Bei
der Messung des arteriellen Blutdrucks passieren in der Praxis
besonders oft Fehler. Um valide Ruhewerte zu erhalten, muss
physische und psychische Ruhe gewährleistet sein (Person
alleine in
ruhigem Raum ohne Reizfaktoren, 15 Minuten ungestörtes "Auschillen",
automatisierte Messung); die Messstelle liegt auf Herzhöhe
(hydrostatischer Druckgradient), die Breite der Manschette ist auf den Extremitätenumfang abgestimmt. Die Höhe des Blutdrucks ist abhängig von zusätzlichen Faktoren, wie Atemposition, Körperlage, Tageszeit, Blutvolumen,
Elektrolythaushalt. Nichtinvasive Blutdruckmessungen sind ungenau, die Angabe der Werte sollte keine Genauigkeit vortäuschen. Soll der Zustand des kardiovaskulären Systems (des "Kreislaufs") ermittelt werden, ist - neben "Momentaufnahmen" aktueller Zustandsgrößen (Blutdruck, Herzfrequenz, Elektrolyte, EKG..) - die Dynamik der Reaktionen auf bestimmte Reize (Änderungen der Zustandsgrößen) besonders aufschlussreich, zum Beispiel: -- Beim Valsalva-Versuch wird der Zeitverlauf von Blutdruck und Herzfrequenz während und nach Atmung gegen einen definierten Pressdruck ermittelt -- Kipptischversuche (oder der Stehtest nach Schellong) untersuchen Blutdruck und Herzfrequenz, oft auch zusätzlicher Größen, in Reaktion auf Änderung der Körperlage -- Der Cold pressor test (Eintauchen einer Hand in Eiswasser) erhöht Sympathikustonus, Herzfrequenz und Blutdruck (einige Minuten Vasokonstriktion); auch der Blutspiegel an Katecholaminen steigt an. |
V = Mi / c |
V = (Vi . ci) / cP |
VB = VP / (1 - Ht) |
Ist eine Arterie eingeengt (komprimiert), nimmt der Blutdruck distal von der Engstelle ab Findet man reduzierte Druckwerte nur an einem Arm (bei gleicher Lagerung), kann hier eine Stenose zwischen a. brachialis bzw. truncus brachiocephalicus und Messstelle vorliegen |
Pulswellengeschwindigkeit (PWG) = Laufstrecke (d) / Laufzeit (t) |
Die hydrostatische Druckschichtung im Gefäßsystem muss bei der Blutdruckmessung berücksichtigt werden (z.B. Staumanschette in Herzhöhe). Druckangaben in mmHg sind immer noch üblich (1 kPa entspricht 7,5 mmHg). Bei der sphygmomanometrischen Methode (RR: Riva-Rocci) gelten auskultatorische (Auftreten / Verschwinden der Korotkoff-Geräusche), palpatorische (Verschwinden des Pulses), oszillometrische Kriterien (Druckschwankungen in der Manschette). Nichtinvasive Blutdruckmessung hat beschränkte
Absolutgenauigkeit (±10 mmHg oder mehr); die Manschettenbreite muss auf
den Durchmesser der Extremität abgestimmt sein. Invasive Messungen
erlauben genauere / präzisere Blutdruckmessungen und kontinuierliches
Monitoring der Pulswellenform. Der Ruheblutdruck sollte nicht über 140
/ 90 mmHg liegen (Muskelarbeit erhöht den Mitteldruck um 10-40 mmHg), Werte unter 110/60 bei Männern / 100/60 bei Frauen indizieren arterielle Hypotonie (vorübergehend niedrige
Werte nach dem Aufstehen bedeuten orthostatische Hypotonie und haben
keinen Krankheitswert). Im Schlaf kann der Blutdruck auf
~80/50 mmHg sinken Lageänderungen können zur Testung der Kreislaufregulation dienen (Schellong-Test, Kipptischversuch). So sinkt beim Aufstehen aus liegender Position das Herzminutenvolumen um ~30% (Vorlast sinkt: das Herz liegt über dem venösen hydrostatischen Indifferenzpunkt), peripherer Widerstand und die Pulsfrequenz nehmen zu (Barorezeptorreflex: Carotisrezeptoren liegen über dem arteriellen hydrostatischen Indifferenzpunkt), der arterielle Blutdruck bleibt stabil. Hormonelle Antworten erfolgen verzögert (Anstieg des Katecholamin-, Vasopressin-, Aldosteronspiegels) Der Valsalva-Versuch testet Herzfrequenz und Blutdruck (mehrphasige Antworten) während und nach Steigerung des intrathorakalen Drucks durch Pressen. Beim Müller-Versuch wird umgekehrt ein Unterdruck im Thorakalraum gehalten. Beim Cold pressor test wird eine Hand für eine Minute in Eiswasser getaucht (Vasokonstriktion, Blutdruckerhöhung, Freisetzung von Katecholaminen) Die Pulswellengeschwindigkeit gibt Aufschluss über die Compliance der Arterienwände: Je geringer die Dehnbarkeit (Arteriosklerose), desto höher die PWG (junge gesunde Personen: Herznah ~4 m/s, peripher bis zu 10 m/s; steife Arterienwand: Bis zu 15 m/s) Die Kreislaufzeit wird durch Injektion eines Indikators und Messung der Zeit bis zur Ankunft der Indikatorwolke an einer Messstelle (Ohr) ermittelt. Die Rezirkulationszeit sinkt bei Erhöhung des Herzzeitvolumens; ist es reduziert, ist die Kreislaufzeit verlängert (z.B. Herzinsuffizienz) Mit Ultraschall kann die Blutströmung in einer Arterie (Hirndurchblutung: a. carotis, a. cerebri media) dargestellt werden (continuous wave Doppler CWD oder pulsed-wave Doppler PWD). Statt Ultraschall kann auch gepulster Laser verwendet werden (laser Doppler fluxmeter). Bei der Okklusionsplethysmographie wird der venöse Abfluss blockiert (40 mmHg), arteriell strömt das Blut zu, die Extremität schwillt an (Umfangsmessung). Unter Verwendung des Fick'schen Prinzips (Volumen / Zeit / Indikatorkonzentration) wird z.B. die PAH-Clearance ermittelt. Für kleine Gewebeareale wird die Kety-Methode verwendet: Ein rasch diffundierender radioaktiver Marker (Xenon-133) wird injiziert und der Zeitverlauf des Verschwindens des Tracers (abnehmende Aktivität) aufgezeichnet (logarithmischer Plot) Kreislauftestung durch Belastung kann erfolgen durch körperliche Arbeit (Ergometrie), zusätzliche Beschleunigungskräfte (Humanzentrifuge), Anwendung von Unterdruck auf die untere Körperhälfte (LBNP: Lower body negative pressure). Extrembelastungen werden zu Diagnose- (Maximalbelastbarkeit: Dauer bis Synkope) und Trainingszwecken (Piloten) genutzt. Sinkt die Gehirndurchblutung auf <50% des Normalwertes, droht Bewusstlosigkeit (orthostatischer Kollaps) |