Sexualhormone beeinflussen Ausprägung von Geschlechtsmerkmalen, Wachstum
und
Differenzierung von Neuronen und Synapsen, und Expression von Transmitter- und Hormonrezeptoren. Unterschiedliche
Ausprägungsmuster erklären Dimorphismus und Sexualverhalten und äußern
sich in unterschiedlich betonten funktionellen Fähigkeiten. Geschlechtshormone aktivieren Neuronen und die Erregbarkeit
zahlreicher Hirnregionen, bewirken die Aussprossung neuer
Dendritenfortsätze und intensivieren die interneuronale Konnektivität
Visuelle, akustische, taktile und andere Sinnesreize lösen zusammen mit
Vorstellungen, Wünschen und Erwartungen körperliche Reaktionen aus.
Die Integration erfolgt im limbischen System und unterliegt äußeren und
inneren Einflussfaktoren. Sexuelle Aktivität korreliert mit mäßiger
Stimulierung des Ventromedialkerns im Hypothalamus (starke Reizung
dieses Kerns provoziert aggressives Verhalten)
Der sexuelle Reaktionszyklus des Menschen wird gegliedert in
Erregungsphase (Erektion von Penis / Mamillen, Anschwellen von
Schamlippen und Klitoris), Plateauphase (Aktivierung der Cowper- bzw.
Vaginaldrüsen), Orgasmusphase (Muskelkontraktionen im Genital- und
Analbereich, Ejakulation / Kontraktionen der orgasmischen Manschette,
hohe Sympathikusaktivität) sowie Rückbildungsphase. Hoher
Sympathikustonus bewirkt Mydriasis,
Tachykardie, Blutdruckanstieg, Tachypnoe, Ausschüttung von Oxytozin und
Prolaktin
Beim Mann wirkt das parasympathische Sakralmark (S2-4) als
Erektionszentrum (Efferenz über Nn. splanchnici pelvini, plexus
hypogastricus inferior, Nn. cavernosi), das sympathische Lumbalmark
(L2-3) als Ejakulationszentrum. Afferenzen aus dem Genitalbereich
gelangen über den N. pudendus zum Rückenmark. In den corpora cavernosa
setzen Nervenfasern NO frei (Vasodilatation, Bluteinstrom,
Kompression abführender Venen), der Gefäßdruck steigt bis auf 10 kPa.
Im corpus spongiosum ist der Druckanstieg gering, die
Urethra bleibt durchgängig. Bei der Emission regen sympathische Fasern
Nebenhoden, ductus deferens, Bulbourethraldrüsen und Prostata an,
Spermien und Samenflüssigkeit werden abgegeben. Die Ejakulation erfolgt
durch Kontraktionen des Samenleiters, der Harnröhre und des
Beckenbodens. Das Ejakulat (3-4 ml) sollte >40
Millionen Spermien beinhalten: ~50% mit Vorwärts-, ~25% mit
rascher Bewegung. Postorgiastisch finden sich erhöhte Prolaktin- und
Oxytozinspiegel
Bei der Frau wirkt das parasympathische Sakralmark (S2-4) als
Erektionszentrum, das sympathische Lumbalmark
(L2-3) als Orgasmuszentrum. Die physiologischen Grundmuster und
koordinierenden Zentren des sexuellen Reaktionszyklus sind bei Mann und
Frau analog strukturiert. Afferenzen von Klitoris und erogenen
Hautzonen regen das Erektionszentrum an. Erweiterung der Gefäße lässt
labia minora und Klitoris anschwellen, venöse Stauung bewirkt
verstärkte vaginale Transsudation (Lubrikation). In der Plateauphase
sind die inneren zwei Drittel der Vagina erweitert ("receptaculum
seminis"). Das äußere Drittel kontrahiert in der Orgasmusphase
mehrfach, der Uterus ebenfalls, angeregt durch Oxytozin
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