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Abbildung: Wasserbilanz des Körpers
Nach einer Vorlage bei Silverthorn, Human Physiology - an integrated approach, 4th ed. 2007 (Pearson International)
Wasser
betritt den Organismus vor allem durch die Aufnahme per os (Speisen und
Getränke); die hier angenommene Zahl von 2,2 l/d kann um ein Mehrfaches
überschritten werden, insbesondere bei schwerer körperlicher und/oder
thermischer Belastung, die zu evaporativer Kühlung zwingt und bei der
mehrere Liter Schweiß produziert werden können. Etwa 0,3 Liter
"Oxidationswasser" ("endogenes" Wasser) entstehen im Rahmen der
Energiegewinnung (oxidative Phosphorylierung).
Wasser wird
vorwiegend über die Nierenfunktion ausgeschieden (je nach
Wasseraufnahme, in diesem Beispiel 1,5 Liter pro Tag). Über Ausdampfung
in Haut und Lunge verlassen weitere rund 0,9 Liter Wasser täglich den
Körper (perspiratio insensibilis: Der Ausdruck stammt daher, dass man
diesen Wasserverlust nicht wahrnimmt - im Gegensatz zum Schwitzen, das
die Sinnesorgane sehr wohl registrieren können: perspiratio
sensibilis). Schweißverlust durch Sudomotorik addiert sich allenfalls zur Minusseite der Flüssigkeitsbilanz.
Ist die
Wasserbilanz des Körpers ausgeglichen, gleicht die Zufuhr (grüne
Blöcke) den Verlust (rosa Block) aus, die Differenz (Input minus
Output) beträgt in diesem Fall Null
Eine
ausgeglichene Bilanz der Körperflüssigkeiten beruht auf dem
Gleichgewicht von Zufuhr und Ausscheidung. Die folgenden Zahlen geben
ein typisches Beispiel für eine erwachsene Person unter
Standardbedingungen:
Wasserzufuhr und -ausscheidung
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Nach Valtin H: Renal dysfunction: Mechanisms
involved in fluid and solute imbalance. Boston, Little, Brown 1979
|
Zufuhr (24 Stunden)
|
Quelle
|
Volumen (ml)
|
Getränke
|
1200
|
Speisen
|
1000
|
Oxidationswasser
(Metabolismus)
|
300
|
Gesamt
|
2500
|
Ausscheidung (24 Stunden)
|
Route
|
Volumen (ml)
|
Harn
|
1500
|
Stuhl
|
100
|
Schweiß
|
550
|
Atemluft
(perspiratio insensibilis)
|
350
|
Gesamt
|
2500
|
Natürlich
können diese Werte in einem physiologischen Rahmen sehr stark
schwanken, je nach Umständen (Umgebungstemperatur, Luftdruck und
-feuchtigkeit, körperliche Belastung, Trinkgewohnheiten etc). Rasche
Änderungen des Körpergewichts sind fast immer auf eine Imbalance des
Wasserhaushalts zurückzuführen (und beruhen auf entsprechenden
hormonellen Veränderungen, insbesondere der Dynamik der Vasopressinausschüttung).
Welche Größe steuert die Flüssigkeitsmenge, die sich außerhalb der Zellen befindet? Da
Natrium das Leitkation in dieser (extrazellulären) Flüssigkeit ist (Konzentration ~140
mM im Gegensatz zu ~10 mM in den Zellen) und die Osmolalität
vom Gehirn präzise
geregelt ist (~290 mOsm/kg), bestimmt die in der extrazellulären
Flüssigkeit vorhandene Natriummenge auch das extrazelluläre
Flüssigkeitsvolumen - die Volumeneinstellung erfolgt über die
Natriumbilanz.
Volumensensoren befinden sich in der Wand der Vorhöfe des Herzens
und der Pulmonalgefäße (kardiopulmonale Rezeptoren). Aufgrund ihrer
zentralen Position im kardiovaskulären System reagieren sie auf die Größe des "effektiven
zirkulierenden Volumens" ("Volumenrezeptoren"), und ihre Messresultate
sind für die Einstellung der Natriumbilanz im Körper ausschlaggebend.
Ödeme, Aszites
u.ä. pathologische Flüssigkeitsansammlungen entgehen
diesem Messvorgang und müssen unter Zuhilfenahme u.a. von Diuretika aus dem Körper gebracht
werden.
Reaktion auf Hypervolämie: Die Nieren steigern die Ausscheidung von Natrium als Antwort auf eine Vergrößerung des "effektiven zirkulierenden Volumens" bzw. extrazellulären
Flüssigkeitsvolumens, nicht durch gesteigerte Natrium-Konzentration im
Blutplasma (letztere wird osmoregulatorisch stabilisiert). Starke
Dehnung der Vorhöfe steigert die Sekretion natriuretischer Peptide,
welche die glomeruläre Filtration steigern (Dilatation der vasa
afferentia, Konstriktion der efferentia), den Renin- und den
Aldosteronmechanismus bremsen und die Natriumresorption im distalen
Nephron reduzieren.
Reaktion auf Hypovolämie: Nimmt das Plasmavolumen bzw. das "effektive zirkulierende Volumen" ab,
sinkt auch die Dehnung atrialer Rezeptoren. Einerseits werden in dieser
Situation keine natriuretischen Peptide mehr sezerniert, andererseits
nimmt reflektorisch der Sympathikustonus zu (Vasokonstriktion,
Aktivierung des Reninsystems, Vasopressinausschüttung). Die
Ausscheidung von Harn (Salz) nimmt ab.
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Über
kardiopulmonale Rezeptoren und ihre Wirkungen s.
dort

