Chromosom: χρῶμα = Farbe, σῶμα = Körper ("Farbkörper")
Gen: γενεά = Abstammung, γένεσις = Ursprung
Euchromatin: εὖ = gut
Exon: expressed region
Granulationsgewebe: Körniges Aussehen (granum = Korn)
Heterochromatin: ἕτερος = ungleich
Intron: intragenic region
Kinetochor: κίνησις = Bewegung, χῶρος =Ort
Mitose: μίτος = Faden
Nukl-: nucleus = Kern, von nux, nucis = Nuss
Phänotyp: φαίνω = ich erscheine, τύπος = Gestalt
Proliferation: proles = Sprößling, Nachwuchs; ferre = tragen
tetraploid: τετραπλόος = vierfach
Transkription: transcribere = umschreiben, überschreiben
Translation: translatio = Übertragung
Zentromer: κέντρον = Mittelpunkt, μέρος = Teil
Zygote: ζυγωτός = verknüpft, von ζυγοῦν = verbinden
Unterschiede
in Genom (Erbgut),
Umweltfaktoren, epigenetischen Modifikationen, alternative Umsetzung
von Genkopien (Splicing) und graduelle Genexpression erklären die
Variabilität der physiologischen Grundausstattung des Organismus.
Wachstumsfaktoren sind essentiell für die Anregung der Zellaktivität - Beispiele:

-- Insulinähnliche (insulin-like growth factors, IGF), die ein komplexes interzelluläres
Kommunikationssystem (IGF-Achse) bilden

-- Epidermale (epidermal growth factor, EGF), sie wirken wachstumsfördernd und mitosetriggernd, u.a. bei der Wundheilung

-- TGF's (transforming growth factors) - TGF-α und TGF-β fördern Wachstum, Differenzierung und Regeneration, regulieren den Zellzyklus und induzieren Apoptose

-- Gefäßwachstumsfaktoren (vascular endothelial growth factors,
VEGF) werden durch Sauerstoffmangel und andere Faktoren
angeregt und wirken vasodilatierend, blutdrucksenkend und
permeabilitätssteigernd

-- Nervenwachstumsfaktor (nerve growth factor, NGF) - wirkt neurotroph, lässt Nervenzellen wachsen

-- Blutplättchen-Wachstumsfaktoren (platelet derived growth factors, PDGF) wirken in Embryogenese, Zellproliferation, Migration und Wundheilung

-- Fibroblasten-Wachstumsfaktoren (fibroblast growth factors, FGF) bewirken Wachstum und Differenzierung, Angiogenese, Wundheilung und embryonale Entwicklung

