Die
Fließeigenschaften des Blutes (messbar mittels Blutviskosimetrie) hängen ab von Hämatokrit (nichtlinear),
Flexibilität der Blutkörperchen, Art der Strömung, Geometrie und adhäsiven Eigenschaften der Gefäßwand und Viskosität des
Blutplasmas. Der Blutfluss wird durch Reibung zwischen den strömenden Schichten und an der Gefäßwand behindert (Viskosität - Dimension Kraft mal Zeit pro Fläche, Einheit cP = mPa.s - Maß für innere Reibung). Direkt am Endothel strömt eine Plasmaschicht; die Viskosität von Blutplasma beträgt ≤2 cP (Plasmaproteine ~70 g/l), diejenige von Blut (komplexe, nicht-newtonische Flüssigkeit) ~4 cP, sinkend (fließfähiger) mit zunehmender Scherung, höher (weniger fließfähig) bei langsamer Strömung (Blutviskosität kann bis
~20 cP steigen: Thixotropie; interzelluläre Haftungspunkte können durch zurückkehrende Strömung wieder gelöst werden). Scherkräfte ändern die Permeabilität deformationsempfindlicher endothelialer Kationenkanäle und
induzieren Vasodilatation durch proportional zunehmende NO-Synthese
Die
Sauerstoff-Transportkapazität strömenden Blutes ist bei physiologischen
Hämatokritwerten am höchsten (niedriger Hämatokrit = wenig Hämoglobin,
hoher Hämatokrit = abnehmende Fließfähigkeit;
Sauerstoffmangel kann über Anregung der Erythropoese Hämatokritwerte
bis zu ~70% verursachen, entsprechend ~8 Mio Erys / µl). Blutkörperchen
verformen sich entsprechend dem Strömungsprofil (größte Geschwindigkeit
in der Gefäßmitte, Erythrozyten pfeilspitzenförmig): Blut strömt durch das Kapillargebiet besonders leicht (Minimalwert bei ~6 µm Kapillardurchmesser: Fahraeus-Lindqvist- Effekt) und Blutkörperchen im Axialstrom besonders rasch (Tunneleffekt),
was den Hämatokrit in der Mikrozirkulation senkt (Ganzkörper-Hämatokrit
~87% des aus einer Blutprobe ermittelten Wertes)
Die Strömung in Blutgefäßen erfolgt üblicherweise laminar: Die äußerste
Schicht gleitet (langsam) am Endothel vorbei, mit Annäherung an die
Gefäßmitte steigt die Geschwindigkeit. Blutkörperchen passen ihre Form
diesem Geschwindigkeitsprofil an, erschweren die Strömung aber dennoch,
insbesondere in kleinen Gefäßen. Ändern sich bestimmte Parameter der
Strömung, steigt die Wahrscheinlichkeit von Wirbelbildungen (turbulente
Strömung in größeren Gefäßen: Blut strömt teils quer zur Gefäßachse).
Gefäßweite (Innendurchmesser d), mittlere Strömungsgeschwindigkeit (ν)
und Dichte (ρ) begünstigen das Auftreten von Turbulenzen, zunehmende
Viskosität (η) macht Turbulenzen weniger wahrscheinlich (Anämie →
sinkender Hämatokrit → geringe Blutviskosität → Turbulenzen
wahrscheinlicher, akustisch wahrnehmbar). Die Reynolds-Zahl (Re) wird
errechnet als Re = (d x ν x ρ) / η. Wird ein kritischer Wert
überschritten, ist es wahrscheinlich, dass Turbulenzen auftreten. Ab
Werten von ~400 treten im Kreislauf lokalisierte Wirbel auf, vor allem an
Aufzweigungen großer Gefäße. An kleinen Gefäßen treten keine
Turbulenzen auf, der Re-Wert ist zu niedrig
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