Proteine
übernehmen unzählige Funktionen in der Zelle: Metabolismus (Enzyme),
Zellteilung (Mitoseapparat), Eiweißsynthese (Transkription, Translation),
Fortbewegung (Aktin, Myosin etc), Wachstum, Abbau (Apoptose). Auch Rezeptoren,
Permeasen und Pumpen in der Zellmembran bestehen aus Proteinen. Beispiele für Motilität von Körperzellen sind Leukozytenmigration, Spermienmotorik, angiogenetische Zellwanderung, Neurozyten- und Gliamobilität. Kräfte vom Zellinneren übertragen sich über Zytoskelett und membranale Anknüpfungspunkte auf umgebende extrazelluläre Strukturen; Membranrezeptoren verlagern sich im Lauf der Bewegung; Permeasen erlauben die transmembranale Verlagerung von Flüssigkeit. Bei chemotaktischer Bewegung strebt die Zelle zu einer Signalstoffquelle hin oder von dieser weg. Glatte Muskelzellen können vom Single-Unit-Typ sein (funktionelles Synzytium ähnlich wie im Herzmuskel, Beispiel Uterus) oder vom Multi-Unit-Typ (über vegetative Nervenfasern präzise gesteuert, Beispiel innere Augenmuskeln). Glatte Muskelzellen zeigen häufig spontane Aktivität (Eigenrhythmen), diese folgen Oszillationen der intrazellulären Ca++-Konzentration (basaler Organrhythmus) und bestimmen die Kontraktionsfrequenz. Unterschreitet das Membranpotential einen bestimmten Schwellenbetrag, wird die Zelle erregt (Aktionspotential). |
Kontraktionen
(Tonuserhöhung) glatter Muskulatur erfolgen langsamer als bei
Skelettmuskeln, können aber lange anhalten und sind kaum
ermüdbar |
Multi-unit-Zellen können unabhängig voneinander aktiviert werden (keine gap junctions) Single-unit-Zellen sind über gap junctions verbunden und funktionieren als Einheit |
Depolarisierung der Membran öffnet Ca++-Kanäle, Bindung bestimmter Signalstoffe aktiviert den PLC-IP3-Mechanismus. Beides erhöht intrazelluläres [Ca++] |
Calmodulin bindet Ca++-Ionen. Ca++-Calmodulin aktiviert Myosin-Leichtkettenkinase (MLCK) |
MLCK phosphoryliert Myosinleichtketten und erhöht den Tonus glatter Muskelzellen |
Hemmung der MLCP stabilisiert die Phosphorylierung von MLC und steigert den Tonus glatter Muskelzellen |
Glatte Muskulatur |
Skelettmuskulatur |
|
Verhältnis Aktin / Myosin |
~15:1, unregelmäßig angeordnet |
2:1, als "Querstreifung" regelmäßig angeordnet (wie Herzmuskel) |
Dimensionen |
Länge bis 0,2 mm |
Länge bis mehrere cm, Durchmesser bis 80 µm |
Kontraktionsauslösung |
Bindung Ca++ an Calmodulin |
Bindung Ca++ an Troponin |
Dauerkontraktion durch |
erhöhte Transmitterkonzentration (Tonus) |
dauerhaft hohe Aktionspotentialfrequenz (Tetanus) |
Ermüdung |
nein |
ja |
Innervation |
Nerven / Schrittmacherzellen / Transmitter (Acetylcholin, Noradrenalin, etc) |
Motoneuron / motorische Endplatte (Acetylcholin) |
Membranproteine verankern die Zelle an extrazellulären Strukturen und
übertragen Kräfte in den Intrazellulärraum, versorgen die Zelle
mit Nährstoffen, wirken als Informationsvermittler und Enzyme. Biomoleküle sind Baustoffe, Energie- und Informationsträger. Proteine haben spezifische, reversible Bindungseigenschaften über Wasserstoffbrücken, van der Waals-Kräfte,
elektrostatische Wechselwirkungen und hydrophobe Kräfte, und dienen als Gerüstproteine, Enzyme, Filamente, Rezeptoren, Permeasen,
Transporter. Zellen enthalten meist mehrere
