Der Dickdarm enthält den Großteil der Darmflora. Diese schützt vor mikrobieller Überwucherung des Darms und bildet einige Vitamine (K, B12) und resorbierbare Energieträger. Die Motorik des Colons - tonische Inhibition, Peristaltik (colonic migrating motor complexes) und Antiperistaltik, Massenbewegungen (high-amplitude propagating contractions) - ist komplex gesteuert (mehrfache inhibitorische und exzitatorische Rückkopplungsmechanismen). Sie hat hohe Aufnahmekapazität und transportiert meist langsam, zeigt aber auch kraftvolle Misch- und Transportbewegungen. Segmentations- und Pendelbewegungen sowie reflektorisch (gastro-kolisch, ileo-kolisch) ausgelöste “Massenbewegungen” (3-4 pro Tag) befördern den Coloninhalt ins Rectum - das löst Stuhldrang aus. Die Passagezeit des Chymus im Dickdarm beträgt (soferne keine Diarrhoe auftritt) zwischen 5 und 70 Stunden. Die Resorptionsoberfläche des Colons und Enddarms ist mit ~1 m2 vergleichsweise gering, reicht aber für die Aufnahme von Flüssigkeit, kurzkettigen Fettsäuren (aus dem bakteriellen Metabolismus) und Pharmaka (Suppositorien). Die Resorption von Wasser ist an die Aufnahme von Elektrolyten geknüpft. Na/K-ATPase, Natriumkanäle, Na/H-Austauscher bauen - angeregt u.a. durch Aldosteron - osmotische Gradienten auf und dicken den Stuhl dadurch ein. Die Resorption von Flüssigkeit aus dem Dickdarm unterstützt auch den Kreislauf durch Stabilisierung des Blutvolumens. Das "Kontinenzorgan" am Darmausgang (Analsphincter, Venenpolster) bewirkt Dichtigkeit des Darmausgangs, vor allem durch einen hohen Ruhetonus des glattmuskulären m. sphincter ani internus. Der quergestreifte m. sphincter ani externus ist willkürlich steuerbar. Dehnung des Rectums verringert reflektorisch den Sphinctertonus am Beginn einer Defäkation (Reflexzentrum im Sakralmark, übergeordnete Kontrolle durch das Gehirn). |
Ballaststoffe (dietary fiber) verkürzen die Passagezeit im Dickdarm |
Kontraktionen des colon sigmoideum beteiligen sich an der Defäkation |
Die
Ileozäkalklappe hat einen hohen Grundtonus, lässt aber Chymus aus
dem Ileum übertreten, wenn dort der Druck ansteigt; eine retrograde
Passage (Druckanstieg im Colon) verhindert sie reflektorisch. Im
proximalen Dickdarm überwiegt Segmentationsmotorik (12-60 s Dauer, bis
50 mmHg) zur Unterstützung der Resorption von Wasser und Elektrolyten.
