden Anti-B, solche der Blutgruppe B bilden Anti-A; bei Blutgruppe AB werden weder Anti-A noch Anti-B gebildet, und bei Blutgruppe Null sind beide Agglutinine im Serum enthalten.

Da bei gruppenungleichen Bluttransfusionen Erythrozyten mit Agglutinogenen (A, B) von entsprechenden Agglutininen im Plasma des Empfängers verklumpt werden, kann im Notfall (d.h. in lebensbedrohlichen Situationen, in denen keine passenden Blutkonserven verfügbar sind) Blut der Gruppe Null als "Universalspender" (universal donor) verwendet werden (keine AB-Antigene auf den Erythrozyten, die Agglutinine A und B werden im Kreislauf des Empfängers stark verdünnt und führen kaum zu Agglutination der Erythrozyten des Empfängers).

Umgekehrt kann in einer solchen Notsituation auf AB-positive Menschen Blut beliebiger AB0-Konstellation übertragen werden, da diese keine AB-Agglutinine in ihrem Blutplasma haben (Blutgruppenträger AB als "Universalempfänger")
(universal recipient).

Bezüglich der Vererbung der Blutgruppeneigenschaften muss man wissen, dass die Allele A und B (Erythrozyten) kodominant sind (beide gleichzeitig exprimiert werden können), während sie sich der Eigenschaft "H" (0) gegenüber (HH: Blutgruppe 0) dominant verhalten.
 
Ein Allel ist eine (von meist zwei: mütterlich, väterlich) Form eines Gens. Eine heterozygozte Person verfügt über zwei unterschiedliche Allele eines betreffenden Gens.

Es gilt also:

     Bei Blutgruppe A (Phänotyp) kann der Genotyp A0 oder AA sein  (Serum enthält Anti-B). Häufigkeit in Mitteleuropa: 42-47% (Deutschland 43%). Das A-Allel findet sich häufig (>30%) bei Bewohnern von Teilen Nordeuropas, Nordamerikas und Südaustraliens, selten (<5%) in Mittel- und Südamerika

     Bei Blutgruppe B (Phänotyp) kann der Genotyp B0 oder BB sein  (Serum enthält Anti-A). Häufigkeit in Mitteleuropa: 8-12% (Deutschland 11%). Das B-Allel findet sich relativ häufig (>20%) bei Bewohnern weiter Teile Asiens, selten (<5%) in Nord- und Südamerika und Australien

     Bei Blutgruppe AB (Phänotyp) lautet der Genotyp AB  (Serum enthält keine AB0-Agglutinine). Häufigkeit in Mitteleuropa: 3-5% (Deutschland 5%)

     Bei Blutgruppe 0 (Phänotyp) lautet der Genotyp 00  (Serum enthält Anti-A und Anti-B). Häufigkeit in Mitteleuropa: 40-47% (Deutschland 41%). Dieser Genotyp überwiegt in allen Teilen der Welt, insbesondere Mittel- und Südamerika (>90%), Nordamerika (60-100%), am wenigsten in Mittel- und Osteuropa, Zentralasien (40-60%)
 
Erythrozyten der Gruppe 0 (Null) sind im AB0-System nicht agglutinierbar ("Universalspenderblut" der Gruppe 0). Null-Blut enthält aber Isoagglutinine A und B im Plasma, das Erythrozyten anderer Gruppen (A, B, AB) agglutinieren würde
 
Blut der Gruppe AB enthält weder Isoagglutinine A noch B im Plasma und agglutiniert daher weder A- noch B-positive Erythrozyten, sollten solche transfundiert werden (AB-"Universalempfänger
")

A- und B-Isoagglutinine sind Immunglobuline vom Typ IgM (pentamer) und können die Plazentarschranke normalerweise nicht überwinden

Blutgruppenvererbung: Das Allel 0 (H) ist gegenüber A und B rezessiv. Die Allele A und B sind kodominant (Blutgruppe AB!)

 

Rhesus-System

Im
Rhesus-System spielen insgesamt etwa 50 (ähnlich aufgebaute) potentiell antigen wirkende Proteine eine Rolle, die wichtigsten haben die Abkürzung c, C, D, e und E erhalten (in alphabetischer Fortsetzung von A und B).

Ist der
Faktor D (RhD-Protein) auf den Erythrozyten nachweisbar, nennt man die betreffende Person Rhesus-positiv, abgekürzt Rh(D)+, Rh+, Rh oder auch (entsprechend dem Genotyp) Dd (dD), oder DD. Fehlt der Faktor D, ist die Person Rhesus-negativ - abgekürzt Rh(d), Rh−, rh oder dd.

rhesus-negative Menschen bilden normalerweise keine (präformierten) Rh-Antikörper

Wird aber eine rh-negative Mutter zum zweiten Mal mit einem Rh-positiven Kind schwanger, kann es zu Rhesusinkompatibilität und hämolytischer Anämie beim Kind kommen

Das Merkmal D ist dominant gegenüber d (Dd bedeutet Rhesus-Positivität)

Eine homozygot-positive Person (DD) bekommt immer Rhesus-positive Kinder

Eine heterozygot
-positive Person (Dd) kann mit einem rhesus-negativen Partner (dd) sowohl Rhesus-positive (Dd) als auch rhesus-negative Kinder bekommen (Wahrscheinlichkeit jeweils 50%)
 
Überträgt man Rhesus-positives Blut auf einen rhesus-negativen Empfänger, hat das in der Regel keine Ery-Agglutination zur Folge - zumindest, wenn der Empfänger nicht schon durch eine vorherige Exposition gegenüber dem Faktor D sensibilisiert wurde. Allerdings führt diese Fehlinfusion zur Sensibilisierung des Empfängers, und eine allfällige spätere Transfusion mit Rh+-Blut würde zu einem entsprechenden Zwischenfall führen.

Ein Sonderfall sind mögliche Reaktionen während einer Schwangerschaft in Bezug auf Erythrozyten des Kindes in utero (Rhesus-Inkompatibilität). Die häufigste Ursache für die Bildung von Rhesus-Antikörpern bei rhesus-negativen Frauen (in Mitteleuropa ~15% aller Frauen) ist nicht eine Bluttransfusion, sondern eine Schwangerschaft mit einem Rh-positiven Kind: Spätestens bei der Entbindung gelangen D+-Erythrozyten in den mütterlichen Kreislauf und bewirken (falls keine rechtzeitige Prophylaxe erfolgt) Sensibilisierung und Bildung von Anti-D-Antikörpern.

