Die
Ileozäkalklappe hat einen hohen Grundtonus, lässt aber Chymus aus
dem Ileum übertreten, wenn dort der Druck ansteigt; eine retrograde
Passage (Druckanstieg im Colon) verhindert sie reflektorisch. Im
proximalen Dickdarm überwiegt Segmentationsmotorik (12-60 s Dauer, bis
50 mmHg) zur Unterstützung der Resorption von Wasser und Elektrolyten.
1-3mal pro Tag lösen Dehnungsreize in Magen und Dünndarm
Massenbewegungen aus (gastro-kolische und ileo-kolische Reflexe), dabei verschwinden distal des Kontraktionsgürtels Segmentationen
und Haustren. Gesteuert wird die Motorik durch interstitielle (Cajal-)
Zellen, Darmnerven, Nerven des autonomen Systems (Reflexe über
Mesenterialganglien und Rückenmark, deszendierende Einflüsse auf die
Dickdarmmotorik), lokale Wirkstoffe, Hormone (Gastrin und CCK fördern,
Adrenalin hemmt die Motorik im Dickdarm). Die Darmflora
(hunderte Species, 99% anaerob) bewirkt Gärungs- und Fäulnisprozesse, bildet auch Vitamine (z.B. K, B12)
Der Dickdarm resorbiert Wasser, Salze, Fettsäuren, Vitamine. ~1 l/d Wasser gelangt aus dem Ileum in das Colon, davon werden ~90% osmotisch (mit NaCl) rückresorbiert: Die Schleimhaut resorbiert Kochsalz para- und transzellulär (apikal Na+ im Austausch gegen H+, Cl- im Austausch gegen Bicarbonat; basolateral wirken Na/K-ATPase, CFTR, K/Cl-Kotransporter) und sezerniert Kaliumbicarbonat (Pufferung von Fettsäuren). Aldosteron fördert die Na-Resorption. Das
Schlussleistensystem ist im Colon dichter als im Dünndarm, der
Aufbau osmotischer Gradienten ermöglicht die Eindickung des Stuhls. Das
Rectum (4-7% der Gesamtfläche des Dickdarms) kann Arzneimittel resorbieren - zum Teil unter Umgehung des Pfortaderkreislaufs
Die Passagezeit des ~1,5 m langen Dickdarms beträgt ~30 (5 bis 70) Stunden. Motorische Muster sind Peristaltik, Segmentations- und
Pendelbewegungen (~5/min), propulsive Massenbewegungen. SIP ist ein
elektrophysiologisches Synzytium aus glatten Muskelzellen,
interstitiellen (Cajal-) Zellen und PDGFRα+- Zellen und wird durch NO
und Purine aktiviert. Peristaltische Aktivitätswellen des Colon (CMMCs)
haben Transportfunktion. Enterochromaffine
Zellen wirken serotoninerg auf intrinsisch primär-afferente Neuronen
(IPANs), fördern die Erregbarkeit sensorischer Neuronen und aktivieren so die Motorik. Antiperistaltische Wellen dienen der Durchmischung und unterstützen die Resorption. Peristaltik und Massenbewegungen des Colon sind die meiste Zeit unterdrückt (tonische Inhibition)
Mehrere Faktoren bedingen die Kontinenz
des Darmausgangs: Geknickter
Verlauf des Rektumausgangs, dreifach geschichteter
Verschlussmechanismus:
Außen
(quergestreift) Puborektalschlinge, musculus levator ani, m.
sphincter ani externus (innerviert durch N. pudendus); in der Mitte
(glattmuskulär) Ausläufer der
Darmwand mit dem m. sphincter ani internus - parasympathisch aus dem
Sakralmark, sympathisch aus dem
Lendenmark (L1-L3) versorgt); innen die vom corpus cavernosum
recti unterfütterte Schleimhaut.
Die Kontinenz ist durch
somatomotorische Tonisierung des äußeren und (vor allem) sympathische (α1-adrenerg) des inneren Schließmuskels gewährleistet
Gelangt Stuhl in das (meist leere) Rectum, steigt der Druck um ~20 mmHg. Dies löst
Stuhldrang (meist verhindert Kontraktion des äußeren Schließmuskels eine Stuhlentleerung) und einen rectosphincterischen Reflex aus: Beides geht rasch
vorüber, die Dehnungsrezeptoren adaptieren. Das Rectum
kann maximal ~2 Liter Volumen aufnehmen. Ist der Reiz
intensiv genug und unterbleibt eine zentrale Hemmung, steigert der
Defäkationsreflex den rectalen Druck in einer von colon descendens und Sigmoid ausgehenden
Kontraktionswelle (cholinerg / purinerg) auf ~40 mmHg, Zwerchfell und Bauchdeckenmuskulatur kontrahieren (Spitzendruck >60 mmHg), der Darmausgang wird begradigt, die Puborektalschlinge erschlafft, die Tonisierung des äußeren Schließmuskels aufgegeben, Aktivität
von Ästen des Splanchnicusnerven (S2-S4) relaxieren den inneren
Schließmuskel - der Druckgradient steigt, der Fließwiderstand sinkt, Stuhl
wird ausgepresst. Rezeptoren des Anoderm ermöglichen die Wahrnehmung der Stuhlkonsistenz. Bei gefüllter Blase kommt es mit der Defäkation automatisch auch zur Detrusion
Stuhl (60-300 ml/d, pH zwischen 6,0 und 7,3, ~360 mOsm, jeweils 8% Nahrungsreste, Bakterien, Schleimhaut) wird mit einem Schleimfilm überzogen ausgeschieden. Seine Braunfärbung ist durch Gallenfarbstoffe (Sterkobilin) bedingt. Kohlenhydratreiche Kost macht ihn weicher, eiweißreiche härter
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