Mehrere
Organe kooperieren bei der Einstellung von Salz-Wasser-Haushalt und
Kreislauffunktion, so auch das Herz und das Nebennierenmark: Aus den
Vorhöfen stammen natriuretische Peptide (Atriopeptin), aus dem
Nebennierenmark Katecholamine (Adrenalin, Noradrenalin) und
Adrenomedullin. Natriuretische Peptide stammen vor allem aus Herz und Gehirn; Kardiomyozyten setzen sie bei verstärkter Dehnung frei. Sie wirken an der Niere natriuretisch, diuretisch und vasodilatierend, und hemmen ihre Antagonisten. Der Effekt ist eine Senkung extrazellulärer Volumina und des Blutdrucks (Reduktion der kardialen Vor- und Nachlast), was klinisch Herzschonung bedeutet. Katecholamine hingegen regen das Herz an (alle Herzqualitäten, insbesondere Schlagkraft und -frequenz) und erhöhen den Tonus der meisten Blutgefäße. Somit heben sie den arteriellen Blutdruck an; sie werden (z.B. im Rahmen des Baroreflexes) vermehrt freigesetzt, wenn die Durchblutung kritischer Organe (z.B. Gehirn) abzusinken droht (der Katecholaminspiegel im Blut nimmt nach Wechsel von liegender zu aufrechter Position sofort zu). Adrenomedullin ist ein vasodilatierender und natriuretischer Faktor, der aus dem Nebennierenmark, aber auch aus anderen Geweben stammt und die Adrenalinfreisetzung fördert (umgekehrt regt Adrenalin seine Sekretion an). Zusammen bewirken diese Hormone eine Feineinstellung von Kreislauf und Salz-Wasser-Haushalt. |
Akuter Anstieg des Zentralvenendrucks führt zu Atriopeptinfreisetzung |
Der ANP-Rezeptor NPR-1 ist eine membranständige Guanylatzyklase |
Atriopeptin wirkt natriuretisch, indem es die glomeruläre Filtration steigert, die Na+-Rückresorption hemmt und die Aldosteronbildung reduziert |
Myoendokrine
Zellen im Herz (vor allem rechter Vorhof) reagieren auf stark
steigenden Füllungsdruck (z.B. Hinlegen, rasche Kochsalzinfusion) mit
Freisetzung natriuretischer Peptide. Diese wirken vasodilatierend,
natriuretisch, auf das Herz relaxierend (lusitrop), hemmen
Sympathikustonus und antagonistische Hormone und entlasten das Herz:
Extrazelluläres Flüssigkeitsvolumen, Plasmavolumen, kardiale Vorlast
und diastolische Dehnung des Herzmuskels nehmen ab Durch Vasodilatation erhöhen natriuretische Peptide kortikale Perfusion, Kapillardruck und glomeruläre Filtrationsrate in der Niere. Zu den natriuretischen Peptiden zählen ANP (Atriopeptin, Cardiodilatin) aus den Herzvorhöfen (Volumenüberlastung), BNP vorwiegend aus dem Ventrikelgebiet, CNP aus Endothel- und renalen Zellen, Urodilatin aus Endothel- und Tubuluszellen. Ihr Hauptwirkort sind renale Sammelrohre, wo bis zu 5% des glomerulär filtrierten Natriums rückresorbiert werden können - über nichtselektive Kationenkanäle und selektive Natriumkanäle. NP-Rezeptoren vom Typ A binden ANP und BNP, Typ B bindet CNP, Typ C ist vermutlich ein Clearance-Rezeptor. Typ-A-Rezeptoren wirken in Hypothalamus (Durst, verminderte Vasopressinsekretion), Niere (Vasodilatation / Natriurese), Nebenniere (Hemmung der Aldosteronbildung), Endothelien (Hemmung der Endothelinbildung); extrazelluläres Volumen und Blutdruck nehmen ab. Die Konzentration an natriuretischen Peptiden im Blutplasma ist normalerweise extrem gering Der Katecholaminspiegel im Blut ist ein Maß für die ergotrope Aktivitätslage. Noradrenalin wirkt auf α- (Vasokonstriktion in Haut und Eingeweiden) und ß1-Rezeptoren (Herz), seine Konzentration nimmt mit der Sympathikusaktivität bis zum Mehrfachen des Basiswertes zu. Stress erhöht auch den Adrenalinspiegel (bis 10-fach: Wirkung auch auf β2-Rezeptoren - Vasodilatation in Muskel- und Koronararterien, Bronchodilatation), steigert Glukose, Laktat, freie Fettsäuren im Blut und erhöht physische Belastbarkeit, Kampf- / Fluchtbereitschaft Adrenomedullin - ein Peptidhormon aus Nebennierenmark und zahlreichen weiteren Geweben - wirkt vasodilatatorisch, steigert die glomeruläre Filtration und Natriurese. Orthostase und starke körperliche Belastung erhöhen seinen Blutspiegel. Es fördert den Sympathikustonus und regt Kreislauf und Atmung an (Bronchodilatation) |