-- Hepatozyten-Wachstumsfaktor (hepatocyte growth factor, HGF) wirkt morphogen und motilitätssteigernd auf epitheliale, endotheliale und hämatopoetische Zellen
Bei einer Aktivierung der Proteinsynthese wird zunächst mRNA
von DNA-Sequenzen abgelesen (Transkription) und anschließend im Zytoplasma
von der Basen- in die Aminosäurensprache übersetzt (Translation),
wobei Ribosomen eine Hauptrolle spielen.
Die Transkription
ist vielfach
geregelt (Transkriptionsfaktoren), die entstehende prä-mRNA wird von
Introns befreit (splicing), alternatives splicing erlaubt
unterschiedliche
Umsetzungen des RNA-Codes. Translation bedeutet Proteinsynthese (aus Aminosäuren) anhand der mRNA-Basensequenz (erfordert Ribosomen).
Wird eine Zellteilung (Mitose) angestoßen, wird der Vorgang an bestimmten Restriktions- bzw. Kontrollpunkten
überprüft und gegebenenfalls angehalten. Dazu dienen
Kontrollfaktoren, wie das RB-Protein oder das P53-Protein, sie
überwachen die Intaktheit des Zellzyklus. In Tumorzellen kommen sie
vermehrt vor ("Tumorsuppressoren").
|
Erbinformation
Zellzyklus, Zykline, Tumorsuppressoren, Protoonkogene
Mitose
Genom und Epigenom
RNA und Ribosomen, Proteinsynthese
Wachstumsfaktoren
Wundheilung
Nachweis von Nukleinsäuren und Proteinen
Core messages
Jeden Zag entstehen in unserem Körper ~10
Milliarden neue Zellen. Dabei kommt es zu Vermehrung der
Erbinformation, Zellteilung und Zellwachstum (Proliferation). Diese
Vorgänge werden durch zelluläre Regulierungssysteme genau kontrolliert
und gesteuert (Rezeptor-Tyrosinkinase, MAP-Kinase etc) und münden in
Transkription (Ablesung von DNA-Sequenzen, Synthese von mRNA) und
Translation (Proteinsynthese). Die entstandenen Moleküle (Enzyme,
Rezeptoren etc) vermitteln dann entsprechende Zieleffekte. Wachstumsfaktoren
spielen eine Schlüsselrolle für Erhaltung der Vitalität sowie Anregung
von Wachstum und Stoffwechsel bestimmter Zellpopulationen, Mitogene
regen die Zellteilung an.
Für die Synthese von Purinen und Pyrimidinen (DNA-Bausteine) benötigt der Stoffwechsel die Vitamine B9 (Folsäure) und B12 (Cobalamin). Balanciert ist die Erneuerung des Zellbestandes durch Elimination unnötiger, gealterter, veränderter oder verletzter Zellen (Apoptose). Auch diese Vorgänge unterliegen präziser Kontrolle.
Zellen speichern Erbinformation als linearen chemischen Code
Vorbemerkung: Die Bezeichnungen RNA und RNA bzw. DNA und DNA sind austauschbar (S = Säure, A = acid).

Abbildung: Nukleinsäuren
Nach einer Vorlage in Strachan / Read: Human molecular genetics, 5th ed, CRC Press 2019
Oben: Ein Nukleotid besteht aus einem Zucker (Ribose oder Desoxyribose), einem Phosphat ("P": PO43-) und einer Purin- oder Pyrimidinbase (>Abbildung unten). Aneinander gereihte Nukleotide
ergeben einen Chromatinfaden, der sich zu komplexen Strukturen
zusammenknäueln (kondensieren) kann, insbesondere in Chromosomen (s. weiter unten).
Unten: Numerierung der C-Atome im Zuckermolekül. DNA hat (an C2) ein
Sauerstoffatom weniger im Molekül als RNA (daher "Desoxy-" bzw.
"Deoxy-"). RNA bedeutet Ribonukleinsäure. Ribose / Desoxyribose ist ein
Zucker, der sich jeweils über ein Phosphat (an C3 und C5: 3'-5'-Phosphodiester-Brücken) an zwei
Nachbarzuckern zu einer Kette verbindet. An C1 ist (über eine N-glykosidische Bindung) eine Base - ein Pyrimidin- oder
Purinrest - gekoppelt

Erbinformation
wird von Zelle zu Zelle in der gesamten Biosphäre nach ähnlichen
Prinzipien übertragen. Baustein ist die DNA, und diese enthält aufeinanderfolgende Basensequenzen, von denen
viele unklare Bedeutung haben, andere als Gene wirken. Die DNA bildet
mit Begleitproteinen (Histonen und Nicht-Histonen) jeweils einen Chromatinfaden,
dieser kann in ablesbarer Form (dekondensiert: aufgelockert,
"entwirrt") vorliegen oder dicht verpackt (kondensiert,
kaum oder nicht ablesbar), insbesondere in Chromosomen. DNA ist negativ, Histone sind positiv geladen.

