Niere und Leber
kooperieren bei der Stickstoff- und Säureausscheidung. Die Leber bildet
Harnstoff (~200-400 mmol/d) und Glutamin (~20 mmol/d), der Harnstoff wird renal
ausgeschieden, aus Glutamin kann Bicarbonat (das rückresorbiert
wird) und Ammonium (das in den Harn gelangt) werden. Der Ammoniummechanismus ist
metabolisch reguliert: Glutamin wird im proximalen Tubulus zu
α-Ketoglutarat abgebaut - zwei Moleküle Ammonium entstehen und werden
sezerniert. Aus dem Tubuluslumen kann Ammonium nur schwer in die proximale
Tubuluszelle wiederaufgenommen werden. Der aufsteigende Schenkel der Henle-Schleife resorbiert Ammonium, dieses gelangt in das Interstitium des Nierenmarks. Ein Teil rezirkuliert im Nierengewebe; ein Teil wird wiederaufgenommen und in der Leber detoxifiziert; ein Teil wird mit dem Harn ausgeschieden (~40 mmol/d). Die Stickstoffausscheidung (~6-12 g/d, oder etwa 100 mg/kg/d) erfolgt vorwiegend über Harnstoff (12-25 g/d; molare Masse 60, davon Stickstoff: 28). Die Ausscheidung von Stickstoff sinkt bei proteinfreier Diät innerhalb weniger Tage auf weniger als die Hälfte des Ausgangswertes (~40 mg/kg/d). Das Verhältnis der Stickstoffausscheidung über Ammonium / Harnstoff ist stoffwechselabhängig: Bei Alkalose steigt die Ausscheidung von Harnstoff-N, und sinkt die Ausscheidung über Ammonium (das reduziert den pH-Wert: Kompensation). Bei Azidose steigt umgekehrt die Ausscheidung von Ammonium (das steigert den pH-Wert). Das Glutamin-Glutamat-System stabilisiert die Säure-Basen-Bilanz: Bei Azidose zieht die Leber vermehrt Glutamat zur Ammoniumsynthese heran, es entsteht Glutamin (vermehrte Säureausscheidung, pH-Steigerung im Blut). Bei Alkalose nimmt hingegen die Bildung von Harnstoff zu, die von Ammonium ab (verminderte Säureausscheidung, pH-Senkung im Blut). |
Protonen werden zu mehr als 30% über NH4+ ausgeschieden |
Bei Azidose scheiden Tubuli H+ im Austausch gegen Na+ aus (Wasserstoffionen können als Ammoniumionen oder H2PO4- ausgeschieden werden), im Lumen wird Bicarbonat aufgebraucht. Bei
Alkalose sinkt die Phosphat- und Ammoniumausscheidung. Tubuluszellen verwandeln CO2 über Kohlensäure (Carboanhydrasehemmer verzögern die Natriumresorption) in H+und
Bicarbonat. Moleküle, die
Stickstoff, Phosphor oder Schwefel enthalten, werden mit dem Harn
ausgeschieden: Stickstoff in Harnstoff (>80%),
Kreatinin, Ammoniumsalzen, Harnsäure; Phosphor als Phosphat; Schwefel
(aus schwefelhaltigen Aminosäuren: Cystein, Cystin, Methionin) als Sulfat. Täglich werden etwa 70 mmol Säurevalenzen mit dem Harn aus dem Körper entfernt: ~30 mmol titrierbare Säuren, ~40 mmol Ammonium Die Atmung entfernt mehr als 200-mal so viele saure Valenzen aus dem Körper als die Nieren (CO2 ist das Anhydrid der Kohlensäure). Beim Proteinabbau entstehen Ammoniumionen (~450 mmol/d), Aspartat (~450 mmol/d), Glutamat (~20 mmol/d). Hepatische Desaminierung von Aspartat (Transaminierung Aspartat → Fumarat) ergibt Ammoniak (NH3) und Harnstoff (~450 mmol/d). Glutamin gelangt über das Blut zur Niere, wird mittels Glutaminase zu Glutamat und Ammoniak (lipidlöslich und elektroneutral, daher tubulusgängig) gespalten. Ammoniak diffundiert in das Tubuluslumen, aus NH3 (2,5%) und H+ entstehen Ammoniumionen (NH4+, 97,5%), die im Lumen verbleiben. Protonen werden zu >30% über NH4+ ausgeschieden Der aufsteigende Schenkel der Henle-Schleife resorbiert Ammoniumionen (Cotransport mit Natrium und Chlorid), Ammoniak gelangt aus dem Sammelrohr wieder in das Interstitium des Nierenmarks (Anreicherung von NH4+). Ein Teil wird resorbiert und von der Leber detoxifiziert, ein Teil (~40 mmol/d) mit dem Harn ausgeschieden. Bei azidotischer Stoffwechsellage steigt die Ausscheidung von NH4+. Glutaminase (tubuläre Mitochondrien) baut (über Glutamat) Glutamin zu Oxoglutarat ab, es entsteht NH4+. Die NH4+-Ausscheidung kann ~10-fach ansteigen Bei proteinfreier Diät fällt die Stickstoffausscheidung auf ein Drittel (z.B. von 10 auf 3 g/d). Harnstoff ist der wichtigste Weg (~85%) der Stickstoffausscheidung (~900 mmol/d). Bei Azidose wird vermehrt Glutamat zur Bindung von Ammonium (und damit H+) herangezogen, es entsteht Glutamin. Bei Alkalose wird N vermehrt in Form von Harnstoff ausgeschieden |