tausend spezifische Proteinarten Intrazelluläre Proteine ermöglichen Wachstum, Bewegung, Transport, aktive Verformung. Mikrotubuli, Mikrofilamente und Intermediärfilamente bilden die Hauptmasse des Zytoskeletts - aufgebaut aus Aktin, Tubulin, Laminen, Vimentin, Keratin etc. Sie transportieren Moleküle und Zellorganellen: Anterograd (Kinesine, ~400 mm/d) oder retrograd (Dyneine, bis 200 mm/d) entlang von Mikrotubuli. Dyneine betreiben auch den Zilienschlag des Flimmerepithels, Kinesine die mitotische Bewegung von Chromosomen. Zilien sind teils passiv (Sinneshaare), teils ATP-verbrauchend koordiniert beweglich (Kinozilien schlagen 5- bis 20mal pro Sekunde: Dynein-Motorproteine, Gleitfilamentmechanismus) Außerhalb der Zelle beteiligen sich Proteine an Abwehr (Antikörper, Komplementfaktoren), Intaktheit der Gefäßwände (Gerinnungs-, Fibrinolysefaktoren), Transport (Plasmaproteine), Aufbau extrazellulärer Strukturen (Kollagen, Elastin, Fibronektin, Integrine). Faktoren wie NGF, BDNF, Neurotrophine sichern Überleben, Differenzierung und Wachstum von Neuronen und kontrollieren die Neurogenese Zellen sind mobil, z.B. Immunzellen (Diapedese, Gewebepatrouille), Enterozyten (Krypten-Zotten-Achse), Gefäßwandzellen (Angiogenese), Fibroblasten (Wundheilung), Spermien. Sie orientieren sich an vorhandenen Strukturen sowie an Konzentrationsgradienten von Chemokinen, Komplementfaktoren u.a. (Chemotaxis). Sie strecken Podosomen vor und ziehen sich an ihnen vorwärts; Rezeptoren werden fortlaufend verlagert, Membrankanäle (Aquaporine, Ionenkanäle, Co-Transporter, Austauscher) unterstützen Verformung und Bewegung Glatte Muskelzellen kontrahieren langanhaltend, kaum ermüdbar (glattmuskulärer Tonus) und können sich bis auf 25% ihrer Ruhelänge verkürzen. Das Membranpotential - meistens zwischen -40 und -65 mV - schwankt abhängig von der Summe einwirkender Reize. Depolarisation alleine kann den Tonus erhöhen (z.B. Arterien), oder es braucht dazu Aktionspotentiale (z.B. Uterus) von unterschiedlicher Höhe und Form. Depolarisierung und Tonussteigerung erfolgt über Ca++-Einstrom, Re- bzw. Hyperpolarisierung über K+-Ausstrom (Relaxation). Im Multi-unit-Typ sind Muskelzellen in motorische Einheiten organisiert (Muskelzellen separiert, vom Vegetativum präzise steuerbar: z.B. innere Augenmuskeln, Atemwege), im Single-unit-Typ über gap junctions zu funktionellen Synzytien verknüpft (z.B. Gallenblase, Uterus). Der Typus kann je nach Anforderung wechseln (phänotypische Plastizität) Ca++-Ionen aktivieren den kontraktilen Apparat bei Reizung der Muskelzelle (über Nachbarzellen oder aktivierte Rezeptoren), indem sie aus Extrazellulärraum und sarkoplasmatischem Retikulum in das Sarkoplasma einströmen. Dies erfolgt (elektromechanische Kopplung) durch Depolarisierung und Öffnung spannungsgesteuerter Kationenkanäle (voltage-operated channels, VOCs) oder (pharmakomechanische Kopplung) durch Bindung eines Signalstoffs an Rezeptoren (aktiviert den PLC-IP3-Mechanismus: receptor-operated channels, ROCs) - gelegentlich auch ohne Depolarisierung. Ca++ bindet an Calmodulin (statt Troponin), das aktiviert die Myosin-Leichtkettenkinase (MLCK), diese phosphoryliert die leichte Kette des Myosinmoleküls, Myosin reagiert mit Aktin (Kontraktion). Spontankontraktionen beruhen auf Oszillationen der Calciumkonzentration (Eigenrhythmus: Schrittmacher, z.B. Cajal-Zellen im Darm). Calciumexportpumpen (PMCA) bringen Ca++ nach extrazellulär, Calcium-ATPase (SERCA) in das sarkoplasmatischen Retikulum; wird dies blockiert, bleibt der Tonus erhöht. Myosin- Leichtkettenphosphatase (MLCP) dephosphoryliert Myosin und reduziert dadurch den Muskeltonus; Hemmung der MLCP stabilisiert den Muskeltonus |