Lungenvolumina,
die in ein Spirometer geatmet werden können, liegen zwischen maximaler
Ausatmung (Lunge enthält das Residualvolumen) und maximaler Einatmung
(Lunge enthält das Totalvolumen). Nicht ausgeatmet werden kann das
Residualvolumen.
Mehrere Faktoren beeinflussen die Größe der Atemvolumina, unter ihnen
das Geschlecht, die Körpergröße, das Körpergewicht, oder auch der
Luftdruck, der mit zunehmender Meereshöhe des Wohnortes abnimmt (Bewohner der Anden haben z.B. größere Atemvolumina als Menschen, die auf Meereshöhe leben).
Definierte
Atemlagen grenzen definierte
Lungenvolumina
ab. Deren Sollwerte hängen von Körpergröße, Gewicht, Geschlecht und
Alter
ab.
Lungenvolumen
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Definition
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ergibt sich aus
| Typischer Bereich (l)
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Totalkapazität
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Luftinhalt Lunge bei maximaler Einatmungsposition
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TLC =
RV+VC
| 4,9 - 6,4
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Funktionelle Residualkapazität (FRC)
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Luftinhalt Lunge bei normaler Ausatemlage
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-
| 2,6 - 3,4
|
Residualvolumen
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Luftinhalt Lunge bei maximaler Ausatemlage
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RV =
TLC-VC
| 1,5 - 1,9
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Inspiratorische Kapazität
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Volumen zwischen FRC und TLC
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IC =
TLC-FRC
| 2,3 - 3,0
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Exspiratorisches Reservevolumen
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Volumen zwischen FRC und RV
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ERC = FRC-RV
| 1,1 - 1,5
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Vitalkapazität
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Luftvolumen, das von TLC zu RV ausgeatmet wird
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VC =
TLC-RV
| 3,4 - 4,5
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Das Atemzugvolumen AZV (tidal volume VT, bei gesunden erwachsenen Personen 0,5-0,6 Liter in Ruhe)
ist die Luftmenge, die zwischen ruhiger In- und Exspirationslage (ein)geatmet wird. Richtwert etwa 7 ml/kg KG (d.h. bei 70 kg Körpergewicht rund 0,5 l).
Das
inspiratorische Reservevolumen (IRV, 2-3 Liter
in Ruhe)
kann a
us ruhiger Einatemlage durch stärkstmögliche Inspiration
zusätzlich
eingeatmet werden. Bei körperlicher Belastung wird es teilweise für das
vergrößerte Atemzugvolumen aufgebraucht.
Das exspiratorische Reservevolumen (ERV, ~1 Liter) kann durch forcierte Ausatmung
(Aktivierung der Exspirationsmuskeln) aus der Atemruhelage ausgeatmet werden (in der Lunge verbleibt dann das Residualvolumen).
Exspiratorisches Reservevolumen =
Vitalkapazität - Inspirationskapazität
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Lungenvolumina, die nicht geatmet werden können - Residualvolumen, funktionelle Residualkapazität, Totalkapazität - sind durch Spirometrie alleine nicht erfassbar (das Residualvolumen kann aus anatomischen Gründen nicht ausgeatmet werden). Sie werden unter Anwendung des Fick'schen Prinzips (mittels Indikatorverdünnung) indirekt über Verteilung eines inerten Indikatorgases nach dem Prinzip Volumen
= Indikatormenge / Indikatorkonzentration (Partialdruck), wobei davon
ausgegangen wird, dass der Indikator während der Messung nicht (in
nennenswerter Menge) ins Blut verschwindet, sondern im Luftsystem
verbleibt (Helium- Einwaschmethode, Stickstoff- Auswaschmethode
s. dort).
Kombinationen
aus mehreren Atemvolumina werden als Kapazitäten (C: capacity) bezeichnet.
Das Residualvolumen RV errechnet sich aus FRC - ERV. Es ist die Luftmenge, die bei maximaler Exspirationslage in der Lunge verbleibt. Es kann nicht spirometrisch bestimmt werden,
sondern mittels Indikatorverdünnung (Heliumverdünnung,
Stickstoff-Auswaschtechnik)
oder über das Boyle-Mariotte-Prinzip (
Körperplethysmographie) bestimmt werden.
Das
Residualvolumenerhöht sich bei
restriktiven Ventilationsstörungen und mit zunehmendem Alter.
Das bei ruhiger Ausatemlage in der Lunge befindliche Luftvolumen heißt funktionelle Residualkapazität (FRC
= RV + ERV). Das ist das Luftvolumen, das sich bei ruhiger
Ausatmungslage in der Lunge befindet (passives Kräftegleichgewicht).
Funktionelle Residualkapazität =
Residualvolumen + exspiratorisches Reservevolumen
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Die funktionelle Residualkapazität hat mehrfache Bedeutung:

Compliance und Perfusion: Wenn die Lunge das Volumen der FRC enthält, ist das Lungen-Thorax-System am leichtesten
dehnbar und der Gefäßwiderstand ist am geringsten

Alveolarweite: Adäquate Füllung der Lungen wirkt einer
Atelektase der Alveolen entgegen
Sauerstoffspeicher:
Auch wenn es nicht viel ist, enthält die Lunge in Atemruhelage doch
etwa 0,4 Liter Sauerstoff, der im Notfall zum Teil genutzt werden
könnte.
Der Volumenbetrag der FRC unterliegt mehreren Einflussgrößen:
Faktoren, welche den Betrag der FRC verringern:
Körperposition: Der Wechsel von aufrechter zu Rückenlage reduziert das [FRC] um etwa einen Liter (!)

Erhöhter intraabdomineller Druck (Zwerchfellhochstand): Beispielsweise
bei Obesitas, beim Hinlegen (s. oben), in der Schwangerschaft. Auch
Anästhesie (aus unklaren Gründen) und verschiedene Lungenerkrankungen
(u.a. Pulmonalödem), akutes Abdomen senken den [FRC]
Faktoren, welche den Betrag der FRC erhöhen:

Körperposition: Wechsel vom Liegen zu aufrechter Lage erhöht den Betrag des FRC

Mit dem Körperwachstum nehmen die Werte zu. In höherem Lebensalter
nimmt der Anteil an elastischem Gewebe ab, die Lunge lässt sich weiter
dehnen

Druckbeatmung, Lungenemphysem, Asthma bronchiale steigern den Betrag der FRC
Lungenemphysem
ist als
Resultat einer Destruktion der Alveolarwände (durch Tabakrauch,
Feinstaub u.a.) eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Dabei sind
die Alveolen überbläht, und der Betrag der funktionellen
Residualkapazität ist erhöht.
Die FRC ist bei Lungenemphysem vergrößert
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Die
Inspirationskapazität (inspiratorische Reservekapazität) ist
die Summe aus Atemzugvolumen und inspiratorischem Reservevolumen (V
T plus IRV), also
die Luft, die zusätzlich zur FRC bis zur maximalen Inspiration
eingeatmet werden kann. Sie
beträgt bei gesunden Frauen im Schnitt 2,4, bei Männern 3,8 Liter
Eine
wichtige lungenfunktionsdiagnostische Größe ist die
Vitalkapazität
(VC,
vital capacity),
die aus dem Zustand tiefster Einatmung maximal ausgeatmet werden kann.
Man kann sie als die Summe von IRV, V
T und ERV auffassen.
Restriktive Ventilationsstörungen verringern die Vitalkapazität
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Die Totalkapatität (TLC, total lung capacity) ist das Luftvolumen, die sich bei maximaler Einatmung in der Lunge befindet (TLC = RV + ERV + AZV + IRV).