Wasserstoffionen können als Ammoniumionen ausgeschieden werden.
Ammoniummechanismus: Die Ausscheidung von Ammoniumionen ist besonders bedeutsam, da metabolisch reguliert.
Glutamin gelangt über den Blutkreislauf zur Niere, wird im
proximalen Tubulus Na-gekoppelt aufgenommen und mittels Glutaminase zu Glutamat und Ammoniak (NH3) gespalten.
Ammoniak ist lipidlöslich und elektroneutral und wandert so passiv aus der Tubuluszelle in das Tubuluslumen (NH3 ist tubulusgängig).
H+ wird ATP-abhängig elektrogen sowie über Na+/H+-Antiport sezerniert.
Einmal im Tubuluslumen, kombinieren H+ und NH3 zu NH
4+;
die positiv geladenen Ammoniumionen können nur schwer in die proximale Tubuluszelle
aufgenommen werden, verbleiben also im Lumen.
NH3 + H+
NH4+
Der pK-Wert dieses Systems liegt bei 9,0 - bei pH 7,4 liegt der Großteil (97,5%) als NH
4+ vor, nur 2,5% als
NH3. Sinkt der pH-Wert, verstärkt sich dieses Ungleichgewicht (bei einem pH von 5,0 steht es mehr als 100:1 für NH
4+).
Protonen werden zu mehr als 30% über NH4+ ausgeschieden
|
Erst der aufsteigende Schenkel der Henle-Schleife
resorbiert Ammonium (Cotransport mit Natrium und Chlorid) und "entlässt"
es als Ammoniak wieder über die basolaterale Membran ins Interstitium
des Nierenmarks. Dadurch kommt es hier zu einer Anreicherung von NH4+.
Ein Teil rezirkuliert im Nierengewebe; ein Teil wird ins Blut
wiederaufgenommen und von der Leber detoxifiziert; ein Teil wird mit
dem Harn ausgeschieden (~40 mmol/d).
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Abbildung
: Synthese und Transport von Ammonium in der Niere
Nach Bourgeois S, Houillier P: State of knowledge on ammoniumm nandling by the kidney. Pflügers Arch 2024; 476: 517-31
Das Ammoniak / Ammonium-System
(Gesamt-Ammonium, tA) wird in den proximalen Nierentubuli gebildet (aus Glutamin) und sezerniert,
anschließend in der Henle-Schleife und vor allem im dicken
aufsteigenden Schenkel (transzellulär) rückresorbiert und konzentriert. Durch
Gegenstrom-Anreicherung entsteht im Nierenmark ein
Konzentrationsgradient von der Papillenspitze (hohe Konzentration) zur Rinde (geringe Konzentration). Ammoniumionen
werden im Intertstitium reversibel an Sulfatide (S - anionische Glycosphingolipide, die sich im Nierenmark anreichern) gebunden.
Die Sammelrohre nehmen Ammonium auf, das mit dem Harn ausgeschieden wird
Ammonium wird vor allem von Epithelzellen des proximalen Tubulus synthetisiert (hauptsächlich aus Glutamin, das die Zellen über Na-gekoppelte Cotransporter
aus dem Tubuluslumen - apikal - und dem peritubulären Interstitium -
basolateral - betritt), in der Helne-Schleife teilweise rückresorbiert
und in den papillären Sammelrohren passiv sezerniert (Ammonium bleibt
bei niedrigem pH im Tubulus "gefangen", weil es - im Gegensatz zu
Ammoniak - kaum permeabel ist).
Azidose wird renal durch Ausscheidung saurer Valenzen kompensiert, was bedeutet, dass die Ausscheidung von Bicarbonat sinkt (wird zur Pufferung verbraucht, es entsteht CO2, das im Fall einer nicht-respiratorischen Störung ohne weiteres abgeatmet wird) und die Ausscheidung von "maskierten Wasserstoffionen" in Form von H2PO4- (die Phosphatsekretion erfolgt ohne Energiezufuhr) und NH4+ steigt (Letzteres mit einer Verzögerung von 1-2 Tagen):
H+ + HCO3-
CO2 + H2O
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H+ + NH3
NH4+
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H+ + HPO42-
H2PO4-
Bei Alkalose sinkt
umgekehrt die Phosphat- und (mit einiger Verzögerung)
Ammoniumausscheidung, bei nicht-respiratorischer Störung auch die CO2-Abatmung.
Austausch gegen Natrium: Bei sinkendem zellulären pH scheiden Tubuluszellen an der luminalen Membran H+ gegen Na+ aus (proximaler Tubulus, distaler Tubulus, Sammelrohr) - insbesondere bei azidotischer Stoffwechsellage. Im Lumen wird Bicarbonat aufgebraucht, Nicht-Bicarbonatpuffer wie Phosphat helfen mit, es entsteht CO2. Dieses diffundiert in die Tubuluszelle zurück und bildet wieder H+ und HCO3-.
Die Umwandlung CO
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H
2CO
3 wird durch
Carboanhydrase beschleunigt,
Carboanhydrasehemmer wirken verzögernd auf den Vorgang und
hemmen die Natriumresorption. Wasserstoffionen werden wiederum ausgeschieden, Bicarbonationen als Puffer an das Blut weitergereicht.
Der überwiegende Teil der H+-Sekretion dient der Rückresorption von Bicarbonat.
Am
Ende des proximalen Tubulus kann der pH-Wert der tubulären Flüssigkeit
unter 7,0 liegen, der Endharn kann einen pH bis etwa 4,4 erreichen, was
einer tausendfachen Konzentration von Wasserstoffionen entspricht (7,4
- 4,4 = 3,0; 3 ist der dekadische Logarithmus von 1000).