Die Rhesusprophylaxe besteht aus der Gabe von maskierenden Antikörpern gegen D, d.h. sie binden an das Rhesus-Antigen und verhindern dadurch dessen Erkennung durch B-Lymphozyten, die Spezifität gegen "Rhesus" aufweisen.

Anti-D-Antikörper gehören zur IgG-Familie und überqueren die Plazentarschranke. Sie können daher bei einer nächsten Rhesus-inkompatiblen Schwangerschaft das fetale Blut hämolysieren, was dem Fetus schaden oder sogar sein Absterben bewirken kann.

Blutgruppenabhängige Inkompatibilität zwischen Mutter und Kind spielt überwiegend im Rhesus-System eine Rolle. Das AB0-System fällt kaum ins Gewicht, weil die Antikörper zum Typ IgM gehören und die Plazentarschranke nicht überwinden.
 
Vererbung von Blutgruppenfaktoren
  
Im ABO-System vererben sich die Eigenschaften über ein einziges AB0-Gen, das eine Glykosyltransferase codiert und damit den Kohlenhydratanteil des betreffenden Erythrozyten-Antigens modifizieren kann.
 

Abbildung: Blutgruppenvererbung im AB0-System
Nach einer Vorlage bei Wikipedie

Beispiel: Vater Blutgruppe A, Mutter B (beide mischerbig). Die Kinder haben mit jeweils 25% Wahrscheinlichkeit die Blutgruppen A, B, AB oder Null


Das Gen liegt in Form eines von drei möglichen Allelen vor: i, IA oder IB ("I" für Isoagglutinogen).

Das Produkt von i ist die (so gut wie nicht antigene) Eigenschaft 0 (H), das von
IA die Eigenschaft A und das von IB die Eigenschaft B.

Das Gen liegt - auf dem langen Arm des Chromosoms 19 - doppelt vor, ein Allel stammt von der Mutter und eines vom Vater.

Demnach verfügt jeder Mensch über eine Zweierkombination von AB0-Genen.

IA und IB sind kodominant; die Eigenschaften A und B können gleichzeitig realisiert werden.

IA und IB verhalten sich dominant gegenüber i.

Daraus ergeben sich folgende Möglichkeiten:

Genotyp
Phänotyp
(Blutgruppe)
i i
0 (H)
i IA A
IA IA A
i IB B
IB IB B
IA IB AB

Im Rhesus-Blutgruppensystem spielt die Vererbung der Eigenschaft D die Hauptrolle. Sie wird über ein Gen (RHD-Gen) auf dem kurzen Arm des Chromosoms 1 übertragen; hier gibt es verschiedene mögliche Allele, vereinfacht können diese als "D" oder "d" eingeteilt werden, wobei sich D dominant gegenüber d verhält.

Demnach haben rhesus-negative Eltern definitiv rhesus-negative Kinder (Genotyp dd), denn sie können beide die Eigenschaft D (die zur Expression des RhD-Proteins führt) nicht übertragen haben (beide dd) - sonst wäre mindestens ein Elternteil Rhesus-positiv (Dd oder DD).

Andere Blutgruppensysteme: Neben AB0 und Rhesus existieren zahlreiche (über 30) weitere Blutgruppensysteme, Inkompatibilitäten in ihrem Rahmen können in Einzelfällen klinisch bedeutsame Situationen bedingen. Die Systeme betreffen jeweils eigene Antigene (1 bis ~50 je System).


1901 entdeckte der Österreicher (ab 1929 US-Bürger) Karl Landsteiner ein System, das die Agglutination von Spendererythrozyten in Empfängerplasma erklärt (Publikation: "Über die Agglutinationserscheinungen normalen menschlichen Blutes"). Das System wurde nach den ersten Buchstaben im Alphabet als A-B-Null-System bezeichnet. 1930 erhielt er "für die Entdeckung der Blutgruppen des Menschen" den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. 1937 entdeckte er zusammen mit dem Amerikaner Alexander S. Wiener den Rhesus-Faktor.

Erythrozytenabbau
vgl. dort

Werden Erythrozyten beschädigt bzw. erreichen sie ein Alter von 100-120 Tagen, werden sie durch Makrophagen in Milz und Leber abgefangen und hämolysiert. Frei werdendes Hämoglobin wird durch einen Hämoglobintransporter (CD163) abgefangen und alleine oder als Komplex mit Haptoglobin weiter befördert. CD163 wird nur von Monozyten / Makrophagen produziert.
 

Abbildung: Abbau des Häms zu Urobilin und Stercobilin
Kombiniert nach Panini SR, Medical Biochemistry, 2nd ed. 2021 (Thieme); und Klei TR, Meinderts SM, van den Berg TK, van Bruggen R: From the Cradle to th Grave: The Role of Macrophages in Erythropoiesis and Erytherophagocytosis. Front Immunol 2017
Makrophagen erkennen über mehrere Rezeptorsysteme gealterte / funktionsuntüchtige Erythrozyten in Milz und Leber, binden und phagozytieren sie. Aus dem Hämoglobin der Erythrozyten trennen die das Häm vom Proteinanteil, Hämoxydase oxydiert dieses zu Biliverdin (zweiwertiges wird zu dreiwertigem Eisen, dieses wird recycelt; beim Aufbrechen einer Brücke zwischen zwei Pyrrolringen wird CO frei). Biliverdin wird durch Wirkung der Bilirubinreduktase zu Bilirubin. Dieses gibt der  Makrophage an die Blutbahn weiter, über die es - reversibel an Albumin gebunden - zur Leber gelangt.
 
Die Leber nimmt Biliverdin auf und macht es wasserlöslich - zum Großteil durch doppelte Glucuronierung (UDP = Uridin-Diphosphat, GlcA = Glucuronsäure). Leberzellen scheiden das Bilirubindiglucuronid in das Gallensystem aus, Galle gelangt in den Dünndarm; hier verwandeln bakterielle Enzyme Bilirubindiglucuronid zu Urobilinogen.
 
