Die von der Leber kontinuierlich
gebildete Gallenflüssigkeit ist für die Verdauung und Resorption von
Lipiden notwendig. Gallensäuren bzw. ihre Salze emulgieren Fette und
machen sie so für die Pankreaslipase zugänglich und beteiligen sich an
der Mizellenbildung, die der Resorption dient. Schließlich dient Galle
der Eliminierung von Cholesterin, Gallenfarbstoffen, einigen
Medikamenten sowie Schwermetallen.
Abbildung: Gallensystem und enterohepatischer Kreislauf - Überblick
Nach einer Vorlage in Johnson: Gastrointestinal Physiology, 9th ed., Mosby 2019
Gallensäuren werden aktiv aus dem Ileum resorbiert (grüner
Pfeil) und gelangen über die v. portae zurück zu Leberparenchymzellen.
Bei Bedarf bilden diese Gallensäuren nach.
Primär aktive Transportvorgänge in Leber und Gallengangsystem rot, erleichterte Diffusion blau
ACh: Acetylcholin, CCK: Cholezystokinin
Die Leber
produziert laufend
Gallensäuren bzw. gallensaure Salze, die Menge variiert allerdings stark. Sie werden vor allem im Ileum
resorbiert, gelangen über den Pfortaderkreislauf in die Leber und
werden zusammen mit neu gebildeten Gallensäuren resezerniert
(entero-hepatischer Kreislauf).
Mehr über die
Produktion der
Galle s.
dort
Gallensäuren / gallensaure Salze werden aus Cholesterin hergestellt
(sie sind eine wichtige Ausscheidungsform) und stellen die führende
organische
Komponente des Gallensekrets dar (~50% aller gelösten Bestandteile).
Ihre Sekretion fördert durch
osmotische Filtration auch die Ausscheidung von Wasser und Elektrolyten
(Natrium, Kalium, Calcium, Chlorid).
Fast die gesamte Galleproduktion wird durch Gallensäuren angetrieben, man nennt sie daher
gallensäurenabhängig. Der vom Gallengang unter dem Einfluss von Sekretin gebildete bicarbonatreiche Gallensaft ist
gallensäuren-unabhängig.
Über
Gallensäure und ihre Salze s.
dort
Die
Gallenblase hat eine Aufnahmekapazität von 20-50 ml. Sie hat eine
Doppelfunktion: Einerseits speichert sie die während der
interdigestiven Phase aus der Leber anflutende Galle, andererseits
entzieht sie dieser dabei - elektroneutral, mittels aktivem Transport gegen einen
elektrochemischen Gradienten - Natrium, Chlorid und Bicarbonat (Wasser folgt passiv-osmotisch nach) und dickt das Sekret
dadurch ein ("
Blasengalle"). Auch [K
+] und [Ca
++] nehmen dabei zu.
Der Anstieg der Konzentration gelöster organischer Stoffe
(Gallensäuren, Cholesterin, Bilirubin) kann bis zum 20-fachen des
Ausgangswertes (Lebergalle) betragen. Die
Ausbildung von Mizellen bei Erreichen der Löslichkeitsgrenze hilft dabei, die osmotische Aktivität gering und die Gallenflüssigkeit isoton zu halten.
Kontraktionen der Gallenblase treten nicht nur in der digestiven Phase auf, sondern auch im Rahmen von
MMCs - der Darm wird auch interdigestiv mit Galle "bespült". Wandert Chymus durch das System, ist es vor allem
Cholezystokinin,
das die Entleerung der Gallenblase triggert (CCK-Rezeptoren finden sich
auf Zellen der glatten Muskelzellen in der Gallenblasenwand, die
Hauptwirkung des CCK dürfte aber über cholinerge Nervenfasern
erfolgen). Ob der Gallengang mit peristaltischen Kontraktionswellen zum
Transport der Gallenflüssigkeit beiträgt, ist unklar.
Abbildung: Steuerung von Gallenblase und Sphincter Oddi
Nach einer Vorlage in Johnson: Gastrointestinal Physiology, 9th ed., Mosby 2019
A: In der interdigestiven Phase
ist der Tonus des Sphincter Oddi hoch, derjenige der Gallenblasenwand
niedrig. Kontinuierlich von der Leber produzierte Galle ("Lebergalle")
fließt in die Gallenblase, die sich füllt und das Sekret durch
Rückresorption von Kochsalz und Wasser eindickt ("Blasengalle").
