In Phagosomen (
clathrinvermittelte
Phagozytose) bzw. Vesikel (Makropinozytose) aufgenommene Mikroben und
anderes phagozytiertes Material werden in der Zelle mit lysosomalen
Komponenten - sauren Hydrolasen (Proteasen, Nukleasen, Lipasen),
Sauerstoffradikalen, NO u.a. - in Phagolysosomen abgebaut. Viele
Krankheitserreger werden auf diese Weise erkannt und
abgewehrt (Viren, die von Wirtszellen-Membran umhüllt sind,
nicht; diese können nur über auffällige Charakteristika des viralen
Genoms - wie doppelsträngige RNA - erkannt werden).
Phagozyten haben zahlreiche, situationsbedingt zum Teil gegensätzliche Funktionen:
So können sie lokal die Gerinnung anregen oder dämpfen (Produktion
anti- oder prokoagulatorischer Faktoren), Prostaglandine oder
Leukotriene synthetisieren (Anregung von Zyklooxygenase vs.
Lipoxygenase), oder Entzündungsvorgänge fördern bzw. hemmen (Bildung
von proinflammatorisch wirkendem TNF / antiinflammatorischem IL10).
PRRs können membrangebunden (auf Phagozyten) oder in der
extrazellulären Flüssigkeit gelöst vorliegen. Bei der Identifikation
von PAMPs, der Abtötung von Mikroben und der Produktion
entzündungsfördernder Stoffe (Zytokine, Chemokine) helfen mehrere
Systeme mit, insbesondere
Toll-like receptors
(
TLRs)
Scavenger receptors,
die an der Bindung verschiedener Stoffe (Polysaccharide, Lipoproteine,
Nukleinsäuren) beteiligt sind und bei der Bakterienbekämpfung
(Phagozytose, Apoptose) assistieren
Opsonine
- Moleküle, die - an Bakterien gebunden - deren Phagozytose anregen
(Phagozyten haben Opsoninrezeptoren). Die dadurch erfolgte
Erleichterung der Zerstörung von Mikroben nennt man
Opsonisation.
Toll-like receptors
(TLRs) binden an PAMPs und regen die Transkription von
Zytokingenen und anderer antimikrobieller Stoffe an. Das
fördert Entzündungsvorgänge und lockt Leukozyten zum "Kampfplatz"; TLRs
werden vor allem von strategisch positionierten "Melderzellen"
exprimiert, wie dendritischen Zellen, Makrophagen, Mastzellen,
Epithelzellen in der Darmschleimhaut (die auf Aktivierung ihrer TLRs
mit der Produktion von Zytokinen reagieren). TLRs sind
Transmembran-Glykoproteine, die zur Familie der Rezeptor-Tyrokinasen
gehören (und bei Aktivierung dimerisieren); sie sind vor allem in der
Zellmembran und in derjeniger von Endosomen zu finden. Sie erkennen RNA
/ DNA, Zellwandmaterial und andere Strukturen verschiedener Pathogene,
aber auch DAMPs wie z.B. Hitzeschockproteine. Menschern verfügen über
ein Repertoire von 10 verschiedenen TLRs.
In der Zellmembran liegende TLRs
(auch signaltransduktionsvermittelnde PRRs
genannt)
spielen eine Schlüsselrolle bei der Erkennung und Bekämpfung von
Infektionen. Sie stellen eine entwicklungsgeschichtlich
hochkonservierte Familie mustererkennender Proteine dar und werden von
zahlreichen Zellen exprimiert. Sie erkennen Mikroben wie auch Produkte
gestresster oder sterbender Zellen. Sie werden an bestimmten
Membranstellen eingelagert, z.B. TLR5 an der basolateralen Membran, wo
sie Flagelline nur dann binden, wenn Bakterien die Schlussleisten der
Epithelbarriere überwunden haben.
Monozyten, Makrophagen, Granulozyten
Monozyten sind Frühformen von Makrophagen und dendritischen Zellen, die - wie auch Granulozyten - zur
Phagozytose befähigt sind. Alle diese Zellen können Gewebsreste,
Fremdstoffe und Pathogene aufnehmen und beteiligen sich an
verschiedenen Aspekten der angeborenen Abwehr.
Monozyten Makrophagen Granulozyten
Monozyten sind kurzlebige mononukleäre Phagozyten (10-15 µm Durchmesser) mit bohnenförmigem Kern. Sie werden
im roten Knochenmark gebildet
und wandern über den Blutkreislauf in die Peripherie. 1-3 Tage zirkulieren sie im Kreislauf als
Vorläufer von Makrophagen sowie dendritischen Zellen, die dann für Wochen bis Monate im Gewebe aktiv sind.