Übersicht zur
Volumenregulation s.
dort
Flüssigkeits- und Ionenbilanz im Darm
Die folgende
Abbildung zeigt im Gastrointestinaltrakt täglich
umgesetzte Wasservolumina. Pro Tag gelangen im Dünndarm ~9 Liter
Flüssigkeit zur Resorption, davon stammen 2 Liter aus der oralen
Aufnahme (Getränke, Nahrung) und 7 Liter von Sekreten (Speichel,
Magensaft, Pankreassekret, Galle, intestinales Sekret).
Abbildung: Wasserbilanz einer erwachsenen Person
Modifiziert nach einer Vorlage bei New Human Physiology
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Der Flüssigkeitsdurchsatz beträgt auf der Höhe des Duodenums 9 l/d, im
Bereich der Ileozökalklappe 1,5 l/d (Aufnahme im Dünndarm 7,5 l/d); 0,1
l Wasser wird pro Tag mit dem Stuhl ausgeschieden (Aufnahme im Dickdarm
1,4 l/d, Kapazität bis 5 l/d).
Die Flüssigkeit im Darm ist ional unterschiedlich zusammengesetzt, wie die folgende Tabelle zeigt: Auffallend ist besonders
die hohe Kaliumkonzentration im Dickdarm und
der hohe Bicarbonatwert im distalen Dünndarm,
bedingt durch selektive Ionentransportprozesse in der Darmschleimhaut.
Ionale Zusammensetzung Chymusflüssigkeit (mM)

