Physiologie lernen - den Organismus verstehen
Wie funktioniert der menschliche Körper?
XI. Spezielle
Endokrinologie XIII.
Zentrales Organ der hormonellen Steuerung ist der Hypothalamus. Er berücksichtigt Signale aus Innen- und Außenwelt und stimmt
Regelvorgänge aufeinander ab; er steuert große Teile des endokrinen (hormonbildenden) Apparats - in zeitabhängiger Form (biologische Rhythmen).
Die meisten Hormone der Hypophyse
sind nur wirksam, wenn sie in einer bestimmten Abfolge auf die
Zielzellen treffen (pulsatile Sekretion, Refrakterität der
Empfängerzellen durch receptor downregulation).
Der Hypothalamus
ist eingebunden in übergeordnete Schaltkreise, insbesondere des
limbischen Systems. Andererseits steuert er hormonproduzierende
Drüsenzellen im Hypophysenvorderlappen über Liberine (releasing factors) und Statine (inhibiting factors),
die nach ihrer Freisetzung im Hypothalamus über den
hypothalamisch-hypophysären Pfortaderkreislauf zur Hypophyse
transportiert werden. Dort kommen sie in höherer Konzentration an,
als dies bei Verdünnung im gesamten Blutkreislauf der
Fall wäre.
Die
Vorderlappenhormone gelangen über den Blutkreislauf zu
peripheren Empfängerorganen. Deren
Hormonproduktion wird dadurch beeinflusst, und die Blutkonzentration peripherer
Hormone wird wiederum an zentralen Stellen (Hypothalamus, Hypophyse)
gemessen. Entsprechend des Meßergebnisses wird die Freisetzung
zentraler Steuerhormone modifiziert (negative / positive Rückkopplung).
Klassische
Hormondrüsen sind - neben dem hypothalamisch-hypophysären System -
Schilddrüse, Nebenschilddrüsen (Epithelkörperchen), Nebennieren,
endokrine Anteile des Pankreas, Ovarien und Testes. Intensiv
hormonproduzierend sind auch andere Gewebe, wie
Gastrointestinaltrakt ("Verdauungshormone"), Muskulatur (Myokine), Herzmuskel (atriale Hormone), Fettgewebe (Adipokine).
Zu den
Funktionen, die unter hormoneller Kontrolle stehen, gehören Wachstum,
Reifung, Verhalten und Reproduktion (z.B. Somatotropin,
Schilddrüsenhormone, Geschlechtshormone), Salz- und Wasserhaushalt
(z.B. antidiuretisches Hormon, Aldosteron), Körperwärme (z.B.
Schilddrüsenhormone), Stoffwechsel und Energiegewinnung (z.B.
Adrenalin, Glucocorticoide, Insulin, Glucagon). Intensive
Zusammenhänge bestehen zu Funktionen des Immunsystems.
Substitutionstherapie ist bei Hormonmangel (z.B. Hypothyreose, Diabetes, Hypogonadismus, Mb. Addison), Suppressionstherapie bei Überproduktion angebracht (z.B. Hyperthyreose, Akromegalie, Mb. Cushing, Hyperprolaktinämie).
© H. Hinghofer-Szalkay