Das Herzzeitvolumen (HZV) beträgt bei körperlicher Ruhe und Indifferenztemperatur
~3 l/min/m2 Hautoberfläche (cardiac index) und wird
auf die Körpergebiete bedarfsgemäß aufgeteilt. Der periphere
Widerstand wird so eingestellt, dass einerseits die Durchblutung ausreichend
ist, andererseits der arterielle Blutdruck stabil bleibt. Die größte
Blutmenge (>80%) enthält das Niederdrucksystem, besonders
speicherfähig sind die Venen der Bauchorgane (N. splanchnicus) und die
Venengeflechte der Haut (Thermoregulation). Unter Basisbedingungen
erhalten das Verdauungssystem ~30%, die Nieren ~20%, das ZNS ~15%, die Skelettmuskulatur ~15%, das Fettgewebe ~10%, das Myokard ~5% und andere Gewebe ~5% des HZV.
Diese Verteilung ist veränderbar, insbesondere bei körperlicher Arbeit.
Im Schockzustand steigt der periphere Widerstand, die Durchblutung der
Haut (Blässe) und des Splanchnicusgebietes (Verdauungssystem) ist
erniedrigt, beide Gebiete entspeichern ihre Venen
Die Sauerstoffextraktion (arterio-venöse Sauerstoffdifferenz AVDO2) gibt an, wieviel der mit dem Blut angebotenen O2-Menge ein Gewebe ausschöpft (arteriell angeboten minus venös abtransportiert). Die O2-Ausschöpfung liegt zwischen wenigen % (gut durchblutete Haut, Niere) bis >90% (hochaktive
Muskeln) der arteriell angebotenen Menge. Die hohe (~75%) O2-Sättigung
des gemischt-venösen Blutes bei Körperruhe bedeutet eine funktionelle
Reserve für körperliche Belastung. 100 ml Blut können ~20 ml O2 transportieren (Hämoglobingehalt 15 g/100 ml, Hüfner'sche Zahl 1,34 ml O2/g Hb). Aus Durchblutung und [AVDO2] errechnet sich der O2-Verbrauch
Die Perfusion der Gewebe hängt von ihrem metabolischem Aufwand ab. Die spezifische Durchblutung
(ml/min/100g Gewebe) ist im angeregten / aktiven
Zustand am höchsten in Speicheldrüsen und der Nierenrinde
(Salztransport), gefolgt vom Myokard (die
spezifische Durchblutung des Myokards ist generell höher als die des
Skelettmuskels) und
Verdauungssystem (postprandial). Starke Erhöhungen finden sich auch in Haut und
Skelettmuskel. Die höchste spezifische
Durchblutung im Basiszustand haben Nieren, Myokard und Gehirn
Blutgefäße haben einen aktiven Gefäßtonus, bedingt durch myogene (lokale vasoaktive Substanzen, Ca++)
und neurogene (sympathisch-adrenerge) Faktoren. Resultat ist ein
bestimmter Gefäßquerschnitt und damit Strömungswiderstand
(Leitfähigkeit nimmt mit der 4. Potenz des Innenradius zu). Vasodilatation steigert, Vasokonstriktion senkt die Perfusion. Vasodilatation kann erfolgen durch Purine, pCO2-Anstieg, pO2-Abfall, pH-Senkung (metabolisch); Prostazyklin, NO (endothelial); Kinine, Histamin (humoral); ß-adrenerg (nerval). Vasokonstriktion erfolgt durch Endotheline (endothelial), Vasopressin, Angiotensin u.a. (humoral), α-adrenerg (nerval), Gefäßwanddehnung (myogen - Bayliss-Effekt). Der
Kontraktionsgrad größerer arterieller Gefäße unterliegt dem
sympathischen Tonus, der von Arteriolen weitgehend myogenen Mechanismen. Im Sekundenbereich wirken Autoregulation (Aktivierung mechanosensitiver Ionenkanäle),
Stickstoffmonoxid (bei gesteigerter Schubspannung am Endothel
freigesetzt) und andere lokale Mechanismen; weiters der
Barorezeptorreflex (Druckstabilisierung) und kardio-pulmonale Reflexe
(Volumensteuerung). Im Minutenbereich wirken Katecholamine, Aldosteron, Vasopressin. Längerfristig wirken Umstellungen des
Flüssigkeitshaushalts sowie morphologische Anpassungen (Gefäßwände:
Compliance)
Der Pulmonalkreislauf (alveolärkapilläre Passagezeit ~0,3-1 s) liefert eine Füllungsreserve für den linken Ventrikel (~600 ml, atmungsabhängig), bearbeitet Hormone und filtert Thromben (allenfalls Fett- und Gasemboli). Seine dünnwandigen Gefäße haben einen niedrigen Ruhetonus (kaum sympathischer Einfluss) und sind dehnungspassiv. Bei Sauerstoffmangel kontrahieren sie (K+-Ausstrom↓→ Depolarisierung → Ca++-Einstrom), um das Blut in besser belüftete Regionen umzuleiten. ~100 m2 Endothel aktivieren Angiotensin über ACE, inaktivieren Serotonin und Eikosanoide. Prä- und postkapillärer Widerstand sind gleich groß, der Kapillardruck liegt in der Mitte zwischen dem arteriellen (~2 kPa) und venösen. Das
Interstitium ist eiweißreich (hoher extravasaler kolloidosmotischer
Druck), der Filtrationsdruck bleibt positiv und die Alveolaroberfläche
feucht. Flüssigkeit sammelt sich aber nicht in der Alveole an: Alveolarepithel resorbiert Natrium, Wasser folgt nach. Gut belüftete Lungenpartien sind gut durchblutet (Euler-Liljestrand- Mechanismus: Venilations-Perfusions- Abgleich). Luftröhre, Bronchien, pleura visceralis und Teile des Ösophagus haben mit dem Bronchialkreislauf eine eigene Blutversorgung
Die Koronardurchblutung (in Ruhe 70-80 ml/100 g, Sauerstoffextraktion
~70%) ist in erster Linie durch lokale metabolische Mechanismen (auto-) reguliert, sie steigt durch Adenosin, K+, H+, Prostazykline, NO (Vasodilatation).