Urobilinogen wird im Darm resorbiert und kann von der Leber wiederverwendet werden. Ein Teil gelangt über den Blutkreislauf zu den Nieren, wird hier zu Urobilin oxidiert und mit dem Harn ausgeschieden (1-2 mg/d). Der Großteil des Urobilinogens verbleibt im Darm, wird hier durch bakterielle Enzyme zu Sterkobilin, welches mit dem Stuhl ausgeschieden wird (40-280 mg/d).
 
Gallenfarbstoffe haben unterschiedliche Farben: Häm erscheint lila, Biliverdin grünlich, Bilirubin rötlich-orange; Urobilinogen ist farblos, Urobilin gelblich (Farbe des Harns), Stercobilin rötlichbraun (Farbe des Stuhls)


Makrophagen spielen für Entstehung, Freisetzung, Reparatur und Abbau roter Blutkörperchen an verschiedenen Stellen des Körpers eine entscheidende Rolle. Sie helfen nicht nur bei der Differenzierung der Erythrozytenvorstufen im roten Knochenmark (Steuerung der Erythropoese) und reparieren nach deren Freigabe in den Kreislauf auftretende Schäden vorbeiströmender Erythrozyten in der Milz, sondern phagozytieren - nach rund vier Monaten Zirkulation jedes Ery - schließlich "ausgediente" rote Blutkörperchen in Milz und Leber mittels mehrfacher Rezeptorinteraktion und spalten Hämoglobin zum Globinanteil (dessen Aminosäuren wiederverwertet werden) und Häm auf.

Das Häm wird mittels einer Hämoxygenase (HO - beim Menschen mehrere Isoformen) weiter abgebaut, dabei entstehen (
Abbildung)
  Bilirubin / Biliverdin,
  dreiwertiges Eisen (Fe3+) sowie
  Kohlenmonoxid (das wiederum stark an Hämoglobin bindet. 1% des zirkulierenden Hämoglobins enthält CO, dies ist die einzige physiologische Quelle von Kohlenmonoxid im Blut).

Hämoxygenase kommt überall im Körper vor, sie ist aber in Milz, Leber und Nieren am stärksten aktiv. Sie unterliegt dem Einfluss mehrerer Rückkopplungsfaktoren; so können sowohl Häm als auch Metallionen die Synthese von Hämoxygenase bis zu hundertfach steigern.

Frei gewordenes
Fe3+ wird vom Makrophagen an seiner Zellmembran an das Glycoprotein Transferrin übertragen. Dieses bindet das Eisen reversibel mit sehr hoher Affinität und transportiert es durch den Kreislauf. Die Transportkapazität ist gering (4 mg, etwa 0,1% des gesamten Eisenpools im Körper), aber die Übertragungsrate auf Abnehmer des Eisens (rotes Knochenmark) hoch (etwa 1 mg/h).

Geschwindigkeitsbestimmend ("indirektes"
"direktes" Bilirubin) ist die Uridin 5'-Diphospho-Glucuron(os)yltransferase (UDP-GT) in der Leber - diese übernimmt die Glucuronierung des Bilirubins und damit etwa 80% der Produktion löslicher Gallenfarbstoffe (10% werden sulfatiert, 10% anders löslich gemacht). Neugeborene verfügen noch über eine sehr geringe UDP-GT-Aktivität und neigen deshalb einige Tage nach ihrer Geburt zu Gelbsucht (icterus neonatorum).

Die Bestimmung zellulärer Blutbestandteile wird als Blutbild bezeichnet

Zum "Kleinen Blutbild" zählen: Zahl der Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten pro Liter bzw. µl Blut; Hämoglobinkonzentration, Hämatokrit, MCV (Ery-Volumen in µl), MCH (Ery-Hämoglobinmenge in pg) und MCHC (Hämoglobinkonzentration in den Erythrozyten in g/l).

Verringerte Erythrozyten- bzw. Hämoglobinmasse im Blut (Anämie) reduziert die Sauerstofftransportkapazität
 
     Verringerte Leukozytenzahl reduziert die immunologische Kapazität des Blutes
 
     Verringerte Thrombozytenzahl reduziert die Hämostasekapazität bzw. das Gerinnungsvermögen


 
Rotes Blutbild Hämolyse Blutsenkung Weisses Blutbild Blutplättchen
 

Abbildung: Herstellung eines Blutausstrichs (blood smear)
Nach Torrone P, Examination of a mammalian blood smear. Make: Nov. 29, 2006

Der Blutstropfen wird am Objektträger ausgestrichen (Bild) und gefärbt, die Leukozyten können so befundet werden.
 
Im  klinischen Labor erfolgt die Differenzierung / Zählung meist automatisch -
s. dort    

Rotes Blutbild

Alle die Erythrozyten betreffenden klinischen Kennzahlen gehören zum "roten Blutbild" (hemoglobin, hematocrit, red blood cell indices). Rote Blutkörperchen des Menschen haben keinen Zellkern und (bis auf junge Erys, die raues endoplasmatisches Retikulum aufweisen - daher "Retikulozyten") auch keine Zellorganellen. Sie enthalten eine hohe Konzentration an Hämoglobin, das sie zum Transport großer Mengen Sauerstoff befähigt - den sie aber nicht oxidativ nützen (rote Blutkörperchen sind die einzigen Zellen im Körper, die für ihren Energiestoffwechsel ausschließlich Glucose verwenden, und zwar glykolytisch).
 

Abbildung: Erythrozyten werden entsprechend ihrer Strömungsumgebung deformiert
Nach Lazaro GR, Hernandez-Machado A, Pagonabarraga I. Rheology of red blood cells under flow in highly confined microchannels. Soft Matter 2014; 10: 7195-206

Durch Annahme einer - durch das parabelförmige Strömungsprofil des Blutplasmas vorgegebenen - "Pfeilspitzenform" in engen Gefäßen können rote Blutkörperchen (die im Ruhezustand einen Durchmesser von etwa 7 µm haben - Diskozyten, unten) durch enge Kapillaren - bis zu 3 µm Durchmesser - strömen (oben).
 
