Physiologie lernen - den Organismus verstehen
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Wie funktioniert der menschliche Körper?
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IX.
Blutdruck, Wasserhaushalt, Säure-Basen-Status
XI.
Störungen der vegetativen Regulation können lebensbedrohlich sein. Sie beziehen sich auf Aspekte wie Volumen-,
Blutdruck-, Salz-,
metabolische, Säure-Basen- und zentralnervöse Regulation, und diese
sind eng miteinander verknüpft. Um zu verstehen, wie sie interagieren,
sind molekularbiologische Kenntnisse alleine nicht ausreichend - man
muss auch wissen, wie und wie schnell sich Stoffe und Signalmoleküle
zwischen Organen und Geweben, zwischen verschiedenen Kompartimenten bewegen.
Kompartimente
- wie intra- und extrazellulär, interstitiell, intra- und extravasal -
sind (oftmals morphologisch gedachte) funktionell wirksame (gelegentlich virtuelle) Verteilungsräume.
Ihre Eigenschaften (Aufbau, Fettlöslichkeit etc.) bestimmen die
Kinetik in sie eintretender (z.B. sezernierter) und aus ihr
austretender (entfernter) Substanzen (Konzentrationsmonitoring), ihre Grenzen sind meist fließend und zeitabhängig.
Die
Steuerung der Kreislauffunktionen umfasst kurz- (z.B. Baroreflex),
mittel- (z.B. Hormonwirkungen) und langfristig aktive
Mechanismen (z.B. Wachstum). Sie greift an Herzmuskeln,
Gefäßwänden und Blutvolumen an; vermittelt werden die Effekte über
neurale (sympathische, parasympathische) und humorale
Steuerungsfaktoren.
Zu letzteren gehört das
Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (Renin aus der Niere,
Angiotensinogen aus der Leber, Aldosteron aus der Nebennierenrinde) und
Hormone wie Atriopeptide (aus dem Herzen), Adrenomedullin und
Katecholamine (vor allem aus dem Nebennierenmark).
Ziel ist die Stabilisierung des
arteriellen Blutdrucks (Perfusion von Organen und
Geweben).
Auch die (extrazelluläre) Kochsalzmenge bestimmt die Kreislauffunktion, denn die NaCl-Konzentration wird durch Osmoregulation
sehr genau eingestellt. Verliert der Körper Natrium und Chlorid, nimmt
das Blutvolumen in der Regel ab. Aldosteron ist das "Salzsparhormon", es hilft bei
der NaCl-Rückresorption, vor allem aus Nierentubuli, Schweiß- und
Speicheldrüsen. Ohne Aldosteron kommt es zu hypovolämischem
Kreislaufversagen, das unbehandelt tödliche Folgen hat. Zentrum der osmotischen Regulation ist der
Hypothalamus, der Vasopressin (=Adiuretin, das "Wassersparhormon") produziert und damit die
Wasser-Rückresorption in der Niere anregt.
Der Säurewert des Blutes (pH 7,4 - leicht basisch; der Neutralpunkt liegt bei 37°C bei pH 6,8) wird direkt durch puffernde Substanzen im Blut (Bicarbonat, Protein, Phosphat), und indirekt durch physiologische Mechanismen (Kompensation) stabilisiert. Am meisten Säure wird als CO2 mit der Atmung entfernt - wenn zu wenig, entsteht CO2-Rückstau (Hyperkapnie)
und respiratorische Azidose (pH<7,35); wenn zu viel, Hypokapnie und
respiratorische Alkalose (pH>7,45). Die Nieren eliminieren nichtflüchtige Säuren (der Harn-pH liegt meist im sauren Bereich,
abhängig vom Stoffwechselzustand); die Leber beteiligt sich an der
Stickstoffentfernung (Harnstoff, Ammoniak).
© H. Hinghofer-Szalkay