Nichtklassische Monozyten patrouillieren
kontinuierlich die Gefäße mit einer von der Blutströmug unabhängigen
Geschwindigkeit von ca. 12 µm pro Minute. Das erfordert die Interaktion
zwischen
LFA1 (lymphocyte function–associated antigen-1) und CD11b einerseits, endothelialem ICAM1 (intercellular adhesion molecule 1) andererseits.
Gefäßschäden oder Entzündung (1) setzen Chemoattraktoren wie den Chemokinrezeptor CX3CL1 und den Toll-like Rezeptor TLR7 frei (2),
Monozyten werden alarmiert: Sie reagieren mit der Expression
verschiedener Rezeptoren und können aus betroffenen Gefäßen auswandern (3)
ILCs, NK- und andere spezielle Zellen
Neben kernhältigen Blutkörperchen, die im Blut regelmäßig vorkommen (neutrophile, eosinophile und basophile Granulozyten sowie T- und B-Lymphozyten),
gibt es eine Reihe weiterer Leukozyten, die im Blut nicht
notwendigerweise nachweisbar sind, aber entscheidende Schutzfunktionen
ausüben: Teils lymphozytenähnlich (ILCs, natürliche Killerzellen,
nichtadaptive Lymphozyten), teils granulozytär (Mastzellen).
Innate lymphoid cells NK-Zellen Nichtadaptive Lymphozyten Mastzellen
Lymphoide Zellen der angeborenen Immunität
Das angeborene Immunsystem arbeitet u.a. mit aus dem Knochenmark stammenden
Zellen, deren Morphologie und Aufgaben lymphozytenähnlich sind, die
aber nicht über lymphozytäre (T-Zell- oder B-Zell-) Rezeptoren verfügen. Diese spezielle Population nennt man innate lymphoid cells
(ILCs), also lymphoide Zellen der angeborenen Immunabwehr. Sie produzieren Zytokine und greifen in die Regulation sowohl der angeborenen als auch der adaptiven Immunität ein.
ICLs beteiligen sich an morphogenetischen und Reparaturvorgängen, verleihen
unmittelbaren Schutz vor infektiösen Pathogenen, erkennen
gestresste und verletzte körpereigene Zellen und helfen, diese zu
eliminieren. Sie befinden sich hauptsächlich im Gewebe
(Schleimhäute: Darm, Lungen..), kaum im Blutkreislauf.
Zytokinproduzierende Innate Lymphoid Cells (ILCs)
Nach Abbas / Lichtman / Pillai, Cellular and Molecular Immunology, 9th ed. 2018
|
Gruppe
|
Differenzierung angeregt durch
|
Aktivierung angeregt durch
|
produzieren hauptsächlich
|
Effektorfunktion
(beispielhaft)
|
ILC1
|
IL-15, IL-7
|
IL-12, IL-18
|
Interferon γ |
Virenschutz
|
ILC2
|
IL-7
|
IL-25, IL-33
|
IL-5, IL-13
|
Schutz vor Parasiten
|
ILC3
|
IL-7
|
IL-1, IL-23
|
IL-17, IL-22
|
Barrierefunktion im Darm
|
ILCs (ILC1, ILC2, ILC3, NK) produzieren
Zytokine (als
fate specifying cytokines bezeichnet, weil sie bestimmen, wohin sich Vorläuferzellen entwickeln) und haben ähnliche Effektorfunktionen wie
CD4+-Zellen
("Helferzellen"). Die Gruppen unterscheiden sich in
der Zytokinproduktion (Zellen der Gruppe I produzieren Interferon-γ,
der Gruppe II IL-5 und IL-13, der Gruppe III IL-17 und IL-22) und in
der Expression von Transkriptionsfaktoren. Dementsprechend sind ihre
Wirkungsspektren unterschiedlich (Tabelle).
Fehlregulation von ICLs kann Astma bronchiale, Allergien und Autoimmunkrankheiten auslösen.
Natürliche Killerzellen (NK-Zellen)
NK (natürliche Killer-) Zellen sind
eine Untergruppe großer granulärer Lymphozyten, die infizierte Gewebe
betreten und die Ausbreitung von Infektionen über zwei Wege eindämmen:
Sie töten virusinfizierte Zellen und
sezernieren Zytokine, um die Replikation von Viren zu stoppen.