Blauer Pfeil: Stärkste Strömung im Gefäß (üblicherweise zentral)
 
  Vgl. Hämorheologie
 
         Zum roten Blutbild (Untersuchung der roten Blutkörperchen) gehören u.a. Erythrozytenzahl, Hämatokrit, Hämoglobinkonzentration:

  Erythrozyten im Vollblut
~5 Millionen / µl Kapillarblut
Frauen 4,1-5,1 - Männer 4,5-5,9
Erniedrigt:
Nach starken Blutungen (Plasmavolumen erholt sich schneller - Flüssigkeitsnachstrom aus dem Interstitium -, das senkt den Erythrozytenanteil am Blutvolumen)
Beim intensivem Krafttraining (längerfristig - Plasmavolumen wächst rascher als Eryvolumen)
Schwangerschaft (Plasmavolumen wächst rascher als Eryvolumen)


  Hämatokrit (Anteil der Erythrozyten am Volumen der Blutprobe)
~0,44 (44%)
Frauen 0,38-0,48 - Männer 0,40-0,53
Erniedrigt:
  Nach starken Blutungen (Plasmavolumen erholt sich schneller)
  Beim intensivem Krafttraining (Plasmavolumen wächst rascher als Eryvolumen)
  Schwangerschaft (Plasmavolumen wächst rascher als Eryvolumen)
 

Abbildung: Erythrozytenmembran (Innenseite)
Nach einer Vorlage in Boron / Boulpaep, Medical Physiology, 1st ed. Saunders 2003

Vereinfachtes Modell (Wissensstand etwa um 2000). Vgl. Abbildung oben

  Hämoglobin im Vollblut
~150 g/l Blut
Frauen 123-153, Männer 140-175
Erniedrigt:
  Nach starken Blutungen (Plasmavolumen erholt sich schneller)
  Beim intensivem Krafttraining (Plasmavolumen wächst rascher als Eryvolumen)
  Schwangerschaft (Plasmavolumen wächst rascher als Eryvolumen)

  Altersabhängigkeit s. dort


  Mittlerer Erythrozytendurchmesser
7-8 µm
Die statistische Verteilung der Erythrozytendurchmesser einer Blutprobe wird als Price-Jones'sche Kurve bezeichnet.
Diese lässt nicht nur die Größenverteilung erkennen, sondern auch, ob die Probe mehrere Ery-Populationen enthält (Mehrgipfligkeit der Verteilungskurve)

  Mittleres Erythrozytenvolumen
(MCV = mean corpuscular volume)
~90 fl (=Femtoliter =10-15 l)
Referenzbereich 80-96


"Normozytär" bedeutet: [MCV] im Normbereich
 
[MCV] erniedrigt: mikrozytäre
Veränderung
[MCV] erhöht: makrozytäre Veränderung

Über das SI-System (Präfixe und Einheiten)  s. dort

  Mittlere Hämoglobinmenge pro Erythrozyt
(MCH = mean corpuscular hemoglobin):
30 pg (10-12 g) / Erythrozyt
Referenzbereich 28-33
 
Der MCH ist leicht errechnet: Hämoglobinkonzentration / Erythrozytenzahl (bezogen auf dasselbe Volumen)
 
"Normochrom" bedeutet: [MCH] im Normbereich
 
[MCH] erniedrigt: hypochrome Veränderung
[MCH] erhöht: hyperchrome Veränderung
  
  Mittlere Hämoglobinkonzentration in der Erythrozytenfraktion
(MCHC = mean corpuscular hemoglobin concentration)
~340 g / l Erythrozyten
Referenzbereich 330-360

Berechnung MCHC:
Hämoglobinkonzentration / Hämatokrit



  Anteil an Retikulozyten (jungen Erythrozyten)
0,5-2% der Erys (25-75 Tausend/µl)

Die Retikulozytenzahl spiegelt die Erythropoeseleistung des Knochenmarks wider und steigt z.B. (kompensatorisch) bei hämolytischen Anämien

 
Hämolyse
 


Abbildung: Plasmafarbe und Hämolysegrad
Nach Brunel V, Larson T, Peschanski N, Cauliez B. Evaluation of haemolysis in emergency department samples requesting high sensitivity troponin T measurement. Ann Clin Biochem 2012; 49: 509-10

Je höher der Hämoglobinanteil im Plasma (Hämolyse), desto intensiver dessen Rotfärbung (nach rechts steigend).
 
Links: Keine Hämolyse. Obere Säule: Plasma bernsteinfarben, ohne Beimengung von Hämoglobin; unten: abzentrifugierte Erythrozyten


Hämolyse: Wird Blut mechanisch unter Druck gesetzt (z.B. beim Gehen in der Fußsohle) oder unsanft abgenommen (starker Unterdruck durch ungeduldiges Ziehen am Spritzenstempel), kommt es zur Zerstörung einiger Erythrozyten (mechanische Hämolyse), es tritt Hämoglobin aus und gelangt ins Plasma (freies Hämoglobin). Der Anteil an Hämoglobin im Plasma steigt dadurch messbar an.

Bei intensiver Hämolyse färbt sich das Blutplasma rötlich - bei geringem Hämolysegrad ist dies nicht mit freiem Auge sichtbar (nur spektrophotometrisch), bei intensiverer Beschädigung ist der Effekt deutlich zu erkennen ( Abbildung).

    Osmotische Resistenz der Erythrozyten: Widerstandsfähigkeit gegen osmotische Zerstörung (Hämolyse) in hypotonen (verdünnten) Salzlösungen: Bis 180 mmol (isotone Flüssigkeit hat ~290 mmol)

Spektrine stabilisieren Zellen, indem sie penta- oder hexagonale Stüchgitter an der Innenseite der Zellmembran bilden. Wenn Erythrozyten aufbrechen (Hämolyse), tritt Hämoglobin aus, in den verbleibenden (hämoglobinlosen) Zellresten finden sich Spektringitter (spectre: Geist, Gespenst, "Blutschatten").
 
Blutsenkung
 
     Blutsenkungsreaktion (BSR, Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit nach Westergren, Erythrocyte sedimentation rate, Wintrobe ESR, Abbildung) nennt man die Bestimmung der Sinkgeschwindigkeit roter Blutkörperchen bei 20-22°C in Citratblut (80% Blut, 20% 3,8%-ige Natriumzitratlösung) in einem Plastik- (Monovette) oder Glasrohr mit 200 mm-Graduierung.