Abbildung: Struktur der DNA
Nach einer Vorlage in Butler / Brown / Stephenson /
Speakman, Animal Physiology - An environmental perspective. Oxford
University Press 2021
Links: G und C sind über drei, A und T über zwei H-Brücken verknüpft.
Mitte: DNA-"Rückgrat" aus Zucker und Phosphat, Nucleobasen als
"Seitenarme". Wasserstoffbrücken stabilisieren die A/T- bzw.
G/C-Basenpaare. Die 3' (OH-Gruppe) zu 5' (Phosphat) -Richtung ist mit
Pfeilen angegeben.
Rechts: Der Radius der DNA-"Doppelwendel" beträgt 1 nm (Millionstel Millimeter)

Die DNA besteht aus zwei Ketten (Doppelhelix). Jeweils auf ein abzulesendes Gen bezogen spricht man von einem codogenen
Strang, der proteincodierend ist (die Matritze für die betreffende mRNA
abgibt) und in 5'-3'-Richtung abgelesen wird; und einem komplementären
DNA-Strang, dessen Information im Falle von DNA-Schäden zur
Rekonstruierung der kompletten DNA herangezogen werden kann.
Datenträger ist
das Chromatin, das Desoxyribonukleinsäure (DNA) und spezifische Proteine (im Verhältnis 1:4) enthält. Baustein der DNA
sind Nukleotide
; diese verbinden sich längs zu Ketten, die Basen binden komplementäre Basen (A mit T, C mit G) eines
Parallelstranges.
Abbildung: Pyrimidinbasen (oben), Purinbasen (unten)
Pyrimidinbasen
leiten sich von Pyrimidin ab (aromatischer Sechserring), Purinbasen von
- aus einer 6-5-Ringkombination bestehendem - Purin

Nukleoside bestehen aus einer Base (Adenin A, Guanin G, Thymin T, Cytosin C) und einer Pentose (Ribose in RNA, Desoxyribose in DNA) und werden als Adenosin, Guanosin, Thymidin und Cytidin bezeichnet. Nukleotide enthalten zusätzlich Phosphat (z.B. für A: Monophosphat AMP, Diphosphat ADP, Triphosphat ATP).
Thymin
und Adenin kommen (mit jeweils 31%) beim Menschen häufiger vor als
Cytosin und Guanin (jeweils 19%). (In der RNA steht statt Thymin
Urazil.)
Eine DNA-Doppelhelix hat 2 nm Durchmesser; würde man die DNA der
Chromosomen einer diploiden menschlichen Zelle aneinanderreihen, ergäbe sich ein Faden von beinahe zwei Metern Länge
(entspricht dem 2-4.105-fachen des Zellkern-Durchmessers).
Chromatiden bestehen aus einem DNA-Doppelstrang sowie zugehörigen Chromatin-Proteinen. Je nach Phase
des Zellzyklus kann ein Chromosom aus einem oder mehreren Chromatiden
bestehen.
Über Telomere s. dort

Abbildung: Struktur eines Chromosoms
Nach einer Vorlage bei Boron / Boulpaep, Medical Physiology, 1st ed., Saunders 2003
Jedes Chromosom hat die Form eines "X" - mit einem Zentromer in der Mitte und vier als Chromatiden
bezeichneten Armen. Der Chromatinfaden liegt hier in kondensierter
(mehrfach aufgewickelter) Form vor.
Die DNA ist in
Nukleosomen auf Histon-Oktamere aufgewickelt