NK-Zellen exprimieren Rezeptoren, die MHC-Proteine in der Zelloberfläche erkennen, aber keine Immunglobulinrezeptoren oder T-Zell-Rezeptoren sind und inhibitorisch wirken (zytotoxische T-Zellen nutzen T-Zell-Rezeptoren, und diese wirken aktivierend).
NK-Zellen stammen von der lymphatischen Zelllinie ab
NK-Zellen können virusinfizierte, Tumor- oder Fremdzellen direkt töten, indem sie deren Apoptose auslösen
|
NK-Zellen
werden oft zur Gruppe der ILCs (Innate lymphoid cells, s. oben) gezählt. Es sind kurzlebige (~1 Woche), Granula-hältige lymphoide Zellen. Ihre Aktivität kann durch Typ-I-Interferone
erhöht werden. Das wird besonders dann wichtig, wenn virusbefallene
Zellen es nicht alleine schaffen, die virale Reproduktion zu stoppen:
NK-Zellen können solche Zellen dann zur Apoptose bringen.
Abbildung: Regulation der NK-Zell-Aktivierung
Nach Kumar V, McNerney ME, A new self:
MHC-class-I-independent natural-killer-cell self-tolerance. Nature Rev
Immunol 2005; 5: 363-74
NK-Zellen
(links) verfügen über inhibitorische Rezeptoren (-),
die im Normalfall MHC-I-Moleküle körpereigener Zellen binden ("selbst")
und dadurch aktiviert werden: Das blockiert Tyrosinkinasen am
zytoplasmatischen Ende aktivierender Rezeptoren (aR) - durch Dephosphorylierung -, die sonst die NK-Zelle aktivieren (intakte
Selbsterkennung, oben). Erkennung normaler Körperzellen blockiert die NK-Zell-Aktivierung.
Diese Selbsterkennung ist bei fehlender Anwesenheit von MHC-I ("gestresste" Zelle, Mitte) oder Bindung nicht-körpereigener MHC-I-Moleküle (allogene = Fremdzelle, unten) ausgeschaltet (recognition of missing self) - die Tyrosinkinase-Aktivität der aktivierenden Rezeptoren wird nicht blockiert, Zytokinsekretion und Lyse
von Mikroben oder veränderten körpereigenen Zellen findet statt -
allerdings nur, wenn die NK-Zelle ein zusätzliches aktivierendes Signal
erhält (z.B.: "Zelle gestresst")
vgl. auch dort
NK-Zellen sind zufrieden, wenn sie eine ausreichende MHC-Konzentration
auf der geprüften Membran erkennen (das deutet auf eine gesunde Zelle
hin). Finden sie wenig oder kein MHC vor ("missing self", Abbildung) - meist bei virusinfizierten (viele Viren hemmen die
Expression von MHC) oder bei einigen Krebszellen, fällt die Inhibition
weg, und sie veranlassen die "verdächtige" Zelle zur Apoptose.
Zusätzlich erkennen NK-Zellen über aktivierende Rezeptoren stressinduzierte
Moleküle (infizierter Zellen) oder onkofetale Antigene (von
Krebszellen) in erhöhter Konzentration, und das verstärkt die zytotoxische Aktivität (s. unten).
NK-Zellen verfügen über aktivierende (ITAM-assoziierte) und hemmende (mit ITIMs) Rezeptoren, die zur Immunglobulin-Superfamilie gehören (KIRs: killer cell immunoglobulin receptors, NCRs: natural cytotoxicity triggering receptors) oder Lektine sind.
NK-Zellen haben ähnliche Effektorfunktion wie CD8+-Zellen.
Sie erkennen und töten Mikroben oder infizierte, gestresste,
IgG-markierte oder Tumorzellen (ihre Granula enthalten Proteine - wie
Perforin und Granzyme, s. unten - mit zytotoxischer Wirksamkeit).
Gegenseitige Verstärkung: NK-Zellen werden durch mehrere Zytokine
angeregt: IL-12, IL-15, IL-18, Typ-I-Interferon. Angeregte NK-Zellen
können in kurzer Zeit große Mengen an Zytokinen produzieren, darunter IL-4 und Interferon-γ, womit sie Makrophagen
dazu motivieren, phagozytierte Mikroben zu zerstören. Umgekehrt regen
Makrophagen mit phagozytierten Mikroben NK-Zellen mittels
Interleukin-12 an.