Abbildung: Blutsenkung

Schwarzer Pfeil: Befüllung auf Nullmarke; roter Pfeil: Serum-Ery-Grenze nach z.B. einer Stunde (Position gibt Senkungswert an, in diesem Fall "5")

Rote Blutkörperchen haben aufgrund ihrer Dichte (~1090 g/l bei Körpertemperatur), die höher ist als die von Blutserum (~1020 g/l), die Tendenz, zu sedimentieren, werden aber durch das an ihnen vorbeiströmende (aufsteigende) Blutplasma bei der Sedimentation abgebremst. Das quantitative Muster an Plasmaproteinen bestimmt die Geschwindigkeit des Vorganges.

Mit einem Membranpotential von etwa -10mV (Zeta-Potential) wird durch elektrostatische Abstoßung eine Aggregation verhindert und die Erythrozyten halten sich gegenseitig in Suspension.


Normale Blutsenkungswerte

Nach Gressner / Arndt, Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik, 2. Aufl. 2013

20-50 Jahre
>50 Jahre
Frauen
≤ 20 mm/h
≤ 30 mm/h
Männer
≤ 15 mm/h
≤ 20 mm/h
 
Die Aussage des Messwertes nach einer Stunde wird durch eine Ablesung nach 2 Stunden (früher üblich) nicht weiter erhöht.

Dysproteinämien können dieses Potential abschwächen und die Senkung dadurch beschleunigen - insbesondere durch Fibrinogen, Immunglobuline u.a. Solche Stoffe treten bei Entzündungsvorgängen vermehrt im Blut auf (Akutphasenproteine). Sie fördern die Aneinanderlagerung der Erythrozyten und erhöhen so die Teilchengröße - dadurch beschleunigt sich die Blutsenkung, entsprechend dem Stokes-Gesetz : Die Reibungskraft ist proportional dem Produkt aus Partikelradius x Partikelgeschwindigkeit x Viskosität der Flüssigkeit.

Akutphasenproteine steigern die Blutsenkungsgeschwindigkeit
 
Weißes Blutbild 
 

"Weiße" Blutkörperchen (Leukozyten) sind auf ständiger Patrouille durch den Organismus auf der Suche nach, und im Kampf gegen Infektionserreger(n). Dazu nutzen sie das Blut- und Lymphgefäßsystem. Man klassifiziert sie nach morphologischen (Kernform, allfällige Granula) und funktionellen Merkmalen. Einige dieser Zellen attackieren Pathogene direkt, andere sezernieren Stoffe, die sich im Körper verteilen. Die einen agieren unabhängig (z.B. NK-Zellen), die anderen setzen auf Kooperation (z.B. T-Helferzellen). Leukozyten können - im Rahmen angeborener oder adaptiver Abwehr - phagozytieren, Zytokine sezernieren, oder auf andere Weise Immunfunktionen ausüben.

Alle Leukozyten - die sehr unterschiedliche Lebenszeiten haben - stammen von Stammzellen ab, die im roten Knochenmark - im Rahmen der Hämatopoese - für Nachschub sorgen. Die Neubildungsrate von weißen entspricht etwa der von roten Blutkörperchen; dennoch ist die Leukozytenzahl im Blut um drei Zehnerpotenzen geringer als die Erythrozytenzahl. Das liegt daran, dass sich die meisten Leukozyten nicht im Blut, sondern im Gewebe befinden. Dazu kommt ihre Lebensdauer (
Granulozyten: einige Tage; Lymphozyten: Tage bis Jahre).

Das weiße Blutbild umfasst Leukozytenzahl und Differentialblutbild:

  Leukozyten im Vollblut
4 bis 11 Tausend/µl
 
Neutrophile Eosinophile Basophile Mastzellen Lymphozyten Monozyten

Homöostase: Wie sich die Zahl der Leukozyten im Kreislauf insgesamt reguliert, ist noch nicht vollständig geklärt. Eine Rolle spielt sicher die Verfügbarkeit von Ressourcen und wachstumsanregenden Faktoren, zu denen u.a. Zytokine, für Lymphozyten auch die Anregung durch entsprechende Antigene (klonale Selektion) gehört.



Abbildung: Diapedese (Extravasation)
Nach Schnoor M, Parkos CA. Disassembly of endothelial and epithelial junctions during leukocyte transmigration. Front Biosci 2008; 13: 6638-52

Leukozyten treten aus dem Blutstrom aus (gut untersucht) und dringen durch epitheliale Grenzschichten (Mechanismus weniger klar). Die Passage der Leukozyten durch den parazellulären Raum (Matrix) erfordert multiple adhäsive Interaktionen und die Sekretion verschiedener Matrix-Metalloproteasen (MMPs).
 
Die Abbildung deutet die Ligand- Rezeptor- Interaktion zwischen Leukozyten und Epithel an, sowie die Anwesenheit eines decay-accelerating factor (DAF) an der apikalen Membran der Epithelzellen - dieser erleichtert die Ablösung von Neutrophilen vom Epithel.

    Näheres s. dort


     Differentialblutbild: Darunter versteht man die relative Häufigkeit (alle Leukos im Blutausstrich = 100%) von

      Granulozyten
~65% (35-85%) aller Leukozyten im Blut

Nach der Form des Chromatins im Zellkern unterscheidet man

     stabkernige Granulozyten (bis 5% aller Leukozyten, bei Säuglingen und Kindern bis 10%); Stabkernige sind junge neutrophile Granulozyten mit einem stab- bis hufeisenförmigen Zellkern. Erhöhte Werte finden sich z.B. bei Entzündungsprozessen und Infektionskrankheiten ("Linksverschiebung")

     segmentkernige Granulozyten; diese machen den Großteil der Neutrophilen aus. Sie haben ein gelapptes Chromatin und sind voll entwickelt. Bei reduzierter Neubildung von Granulozyten erhöht sich der Anteil der Segmentkernigen im Blut ("Rechtsverschiebung")
Die Bedeutung der Granulozyten ist enorm: Agranulozytose (< 500 Neutrophile / µl Blut) bedingt stark erhöhtes Infektionsrisiko und kann Sepsis bedingen (Chemotherapie: Tumortherapie-Komplikation).
 
