Corticoliberin: cortex = Rinde, liberare = freilassen
Der Hypothalamus bildet Signalstoffe (Tropine), die Zellen im Hypophysen-Vorderlappen anregen (Liberine, releasing hormones)
oder hemmen (Inhibine, inhibiting hormones). Die Wirkung erfolgt über Rezeptoren. Einige
Vorderlappenzellen stehen gleichzeitig unter dem Einfluss von mehr als nur einem Tropin. Die Bezeichnung der Tropine richtet sich nach deren Adressaten: -- CRH (Corticoliberin) wird alle 1-3 Stunden sezerniert, vorwiegend morgens; es koppelt an CRH-Rezeptoren ACTH-produzierender basophiler Vorderlappenzellen -- GHRH (Somatoliberin) wird ebenfall pulsatil freigesetzt, vor allem in der Nacht; es stimuliert die Freisetzung von Wachstumshormon (Somatotropin) aus azidophilen Zellen -- GHIH (Somatostatin) hemmt die Freisetzung von Somatotropin und bewirkt zusammen mit GHRH dessen pulsatile Sekretion -- GnRH (Gonadoliberin) wird pulsatil freigesetzt - bei der Frau alle 90, beim Mann alle 120 Minuten. Es bewirkt an basophilen Vorderlappenzellen die Sekretion der Gonadotropine FSH und LH -- TRH (Thyreoliberin) regt die Ausschüttung von Thyreotropin und Prolaktin an. |
GnRH stimuliert die Freisetzung der Gonadotropine FSH und LH |
Die hypophysiotrope Region des Hypothalamus enthält parvizelluläre (Steuerung des Hypophysenvorderlappens über das hypothalamisch-hypophysäre Pfortadersystem: Liberine, Statine) und magnozelluläre
Neurone (zum Hinterlappen: Vasopressin, Oxytozin, Neurophysine). Sie
werden über zentrale (Vorwärtskopplung) und periphere Einflüsse (Rückkopplung) gesteuert.
Die Freisetzung der Hormone erfolgt pulsatil. Hypophysäre Hormone
wirken zum Teil direkt auf Erfolgsorgane (nicht-glandotrope Hormone:
GH, Prolaktin), zum Teil indirekt über dazwischengeschaltete Drüsen,
deren Hormonproduktion kontrolliert wird (glandotrope Hormone) CRH (Corticoliberin) aus parvozellulären Neuronen vor allem des nucl. paraventricularis wird alle 1-3 Stunden freigesetzt, insbesondere in den frühen Morgenstunden. Gefördert wird die CRH-Sekretion durch Serotonin und Acetylcholin, gehemmt durch Katecholamine, Dopamin GABA, Cortisol. CRH stimuliert die Ausschüttung von ACTH im Hypophysenvorderlappen und wirkt auch hungerbremsend, aufmerksamkeitsfördernd sowie angstverstärkend GHRH (Somatoliberin) wird - über eine geringere basale Sekretion - pulsatil (stärker in der Nacht) aus dem nucl. arcuatus freigesetzt, angeregt durch Stress, erhöhte Aminosäurespiegel im Blut, Hypoglykämie, Hunger, Ghrelin, Dopamin, Östradiol und Testosteron. Gehemmt wird seine Freisetzung durch Glucose, freie Fettsäuren, Glucocorticoide. Es wirkt auf GHRH-Rezeptoren und fördert die GH-Bildung im Hypophysenvorderlappen Somatostatin aus dem periventrikulären anterioren Hypothalamus hemmt die Freisetzung von GH, TSH und ACTH. Im Magen-Darm-Trakt hemmt es die Sekretion fast aller Hormone sowie die Motilität, in der Niere Reninsekretion und Vasopressineffekt, in der Nebennierenrinde die angiotensininduzierte Freisetzung von Aldosteron, im Nebennierenmark die acetylcholinstimulierte Sekretion von Katecholaminen. Über Somatostatinrezeptoren in Großhirnrinde, Mandelkernen, Hippokampus, Basalganglien, Mittelhirn und medulla oblongata hat es neuromodulatorische Effekte auf Kognition, Schlaf, Motorik und sensorische Verarbeitung GnRH (Gonadoliberin) aus parvizellulären Neuronen des nucl. arcuatus wird pulsatil freigesetzt und regt über GPCR-Rezeptoren gonadotrope Zellen der Adenohypophyse zur Sekretion von LH und FSH an. Ein Puls pro Stunde fördert vor allem die Freisetzung von LH, ein Puls alle drei Stunden vorwiegend die von FSH. Östradiol in hoher Konzentration hat einen positiven Feedback-Effekt auf GnRH-Neuronen (präovulatorischer Gonadotropin-Peak, Ovulation). In der zweiten Zyklushälfte bewirkt Progesteron eine niedrigere Frequenz (bei höherer Amplitude) der LH-Pulse. Stress reduziert die GnRH-Pulse, sie können im Hungerzustand ausbleiben (Neigung zu Amenorrhoe bei anorektischen Personen). Der hypothalamische GnRH-Pulsgenerator wird in der späten Fetalperiode aktiv; postpartal wird er bis kurz vor Eintreten der Pubertät inhibiert; Intensität und Frequenz der GnRH-Pulse nehmen dann zu, insbesondere im Schlaf Dopamin aus dem nucl. arcuatus hemmt die Prolaktinausschüttung (daher PIH = Prolactin inhibiting hormone) TRH (Thyreoliberin) aus kleinzelligen Neuronen in eminentia mediana und nucleus arcuatus wird pulsatil freigesetzt; die Sekretion beginnt am Abend zu steigen und ist in den frühen Morgenstunden am höchsten. Über eigene Rezeptoren regt es die Freisetzung von TSH an. Seine Freisetzung wird noradrenerg gefördert und durch Stress, Glucocorticoide, Somatostatin und T3 gehemmt. Im Gehirn wirkt TRH gedächtnisfördernd, antidepressiv, angsthemmend, antikonvulsiv, durchblutungsfördernd |