Histone sind Proteine im Chromatin, welche die Verpackung sowie die Ablesung der DNA regulieren - ihre "Arme" sind
positiv, die DNA ist negativ geladen. Auf Histon-Oktamere ist der DNA-Strang 1,7-fach aufgewickelt (entsprechend einer Sequenz von 146 Nukleotiden) und mittels Wasserstoffbrücken fixiert; diese Struktur bildet jeweils ein Nukleosom.
Durch
das mehrfache Aufspulen der Chromatinfäden im Gesamtchromosom ergibt
sich eine Verkürzung um das ~7.000-fache (z.B. wäre das vollständig
"entspulte" Chromatin des 2 µm langen Chromosoms 22 etwa 15 mm lang).
Würde man alle 23 Chromosomen einer Zelle vollständig entwickeln
("entdröseln") und aneinanderreihen, ergäbe sich eine DNA-Doppelhelix
von mehr als einem Meter Länge.
Alleine schon das Aufwickeln der DNA auf Histonmoleküle in den
Nukleosomen (
Abbildung) reduziert die Länge des Chromatinfadens auf
ein Drittel. Dazu kommen höhere Ordnungen der Kondensation; die DNA-Fäden lassen sich
dadurch auf Mikrometerlänge "zusammenpacken". An der Organisation dieser Vorgänge sind Histone und Nicht-Histon-Proteine beteiligt, jeweils zu etwa gleicher Masse wie die entsprechende DNA.
Chromatin ist der gesamte Komplex aus DNA, Histon- und Nicht-Histon-Proteinen, aus dem Chromosomen aufgebaut sind.
Einzelne Gene sind auch ablesbar, wenn der Großteil der DNA multipel
zusammengefaltet vorliegt, und die DNA-Histon-Aggregationen sind
dynamisch, d.h. sie ändern ständig ihre Positionen (Nukleosomengleiten).
Dieser Vorgang kann durch ATP-betriebene Proteinkomplexe - Chromatin-Umformungskomplexe - angetrieben werden; es gibt zahlreiche verschiedene, auf bestimmte Funktionen spezialisierte Umformungskomplexe. Durch die Umpositionierung der Nukleosomen werden DNA-Sequenzen neu freigelegt und damit für
Ablesung (Transkription), Reparatur- und Replikationsvorgänge zugänglich.
Die DNA wickelt sich mehrmals pro Sekunde aus einer gegebenen
Histonstruktur aus und bleibt für 10-50 Millisekunden frei zugänglich.
Replikation (Reduplikation, DNA / RNA replication) ist
die Vervielfältigung von Erbinformation in Zellen (oder Viren). Zur
Replikation von DNA bedarf es der Mitwirkung verschiedener Proteine:
Topoisomerasen
starten den Vorgang des Abwickelns ("Entdröselns") der DNA durch
Aufbrechen eines Stranges und dadurch Entspannung der Helixstruktur
Helikasen glätten die Doppelhelix nach Einwirken von Topoisomerasen an der Replikationsgabel
Einzelstrang-DNA bindende Proteine (single-strand-DNA binding proteins) erhalten die Stabilität der Replikationsgabel (Einzelstrang-DNA ist sehr empfindlich und leicht abbaubar)
Primasen befestigen kurze komplementäre RNA-Sequenzen (Primer) am DNA-Einzelstrang der Replikationsgabel
DNA-Polymerasen erzeugen entweder eine DNA-Kopie
(DNA-Polymerasen) oder RNA (RNA-Polymerasen). RNA-Polymerase I (Pol I)
transkribiert ribosomale (r) RNA, RNA-Polymerase II (Pol II) Boten (m)
RNA und die meisten kleinen nukleären (sn) RNA, RNA-Polymerase III (Pol
III) transfer (t) RNA und einige snRNA (vgl.
unten):
DNA-Polymerase
|
DNA → DNA
|
RNA-Polymerase I |
DNA → rRNA
|
RNA-Polymerase II |
DNA → mRNA, snRNA
|
RNA-Polymerase III |
DNA → tRNA, snRNA
|
DNA-Ligasen schweißen Knickstellen zwischen neusynthetisierter DNA zusammen.
Gene
sind DNA-Abschnitte, die den Bauplan einer mRNA
(mRNA: messenger ribonucleic acid, Botenribonukleinsäure) und damit den eines Proteins codieren. Gene, die "abgeschrieben"
(transkribiert) werden, heißen Transkriptionseinheiten (transcription units). Das Gen erstreckt sich von der Stelle, an der die Transkription beginnt (transcription initiation)
bis zu derjenigen, an der sie endet (transcription termination) (
Abbildung). Gene nehmen in bestimmten Chromosomen bestimmte Positionen ein - sogenannte Genloci (Einzahl: Genlocus).
Der Mensch verfügt über 20.338 proteincodierende Gene, der 1 mm lange Fadenwurm Caenorhabditis elegans deren 20.362 - also etwa gleich viele. Höhere Lebewesen nützen eine begrenzte Zahl von Genen "intelligenter"
als einfach strukturierte Vielzeller - sie sind in der Lage, gegebene
genetische Information in unterschiedlicher Art und Weise auszulesen, je nach Entwicklungsphase und
Umständen. Exakte Kontrolle der Genexpression - sowohl auf der Ebene der Transkription als auch der Translation - entscheidet über das Funktionieren unseres Genoms.