Bei Belastung steigt die Extraktion bis auf 90%, die Mehrversorgung mit
Sauerstoff erfolgt in erster Linie über erhöhte Perfusion (bis ~400
ml/100g). Die Differenz zwischen basaler und maximaler Perfusion ist
die koronare Reserve, sie sollte >3,5 betragen (um diesen Faktor kann die Durchblutung ansteigen). Koronararterien reagieren auf
sympathische Aktivität meist mit Vasodilatation: Erhöhte
Kontraktionskraft und Herzfrequenz steigern den myokardialen
Sauerstoffverbrauch und damit autoregulativ die Durchblutung. Der linke
Ventrikel komprimiert während der Systole seine Versorgungsgefäße
(insbesondere subendokardial), die Perfusion erfolgt vor allem
diastolisch
Zwischen ~50 und ~150 mmHg arteriellem Druck wird die zerebrale Perfusion (~15% des Ruhe-HZV) myogen autoreguliert (~55 ml/min/100g), steigt aber mit steigendem pCO2 (normal ~40 mmHg; Hypokapnie
bewirkt zerebrale Vasokonstriktion und sinkende Gehirndurchblutung,
intensive Hyperventilation kann zu Schwindel und bis zu
Bewusstlosigkeit führen) oder pO2-Werten <50 mmHg. Orthostase senkt die zerebrale Perfusion (bis ~20%, bei Regulationsschwäche auch stärker). Graue Hirnsubstanz ist stärker durchblutet als weiße, je nach aktuellem Energieumsatz
Die adrenerge
Steuerung der Skelettmuskelgefäße ist unterschiedlich: Diese verfügen
sowohl über α- (Kontraktion) als auch ß2-Rezeptoren (Dilatation). Der Sympathikustonus zur Muskulatur ist meist niedrig; maximale Aktivität, wie bei starkem Blutdruckabfall (Baroreflex),
reduziert die Durchblutung auf ~25% des normalen Ruhewertes. Bei
Muskelarbeit steigt der Anteil der Durchblutung der gesamten
Skelettmuskulatur von ~15% (Ruhe) auf bis
>80% des (erhöhten) HZV. Steigt der O2-Bedarf um 1 l/min (Ruhe
~0,3 l/min), erhöht sich das HZV um ~6 l/min (Ruhe
~6 l/min). Hochtrainierte Sportler können ihren O2-Konsum verzwanzigfachen, die Muskeldurchblutung kann lokal bis zu ~40fach ansteigen (aktive Muskeln werden hauptsächlich durch autoregulatíve Mehrdurchblutung versorgt). Die O2-Sättigung
des gemischt-venösen Blutes sinkt bei körperlicher Belastung, die Sauerstoffextraktion nimmt zu. Verstärkte kapilläre
Filtration bewirkt ein Anschwellen des arbeitenden Muskels, das
Plasmavolumen kann um 10-15% abnehmen (der Hämatokrit steigt an)
In thermoneutraler Umgebung beträgt die spezifische Durchblutung der Haut ~10 ml/min/100g (insgesamt
~0,3 l/min). Die Perfusion dient auch der Durchblutung der Schweißdrüsen und kann zwischen
~1 und
~100% des Ruhe-HZV liegen. Je mehr Blut arteriell zuströmt, desto mehr speichern die Venennetze
Das Verdauungssystem erhält ≥30% des Ruhe-HZV (~1,5
l/min). Erhöhter Sympathikustonus
reduziert die Perfusion, führt zu Entspeicherung und Verbesserung des
venösen Rückstroms zum Herzen. Körperliche Belastung steigert den
Sympathikustonus und reduziert die intestinale Perfusion
(α1-Rezeptoren). Eine umfangreiche Mahlzeit kann die Durchblutung des
Darms verdoppeln (vasodilatatorische Autoregulation), maximaler
Sympathikustonus (Stress, Muskelarbeit) bis auf ~20% des Normalwertes
reduzieren
Reaktive (postischämische, postokklusive) Hyperämie tritt nach Unterdurchblutung auf. Sie dauert einige Sekunden bis Minuten an, bedingt durch
Metabolite, die während Hypoxie in das Interstitium
freigesetzt werden. Für die Vasodilatation spielt Stickstoffmonoxid eine Rolle
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