1-3mal pro Tag lösen Dehnungsreize in Magen und Dünndarm
Massenbewegungen aus (gastro-kolische und ileo-kolische Reflexe), dabei verschwinden distal des Kontraktionsgürtels Segmentationen
und Haustren. Gesteuert wird die Motorik durch interstitielle (Cajal-)
Zellen, Darmnerven, Nerven des autonomen Systems (Reflexe über
Mesenterialganglien und Rückenmark, deszendierende Einflüsse auf die
Dickdarmmotorik), lokale Wirkstoffe, Hormone (Gastrin und CCK fördern,
Adrenalin hemmt die Motorik im Dickdarm). Die Darmflora
(hunderte Species, 99% anaerob) bewirkt Gärungs- und Fäulnisprozesse, bildet auch Vitamine (z.B. K, B12) Der Dickdarm resorbiert Wasser, Salze, Fettsäuren, Vitamine. ~1 l/d Wasser gelangt aus dem Ileum in das Colon, davon werden ~90% osmotisch (mit NaCl) rückresorbiert: Die Schleimhaut resorbiert Kochsalz para- und transzellulär (apikal Na+ im Austausch gegen H+, Cl- im Austausch gegen Bicarbonat; basolateral wirken Na/K-ATPase, CFTR, K/Cl-Kotransporter) und sezerniert Kaliumbicarbonat (Pufferung von Fettsäuren). Aldosteron fördert die Na-Resorption. Das Schlussleistensystem ist im Colon dichter als im Dünndarm, der Aufbau osmotischer Gradienten ermöglicht die Eindickung des Stuhls. Das Rectum (4-7% der Gesamtfläche des Dickdarms) kann Arzneimittel resorbieren - zum Teil unter Umgehung des Pfortaderkreislaufs Die Passagezeit des ~1,5 m langen Dickdarms beträgt ~30 (5 bis 70) Stunden. Motorische Muster sind Peristaltik, Segmentations- und Pendelbewegungen (~5/min), propulsive Massenbewegungen. SIP ist ein elektrophysiologisches Synzytium aus glatten Muskelzellen, interstitiellen (Cajal-) Zellen und PDGFRα+- Zellen und wird durch NO und Purine aktiviert. Peristaltische Aktivitätswellen des Colon (CMMCs) haben Transportfunktion. Enterochromaffine Zellen wirken serotoninerg auf intrinsisch primär-afferente Neuronen (IPANs), fördern die Erregbarkeit sensorischer Neuronen und aktivieren so die Motorik. Antiperistaltische Wellen dienen der Durchmischung und unterstützen die Resorption. Peristaltik und Massenbewegungen des Colon sind die meiste Zeit unterdrückt (tonische Inhibition) Mehrere Faktoren bedingen die Kontinenz des Darmausgangs: Geknickter Verlauf des Rektumausgangs, dreifach geschichteter Verschlussmechanismus: Außen (quergestreift) Puborektalschlinge, musculus levator ani, m. sphincter ani externus (innerviert durch N. pudendus); in der Mitte (glattmuskulär) Ausläufer der Darmwand mit dem m. sphincter ani internus - parasympathisch aus dem Sakralmark, sympathisch aus dem Lendenmark (L1-L3) versorgt); innen die vom corpus cavernosum recti unterfütterte Schleimhaut. Die Kontinenz ist durch somatomotorische Tonisierung des äußeren und (vor allem) sympathische (α1-adrenerg) des inneren Schließmuskels gewährleistet Gelangt Stuhl in das (meist leere) Rectum, steigt der Druck um ~20 mmHg. Dies löst Stuhldrang (meist verhindert Kontraktion des äußeren Schließmuskels eine Stuhlentleerung) und einen rectosphincterischen Reflex aus: Beides geht rasch vorüber, die Dehnungsrezeptoren adaptieren. Das Rectum kann maximal ~2 Liter Volumen aufnehmen. Ist der Reiz intensiv genug und unterbleibt eine zentrale Hemmung, steigert der Defäkationsreflex den rectalen Druck in einer von colon descendens und Sigmoid ausgehenden Kontraktionswelle (cholinerg / purinerg) auf ~40 mmHg, Zwerchfell und Bauchdeckenmuskulatur kontrahieren (Spitzendruck >60 mmHg), der Darmausgang wird begradigt, die Puborektalschlinge erschlafft, die Tonisierung des äußeren Schließmuskels aufgegeben, Aktivität von Ästen des Splanchnicusnerven (S2-S4) relaxieren den inneren Schließmuskel - der Druckgradient steigt, der Fließwiderstand sinkt, Stuhl wird ausgepresst. Rezeptoren des Anoderm ermöglichen die Wahrnehmung der Stuhlkonsistenz. Bei gefüllter Blase kommt es mit der Defäkation automatisch auch zur Detrusion Stuhl (60-300 ml/d, pH zwischen 6,0 und 7,3, ~360 mOsm, jeweils 8% Nahrungsreste, Bakterien, Schleimhaut) wird mit einem Schleimfilm überzogen ausgeschieden. Seine Braunfärbung ist durch Gallenfarbstoffe (Sterkobilin) bedingt. Kohlenhydratreiche Kost macht ihn weicher, eiweißreiche härter |