Abbildung: Gen und Genprodukte
Nach einer Vorlage in Boron / Boulpaep: Concise Medical Physiology, Elsevier 2021
Oben: Das Gen ist flankiert von DNA-Sequenzen
vor (5') und
hinter ihm (3' - die Bezifferung bezieht sich auf den codogenen Strang). Erste
re hat eine Promotorregion mit einer thymin- und adeninreichen Sequenz - 5'-TATAAA-3'
("
TATA-Box") - knapp 30 Basenpaare vor dem Startpunkt der
Transkription (vgl. nächste
Abbildung). Das Gen-Ende ist durch ein Polyadenylierungssignal
gekennzeichnet (meist AATAAA).
Mitte: Das primäre Transkript
der RNA enthält noch Introns (die beim "Spleißen" entfernt werden) und
Exons (sie ergeben aneinandergereiht die fertige mRNA).
Unten: Die reife mRNA trägt eine "Kappe"
(cap site) mit 7-Methyl-Guanosin
(m
7G
) und einer nichttranslatierten Sequenz (UTR, untranslated region). Dahinter befindet sich - zwischen einem Start- und einem Stop-Codon - der Leseraster (ORF, open reading frame),
der die Aminosäuresequenz des zu translatierenden Proteins codiert. Am
Ende der mRNA befindet sich ein Schwanz mit mehreren Adeninmolekülen (Poly(A) tail)

