Bei
Verdauungsruhe sezerniert das Pankreas etwa 0,2 ml Sekret pro Minute,
bei Anregung (zephal, gastrisch, intestinal -
parasympathisch-reflektorisch und hormonell) kann die
Sekretionsleistung bis zu 20-fach ansteigen. Das Pankreassekret enthält Enzyme zur Spaltung von Eiweiß (Trypsinogen und Chomotrypsinogen als inaktive Vorstufe, Elastase etc), Fetten (Pankreaslipase - gallensaure Salze bilden Mizellen, in denen die Lipase volle Wirkung erlangt), Kohlenhydraten (Amylase) und Nukleinsäuren, sowie Bicarbonat (Pufferung des sauren Speisebreis aus dem Magen). Die Drüsenepithelzellen des Pankreas verfügen über Rezeptoren für Acetylcholin sowie für zahlreiche Hormone (Cholezystokinin, GRP, Insulin, Somatostatin, VIP). Besonders intensive Anregung der Enzymbildung erfolgt über Acetylcholin und CCK; Sekretin (Rezeptoren in Epithelzellen der Ausführungsgänge) stimuliert die Sekretion von Bicarbonat und die Bildung eines hohen Sekretvolumens. |
Ansäuerung des Duodenalinhalts steigert die Sekretin- und Pankreassaft-Produktion Sekretin erhöht die Bicarbonatkonzentration (und Pufferkapazität) des Pankreassekrets |
Pankreatische Enzyme werden - meist als inaktives Proenzym - exozytotisch freigesetzt |
Pankreatische Verdauungsenzyme (Auswahl) als inaktive Vorstufe (Zymogen) sezerniert |
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Enzym |
Funktion |
Trypsine | Hydrolyse von Peptidbindungen (Arg / Lys) |
Chymotrypsine | Hydrolyse von Peptidbindungen (Phe / Tyr / Trp) |
Elastase | Hydrolyse aliphatischer Peptidbindungen |
Kallikrein | Hydrolyse von Peptidbindungen (Arg / Lys) |
Carboxypeptidasen | C-terminale Hydrolyse von Peptidbindungen |
Phospholipase | Hydrolyse von Diazyl-Glyzero-Phosphocholinen |
Pankreaslipase |
Hydrolyse von C1- und C3-Glyzerinesterbindungen |
Colipasen | Cofaktor für Pankreaslipase |
RNAsen |
Hydrolyse von RNA-Phosphatesterbindungen |
DNAsen |
Hydrolyse von DNS-Phosphatesterbindungen (Typ I an 3'-, Typ II an 5'-Ende) |
unspezifische Carboxylester-Lipase |
Hydrolyse aller Ester |
Pankreas-α-Amylase |
Hydrolyse α-1,4-glykosidischer Bindungen |
Die apikale Membran der Ausführungsgangzelle sezerniert Bicarbonat im Austausch gegen Chlorid |
Volumen und Bicarbonatkonzentration des Pankreassaftes ändern sich gleichsinnig |
Pankreassaft ist immer plasmaisoton |
Mechanismen zum Schutz azinärer Zellen vor Selbstverdauung Nach Boron / Boulpaep: Concise Medical Physiology, Elsevier 2021 |
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Protektiver Faktor |
Mechanismus |
Sekretion als Zymogen |
fehlende enzymatische Aktivität |
Selektive Sortierung in der Zelle, Einlagerung in Granlua |
Geringe Interaktion mit anderen zellulären Kompartimenten |
Proteaseinhibitoren in Zymogengranula |
Blockieren frühzeitig aktivierte Enzyme |
Kondensation sekretorischer Proteine bei niedrigem pH-Wert |
Limitiert Enzymaktivität |
Nichtdigestive Proteasen |
bauen aktive Enzyme ab |
Sekretion im Pankreas: Drei Phasen Nach Boron / Boulpaep: Concise Medical Physiology, Elsevier 2021 |
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Phase |
Anregung durch |
Regulation via |
Anteil an maximaler Enzym- sekretion |
Zephal |
Anblick Geruch Geschmack Kauen |
Vagus |
~25% |
Gastrisch |
Dehnung Gastrin (Peptide, Aminosäuren) |
Vagal-cholinerg |
10-20% |
Intestinal |
Aminosäuren Fettsäuren H+ |
CCK Sekretin Entero- pankreatische Reflexe |
50-80% |
Das Pankreas bildet 0,7-3 l/d plasmaisotones, alkalisches Sekret (Basalsekretion ~5 ml/h, bei maximaler Anregung bis 480 ml/h),
bestehend aus zwei Komponenten: Einer bicarbonatreichen aus dem
Gangsystem (Pufferung, Mizellenaufbau), und einer enzymreichen aus
Azinuszellen. Die basale
Bicarbonatproduktion beträgt 2-3% des digestiven Maximalwertes,
diejenige der Enzyme 10-15%. Myoepitheliale Zellen sind kontraktil und
