Eine Reise durch die Physiologie - Wie der Körper des Menschen funktioniert
 

    
Ernährung und Verdauungssystem

Untersuchung der Verdauungsfunktionen
© H. Hinghofer-Szalkay

Angiografie: ανγειον = (Blut)Gefäß, γράφειν = schreiben, (auf)zeichnen
Endoskopie: ἐντός = innen, σκοπεῖν = beobachten
Gastroskopie:
γαστήρ = Bauch, σκοπεῖν = beobachten
Laparoskopie: λαπάρη = Weichteile, σκοπεΐν = betrachten
Manometrie: μανός = dünn, μέτρον = Maß(stab)
Schilling-Test: Robert Schilling
Szintigrafie: scintilla = Funke, γράφειν = aufzeichnen



Funktionelle Untersuchungen des gastrointestinalen Systems orientieren sich an
 
 -- Druckwerten (Manometrie)
 
 -- Säurewert von Verdauungssekreten (pH-Metrie)
 
 -- Aufnahmefähigkeit der Darmschleimhaut (Resorptionstests)

 
-- Leberfunktion (Plasmaproteine, Gerinnungsstatus, Eisenspiegel etc)
 
 -- Wasserstoff, Kohlendioxid u.a. in der Exspirationsluft (Atemgasanalysen)
 
 -- Exkretion (Stuhluntersuchung)

Weiters kommen Organdarstellungen (CT, Sonografie), Angiografie (Gefäße, Gallengänge), endoskopische Untersuchungen, Punktionen (Leber) in Betracht.

Eine Bestimmung von Enzymen hat die Aufschließung von Makromolekülen in der Nahrung im Blick; Antikörpermuster können auf immunologische Kompetenz bzw. Entzündungsgeschehen hinweisen.

 

Magen-Darm-Trakt Pankreasdiagnostik Leberdiagnostik
  
Diagnostische Ziele sind GI-Trakt, Leber und Pankreas
  
Magen-Darm-Erkrankungen sind häufig unspezifisch, nicht immer leicht zu lokalisieren (Schmerzprojektion, Head-sche Zonen). Manche Symptome gehen nicht vom Darm aus, obwohl sie sich hier manifestieren (z.B. Erbrechen bei Hirndrucksteigerung). Schon die Anamnese gestaltet sich schwierig ("Bauchschmerz"...).
 

Abbildung: Gastroskopie
Quelle: cimahospital.com

Die Gastroskopie-Sonde wird unter Sichtkontrolle in den Magen vorgeschoben, aus dem auch Gewebeproben entnommen werden können


Bei der körperlichen Untersuchung ist neben der Inspektion (Lagerung!), Auskultation, Perkussion und Palpation eine Reihe apparativer Diagnostiken möglich:

     Radioskopische Verfahren (Kontrastmitteluntersuchung, CT, Angiografie ) - z.B. Duodenum, Pankreas, Dünndarm, Dickdarm (Colonoskopie)

     Gastroskopie (Ösophago-Gastro-Duodenoskopie - mittels Gastroskop, einem speziellen Endoskop , mit dem u.a. auch die Entnahme von Gewebeproben möglich ist)

     Sonographie (Bildgebendes Ultraschall-Verfahren, 20 kHz bis 40 MHz; der Schall wird von Grenzflächen reflektiert, an denen sich die akustische Impedanz ändert)

     Elektrische Ableitungen: Elektrogastrographie (EGG)

     Nuklearmedizinische Verfahren - Magenentleerung, Divertikel, Blutungslokalisation - man bringt einen Tracer (Radiopharmakon) in das entsprechende Körperkompartiment ein, die Strahlung wird extrakorporal ermittelt

     Stuhluntersuchung - z.B. auf (okkultes) Blut, Giftstoffe, Erreger
   

Abbildung: Rekto-analer inhibitorischer Reflex und Defäkation
Nach einer Vorlage in Koeppen & Stanton: Berne and Levy Physiology, 6th ed, Elsevier / Mosby 2008

Dehnung des Rektum triggert reflektorisch Entspannung des inneren und Kontraktion des äußeren Analsphinkters und verursacht Stuhldrang. Die Kontraktionen der Schließmuskeln sind transient

Funktionsuntersuchungen schließen ein:
 
     Manometrie (Ösophagus; Rectum - Abbildung)

     Langzeit-pH-Metrie (Ösophagus, Magen)

     Sekretionsanalyse (Magensaft)

     Resorptionstests (Laktosetoleranztest; Schilling-Test mit oraler Gabe von markiertem Vit. B12 (radioaktives 57Co), anschließend unmarkiertem Vitamin i.v. und Bestimmung der Ausscheidung im Urin)

     Atemtests (Wasserstoffausatmung: Laktosemaldigestion, Fruktosemalabsorption; CO2-Exhalation; Fragestellung Kohlenhydratabsorption bzw. bakterielle Überwucherung im Dünndarm)
  
Pankreasdiagostik
 

Aufschluss über das Funktionieren der Bauchspeicheldrüse geben folgende Laborwerte:



   Pankreasamylase: Serum < 120 U/l, Harn (24-h) < 600 U/l; Halbwertszeit im Plasma 9-18 h
(Werte steigen bei akuter Pankreatitis innerhalb weniger Stunden an)

Pankreaslipase (Serum / Plasma): 60-180 /l
(erhöht bei akuter Pankreatitis)
Biologische Halbwertszeit 7-14 h

Chymotrypsin
im Serum: 15-78 µg/l (stark methodenabhängig)
im Stuhl: >3 (bis 6) U/g Feuchtgewicht
(erniedrigt bei eingeschränkter Bauchspeicheldrüsenfunktion, erhöht bei Pankreatitis u.a.)

Glukagon (erhöht bei akuter Pankreatitis) s. dort



Leberdiagnostik
 

Auch die Diagnostik der Leberfunktionen ist vielfältig ( s. dort). Neben der körperlichen Untersuchung stehen mehrere apparative Diagnosemethoden und Funktionstests zur Verfügung:

     Enzyme (Testung auf Aufschließung einzelner Makromoleküle in der Nahrung)

     Antikörper (Testung auf immunologische Kompetenz bzw. Entzündungen)

     Gerinnungszeiten (Testung auf Resorption von Vitamin K)

     Eisenspiegel (Testung auf Resorption von Eisen)
 

Abbildung: Durchführung einer ERCP
Nach Vorlagen bei sages.org

   
     Plasmaproteine, je nach Fragestellung (Testung auf Aminosäureresorption etc)

     Bildgebende Verfahren, Angiographie
 
     Laparoskopie (Eingriff in die Bauchhöhle mittels optischen Instruments)

     Leberpunktion (Biopsie: diagnostische Gewebsentnahme)

     ERCP (endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie, Abbildung)

     PTC (perkutane transhepatische Cholangiografphie)
 
     Szintigraphie









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