Eine erwachsene Person ist von etwa 1014 Bakterien besiedelt. Sie finden sich vor allem im Darm, aber auch auf der Haut, im Respirations- und Urogenitaltrakt, vereinzelt sogar im Kreislauf. Dieses Mikrobiom
ist biologisch hochaktiv und beeinflusst zahlreiche Körperfunktionen,
stellt aber auch eine potentielle Gefahr für die Gesundheit seines
Trägers dar. Bei Infektionen treten größere Zahlen über physiologische Barrieren in Gewebe über und können sich dort rasch vermehren, wenn sie das Immunsystem nicht erfolgreich bekämpft. Eine primäre Schutzbarriere aus intakter Haut, unverletzten Schleimhäuten und der auf ihnen wirkenden Komponenten der Immunabwehr hält normalerweise den Großteil der Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Parasiten) davon ab, in das "eigentliche Innere" des Körpers vorzudringen. Mikroorganismen, die es schaffen, in Gewebe, Lymphe und Blutbahn vorzudringen, werden von der sekundären Barriere angegriffen: Ein hochkomplexes System aus teils angeborenen (Phagozyten, NK-Zellen, Komplementsystem), teils adaptiven ("spezifischen") Komponenten - etwa 1012 Lymphozyten, 1019 Antikörpermoleküle u.a. Das Immunsystem orientiert sich an individualspezifischen Markermolekülen an der Oberfläche der Körperzellen einerseits (MHC-System: Major histocompatibility complex), an mikrobiellen Molekülen andererseits (PAMPs: Pathogen-associated molecular patterns). Auf diese Weise können einerseits Mikroorganismen anhand ihrer Erkennungsmoleküle, andererseits defekte oder virusbefallene eigene Zellen (MHC in Kombination mit Virusprodukten) erkannt und abgetötet werden. Die Zahl an involvierten (gegenseitig bindenden) Molekülen ist groß, die Erkennungsmechanismen komplex und die Konsequenzen eines "falschen Alarms" gravierend (Überempfindlichkeitsreaktionen, Autoimmunerkrankungen). Auch die Folgen mangelnder Abwehrstärke sind fatal (potentiell tödliche Immunschwäche). |
![]() Mikrobielle Umgebung des menschlichen Körpers ![]() Nach Doan / Lievano / Swanson-Mungerson / Viselli, Immunology, (3rd ed. Wolters Kluwer 2022 |
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Ort |
Zahl relativ |
Zahl insgesamt |
Haut |
103/cm2 |
1012 |
Kopfhaut |
106/cm2 | -- |
Nasenschleim |
107/g | -- |
Speichel |
108/g | -- |
Mund | -- |
1010 |
Gastro- intestinaltrakt |
-- | 1014 |
Stuhl |
>108/g | -- |
Angeborenes vs. adaptives Immunsystem![]() Nach Abbas / Lichtman / Pillai, Cellular and Molecular Immunology, 9th ed. Elsevier 2018 |
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Charakteristika | Angeboren |
Adaptiv |
Spezifität |
Für gruppenspezifische mikrobielle Moleküle / Moleküle aus beschädigten Zellen |
Für mikrobielle und nichtmikrobielle Antikörper |
Diversität |
Begrenzt![]() Durch Gene codierte Erkennungsmoleküle |
Sehr groß![]() Rezeptorgene durch somatische Rekombination lymphozytärer Gensegmente |
Gedächtnis |
Keines / begrenzt |
Ja |
Nicht selbstreaktiv |
Ja |
Ja |
Komponenten |
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Zelluläre und chemische Barrieren |
Haut, Schleimhäute![]() Antimikrobielle Moleküle |
Lymphozyten in Epithelien![]() An epithelialen Oberflächen sezernierte Antikörper |
Proteine im Kreislauf |
Komplement Lektine Agglutinine |
Antikörper |
Zellen |
Phagozyten (Makrophagen, Neutrophile)![]() Dendritische Zellen ![]() Natürliche Killerzellen ![]() Mastzellen ![]() Lymphoide Zellen |
Lymphozyten |
![]() Mustererkennungsrezeptoren Pattern recognition receptors ![]() Nach Doan / Lievano / Swanson-Mungerson / Viselli, Immunology (3rd ed). Lippincott Illustrated Reviews, Wolters Kluwer 2022 |
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Rezeptor |
Erkennt folgende PAMPs: |
Aktiviert folgenden Transkriptionsfaktor: |
Aktiviert folgende Zytokine / Zelltypen: |
Schützt vor: |
CLR |
extrazelluläre (Kohlenhydrate) |
NF-κB |
Th17-Zellen (Produktion von IL-17) |
Pilzen und Mykobakterien |
NLR |
intrazelluläre (Peptidoglycane) |
n/a |
IL-1ß und IL-18 |
Bakterien |
RIG-1 |
zytoplasmatische |
IRF-3 und NF-κB | Typ-I-Interferone und IL-1ß |
Viren |
TLR 2, 5 |
extrazelluläre (Lipopeptide, Peptidoglycan, Flagellin) |
NF-κB | Typ-I-Interferone und IL-1ß | Bakterien und Pilzen |
TLR 3 |
intrazelluläre (ssRNA und dsRNA) |
IRF-3 (vorwiegend) |
Typ-I-Interferone und proinflammatorische Zytokine |
Viren |
TLR 7,8,9 |
intrazelluläre (RNA, DNA, CpG) |
NF-κB | proinflammatorische Zytokine |
Viren (RNA/DNA), CpG-Motive auf DNA von Bakterien oder Pilzen |
TLR 4 |
extrazelluläre (LPS), ENV Proteine von RSV |
IRF-3 und NF-κB | Typ-I-Interferone und proinflammatorische Zytokine | Bakterien, Pilze, RSV |
Lymphozyten: Anzahl (in Milliarden, gerundet) ![]() Nach Abbas / Lichtman / Pillai, Cellular and Molecular Immunology, 9th ed. 2018; Bröker / Schütt / Fleischer, Grundwissen Immunologie, Springer Spektrum, 4. Aufl. 2019 |
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Lymphknoten |
190-200 |
Lunge |
30 |
Milz |
70 |
Haut |
20 |
Knochenmark |
50 |
Leber |
10 |
Darm |
50 |
Blut |
10 |
CD-Nummer |
Wichtigste zelluläre Expression |
Funktion(en) |
CD1a-e |
Dendritische Zellen Thymozyten |
Antigenpräsentation von Lipiden / Glycolipiden an einige iNKT-Zellen |
CD4 |
MHC-II-restringierte T-Zellen, einige Makrophagen |
Corezeptor bei MHC II-restringierter antigeninduzierter T-Zell-Aktivierung; Thymozytenentwicklung |
CD40 |
Antigenpräsentierende Zellen (B-Zellen, Makrophagen, dendritische Zellen, Endothelzellen) |
Bindet CD154 (=CD40L) aktiviert dadurch T-Zell-vermittelt antigenpräsentierende Zellen |
CD45 (LCA: Leukocyte common antigen) |
Hämatopoetische Zellen |
Tyrosinphosphatase, reguliert B- und T-Zell-Aktivierung |
CD46 (MCP: Membrane- cofactor protein) |
Leukozyten, Epithelzellen, Fibroblasten |
Regulierung der Komplementaktivierung |
CD206 (Mannoserezeptor) |
Makrophagen |
Bindet mannosereiche Glykoproteine an Pathogenen, beeinflusst Phagozytose |
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