Die Durchblutung der Nieren (renale Perfusion ~1
l/min) beträgt bei körperlicher Ruhe etwa 20% des Herzminutenvolumens.
Bei physischer oder psychischer Belastung kann sie wegen des steigenden
Sympathikustonus bis
auf ~0,5 l/min abnehmen (Vasokonstriktion unter
Stresseinfluss). Die renale Perfusion ist mehrfach reguliert: -- Sie wird über einen weiten Blutdruckbereich so gut wie konstant gehalten. Diese autoregulative Fähigkeit beruht auf mehreren Mechanismen: Einer Erhöhung der arteriolären Konstriktion bei Steigerung von Innendruck und Wandspannung (Bayliss-Effekt); der Rückwirkung von Salzfiltration auf das vas afferens (tubulo-glomeruläres Feedback); und die Tatsache, dass erhöhter Blutdruck die Wasserausscheidung erhöht (Druckdiurese) -- Zweitens stehen die Nierengefäße unter dem steuernden Einfluss sympathischer Fasern. Geringe sympathische Aktivität fördert die Reninbildung (und damit Aldosteronproduktion), mittelstarke die Kochsalzresorption (direkt), intensive bewirkt renale Vasokonstriktion -- Das Nierenenzym Renin wird auf tubuläre und nervale Einflüsse hin freigesetzt und steht am Anfang eines breit wirksamen Systems (Angiotensin, Aldosteron), das auf die Nieren zurückwirkt (Gefäßtonus, Natriurese, Kaliurese, pH-Regulation). Zu weiteren nierenwirksamen endokrinen Faktoren gehören Vasopressin (erhöht Wasserresorption), natriuretische Peptide (Wirkung siehe Name) und ebenfalls natriuretische Prostaglandine. |
Druckabfall in der a. renalis führt als myogene Reaktion zu Dilatation der vasa afferentia (Autoregulation der Durchblutung) |
Autoregulation: Bis ~180 mmHg renal-arteriellem Druck bleiben Durchblutung und glomerulärer Kapillardruck weitgehend konstant |
Hormon / Mediator |
Mechanismus |
Wirkung |
Wirkungsort |
Parathormon |
Starke Hemmung der Phosphatresorption aus dem proximalen Tubulus Förderung der Ca++- und Mg++-Resorption aus dem distalen Tubulus (Henle-Schleife) |
Steigerung [Ca++] im Blut, Senkung [HPO4--] (kurzfristig) |
Tubulus: Proximal, frühdistal |
Calcitonin |
Hemmt Einbau des Natrium/Phosphat- Cotransporters im proximalen Tubulus (luminal) Steigert Einbau von TRPV5-Kanälen, erhöht Ca++-Resorption im distalen Tubulus |
Bei Hypocalcämie: Senkung der Rückresorption von Phosphat, Steigerung der Rückresorption von Ca++ | Proximaler und distaler Tubulus |
Natriuretische Peptide |
Dilatation vas afferens / Konstriktion vas efferens: Filtration + Erhöhter Blutfluss durch vasa recta (Auswaschen von Kochsalz und Harnstoff aus hypertonem Mark) Phosphorylierung von Na-Kanälen (ENaC) Hemmung der Reninsekretion Senkung der Aldosteronfreisetzung |
verminderte Na+-Resorption Natriurese, Diurese |
Gefäße Glomerulum distaler Tubulus iuxtaglomeruläre Zellen Nebennierenrinde |
Angiotensin II |
Konstriktion vas efferens → glomeruläre Filtration Stimulierung der Aldosteronfreisetzung Stimulierung der Vasopressinfreisetzung |
Na+: erhöhte Resorption, verminderte Ausscheidung + Wasserresorption |
Gefäße Nebenniere Hypophyse |
Aldosteron |
Expression
/ Insertion v. Na-Permease (ENaC) in apikale Membran, und Na-K-Pumpe in
basolaterale Membran im distalen Tubulus / Sammelrohr |
erhöhte Na+-Resorption |
Sammelrohr |
Vasopressin (ADH) |
Insertion von Aquaporinen in apikale Membran im distalen Tubulus / Sammelrohr |
erhöhte H2O-Resorption |
Sammelrohr |
Prostaglandine |
Hemmung Na-Permease, Cl-Permease |
verminderte Na+-Resorption |
Henle-Schleife, Sammelrohr |
Autoregulation ist unabhängig von neuraler oder
endokriner Beeinflussung und ermöglicht der Niere, ihre Perfusion zwischen ~75 (Gefäße dilatiert) und ~180 mmHg
(Gefäße kontrahiert) weitgehend konstant zu halten - bedingt durch mehrere Mechanismen: Myogen (Bayliss-Effekt), tubulo-glomeruläres Feedback
(vermehrte Filtration → mehr Kochsalz an macula densa → Feedbacksignale
an das Glomerulum durch parakrine Mediatoren → Kontraktion vas afferens
→ Filtration zurück in den Normbereich), Druckdiurese (Flüssigkeitsverlust durch
Blutdruckanstieg → erhöhter Filtrationsdruck → vermehrte
Wasserausscheidung). Die Autoregulation stabilisiert auch die
glomeruläre Filtration. Bei arteriellen Druckwerten unter 75 mmHg nimmt die Filtration
druckproportional ab, unter ~25 mmHg Kapillardruck
versiegt die glomeruläre Filtration vollständig Die Niere ist dicht mit sympathischen (nicht mit parasympathischen) Nervenfasern ausgestattet; ß-adrenerge Efferenzen bewirken Vasokonstriktion (über α1A-Rezeptoren bei hoher sympathischer Aktivität), NaCl-Resorption (über α1B-Rezeptoren bei mittlerer sympathischer Aktivität), Reninsekretion (über ß-Rezeptoren bei niedriger sympathischer Aktivität). Bei exzessivem Sympathikustonus (extremer Stress, starker Blutverlust) sinkt die renale Durchblutung auf praktisch Null (gefährdete Nierenfunktion). Dopamin (D1-Rezeptoren) bewirkt Dilatation der Nierengefäße. Peptiderge Afferenzen leiten Informationen von arteriellen und venösen Barorezeptoren (lokaler Blutdruck) und Chemorezeptoren im Nierenbecken (Zusammensetzung der interstitiellen Flüssigkeit: R1-Rezeptoren reagieren auf Hypoxie, R2-Rezeptoren auf das Ionenmuster) an das ZNS Die Niere kann Kinine, Prostaglandine (durchblutungssteigernd), Thromboxane (durchblutungshemmend) bilden und reagiert auf Parathormon, Calcitonin, Aldosteron, Angiotensin II, natriuretische Peptide, Vasopressin. Renovaskuläre Hypertonie (Goldblatt-Mechanismus): Einengung einer Nierenarterie auf <50% des normalen Durchmessers löst eine Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems aus (vermehrter Kochsalzresorption, Steigerung des Blutdrucks) |