Ein Codon ist ein kurzes Stück mRNA (ein Basentriplett), das einen Synthesebeginn (Start-Codon), eine Aminosäure oder einen Transkriptionsabbruch (Stop-Codon) codiert. tRNA-Moleküle enthalten komplimentäre Codons (Anticodons) und bringen die jeweils "passende" Aminosäure ein.
Transkriptionsgeschwindigkeit an Genen nach Anregung der Zelle. Gene werden unterschiedlich rasch abgelesen: Man unterscheidet solche, die innerhalb weniger Minuten nach entsprechender Anregung der Zelle transkribiert werden (IEGs: Immediate early genes, early response genes)
- z.B. nach elektrischer Reizung oder Stimulation durch Transmitter
(u.a. bei der Ausbildung von Gedächtniselementen) bzw.
Wachstumsfaktoren - von solchen, bei denen dies Stunden dauert (delayed primary resoponse / late response genes).
Der Betrag solcher Zeitverzögerungen hängt von zahlreichen Faktoren ab,
wie Eigenschaften der Signalwege von der Zelloberfläche bis zum
Transkriptionsmechanismus, Zugang zur Promotorsequenz, Genlänge etc.
Was ist die Funktion eines Gens? Gene können funktionale RNA-Moleküle oder Proteine codieren oder die Expression funktionaler RNA-Moleküle oder von Proteinen regulieren. Die DNA des abgelesenen Gens wird zunächst 1:1 in eine entsprechende mRNA transkribiert (primäres Transkript). Dieses muss im Zellkern noch bearbeitet werden, bevor es in ein (entsprechendes) Protein übersetzt wird: Es entsteht eine "gereifte" mRNA (mature mRNA) durch Herausschneiden von RNA-Sequenzen (Introns).
Exons
sind proteincodierende RNA-Sequenzen. Spleißen (splicing) ist das Entfernen von Introns
- nicht-codierenden RNA-Sequenzen - aus Prä-mRNA. (Als Exom bezeichnet man die proteincodierende Region des Genoms insgesamt - nicht zu verwechseln mit Exon.)
Mitochondriale DNA (mtDNA) verfügt über keine Introns. Die Transkription erfolgt mittels mitochondrialer Ribosomen unter Verwendung mitochondrialer tRNA.
Genexpression (Exprimierung, Expression) ist
der Vorgang, der genetische Information in die Synthese funktionaler
Genprodukte umsetzt (
Abbildung unten). Man sagt, die Zelle exprimiert einen Stoff (z.B. Protein). Tut sie das immer, ist der Stoff ein konstitutiver Bestandteil, betreffende (konstitutive) Gene werden ständig exprimiert (und kümmern sich um grundlegende Zellfunktionen: housekeeping genes). Fakultative Gene werden hingegen nur bei Bedarf (z.B. Zellteilung) bzw. durch Anregung der Zelle - also situationsabhängig - exprimiert (inducible genes).
Ungleiche Genexpression bei eineiigen Zwillingen kann Unterschiede im Phänotyp bedingen.
Die Freigabe der Transkription erfolgt durch Aktivierung von Promotorsequenzen
der DNA und ist streng kontrolliert.
Ein Promotor (promoter) ist
eine - unmittelbar vor dem 5'-Ende der betreffenden Startstelle der
Transkription gelegene - DNA-Sequenz, die notwendig ist, um ein Gen zu
exprimieren und welche die Richtung der Transkription bestimmt. Viele
Promotoren enthalten eine TATA-Box, eine thymin- und adeninreichen Sequenz, meist etwa 30 Basenpaare vor dem Ort des Transkriptionsbeginns gelegen.
Flankiert wird das Gen von einer Region vor (5' flanking region) und
einer nach der zu transkribierenden Sequenz (3' flanking region). Diese Regionen codieren nicht für ein Protein, sondern enthalten oft regulatorische Sequenzen (regulatory elements) - diese können die Genexpression anregen oder hemmen.
Zusammen mit Koaktivatoren beeinflussen diese die RNA-Polymeraseaktivität (vgl. oben: Die Polymerase II bildet mRNA). Um aktiv zu werden und
mRNA zu bilden, muss RNA-Polymerase II einen Transkriptionskomplex (bekannt als Präinitiationskomplex, RNA-Polymerase II Holoenzym, basal transcription machinery) mit Transkriptionsfaktoren (TF) aufbauen - Transkriptionsfaktoren A bis H (
Abbildung). TFIID enthält ein TATA-bindendes Protein.

Abbildung: Regulatorische Sequenzen und Promotor
Nach einer Vorlage in Boron / Boulpaep: Concise Medical Physiology, Elsevier 2021
Der Transkriptionskomplex (rechts oben) konfiguriert sich am Promotor (plus der Startstelle für die Transkription),
unter dem Einfluss von Enhancern (regen die Transkription an) / Silencern (hemmen die Transkription), an die Aktivatoren /
Repressoren binden.
Pol II = RNA-Polymerase II;
kombiniert mit den Transkriptionsfaktoren A bis H (TFIIA, TFIIB etc)
bildet sie einen Transkriptionskomplex und ist so zur Anlagerung an DNA
(TFIID erkennt die TATA-Box) und zur mRNA-Synthese (Transkription) befähigt.
TATA-Box s. Text und
Abbildung oben

Die Bindung
solcher regulatorischer Faktoren verändert die Chromatinstruktur
- was sich auf die Aktivität von RNA-Polymerase und die Bindung von Transkriptionsfaktoren fördernd oder
hemmend auswirkt.
Die Erbinformation (beim Menschen pro Zelle
~3.109 Basenpaare, ~2-3.104 Gene) wird
entsprechend jeweiligen
Notwendigkeiten und Erfordernissen ausgelesen. Eine typische
menschliche Zelle exprimiert davon etwa ein Drittel (~104 Gene), um
alle für ihre Tätigkeit benötigten Moleküle zur Verfügung zu haben.
Welche Gene in bestimmten Zellarten exprimiert werden (oder nicht), ist genau reguliert (gewebespezifische Genexpression). Ob bzw. wie intensiv genetische Information
realisiert wird, ist für die Zelle von entscheidender
Bedeutung: Je nach der aktuellen Situation wird sie bestimmte
Stoffwechselschritte anregen, andere eindämmen oder ganz stilllegen.