Nach Werten in Hilal-Dandan / Brunton, Goodman
& Gilman's Manual of Pharmacology and Therapeutics, 2nd ed., McGraw
Hill Education 2014
|
|
[Na+] |
[K+] |
[Cl-] |
[HCO3-] |
Duodenum
|
60
|
15
|
60
|
15
|
Übergang Jejunum - Ileum
|
140
|
6
|
100
|
30
|
Distales Ileum
|
140
|
8
|
60
|
70
|
Rectum
|
40
|
90
|
15
|
40
|
Wie die Regulation von Volumen und Osmolalität zusammenhängen
Zwei
Systeme regulieren Volumen und Tonizität der extrazellulären
Flüssigkeit, beide sind entscheidend für die Kreislauffunktion:
Das
extrazelluläre Volumen (bzw. das "effektive zirkulierende Volumen", ein vage definierter funktioneller Begriff, der das zirkulatorisch wirksame Blutvolumen bedeuten soll) wird über die Kochsalzmenge im Körper reguliert. Besonders bedeutsam für die Langzeitregulation der Natriumausscheidung (Stunden bis Tage) ist dabei der renale Perfusionsdruck bzw. die Durchblutung der vasa afferentia.
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Die
Osmolalität - wesentlich für das Funktionieren der Zellen - über den
Wassergehalt
des Körpers.
Dazu stehen unterschiedliche Sensoren, Hormone und
Erfolgsorgane zur Verfügung, wobei die Nieren eine zentrale Stellung
einnehmen:
Das
Volumen des Extrazellulärraums kann sich verringern (Dehydration) oder
vermehren (Hyperhydration). Wenn die osmotische Konzentration
unverändert bleibt, spricht man von isotoner, wenn sie steigt, von
hypertoner, und wenn sie sinkt, von hypotoner De-oder Hyperhydration.
Wasser tritt
innerhalb von Minuten durch die Kapillarwände, für den Austausch über
Zellmembranen werden mehrere Stunden veranschlagt. Für den Körper mit
ca. 40 Liter Wasser ergibt sich bei einem täglichen Flüssigkeitsverlust von 2-3 l/d, dass
bei Ausbleiben der Wasserzufuhr schon nach wenigen Tagen Lebensgefahr
besteht (Verdursten).

Abbildung: Feedback-Kontrolle des effektiven zirkulierenden Blutvolumens
Nach einer Vorlage in Boron / Boulpaep, Medical Physiology, 1st ed. Saunders 2003
Niedriges
effektives (zentrales) Blutvolumen triggert parallele - vegetative und
humorale - Korrekturmechanismen mit dem Ziel der Anhebung des
extrazellulären (und damit Plasma-) Volumens über verringerte
Natriumausscheidung.
Pfad 1: Verringerte
Durchblutung von Nephronen stimuliert den Renin - Angiotensin -
Aldosteron - Mechanismus; erhöhter renaler Perfusionsdruck steigert
unabhängig davon die Natriumausscheidung.
Pfad 2:
Sinkende Reizung arterieller Barorezeptoren erhöht reflektorisch den
sympathischen Output zur Niere und steigert die Natriumresorption.
Pfad 3: Sinkende Reizung arterieller Barorezeptoren erhöht reflektorisch die Freisetzung von Vasopressin.
Pfad 4: Starke Erhöhung des effektiven zirkulierenden Volumens mit Überdehnung der Vorhöfe führt zu Freisetzung von natriuretischen Peptiden.
Alle Pfade stabilisieren das effektive Blutvolumen
BV = Blutvolumen
Die Tabelle und die Abbildung zeigen, dass vier parallele Regelkreise das effektive zirkulierende Volumen beeinflussen:

Anregung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Mechanismus

Steigerung des Sympathikustonus

Freisetzung von Adiuretin

herabgesetzte Freisetzung natriuretischer Peptide
steigern das effektive zirkulierende Volumen.
Auslösend für die Aktivierung der renalen Kompensation sind
Rezeptoren
im Kreislauf (arterielle Barorezeptoren in Aortenbogen und
Karotissinus, Volumenrezeptoren in den Vorhöfen des Herzens und großen
Lungengefäßen), die von hier ausgehende Erregungsgröße
(Aktionspotentialfrequenzen) nimmt bei Volumenreduktion ab und setzt im
nucl. tractus solitarii entsprechende Kompensationen in Gang;
Barorezeptoren in den Nieren, die einen verringerten Perfusionsdruck mit vermehrter Reninausschüttung beantworten;
Rezeptoren in anderen Organen (ZNS, Leber).
Operativ wirken
(1) der Renin-Angiotensin-Aldosteron-Mechanismus,
(2) der
Sympathikus,
(3) das hypothalamisch-hypophysäre System mit Vasopressin 
(4) Bei
stärkerer Dehnung von Herzmuskelzellen in den Vorhöfen kommt es zur
Sekretion von atrialen natriuretischen Peptiden, diese wirken den
oben genannten Mechanismen entgegengesetzt und fördern (bei Überdehnung
der Herzräume) die Natriumausscheidung. Das extrazelluläre und
Plasmavolumen nehmen ab und damit die Druck / Volumenbelastung am Herzen
(Vorlast).
Bluthochdruck kann durch Verringerung der Salzaufnahme gemindert werden.
Gesteigerter
Umsatz an Körperwasser geht auf vermehrten Wasserverlust zurück. Bei
maximalem Schweißverlust (8-10 l/Tag), noch stärker bei Diabetes
insipidus (Wasserbedarf bis 20-30 l/Tag) sind bereits wenige Stunden
ohne Wasserzufuhr lebensgefährlich. Bei gestörtem Durstempfinden
(Verwirrte, Bewusstlose) kann sich dann innerhalb von Stunden ein
bedrohliches Wasserdefizit ausbilden (Diagnose durch Messung des
Osmolalitätsanstiegs: Osmometrie).
Osmotisches Produkt: Täglich werden mit dem Harn etwa
600 mosmol
Endprodukte des Stoffwechsels ausgeschieden (vor allem Harnstoff, Salze).
Diese Zahl entspricht dem Produkt aus 24-h-Harnvolumen (z.B. 1500 ml)
und mittlerer Harnosmolalität (z.B. 400 mOsm):
600 mosmol/d = 400
mosmol/l x 1,5 l/d
Dieselbe Menge kann in weniger Volumen
ausgeschieden werden, wenn die Osmolalität entsprechend steigt, z.B.
600 mosmol in 1 Liter; oder in mehr Volumen, die Osmolalität nimmt dann
ab, z.B. 300 mosmol in 2 Liter (das Produkt beträgt in beiden Beispielen
600 mosmol).
Die Regulationsspanne, die den Nieren zur Verfügung steht, reicht im
Normalfall von 7-facher Verdünnung (auf 40 mosmol/l) bis zu 4-facher
Konzentrierung (auf 1200 mosmol/l). 600 mosmol können so in 15 (maximale Verdünnung) oder in 0,75 Liter Harn ausgeschieden werden (maximale Konzentrierung).

Signale für die Volumenregulation stammen
von Sensoren im zentralen Niederdruckteil des Kreislaufs
(kardiopulmonale Rezeptoren), sie sprechen auf die Höhe des "effektiven zirkulierenden
Blutvolumens" bzw. deren Änderung an und steuern die Natriumbilanz (Resorption intestinal,
Exkretion renal). Pro Tag werden im Dünndarm ~2 Liter oral aufgenommenes und ~7
Liter sezerniertes Wasser (Speichel, Magensaft, Pankreassekret, Galle,
intestinales Sekret) resorbiert: Das Duodenum passieren ~9 l/d, die Ileozökalklappe ~1,5 l/d, ~0,1
l/d werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Der Inhalt des distalen
Dünndarms ist reich an Bicarbonat, der des Colons reich an Kalium
Volumen und
Osmolarität der extrazellulären Flüssigkeit sind entscheidend für die
Kreislauffunktion. Deren Erfassung dienen periphere und zentrale Rezeptorsysteme:
Arterielle Barorezeptoren, vasa afferentia und kardiopulmonale
Rezeptoren sind drucksensitiv; Osmorezeptoren befinden sich im
Hypothalamus. Durst führt zu Flüssigkeitsaufnahme; Vasopressin
reduziert die Wasserausscheidung, Aldosteron die von Salz; der
Sympathikus wirkt volumenkonservierend
Dehydration ist eine Verringerung, Hyperhydration eine Vermehrung eines Flüssigkeitsvolumens (im Allgemeinen ist der Extrazellulärraum gemeint). Bleibt
die osmotische Konzentration dabei unverändert, spricht man von
isotoner, wenn sie steigt, von hypertoner, wenn sie sinkt, von
hypotoner Störung. Der Austausch von Flüssigkeit über die Kapillaren erfolgt im
Minuten-, der über Zellmembranen im Stundenbereich
|

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