NK-Zellen töten Mikroben und "verdächtige" Zellen ab (sie sind zytotoxisch). Antikörper sind dazu - im Gegensatz zu Killer-T-Zellen - nicht
notwendig, dadurch sind sehr rasche Immunantworten möglich, Mikroben (allogene Zellen) können unmittelbar abgetötet werden ( Abbildung).
Zu Beginn eines viralen Infekts führt die Bindung von Liganden infizierter Zellen an NK-Zell-Rezeptoren - verstärkt durch Interleukine (IL-12, IL-15) - zur Expansion entsprechender NK-Zell-Klone und rasche Abtötung infizierter Zellen, noch bevor Zytotoxizität durch CD8+-Lymphozyten wirksam werden kann (die Ausbildung antigenspezifischer Abwehr dauert 5-7 Tage).
NK-Zellen machen 5-15% der peripheren Lymphozytenpopulation in Blut und Milz aus (in Leber und Plazenta kommen sie häufiger, in anderen lymphatischen Geweben seltener vor). Sie
werden auch als große granuläre Lymphozyten
bezeichnet, weil sie größer sind als die Mehrzahl der im Blut
kreisenden Lymphozyten und reichlich azurophile Granula enthalten.
Rezeptoren. Das Gleichgewicht der Reizung
aktivierender und
inhibierender Rezeptoren in
der Membran von NK-Zellen bestimmt deren Aktivierungsgrad. Aktivierende
Rezeptoren können den "Kill"-Mechanismus anregen, inhibierende diesen
unterdrücken (
Abbildung).
Abbildung: Rezeptoren, die natürliche Killerzellen aktivieren und inhibieren
Nach einer Vorlage bei
Doan / Lievano / Swanson-Mungerson / Viselli, Immunology (3rd ed).
Lippincott Illustrated Reviews, Wolters Kluwer 2022
Killer-aktivierende Rezeptoren (
KARs)
auf natürlichen Killer (NK) Zellen identifizieren Moleküle (MICA und
MICB) auf Zellen, die "gestresst" sind - die abnorm, verletzt bzw.
infiziert sind.
MIC =
MHC class I polypeptide-related - A =
sequence A, B =
sequence B). MIC sind sind stressinduzierte Liganden, ihre Gene liegen innerhalb des MHC-locus.
Killer-inhibierende Rezeptoren (
KIR)
überprüfen die "Normalität" der MHC-Klasse I-Moleküle, welche alle
kernhältigen Körperzellen vorweisen. Bei "Intaktheit" bleibt die
NK-Zelle ungefährlich
Aktivierende
NK-Zell-Rezeptoren(KAR)
erkennen Oberflächenmoleküle gestresster (infizierter,
DNA-beschädigter) Zellen, die solche Liganden oft stärker exprimieren.
Werden aktivierende Rezeptoren engagiert und nicht durch inhibierende
blockiert, regen sie Protein-Tyrosin-Phosphatasen und damit die
NK-Zell-Aktivität an. Zu aktivierenden Rezeptoren zählen
Lektine (Proteine, die spezifische Kohlenhydrate und damit an Zellmembranen binden),
CD16 (bindet IgG-markierte Zellen über den
Fc-Teil der Antikörpermoleküle -
ADCC),
NCRs
(natural cytotoxicity receptors - binden virale Haemagglutinine etc)
u.a. Viele dieser Rezeptoren werden auch KIRs
(killer cell immunoglobulin-like receptors)
genannt. KIRs sind polymorph, d.h. sie kommen in verschiedenen allelen
Varianten vor - einige agieren im Rahmen aktivierender, andere im
Rahmen inhibierender Rezeptormechanismen.
Inhibierende NK-Zell-Rezeptoren (KIR) erkennen
MHC-I-Moleküle
körpereigener Zellen und aktivieren Phosphatasen (das hemmt
Kinasen und damit die Aktivierung von NK-Zellen). Werden
inhibitorische Rezeptoren
nicht besetzt, aktiviert das die NK-Zelle. Einige
KIRs (binden HLA-C) sowie
CD94 (bindet HLA-E) und
Lektine
zählen zu inhibierenden Rezeptoren. Die größte Gruppe der inhibitorischen Rezeptoren gehört zur Gruppe der KIRs.