stabilisieren die Azini während des Auspressens von Pankreassaft. Die
Zunahme der Sekretion beginnt 1-2 Minuten nach Anregung und dauert ~3
Stunden an. Die
Steuerungsmechanismen (neuronal und humoral) sind redundant angelegt:
Auch bei Ausfall eines der Systeme entspricht die Freisetzung von
Verdauungsenzymen dem Nahrungsangebot Die anionische Zusammensetzung des Pankreassafts hängt von der Bildungsrate ab: In Ruhe überwiegt Chlorid, bei angeregter Sekretion Bicarbonat. Der Bicarbonatanteil des Basissekrets entspricht dem Blutplasma (~25 mM), bei Aktivierung steigt er bis ~120 mM (pH>8,0, Chlorid-Bicarbonat- Austauscher in der apikalen Membran der Ausführungsgangszellen). In die Zellen gelangtes Chlorid gelangt über apikale CFTR-Kanäle und Ca++-aktivierte Cl--Kanäle (ORCC) wieder in das Lumen. Das dadurch entstehende lumen-negative Potential treibt Na+ parazellulär lumenwärts. Volumen und Bicarbonatkonzentration des Pankreassaftes ändern sich gleichsinnig. Natriumbicarbonat im Sekret zieht Wasser osmotisch in das Lumen (Isotonie) Zymogengranula in den Azinuszellen speichern Enzym-Vorstufen. Die Vesikelmembran verschmilzt mit der apikalen Zellmembran (Sekretion) reizabhängig: CCK und Acetylcholin → Phospholipase C → Proteinkinase C → Ca++-Einstrom aus endoplasmatischem Retikulum → Calmodulin → Proteinkinasen, Phosphatasen; Sekretin und VIP → Adenylylcyclase → Proteinkinase A. Saurer Duodenalinhalt (pH<4,5) steigert die Sekretinproduktion. Sekretin verzögert die Magenentleerung, hemmt die Gastrinfreisetzung, stimuliert die Bicarbonatsekretion in Pankreas- und Gallengängen. Gehemmt wird die Sekretion von Pankreassaft durch sympathische Aktivität (adrenerg), Somatostatin, Glucagon, pankreatisches Polypeptid. Die Ausführungsgänge produzieren - angeregt durch Sekretin - Muzine (Glykoproteine) und Proteoglykane (Schutz vor Selbstverdauung), protektiv wirken weiters die enge Verpackung zu Zymogengranula, Inhibitoren in den Zymogengranula, Kondensation sekretorischer Proteine, Proteasen (Enzymabbau) Die relative Proteinsyntheserate des exokrinen Pankreas ist die höchste im Körper, ein Liter Pankreassaft enthält bis zu 100 Gramm Enzymeiweiß. Die Enzyme wirken proteolytisch - Trypsin, Chymotrypsin , Elastase, Carboxypeptidasen werden als inaktives Proenzym (Zymogen) sezerniert und durch Enteropeptidase und Trypsin aktiviert -, spalten Kohlenhydrate (α-Amylase), Fette (Lipasen, Phospholipase A, Cholesterinesterase), Nukleinsäuren (DNAsen, RNAsen). Fette werden emulgiert - teils mechanisch, teils durch die Oberflächenaktivität von Gallensäuren -, es entstehen Mizellen, in denen die Triglyzeridlipase in leicht alkalischem Milieu und in Anwesenheit einer Colipase wirkt. Verbleibende Mono- und Diglyzeride sowie Fettsäuren werden von der Mukosa aufgenommen, wieder zu Triglyzeriden zusammengebaut und mit Apoproteinen zu Chylomikronen verpackt. Diese gelangen über Lymphgefäße in den Kreislauf Die Aktivität des exokrinen Pankreas wird in drei Phasen eingeteilt: Die zephale Phase (mediiert über den Vagusnerv) dauert kurz und steigert die Bicarbonat- und Flüssigkeitssekretion auf ~25% des maximalen Betrags; die gastrische Phase (gastro-pankreatische Reflexe, Gastrinfreisetzung - höchstens ~20% der maximalen Sekretion); und die intestinale Phase, angeregt durch langkettige Fettsäuren, niedrigen pH (<4,5) sowie Aminosäuren im Dünndarm, angeregt über entero-pankreatische Reflexe sowie Sekretin und CCK. Je länger die Dünndarmstrecke, an der ein niedriger pH-Wert herrscht, desto mehr S-Zellen werden stimuliert und umso stärker ist die Sekretinproduktion. Die Aktivität von Pankreas und Gallenblase steht interdigestiv unter autonom-nervöser Kontrolle, in der intestinalen Phase wird sie primär durch Sekretin und CCK angeregt |