B: In der digestiven Phase
(nach einer Mahlzeit) wirken Cholezystokinin (CCK) und parasympathische
(cholinerge?) Impulse kontrahierend auf die Gallenblase und relaxierend
auf den Sphincter Oddi. Galle gelangt in den Darm, und rückresorbierte
gallensaure Salze (enterohepatischer Kreislauf) regen die hepatische
Gallensekretion an
Der Sphincter Oddi
(m. sphincter ampullae hepatopancreaticae) - eine Verstärkung des
Ringmuskels des Endstücks des Gallengangs - umschließt die gemeinsame
Einmündung des Gallen- (ductus choledochus) und
Pankreasausführungsganges (ductus pancreaticus); er liegt in der
Vater'schen Papille (papilla duodeni major).
Mittels
seines Tonus steuert der Sphincter die Entleerung der Galle und des
Pankreassekrets in das Duodenum. Dieser Tonus unterliegt
hormonellem und neuralem Einfluss: So wird er durch die Wirkung von
Cholezystokinin (CCK) entspannt, sodass Galle und Pankreassaft in den
Zwölffingerdarm einströmen können. Gleichzeitig regt CCK die
Gallenblase zur Kontraktion an, und "Blasengalle" wird in das Doudenum
gepresst ( Abbildung).
Wann gelangt Galle in das Duodenum?
Das Einströmen von Gallenflüssigkeit in den Zwölffingerdarm unterliegt
Einflüssen durch das Duodenum einerseits, den Zustand des Sphincter
Oddi andererseits. Auch hier gilt das
allgemeine Gesetz von Druckdifferenz, Widerstand und Strömung: Wieviel Galle in das Duodenum eindringt (Q
G), hängt ab vom Druckunterschied zwischen Gallengang (p
G) und Duodenum (p
D) einerseits, und vom
Strömungswiderstand (W
S), den der Sphincter Oddi der Gallenpassage entgegensetzt, andererseits:
QG = (pG - pD) / WS
Der Druck im Gallengang (Sekretionsdruck, aufgebaut von Leber und
Gallengangsystem) kann bis zu 20 mmHg betragen. Kontrahiert sich das
Duodenum (erhöhter Innendruck) oder der Sphincter Oddi (erhöhter
Widerstand), stoppt der Gallenfluss; relaxiert das Duodenum und der
Sphincter, kann die Galle fließen. Bei entspannter Duodenalwand bedarf
es eines Drucks im Gallengangs von bis zu 30 mmHg, um den Widerstand
eines kontrahierten Sphincter Oddi zu überwinden.
CCK relaxiert den Sphincter Oddi, senkt den Strömungswiderstand und
begünstigt damit den Gallenfluss in den Darm. Auch dieser CCK-Effekt
scheint zumindest zum Teil durch cholinerge Nervenfasern vermittelt zu
sein. Reizung parasympathischer Fasern erhöht den Gallenfluss, Reizung
sympathischer Fasern bewirkt das Gegenteil.
Gallensäurepool, enterohepatische Rezirkulation:
Rückresorbierte Gallensäuren / gallensaure Salze regen in der Leber
ihre weitere Sekretion an und verstärken dadurch den emulgierenden
Effekt für die Fettverdauung. Tatsächlich ist die portale Rückgewinnung
und Wiederaufnahme von gallensauren Salzen der wichtigste Anreiz zu
ihrer (wiederholten) hepatischen Sekretion.
Die Neusynthese kann bis zu ~5 Gramm pro
Tag betragen; nur 0,5 g/d gehen mit dem Stuhl verloren. Das bedeutet,
dass der Gallensäurepool im enterohepatischen Kreislauf (2-3 Gramm)
jeden Tag mehrfach rezirkuliert (Faktor 10): In 24 Stunden gelangen
20-30 Gramm Gallensäuren / gallensaure Salze zur biliären Sekretion.
Hepatozyten und Gallengangsepithel erzeugen einen
Sekretionsdruck,
der die Gallenflüssigkeit Richtung Dünndarm befördert. Dieser Druck
kann einen Betrag von 10-20 mmHg erreichen. Der Tonus der
Gallenblasenwand sowie der Zustand der Sphincter Oddi bestimmt, wohin
sich die Galle - innerhalb des Gallengangsystems bzw. in den Darm -
bewegt.