KIRs (killer cell immunoglobulin-like receptors) sind Rezeptoren auf NK-Zellen. Sie gehören zur
Immunglobulin-Superfamilie und erkennen unterschiedliche HLA-Sequenzen. Einige beinhalten
ITIM-Sequenzen, können aber auch mit ITAM-hältigen Polypeptiden assoziieren und aktivierend wirken.
Aktivierende
Rezeptoren erkennen Liganden an infizierten oder veränderten
Körperzellen, inhibitorische Rezeptoren erkennen Liganden an gesunden
körpereigenen Zellen.
NK-Zellen
wirken in der angeborenen Immunabwehr
Sie töten mit
Viren oder intrazellulären Bakterien infizierte Zellen ab und
produzieren Interferon-γ
Ihre zytotoxischen Wirkungen ähneln denen von
CD8+-Zellen
und werden durch eine Balance zwischen aktivierenden und inhibierenden
Rezeptoren gesteuert
Sie haben T-Lymphozyten-ähnliche
Effektorfunktionen, aber keine T-Zell-Antigenrezeptoren |
Die Aktivität von NK-Zellen richtet sich gegen
infizierte oder
Tumorzellen - ohne vorangegangenen Antigenkontakt. Die Erkennung
erfolgt mittels ihres Membranproteins
CD16, das als Fc-Rezeptor für IgG
dient. Auf diese Weise lysieren NK-Zellen Zielzellen, gegen die solche
IgG gerichtet sind, entfalten also
antikörperabhängige zellvermittelte Zytotoxizität (ADCC).
Abbildung: Wie NK-Zellen Zielzellen zerstören
Nach Voskobolnik I, Whisstock JC, Trapani JA. Perforin and granzymes: function, dysfunction and human pathology. Nature Rev Immunol 2015; 15: 388-400
Oben:
Das Zytoskelett zieht sekretorische Granula mit Perforin und Granzymen
zum Zellpol, der nahe an der anzugreifenden Zielzelle liegt.
Unten: Freisetzung von Perforin und Granzymen sowie das Eindringen von Calciumionen führt zur Zerstörung der Zielzelle
In intaktem Gewebe sind NK-Zellen kaum vorhanden (und dort inaktiv),
sie sammeln sich aber an Orten der Entzündung an. Dort werden sie durch
Interferone (IFN α und β) aktiviert, setzen
Zytokine (z.B. IFN-γ) frei (wie T-Helferzellen) und können
(wie T-Killerzellen) virusinfizierte oder Krebszellen ebenso abtöten
wie Bakterien, Parasiten oder Pilze.
(
Abbildung)
Nichtadaptive T- und B-Lymphozyten
Im Rahmen der
angeborenen Abwehr agieren noch weitere Zellen, wie B- und
T-Lymphozyten mit eingeschränkter Antigen-Rezeptordiversität sowie
einige Untergruppen
spezieller nichtadaptiver T- und B-Lymphozyten, z.B.
γδ-T-Lymphozyten.
Mastzellen verfügen über zytoplasmatische Körnchen ( Abbildung) und werden daher auch der Gruppe der Granulozyten zugerechnet. Es sind
Schutz- und Reparaturzellen, die einerseits an der Grenze zwischen
Außen- und Innenwelt des Körpers (insbesondere an Schleimhäuten),
andererseits zwischen Gewebe und Blutgefäßen strategisch positioniert
sind. Sie interagieren mit anderen Zellen (auch im Nervensystem), sind
Bestandteil angeborener wie auch adaptiver Immunmechanismen und wirken
teils entzündungshemmend, teils proinflammatorisch. Dadurch wirken sie
- je nach Umständen - teils protektiv, teils können sie aber auch
Schäden verursachen (allergische Erkrankungen).
Abbildung: Rezeptoren auf / in Mastzellen und Produkte der Mastzellen
Nach Dileepan KN et al: Mast-cell mediated immune regulation in health and disease. Front Med 2023; 10: 1213320
Oben:
Mastzellen exprimieren zahlreiche Rezeptortypen (CXCR:
Chemokinrezeptoren, HR: Histaminrezeptoren, TLR: Toll-like Rezeptoren,
Immunglobulinrezeptoren etc). Diese befinden sich in der Zellmembran,
TLR auch in der Membran von Endosomen. Neben den gezeigten gibt es in
der Zellmembran von Mastzellen zahlreiche weitere Rezeptoren, z.B. für
Komplementfaktoren, Wachstumsfaktoren, Interleukine. Zahlreiche Stoffe werden auf dem klassischen Weg der Exozytose freigesetzt
(Degranulierung), Eikosanoide (Lipidmediatoren) werden im Anlassfall
neu synthetisiert.