Abbildung: Interaktion verschiedener Faktoren am Transkriptionskomplex
Nach einer Vorlage bei schoolbag.info
Blau: DNA; rot: codierende Sequenz (Gen).
Transkription
ist die Abschreibung einer DNA-Sequenz auf Boten- Ribonukleinsäuren;
sie ist eine notwendige Vorstufe für die Proteinsynthese. Die
Transkription wird von RNA-Polymerasen vorgenommen, deren Aktivität von Zusatzfaktoren geregelt wird.
Enhancer-DNA-Sequenzen liegen upstream von der codierenden Sequenz.
An der TATA-Box (Abkürzung für die Sequenz Thymin- Adenin- Thymin- Adenin) beginnt die Assemblierung von Transkriptionsfaktoren

Die Zelle nutzt
genetische Information zur Synthese benötigter Bestandteile
(Enzyme, Fasern, Membranproteine etc) und schränkt den
Stoffwechsel auf diejenigen Teilbereiche ein, die für ihre Funktion
notwendig sind. Nur ~1,5% des gesamten Genoms sind proteincodierende Sequenzen.
Als Phänotyp
bezeichnet man die (beobachtbaren) Eigenschaften und Charakteristika eines Organismus. Der Genotyp ist seine Ausstattung mit Genen (der Begriff wird meist gebraucht in Bezug auf bestimmte Allele. Ein Allel ist eine vererbte
genetische Variante einer bestimmten DNA-Sequenz innerhalb des Genoms.
Beispielsweise sind interindividuelle Unterschiede bezüglich
Blutgruppe, Augenfarbe etc. durch Allele entsprechender Gene bedingt; diese sitzen an definierten Orten bestimmter Chromosome.
Bezüglich eines bestimmten Gens homozygot ist ein
Organismus, wenn beide Chromosomen (eines von der Mutter, eines vom Vater) eines homologen Chromosomenpaares an
identischer Position dasselbe Allel tragen. Sind die Allele
unterschiedlich, ist der Organismus bezüglich dieses Gens heterozygot
(auch wenn sich die Gene nur in einem einzigen Nukleotid
unterscheiden). Gene können in zwei oder mehr allelen Zuständen
vorliegen (20-30%), woraus sich in der Population eine große genetische Vielfalt ergibt.
Unter einer Zygote
versteht man eine (eukaryote) Zelle, die durch Fertilisation aus zwei Gameten (hapoliden Zellen, die im Rahmen der Befruchtung mit einer anderen haploiden Zelle fusioniert) entstanden sind.
Transkriptionsfaktoren sind
Proteine, die sich meist an spezifische DNA-Sequenzen anlagern und die
Expression bestimmter Zielgene regulieren. Ihre Bindungsstellen nennt
man regulatorische Sequenzen bzw. Elemente. Als Cis-Element bezeichnet man einen DNA-Abschnitt, der die Ablesung eines Gens auf dem DNA-Faden verstärkt (Enhancer) oder abschwächt (Silencer). Promoter sind Cis-Elemente. An Enhancersequenzen der DNA binden als Aktivatoren bezeichnete Transkriptionsfaktoren. Andere Transkriptionsfaktoren wirken als Repressoren, sie binden an Silencersequenzen.
Die
genetischen Nukleotidsequenzen bestimmen also nicht nur Baupläne für
Proteine, sondern auch, wann und wie diese synthetisiert werden - also
wann und wo spezifische mRNA-Transkripte entsprechend
genregulatorischen Vorgängen gebildet werden sollen. Die Genexpression
kann auf verschiedene Weise
beeinflusst bzw. gesteuert werden (
Abbildung):
von Erbanlagen im klassischen Sinne (Genausstattung: Genom),
Umweltfaktoren
(Wasser-, Elektrolyt-, Atemgas-, Nährstoff-, Vitamin-,
