Die zephale
Phase der Verdauung wird durch Sinnesreize (auch die Vorstellung davon) ausgelöst und
führt über limbisches System, Hirnstamm und Vagusnerv zu Sekretion und
Hormonfreisetzung (Magensäureproduktion auf ~40% des Maximums,
Pepsinogen, Gastrin). Die gastrische
Phase über vago-vagale Reflexe ergibt die volle Aktivierung des Magens,
G-Zellen reagieren auf Peptide und andere Saftlocker im Mageninhalt.
Sinkt der pH-Wert unter 3, wird die Aktivität gehemmt (Selbstschutz).
Die intestinale Phase wird vom oberen Dünndarm getriggert: pH-empfindliche S-Zellen produzieren Sekretin, bicarbonatreiches Sekret entsteht. Emulgiertes Fett, Glucose, Aminosäuren regen K-Zellen (GIP hemmt die Magentätigkeit) und
I-Zellen an (CCK stimuliert die Sekretion enzymreichen Speichels und die
Gallenblasenmotorik, entspannt den sphincter Oddi und hemmt die
Magenaktivität)
Aktionspotentiale an glatten Muskelzellen erhöhen [Ca++]
im Zytoplasma (Calcium-spark), das aktiviert elektromechanische
Kopplung und Tonuserhöhung. Der Ca-Speicher im sarkoplasmatischen
Retikulum füllt sich sowohl aus dem Extrazellulär- (CRAC) als auch
dem Intrazellulärraum (SERCA)
Das Darmnervensystem generiert propulsive Peristaltik (oral → aboral), Pendel- und Segmentationsbewegungen in Dünn- und Dickdarm (Durchmischung: Magen 3/min, Duodenum ~12/min, Jejunum ~10/min, Ileum ~8/min, Colon ~3/min), Akkommodation (vorübergehende Erschlaffung: Magenfundus, Colon ascendens, Rectum), tonische Dauerkontraktion der Schließmuskel (Cardia, Pylurus, Iliocoecalsphincter). Lokale Reflexe
können über prävertebrale Ganglien ziehen und bewirken z.B. bei Dehnung
eines proximalen Darmabschnitts Relaxation eines weiter distal
gelegenen (intestino-intestinale Reflexe). Einige
Projektionen erfolgen auf Thalamus und Insel (viszerosensorisch). Sie leiten
viszerale Reflexe ein und führen zu bewussten Empfindungen
(Übelkeit, Stuhldrang, Schmerz)
Je nach Transmitter und Rezeptorbestückung fördern oder hemmen Neuronen des enterischen Nervensystems (mehrere 106, vor allem im plexus
myentericus und submucosus) Motorik, Sekretion, Perfusion und Neuroimmunfunktionen - auch in Abwesenheit sympathischer / parasympathischer Steuerung. Die Neuronen sind cholinerg (Kotransmitter: Substanz P, Enkephalin), adrenerg (NPY), dopaminerg, GABAerg, serotoninerg (enterochromaffine Zellen), purinerg, peptiderg, nitriderg. Extrinsisch-primär
afferente Neuronen (EPAN) senden sensorische Impulse zum ZNS,
intrinsich-primär afferente Neuronen (IPAN) verteilen Information
innerhalb des Darmnervensystems. Aufgeschaltet sind Ganglien, Rückenmark, Hirnstamm,
hypothalamisch-hypophysäres System (Hunger / Sättigung, Osmoregulation
/ Durst etc). Der Parasympathikus (Vagus, Pelvicusnerven) wirkt
überwiegend anregend, der Sympathikus hemmend auf den Darm. Afferente
Fasern (N. vagus ~75%) melden den Zustand der Peripherie und lösen
regulative Antworten (z.B. vago-vagale Reflexe) aus
In den Plexus
submucosus ziehende cholinerge Fasern (Kotransmitter: Neuropeptid Y,
Dynorphin, Galanin, VIP) regen die Sekretion an (Mucine, Bicarbonat,
Enteropeptidase); somatostatinerge und noradrenerge Neuronen hemmen die
Sekretion. Kollateralen zu Blutgefäßen bewirken verstärkte Perfusion und unterstützen die Sekretion. Histamin wirkt sekretionsfördernd
Peristaltik
beginnt mit der Dehnung eines Dünndarmabschnittes, von dem aus oralwärts
projizierende Neurone die Ringmuskulatur anregen
(aszendierender exzitatorischer Reflex: Kontraktionsring), andere (NO,
VIP) aboralwärts erschlaffen (deszendierender inhibitorischer Reflex:
Dilatationszone). Dieses Muster
bewegt sich mit der Verschiebung des Dehnungsreizes über das Darmrohr, der peristaltische Komplex gleitet nach distal. In der interdigestiven Phase hat die Peristaltik eine "Ausputzerfunktion", die auch das Bakterienwachstum kontrolliert. Bei leerem Magen-Darm-Trakt wandern migrierende Motorkomplexe (MMC, Dauer: 1 min) mit ~5 cm/min vom Magen colonwärts, das bringt unverdauliche Reste zum Enddarm. In dieser Reinigungsphase gebildetes Magen-, Gallen- und
Bauchspeicheldrüsensekret spült den
Darm und erschwert retrograden
Aufstieg von Mikroorganismen. MMCs können Magenknurren verursachen, Nahrungsaufnahme unterdrückt MMCs vollständig
Langsame Kontraktionswellen in Magen, Dünn- und Dickdarm entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel: Das SIP-Synzytium aus glatten Muskelzellen (smooth muscle),
interstitiellen (Cajal-) Zellen und intramuskulären PDGFRα+
Zellen ist über gap junctions verbunden (Erregungsübertragung). Vom Zusammenspiel dieser Zellen
geht ein - nach Darmabschnitt spezifischer - basaler Organrhythmus aus:
Oszillierende Potentialschwankungen der glatten Muskelzellen triggern
Entladungen, diese lösen Kontraktionen aus. - Massenbewegungen
kombiniert mit distaler Relaxation (Verschwinden der
Haustrierung) transportieren den Dickdarminhalt. Stuhldrang tritt
auf, wenn das Rectum gefüllt und seine mit Dehnungsrezeptoren bestückte Wand unter Spannung gesetzt wird
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