LPS = Lipopolysaccharide, Bestandteile der Zellmembran gramnegativer Bakterien; LTA = Lipoteichonsäuren, Bestandteile der Zellmembran grampositiver Bakterien
Unten: Unterschiedliche Mechanismen führen zur Freisetzung unterschiedlicher Faktoren (MMP: Matrix-Metalloproteinasen)
Vorläufer der Mastzellen wandern
aus dem Knochenmark in den Kreislauf aus. Entsprechend der jeweiligen Umgebung (microenvironment)
und vermittelt durch Integrine, exprimieren diese Vorstufen Rezeptoren
und erlangen spezifische phänotypische Eigenschaften. Sie verlassen die
Blutbahn (Diapedese) und siedeln sich
in der Nähe von Nerven und Gefäßen an subepithelialen
Stellen an (Haut, Schleimhäute, Gastrointestinaltrakt, Atemwege,
Bindehaut). Es sind "Melderzellen", die TLRs exprimieren und über
Rezeptoren für IgE und Anaphylatoxine (C3a und C5a) verfügen.
Über freigesetzte Wirkstoffe beeinflussen entsprechend aktivierte
Mastzellen eine breite Palette von Gewebszellen, wie dendritische
Zellen (Anregung), Makrophagen (Inhibition), NK-Zellen (Steigerung der
Zytotoxizität), T-Lymphozyten (Wirkung je nach Zelltyp),
Endothelzellen (Anregung), glatte Muskulatur
(Kontraktilitätssteigerung), Fibroblasten (Kollagensynthese),
Osteoklasten (Knochenabbau), Nervenzellen (Anregung).
Mastzellen sind - wie andere Granulozyten - zur regulierten Degranulierung fähig. Bei entsprechender Reizung (Komplementfaktor C3a, Lipopolysaccharide, Bindung von Allergen an gebundene IgE-Moleküle, aber auch physikalische Beschädigung) setzen sie durch Ca++-vermittelte Exozytose Histamin, Heparin, Kinine, Proteasen (Tryptase), TNF, PAF, IL 4, 5 und 6, Leukotriene (Prostaglandine wie PGD2, Thromboxane), NGF, einige Interleukine und Proteasen frei.
Damit schützen sie vor parasitären Infektionen (Würmer haben derbe
Hüllen, die durch Komplement oder Perforin nicht zerstört werden),
können aber auch allergische (Typ I) und andere Reaktionen auslösen, die akute Symptome (u.a. Schmerz) bewirken.
Daneben nutzen Mastzellen auch andere Strategien zur Abwehr von
Mikroben, beispielsweise können sie DNA freisetzen, das fermenthaltige
netzartige Strukturen bildet. in diesen netzartigen "Fallen" (MCET: mast cell extracellular traps) vorhamdemem Stoffe können virale, bakterielle oder Pilzpathogene, aber auch Insekten-, parasitäre oder Schlangentoxine fixieren, abbauen und unschädlich machen.
Man unterscheidet zwei Gruppen von Mastzellen, die sich in der Ausstattung ihrer Granula mit Wirkstoffen unterscheiden, wobei fließende Übergänge möglich sind:
Muköse Mastzellen in Alveolarsepten und Darmschleimhaut: Ihre Granula enthalten vor allem Chondroitinsulfat (ein Glykosaminoglykan) und Tryptase (eine Serinprotease, die speziell von Mastzellen gebildet wird),
Bindegewebsmastzellen
in Haut und intestinaler Submukosa haben Granula, die reich an Histamin
und neutraler Protease (funktioniert am besten im Bereich pH ~7) sind.
Zu Wirkungen von Mastzellen auf Nachbarzellen s. auch dort
Lösliche Effektormoleküle der angeborenen Abwehr
Verschiedene lösliche Moleküle in Blut und extrazellulären
Flüssigkeiten - auch als
humoraler Sektor der angeborenen Abwehr
bezeichnet (analog zum humoralen Teil der adaptiven Immunität) - erkennen Mikroben und stimulieren angeborene Abwehrmechanismen.
Sie haben zwei Funktionsbereiche:
Durch Bindung an Mikroben wirken sie als Opsonine.
Nach der Bindung an Mikroben regen sie entzündliche Reaktionen an, wodurch mehr Phagozyten an den Ort der Abwehr gelangen.