Rückresorption: Die
meisten Gallensäuren werden entlang des Dünndarms passiv
resorbiert (hydrophobe und dekonjugierte Gallensäuren), oder aktiv im
Ileum (hydrophilere Gallensäuren wie Cholsäure). Der Großteil der
enterischen Rückresorption von Gallensäure / gallensauren Salzen
erfolgt im Ileum (
Abbildung).
Abbildung:
Nach einer Vorlage in Johnson: Gastrointestinal Physiology, 9th ed., Mosby 2019
Ausgehend von Cholesterin in der Leber
neu gebildete Gallensäuren bezeichnet man als "primär" (Cholsäure,
Chenodesoxycholsäure), solche, die im Darm bakteriell modifiziert
wurden, als "sekundär" (Desoxycholsäure, Lithocholsäure). Der Darm
resorbiert alle Gallensäuren: Besonders hydrophobe (wenig OH-Gruppen /
dekonjugiert) passiv entlang des gesamten Dünndarms, alle anderen
mittels natriumgekoppelten sekundär-aktiven Transports (apikale
Membran) im Ileum - dieses resorbiert Gallensäuren am effizientesten.
Nur ein kleiner Teil
der Gallensäuren entkommt der Resorption im Dünndarm und gelangt in das
Colon. Die resorbierten Gallensäuren gelangen über den Pfortaderkreislauf zur
Leber und werden zu nahezu 100% wiederverwertet.
Rot gefärbte Pfeile deuten aktive Resorption, Sekretion, oder Synthese an
Die Aufnahme der Gallensäuren in Enterozyten des Ileum (über die apikale Membran) erfolgt mittels eines sekundär-aktiven
natriumabhängigen Transports.
Zytoplasmatische Transportproteine binden sie und befördern sie zur
basolateralen Membran, wo sie über einen Anionenaustauscher an das
Interstitium weitergereicht werden.
Über den enterohepatischen Kreislauf
gelangen sie zur Leber zurück und werden erneut sezerniert. Im Stuhl
verlorengegangene Gallensäuren (0,5-1,0 g/d) werden durch hepatisch neu
synthetisierte ersetzt.
Über die Resorption von
Protein s.
dort und
dort
Über die Resorption von
Kohlenhydraten s.
dort
Über die Resorption von
Fetten s.
dort und
dort
Über die
Darmmotorik s.
dort
Über das
Immunsystem des Darmes s.
dort
Das Duodenum zeigt in der digestiven Phase vor allem Segmentationsmotorik (~12/min),
die durch Ruhephasen unterbrochen ist; gelegentlich tritt Peristaltik
auf. Wenn der Mageninhalt entsprechend homogenisiert und das Duodenum
aufnahmebereit ist, lässt der Pylorus die Passage von Chymus zu. Zur Wirkung der kohlenhydrat-, fett-,
eiweiß- und nukleinsäurespaltenden pankreatischen Enzyme kommt die von
membranständigen Enzymen des Bürstensaums im Dünndarm
Die Dünndarmmotorik unterstützt die Verdauungs- und Resorptionsprozesse durch Transport (Peristaltik), Wechsel des Schleimhautkontakts und Vermischung des Chymus mit Sekret (Segmentationen). Sie wird getriggert durch interstitielle (Cajal-) Schrittmacherzellen, die einerseits den basalen Rhythmus vorgeben, andererseits neuronale Inputs vermitteln. Elektrische Entladungswellen (MMC) triggern im Nüchternzustand etwa alle 90 Minuten Kontraktionswellen (~5 cm/min),
die sich vom Magen bis zum Colon fortsetzen (Entleerung,
Eindämmung des Bakterienwachstums). Die digestive Phase zeigt Segmentationen (5 Sekunden-Periodik) und
Peristaltik. Schwankungen des Membranpotentials glatter Muskelzellen in
der Darmwand (Frequenz vom Duodenum zum Ileum abnehmend) lösen nur dann
Kontraktionen aus, wenn sie Aktionspotentiale triggern - das hängt von nervösen und humoralen Begleitfaktoren ab. Starke Dehnung eines Darmabschnitts hemmt generell die motorische Aktivität (intestino-intestinaler Reflex)
Schlussleistensysteme trennen die apikale (Bürstensaum, Resorptionsoberfläche