Granulozyten enthalten Granula, die Amine (darstellbar mit basischen Farbstoffen), basische Proteine (saure Farbstoffe bzw. Eosin) oder beides enthalten ("neutrale" Färbung). Dementsprechend unterscheidet man
 
Neutrophile Granulozyten
 
40-75% der Leukozyten. Entsprechend der Vielgestaltigkeit ihres Kerns (2-5 Segmente) spricht man auch von polymorphkernigen Zellen (PMN, polymorphonuclear cells). Neutrophile Granulozyten phagozytieren Mikroorganismen, sie sind effektiv wirksam gegen bakterielle und Pilzinfektionen. Ihre biologische Halbwertszeit im Kreislauf beträgt ungefähr 7 Stunden. Dementsprechend gelangen pro Tag mehr als 1011 neu gebildete Neutrophile in die Blutbahn; die Reifung vom Metamyelozyten zu stab- bzw. segmentkernigen Neutrophilen dauert etwa 2 Wochen.
 
Nach der Phagozytose von Bakterien, bei der sie ihre Lysosomen einsetzen, gehen Neutrophile zugrunde (Eiterbildung). Sie dominieren frühe Entzündungsstadien, ein Anstieg der Neutrophilenzahl im Blut signalisiert oft eine akute Infektion.

  Neutrophile Granulozyten
2500-7500 / µl Blut
40-75% aller Leukozyten im Blut

  Zu neutrophilen Granulozyten s. auch dort
  
 
Abbildung: Leukozyten
Nach einer Vorlage in Doan / Lievano / Swanson-Mungerson / Viselli, Immunology (3rd ed). Lippincott Illustrated Reviews, Wolters Kluwer 2022

Granuläre Leukozyten enthalten in ihrem Zytoplasma deutlich darstellbare körnige Einschlüsse (Granula, links - daher "Granulozyten" mit unterschiedlicher Anfärbbarkeit), agranuläre nicht (rechts).
 
Lymphozyten schließen B-, T- und NK-Zellen ein. Antikörper produzierende B-Zellen nennt man Plasmazellen. Monozyten können phagozytieren, im Gewebe nennt man sie Makrophagen.
 
Dendritische Zellen sind Phagozyten mit zahlreichen astförmigen Verzweigungen des Zytoplasma, man findet sie im Gewebe vor allem dort, wo Mikroben vorkommen (z.B. Haut, Lunge, Gastrointestinaltrakt)


   Eosinophile Granulozyten
  
Eosinophile Granulozyten - normalerweise 1-5% der Leukozyten im Blut - spielen eine besondere Rolle bei der Abwehr von Parasiten und können allergische Reaktionen auslösen. Die Effektorfunktionen inkludieren Degranulierung mit Freisetzung von basischen Proteinen (MBP: major basic protein; ECP: eosinophil cationic protein), Sauerstoffradikalen (ROS: Reactive oxygen species) wie Superoxide, Peroxide und Hypobromit; ferner Eikosanoiden, Elastase und anderen Enzymen (diese Stoffe greifen die Zellwand von Parasiten an), Wachstumsfaktoren und Zytokinen.

  Eosinophile Granulozyten
40-400 / µl Blut (Eosinophilie ab 1500/µl)
1-6% aller Leukozyten im Blut

  Zu eosinophilen Granulozyten s. auch dort
  
Basophile Granulozyten
 

Basophile Granulozyten haben (wie eosinophile) eine zweigelappten Kern und stellen 0-1% (maximal 2%) der Leukozyten im Blut. Ihre Granula enthalten vasoaktive Substanzen wie z.B. Histamin. Basophile Granulozyten interagieren mit anderen Leukozyten, können durch Degranulation Heparin und Histamin freisetzen. Ihre Gewebeform sind Mastzellen.

  Basophile Granulozyten
0-100 / µl Blut
0-1% aller Leukozyten im Blut

  Zu basophilen Granulozyten s. auch dort
 
Basophile Granulozyten haben strukturelle und Funktionelle Ähnlichkeit mit Mastzellen:

 
Mastzellen

 

Mastzellen - ursprünglich der Phagozytose "verdächtigt" (daher der Name) - stammen aus dem Knochenmark, aus dem sie als Vorstufen auswandern. Sie siedeln sich außerhalb der Blutbahn an - meist in der Nähe von Nerven und Gefäßen an Stellen, wo sich Umwelt und Körper treffen (subepithelial in Haut und Schleimhäuten, Respirations- und Verdauungssystem, Bindehaut). Mastzellen speichern Granula, aus denen sie bei Bedarf zahlreiche verschiedene Stoffe freisetzen (Degranulierung).
  

Abbildung: Wie Mastzellen auf ihre Umgebung wirken
Nach Dileepan KN et al: Mast-cell mediated immune regulation in health and disease. Front Med 2023; 10: 1213320

Mastzellen können zahlreiche Zelltypen anregen oder hemmen. Einige davon (mit gut untersuchter Wirkung) sind in der Abbildung gezeigt


Wie die Abbildung zeigt, übernehmen Mastzellen eine Fülle von Aufgaben, indem sie sowohl auf Immun- als auch auf andere Zellen einwirken. So beeinflussen sie Makrophagen (deren Phagozytoseaktivität sie klein halten), regen NK-Zellen, dendritische Zellen und Endothelien an, aktivieren Th2- und Treg-Zellen und inhibieren Th1-Zellen, regen Fibroblasten und Osteoklasten an und aktivieren Nervenzellen. Auf diese komplexe Weise bilden sie eine funktionelle Brücke zwischen Außen- und Innenwelt des Immunsystems.

Mastzellen und Basophile haben einen gemeinsamen Vorläufer im Knochenmark (CD34-positiv), das Mastzellen noch unreif verlassen; sie differenzieren sich erst im Gewebe, während Basophile "fertig" aus dem Knochenmark kommen.


