Physiologie lernen - den Organismus verstehen
Wie funktioniert der menschliche Körper?
III. Ernährung und Verdauungssystem V.
Funktionen und Eigenschaften
des Gastrointestinalen Systems
Darmnervensystem; Motorik und Transport, Sensorik, Sekretion
Sekretion
im Gastrointestinalen System; Speichelbildung
Kauen, Schluckreflex, Ösophagus
Magen
Duodenum, Jejunum, Ileum
Exokrines
Pankreas
Verdauung
Absorption
Dickdarm,
Kontinenz und Defäkation
Untersuchung der Verdauungsfunktionen
Proteine, Lipide, Kohlenhydrate
Bedarf an Mineralstoffen,
Spurenelementen und Vitaminen
Das gastro-intestinale System dient nicht nur der Verdauung: Es wirkt als Sinnesorgan, Hormonquelle, Blutspeicher, Immunpolizei und hat einen
wesentlichen Anteil an der
Funktion
anderer Körpersysteme:
Herz, Kreislauf, Abwehrsystem,
Wasserhaushalt, Nervensystem. Beschwerden
mit Ernährung und Verdauung (Bauchschmerzen, Übelkeit,
Schluckbeschwerden,
Appetitlosigkeit, Verstopfung oder Durchfall, Blähungen,
Gewichtsverlust / Übergewicht..) finden sich in der Klinik sehr häufig. Funktionell-diagnostisch spielen unter anderem Resorptionstests, Sekretanalysen, Manometrie, Langzeit-pH-Metrie oder Atemtests eine Rolle.
Das enterale Nervensystem
koordiniert Motorik (z.B. peristaltische Transportwellen), Sekretion
(Schleim, Enzyme und andere Faktoren) und endokrine Aktivität
(das gastrointestinale System gehört zu den größten Hormonproduzenten des Körpers, so wie Muskulatur und Fettgewebe). Weiters dient es der Weiterleitung und
Verarbeitung sensorischer Information (Dehnung, chemische
Zusammensetzung des Darminhalts), die zum Teil an das Gehirn gemeldet wird.
Speichel hat mechanische und Schutzwirkungen, der Salivationreflex vermehrt seine Bildung. Neben Anfeuchtung, Pufferung und Synthese antibakterieller Stoffe unterstützt er
Transport und Aufschließung (Ptyalin). Speichel kann diagnostisch
genutzt werden, da die Konzentrationen einiger Stoffe mit ihren Blutwerten korreliert (Geschlechtshormone, Melatonin u.a.).
Der Magen hat mehrere Abschnitte mit spezieller Funktion: Der Fundus dient als Zwischenspeicher ("rezeptive Relaxation", bis zu 1-2 Liter), der obere Teil des Corpus produziert Salzsäure und Pepsinogen (Verdauung), im unteren Corpus und im Antrum
wird der Chymus "zerrieben", bis eine ausreichende Zerkleinerung fester
Bestandteile des Mageninhalts die Passage durch den Pförtner (Pylorus) in den
Zwölffingerdarm (Duodenum) freigibt.
Hormonproduktion: Unter anderem gibt der Magen Gastrin, das Duodenum Cholezystokinin-Pankreozymin (Entleerung der Gallenblase, Enzymproduktion des Pankreas) und Sekretin
(Pufferung des Chymus) an das Blut ab. Damit erfolgt ein wesentlicher
Teil der Steuerung der Funktion von Bauchspeicheldrüse, Magen und Darm.
Der Dünndarm ist für die endgültige physikalische (Zerkleinerung, Emulgierung) und chemische (Sekretion von Peptidasen, Lipasen, Amylase usw.) Aufschließung der Nährstoffe zuständig. Darauf folgt die Aufnahme in Schleimhautzellen (Absorption, "Resorption")
und deren Weitertransport in Blut- und Lymphgefäße. Die Resorptionsfläche beträgt etwa 200 m2, bedingt vor allem durch Mikrovilli der Darmschleimhautzellen. Die Transportmechanismen (für Kohlenhydrate, Aminosäuren u.a.) gleichen denen, die auch Nierentubuluszellen nutzen.
Im Dickdarm befinden sich Unmengen von Bakterien, sie schließen den Darminhalt weiter auf (dabei entstehen
Fettsäuren und Darmgase), bilden ein individuell charakteristisches
Mikrobiom und tragen zum Stuhlvolumen
bei. Die Resorption von Wasser ist an die von Elektrolyten geknüpft.
Dichtigkeit (Kontinenz) und Entleerung des Enddarms (Defäkation) sind
teils autonom-nervös, teils somatomotorisch gesteuert.
Der Körper bedarf der Zufuhr von Makronährstoffen
zur Versorgung mit Energie (Kohlenhydrate, Fette) und essentiellen
Bausteinmolekülen (z.B. Aminosäuren) in der Größenordnung von ~g/kg/d. Mineralien müssen im ~g/d-Bereich zugeführt werden. Mikronährstoffe
sind Vitamine und Spurenelemente; diese dienen u.a. als Kofaktoren für
Enzyme. Ihr Bedarfsbereich liegt im mg/d- bis µg/d-Bereich. Für einige
von ihnen bildet der Körper Vorräte (Leber), sodass unregelmäßige Zufuhr (z.B.
saisonal) ausgeglichen werden kann.
© H. Hinghofer-Szalkay