~200 m2) von der basolateralen Membran der Mukosaepithelzellen (Enterozyten), diese sind mit jeweils unterschiedlichen Transportsystemen (Permeasen, Pumpen, Symportern, Antiportern) ausgestattet. Deren Zahl
(Expression) und Zustand (Öffnungswahrscheinlichkeit) hängt von Lokalisierung, Situation und Anforderung ab und
entscheidet darüber, welche Ionen und Moleküle wie stark und in welche
Richtung durch die Zelle transportiert werden. Resorption kann
transzellulär oder parazellulär erfolgen. Die Zottenmotorik variiert
Kontaktzonen zum Chymus und unterstützt den Abtransport der Lymphe (zentrales Chylusgefäß). Die Epithelschicht wird in 2-6 Tagen komplett ausgetauscht
Wenige Minuten nach Ankunft sauren Mageninhalts im Duodenum steigt die Pankreassekretion (physiologische Selbsthemmung: Der nach ~30 min erreichte Gipfelwert entspricht ~3/4 der maximal möglichen Menge), zum Großteil angeregt durch die Anwesenheit von Aminosäuren, Peptiden, Fetten (CCK wirkt auf afferente Fasern und über einen vagalen Reflex cholinerg auf Azinuszellen) und Wasserstoffionen (Sekretin steigert die Bicarbonatsekretion ab pH=5: "natürliches Antazidum") im Dünndarm. Insulin potenziert die sekretionsfördernden Effekte von Sekretin und CCK. CCK wird in den ersten 90 cm Dünndarmstrecke gebildet
Mit der Galle
werden Gallensäuren (in Form ihrer Salze), Cholesterin,
Gallenfarbstoffe, auch Medikamente und Schwermetalle ausgeschieden. Gallensäuren - die führende organische Komponente des Gallensekrets (~50% aller gelösten Bestandteile) - emulgieren Fette, machen sie für Lipase zugänglich und beteiligen sich an der Mizellenbildung. Gallensäuren werden passiv resorbiert (hydrophobe
und dekonjugierte Gallensäuren) oder aktiv im Ileum (hydrophilere
Gallensäuren wie Cholsäure). Dazu hat die apikale
Membran natriumabhängige Transporter, Transportproteine binden die Gallensäuren, an der
basolateralen Membran gelangen sie via Anionenaustauscher in
Interstitium und Pfortaderblut (enterohepatischer Kreislauf: tägliche Sekretion 20-30 g, Gallensäurepool 2-3 g). Die Leber produziert Gallensäuren abhängig vom Bedarf nach (bis zu 5 g/d) . Die Sekretion von Gallensäuren zieht aufgrund des osmotischen Effekts Wasser und Elektrolyte in die Gallenflüssigkeit (gallensäurenabhängige Gallenproduktion; der
in den Gallengängen unter dem Einfluss von Sekretin gebildete
bicarbonatreiche Gallensaft wird gallensäuren-unabhängig gebildet). Der
Sekretionsdruck (Gallengangdruck) beträgt bis zu 20 mmHg
Die Aufnahmekapazität der Gallenblase
beträgt 20-50 ml. Die Gallenblasenwand entzieht der Galle in der interdigestiven Phase
mittels aktivem Transport Natrium, Chlorid und Bicarbonat (Wasser folgt
osmotisch nach), es entsteht Blasengalle. Die Konzentration an Gallensäuren, Cholesterin, Bilirubin kann bis zum 20-fachen des Ausgangswertes (Lebergalle) zunehmen, die Gallenflüssigkeit bleibt durch Bildung von Mizellen dennoch isoton. Wieviel Galle
in das Duodenum gelangt, hängt ab vom Druckunterschied zwischen
Gallengang und Duodenum einerseits, vom Strömungswiderstand des
Sphincter Oddi andererseits. In
der interdigestiven Phase ist der Tonus des sphincter Oddi hoch,
derjenige der Gallenblasenwand niedrig, Lebergalle fließt in die
Gallenblase. Die Gallenblase kontrahiert in der digestiven Phase (CCK-Rezeptoren in der
Gallenblasenwand und auf cholinergen
Nervenfasern; CCK relaxiert den sphincter Oddi), aber auch im Rahmen von MMCs (interdigestiver Gallenfluss)
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