Pentraxine Collectine und Ficoline Komplementsystem
Pentraxine sind eine phylogenetisch alte Gruppe pentamerer Proteine. Zum ihnen gehört
C-reaktives Protein
(CRP) und Serumamyloid P (SAP), sowie Pentraxin PTX3. Sowohl CRP als
auch SAP binden an Pilze und Bakterien; PTX3 entsteht in angeregten
Endothelzellen, dendritischen Zellen, Makrophagen und neutrophilen
Granulozyten, und erkennt Bindungsmoleküle an Bakterien, Viren und
Pilzen. Alle drei aktivieren
Komplement im klassischen Weg. Diese Faktoren werden als
Akutphasenproteine bezeichnet:
Bedingt durch erhöhte
hepatische
Produktion steigt ihre Plasmakonzentration bei Infektionen um bis zu tausendfach an, angeregt durch Interleukine - IL-1, IL-6 -,
die von Phagozyten und dendritischen Zellen im Infektionsgebiet
gebildet werden.
Abbildung: Komplementaktivierung durch C1, MBL und Ficolin
Nach Abbas / Lichtman / Pillai, Cellular and Molecular Immunology, 9th ed. 2018
Diese hexameren Proteine können Komplement aktivieren. Ihre Enden
binden Antikörper (links), Mannose (Mitte) oder N-Acetylglukosamin
(rechts) auf Mikroben.
H = lektinähnliche globuläre Kopfteile (
head),
MASP =
mannose-associated serine protease
Collectine sind eine Familie
kollagenähnlicher Proteine mit einem calciumabhängigen Lektinkopf. Zu
ihnen gehören das Plasmaprotein C1q, mannosebindendes Lektin
(MBL) und die Surfactantproteine SP-A und SP-D. Collectine können Kohlehydrate auf Pathogenen binden und das Komplementsystem aktivieren.
C1q ist ein Faktor des Komplementsystems.
Mannosebindendes Lektin ist ein löslicher Mustererkennungsrezeptor und wirkt auch als Opsonin.
Reduzierte MBL-Blutspiegel korrelieren mit erhöhter Infektanfälligkeit.
Die Surfactantproteine SP-A und
SP-D sind nicht nur lipophil und oberflächenaktiv (und erleichtern die
Inspiration), sondern hemmen auch das Bakterienwachstum und
unterstützen deren Phagozytose.
Ficoline sind Plasmaproteine
mit ähnlichem Aufbau wie Kollektine. Auch sie wirken bindend und
opsonisierend auf Bakterien. Außer N-Acetylglukosamin ( Abbildung)
erkennen und binden sie Lipoteichonsäuren grampositiver Bakterien.
Die
mehr als 20 Faktoren (Proteine) des Komplementsystems werden von der
Leber sezerniert, aber auch zu einem nicht unerheblichen Teil von
Monozyten, Makrophagen sowie Epithelien im Gastrointestinal- und
Urogenitalsystem. Sie zirkulieren in Blut- und Lymphkreislauf und
bleiben (als Proenzyme) unwirksam, solange sie nicht durch spezifische
Trigger (z.B.
Oberflächenstrukturen von Pathogenen) zu aktiven Proteasen und
Begleitfragmenten gespalten werden.
Faktoren und Organisation Funktion
Nach einer Aktivierung übernehmen die entstandenen Spaltprodukte der Komplementfaktoren unterschiedliche Aufgaben:
Die
größeren Spaltprodukte werden mit dem Buchstaben "
b" bezeichnet (z.B. C3b) und wirken als
Proteasen,
die sich an Zelloberflächen binden, dadurch lokal begrenzt wirksam
bleiben und hier weitere Aktivierungsschritte anregen
(Kaskadenprinzip);
Die
kleineren Spaltprodukte werden mit dem Buchstaben "
a" bezeichnet (z.B. C3a) und wirken als lösliche Mediatoren.
Phagozyten
zerstören Bakterien und Pilze durch Abbau in Phagolysosomen, durch
Wirkung kationischer Proteine und Peptide, sowie mittels
Sauerstoffradikalen und NO. Ist die Produktion von
Sauerstoffradikalen
gestört, werden phagozytierte Mikroorganismen nur eingeschränkt
abgetötet, was zu eitrigen Abszessen führt und entzündete Lymphknoten (
Lymphadenitis), Knochen (
Osteomyelitis) und Haut (
Dermatitis) sowie Infektionen von Lunge, Darm und Urogenitaltrakt zur Folge hat.