  Über die Rolle von Leukozyten bei immunologischen Hypersensitivitätsreaktionen s. dort
    
Lymphozyten
 

Man unterscheidet thymusabhängige (T-), knochenmarkabhängige (B-) und natürliche Killer- (NK-) Zellen. Lymphozyten machen ~30% (20-45%) der Leukozyten aus (1500-3500 /µl Kapillarblut), sie stehen im Zentrum zellulärer wie humoraler immunologischer Abwehrmechanismen. Den geringsten Anteil (5-10% der Lymphozyten im Blut) machen NK-Zellen aus, diese können abnormale (infizierte oder maligne) Körperzellen abtöten, ohne sie zu phagozytieren.
 
  Lymphozyten
1500-3500 / µl Blut
20-45% aller Leukozyten im Blut

  Zu Lymphozyten s. auch dort
 
Monozyten
 

2-8 % der Leukozyten im Blutkreislauf sind Monozyten. Sie präsentieren Antikörper, können phagozytieren (zahlreiche zytoplasmatische Vesikel) und produzieren Zytokine. Auch beteiligen sie sich an antikörperabhängiger zellulärer Zytotoxizität (ADCC). Nach einigen Tagen in der Blutbahn wandern sie ins Gewebe aus und werden zu dendritischen Zellen oder Makrophagen. Beide suchen ihre Umgebung nach potenziellen Gefahrenquellen ab und können phagozytieren.

  Monozyten
200-800 / µl Blut
2-8% aller Leukozyten im Blut
  
  Zu Monozyten s. auch dort

  Über den Austritt weißer Blutkörperchen aus Kapillaren in das Gewebe (roll - sniff - stop - exit) s. dort.
 
Die Zahl der Blutkörperchen ist ein Resultat eines Fließgleichgewichts zwischen Abbau und Neubildung. Da sich Leukozyten hauptsächlich außerhalb der Blutbahn aufhalten (Granulozyten zu 95%, Lymphozyten zu 98%), kann eine Umverteilung zwischen intra- und extravasalen bzw. kapillär fixierten Leukozyten ebenfalls Änderungen der Leukozytenzahlen im strömenden Blut bedingen (Verteilungsleukozytose z.B. nach körperlicher Anstrengung).  

Thrombozyten
 

Die Untersuchung der Blutplättchen (Thrombozyten) umfasst

  ihre Zählung (Referenzbereich: 150-400 Tausend pro µl) sowie

  Aggregationstests zur Prüfung der Plättchenfunktion.
 
  Thrombozyten im Vollblut
Männer:
16-30 Jahre ~0,21-0,37 x 106/µl; 31-45 Jahre 0,20-0,36 x 106/µl; 46-60 Jahre 0,19-0,37 x 106/µl; >60 Jahre 0,18-0,36 x 106/µl

Frauen:
16-30 Jahre ~0,22-0,41 x 106/µl; 31-45 Jahre 0,21-0,38 x 106/µl; 46-60 Jahre 0,20-0,38 x 106/µl; >60 Jahre 0,19-0,37 x 106/µl


Wo befinden sich die weißen Blutkörperchen? Im Gegensatz zu Erythrozyten und Thrombozyten, die sich so gut wie vollzählig in der Blutbahn befinden, halten sich nur 5% der Granulozyten und 2% der Lymphozyten im Blut auf - der Großteil des “Leukozytenpools” befindet sich im Gewebe. Auch unterscheiden sich die Blutkörperchen in ihrer Lebensdauer: Erythrozyten 3 bis 4 Monate; Thrombozyten und Granulozyten 1-2 Wochen; kurzlebige Lymphozyten 5-10 Tage, langlebige vermutlich mehrere Jahre.

Daraus folgt, dass Leukozyten und Thrombozyten viel schneller nachgebildet werden als Erythrozyten. Daher findet man im roten Knochenmark auch vor allem Myelozyten (Vorstufen weißer Blutkörperchen) und wenig Erythroblasten (Vorstufen roter Blutkörperchen).




Zu den funktionellen Auswirkungen herabgesetzter Blutkörperchenzahlen gehören:

    Verringerter Sauerstofftransport bei Anämie

    Abwehrschwäche bei Leukopenie

    Verlangsamte Blutstillung bei Thrombopenie

Abweichungen der Blutkörperchenzahl vom Normbereich:

Zu-, Abnahme der Erythrozytenzahl = Polyglobulie (abnehmende Fließfähigkeit des Blutes), Anämie (verringerte Sauerstofftransportkapazität)

Zu-, Abnahme der Leukozytenzahl = Leukozytose (meist Entzündungszeichen), Leukopenie (Gefahr einer Abwehrschwäche)

Zu-, Abnahme der Thrombozytenzahl = Thrombozytose, Thrombopenie (Gleichgewicht der Blutstillung beeinträchtigt)
   
Eisenmangel vermindert sowohl das Volumen (MCV) als auch den Hämoglobingehalt (MCH) der Erythrozyten
(mikrozytäre hypochrome Anämie)

Erythropoetinmangel bedingt reduzierte Ery-Zahl bei normalem MCV und MCH
(normozytäre normochrome Anämie)

Kobalaminmangel (Vitamin B12-Mangel) führt zur Bildung weniger, aber großer (MCV+) und hämoglobinreicher (MCH+) Erythrozyten
(makrozytäre hyperchrome Anämie)

 
Blutserum
: Wird eine Blutprobe nicht weiter behandelt, kommt es innerhalb von Minuten zur Gerinnung (
s. dort). Dabei werden die Gerinnungsfaktoren weitgehend aufgebraucht (Fibrinnetz), und nach Zentrifugation der Probe entsteht (ungerinnbares) Blutserum, das zwar der Zusammensetzung des Blutplasmas in weiten Bereichen gleicht (z.B. Elektrolytkonzentrationen, Hormonwerte...), aber einen etwas geringeren Eiweißgehalt aufweist (wegen der Abscheidung des Gerinnsels, das ja aus Proteinen besteht).

Der labordiagnostische Vorteil von Serumproben besteht darin, dass Messvorgänge nicht durch allfällige Gerinnung der Probe beeinträchtigt werden.

Blutproben können durch
Zusatz von Gerinnungshemmern (Antikoagulantien) ungerinnbar gemacht werden:

      Natriumzitrat bildet mit Calciumionen Komplexsalze und stoppt so die Gerinnung. Es wird Blutkonserven beigesetzt, ferner findet es in der Gerinnungsdiagnostik Verwendung (sein Effekt wird durch Calciumzusatz aufgehoben) und ist Standardzusatz bei der Bestimmung der Blutsenkungsgeschwindigkeit

      EDTA (Äthylen-Diamin-Tetra-Acetat) bindet ebenfalls Ca++-Ionen. Man braucht es in der Hämatologie und für die Lipidanalytik (da es auch einen membranstabilisierenden Effekt hat)

      Heparin inaktiviert Thrombin und Faktor X ( s. dort) und eignet sich für den Einsatz in der Blutgasanalyse und zur Hämatokritmessung (heparinisierte Abnahmekapillaren). Es wird auch in vivo verwendet, um die Blutgerinnung zu reduzieren (z.B. Hämodialyse).
 
Gewinnung von Blutplasma (FFP: fresh frozen plasma, innerhalb von 8 Stunden nach der Blutspende auf -30°C abgekühlt bis zu einem Jahr haltbar) erfordert den Zusatz von Gerinnungshemmern. Aus einer geronnenen Blutprobe kann man durch Zentrifugieren Blutserum gewinnen, das kein Fibronogen (und kaum andere Gerinnungsfaktoren) mehr enthält.
 

 
      Blut besteht zu ~60% aus Blutplasma und ~40% (Hämatokrit) aus Blutkörperchen. Pro Minute bildet der Körper ~150 Millionen Erythrozyten und ~120 Millionen Granulozyten. Zytokine mobilisieren Leukozyten aus dem Knochenmark, nur einige % befinden sich im Blutkreislauf. Die Kapillaren (Gesamtoberfläche ~300 m2) tauschen mit dem Gewebe Flüssigkeit und darin gelöste Stoffe aus, inklusive Atemgase: Erythrozyten (zusammen ~3000 m2 Membranfläche) befinden sich aussschließlich in der Blutbahn (Lebensdauer ~120 Tage), sie machen zahlenmäßig ~90% aller Zellen des Körpers aus (~25 x 1012 Erys in 5 l Blut). Die Erythropoese kann mehr als verzehnfacht werden (Erythropoetin)
 
      Erythrozyten (7-8 µm) tolerieren starke Schubspannungen (Aktin-Spektrin- Gerüst an der Innenseite der Membran, über Ankyrin und Bande 4-Proteine mit dem Zytoskelett verknüpft; Spektrin bildet dreidimensionale Maschenwerke und formt den Erythrozyten). Ihre Membran ist vor allem für Chloridionen durchgängig (Austausch gegen Bicarbonat), das Membranpotential beträgt ~-10 mV. Täglich werden 40-50 ml Blut nachgebildet (200-250 Milliarden Erys), das entspricht einer Hämoglobinsynthese von ~7g/d (knapp 100 mg Eisen werden fast vollständig wiederverwertet: Eisenaufnahme 1-2 mg/d). Ohne Mitochondrien sind Erys für den (anaeroben) Energiestoffwechsel (Ionentransport) auf Glucose (GLUT1) angewiesen (~30 g/d). Etwa 10% der Glucose gelangt in den Pentosephosphatweg (Herstellung von NADPH für die Regeneration von Glutathion: anoxidative Kapazität)
 
      In der Membran der Blutkörperchen befinden sich Glykolipide und Proteine, die bei Bluttransfusionen vom Immunsystem als fremd erkannt und attackiert werden und zu Aggregation (Agglutinine) und Hämolyse führen können. A und B (AB0-Gen) sind Epitope, die denen von Mikroorganismen ähneln und bei deren Fehlen IgM-Antikörper (Anti-A, Anti-B) gebildet werden (Blutgruppe Null: beide Agglutinine im Serum). Im Rhesus-System (~50 ähnlich aufgebaute potentiell antigen wirkende Proteine) spielen vor allem c, C, D, e und E eine Rolle (D ist dominant gegenüber d; homozygot-positive Menschen (DD) haben immer Rhesus-positive Kinder). Die häufigste Ursache für die Bildung von Rh-Antikörpern (IgG) bei rh-negativen Frauen ist eine Rh-positive Schwangerschaft: Spätestens bei der Entbindung gelangen D+-Erythrozyten in den mütterlichen Kreislauf (Sensibilisierung, Bildung von Anti-D-Antikörpern). Rhesusprophylaxe: Gabe von maskierenden Anti-D-Antikörpern
 
      Die Neubildungsrate von weißen entspricht etwa der von roten Blutkörperchen; Leukozyten / Thrombozyten leben kürzer als Erythrozyten, im roten Knochenmark findet man vor allem Myelozyten, wenig Erythroblasten. Zum "Kleinen Blutbild" gehören die Anzahl der Erythrozyten (~5 Mio / µl), Leukozyten (4 bis 11 Tausend/µl), Thrombozyten (150-400 Tausend pro µl); Hämoglobinkonzentration (~150 g/l Blut), Hämatokrit (~0,4), MCV (Ery-Volumen ~90 fl), MCH (Ery-Hämoglobinmenge 30 pg) und MCHC (Hämoglobinkonzentration ~340 g / l Ery), Anteil Retikulozyten (0,5-2% der Erys), evt. osmotische Resistenz der Erys (Hämolyse bei ~180 mM). Differentialblutbild: Granulozyten ~65% aller Leukozyten im Blut (neutrophile 40-75%, eosinophile 1-6%, basophile ≤2%; stabkernige ≤5%), Lymphozyten 20-45%, Monozyten 2-8 %
 
      Verringerte Ery- bzw. Hämoglobinwerte (Anämie) reduzierte Sauerstofftransportkapazität, verringerte Leukozytenzahl → Immunschwäche, verringerte Thrombozytenzahl reduzierte Blutstillung / gerinnung. Eisenmangel vermindert sowohl das Volumen (MCV) als auch den Hämoglobingehalt (MCH) der Erythrozyten (mikrozytäre hypochrome Anämie); Erythropoetinmangel bedingt reduzierte Ery-Zahl bei normalem MCV und MCH (normozytäre normochrome Anämie); Kobalaminmangel (Vitamin B12) führt zur Bildung weniger, aber großer (MCV+) und hämoglobinreicher (MCH+) Erythrozyten (makrozytäre hyperchrome Anämie)
 

 




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