Dieses seltene Krankheitsbild (1 auf 200.000 Geburten) beruht auf
genetischen Mutationen (Teile des
Cytochrom b-Komplexes), wird als
septische Granulomatose (CGD:
chronic granulomatous disease)
bezeichnet und ist meist X-chromosomal vererbt (dann betrifft es nur
Patienten männlichen Geschlechts). Das Blutbild ist nicht
verändert, diagnostischen Aufschluss geben Granulozytenfunktionstests.
Das angeborene ("unspezifische") Immunsystem erkennt mikrobielle oder
die Abwesenheit körpereigener Merkmale. Zu den Komponenten gehören
intakte epitheliale Barrieren (Haut und Schleimhäute), Phagozyten,
Granulozyten, Monozyten und dendritische Zellen (diese regen naive
T-Zellen an und entscheiden über die Differenzierung von T-Helferzellen)
Primäre lymphatische Organe (Knochenmark, Thymus) bilden frische
Immunzellen nach, sekundäre (Milz, Lymphknoten, lymphatische Gewebe)
fangen eindringende Pathogene ab und koordinieren die Aktivitäten des
Immunsystems. Täglich patrouillieren etwa 500 Milliarden Lymphozyten
durch sekundäre lymphatische Organe
An primären Barrieren wirken
-- Defensine (aus Epithelien, Granulozyten,
NK-Zellen, zytotoxischen T-Zellen), sie erkennen cholesterinarme
Membranen und anionische Moleküle und wirken ähnlich wie Perforine;
-- Cathelicidine (aus Epithelien und neutrophilen Granulozyten);
-- Lysozyme (in Blutserum, Tränenflüssigkeit,
Speichel, Atemtrakt, Zerebrospinalflüssigkeit, Zervixschleim,
Fruchtwasser, Milch), greifen die Wand gram-positiver Bakterien an;
-- Lactoferrin (antibakteriell und antiviral, entzieht phagozytierten Mikroorganismen Eisen);
-- weitere Faktoren, wie saure Hydrolasen, Lysozym, Elastase (Abbau phagozytierter Mikroorganismen)
Entzündung führt zu Ansammlung von Plasmaproteinen, Leukozyten und Flüssigkeit mit
zellulären (Leukozyten) und humoralen Komponenten (Akutphasenproteine,
später Antikörper)
Natürliche Killerzellen und das Komplementsystem schützen vor Viren und intrazellulären
Bakterien, Thrombozyten
nehmen Bakterien auf und wirken antimikrobiell
Angeregt durch bakterielle Stoffwechselprodukte wie z.B.
Lipopolysaccharide, bilden Makrophagen und Monozyten lysosomal
Sauerstoffradikale und Stickoxid, diese
inaktivieren bakterielle Moleküle (oxidativer Burst)
Phagozyten nehmen rezeptorvermittelt (Mustererkennungsrezeptoren, z.B.
Toll-like Rezeptoren) Mikroorganismen auf, deren MAMPs
(microbe-associated molecular patterns) sie erkennen. Das aktiviert
u.a. das Komplementsystem, regt die Gerinnung an und beeinflusst
Entzündungsvorgänge
Opsonisierung erleichtert die Phagozytose durch Anlagerung von
Antikörpern oder Faktoren des Komplementsystems und erleichtert
Erkennung und Abwehr körperfremder Strukturen
Monozyten (kurzlebig, beteiligen sich an Phagozytose und
Antigenpräsentation), Makrophagen (wirken als Wächterzellen, töten
Erreger ab) und Granulozyten (neutrophile: antimikrobielle Kampfzellen,
eosinophile und basophile: bekämpfen Parasiten) beteiligen sich an
angeborener Immunität ebenso wie spezielle Zellen (lymphoide,
natürliche Killerzellen, nichtadaptive T- und B-Lymphozyten, Mastzellen)
Zu Effektormolekülen gehören Pentraxine (z.B. C-reaktives Protein), Kollektine und Ficoline, sowie Komplementfaktoren
Das Komplementsystem wird durch aktivierte Antikörper oder Mikroben
aktiviert, über mehrere Pfade: Klassischer, alternativer oder
Lektinweg. Gemeinsam ist diesen Wegen die Aktivireung von C3, was
bereits Phagozyten rekrutiert, opsonisiert und / oder Immunkomplexe
entfernt; weitere Aktivierungsschritte (C5 bis C9) resultiert in
Membran-Angriffskomplexen und Lyse von Zielzellen
|