Spurenelementangebot, Temperaturprofil, Strahlung, Toxine, ..) - diese
können auch epigenetisch wirksam werden, indem sie z.B. das
Methylierungsmuster bestimmter Gene beeinflussen -, sowie
anderen Faktoren, wie mobilen
genetischen Elementen (Retrotransposonen),
die Kopien von sich an zufälligen Stellen ins
Genom einfügen können.
DNA-Sequenzen können ablesbar oder "maskiert" sein. Das Muster
solcher Aktivierung / Inaktivierung kann auf Tochterzellen
weitergegeben
werden (Epigenetik: Veränderung durch DNA-Methylierung oder Modifikation von Histon-Proteinen). Das Methylom
beschreibt Methylierungsmuster. "Erhaltungs-Methyltransferasen" übertragen das Methylierungsmuster
im Rahmen der Zellteilung auf Tochterstränge, d.h. es kann im Zuge der Replikation der DNA weitergegeben (vererbt) werden.
Mutationen: Man kann sagen, die biologische Ausstattung des
Individuums wird sowohl durch kausale (im Sinne der gegebenen DNA-Information) als auch Zufallsfaktoren
(z.B. Strahlung, Chemikalien) bestimmt. Während des gesamten Lebens kommt es zu Veränderungen der individuellen DNA (post-zygotische genetische Variation bzw. Mutationen, resultierend in DNA-Varianten) - wir tragen Zellen mit unterschiedlichen Genomen in uns. (Das gilt natürlich insbesondere für B- und T-Lymphozyten.)
Solche Varianten sind nicht durch DNA-Reparaturmechanismen korrigiert
worden und können sich - je nach Art der Variation und den jeweiligen
Umständen - als für den Organismus nachteilig, vorteilhaft (selten),
oder
belanglos erweisen. Die meisten dieser Mutationen sind unvermeidbar und
erfolgen endogen, d.h. durch spontane Fehler bei physiologischen
Reparaturvorgängen (DNA-Replikation, DNA-Reparatur, Trennung /
Rekombination von Chromosomen).
Wie wird der Zellzyklus kontrolliert?
Wenn sich Keimzellen vervielfältigen, tun sie das im Rahmen der Meiose:
Einem Vorgang der doppelten Zellteilung, deren Resultat die Entstehung
von vier unterschiedlichen
Tochterzellen ist, die einen jeweils einfachen Satz der 23 Chromosomen
haben und einen Mix aus väterlichen und mütterlichen Genen darstellen.
Das Ergebnis sind also jeweils unterschiedliche Keimzellen. Wenn sich somatische Zellen reproduzieren, teilen sie sich im Rahmen der Mitose:
Das Ergebnis sind zwei identische Tochterzellen. Zur Vorbereitung auf
die nächstfolgende Mitose werden die Chromatiden während der
sogenannten Synthesephase redupliziert.
Ein beträchtlicher Teil der Zellen einer erwachsenen Person befinden sich in ihrer G0-Phase
(s. unten), in der sie die Mitoseaktivität eingestellt haben. Das
trifft z.B. auf Nerven- und Muskelzellen zu; diese sind sehr
spezialisiert und erneuern sich kaum mehr. Andere teilen sich täglich,
wie z.B. Epithelzellen im Gastrointestinaltrakt.
Die im Zellkern gespeicherte Erbinformation dient - je nach Abschnitt des Zellzyklus, der normalerweise aus vier Phasen besteht: G1, S, G2 und M -
der “Arbeitsfunktion” (Interphase),
in der Gene exprimiert (abgelesen und "übersetzt") werden (Synthese von RNA und Proteinen - die
Chromatinfäden liegen im Zellkern als mehr oder weniger entfaltete, gut
ablesbare Fäden
vor) und (vor der nächsten Mitose) die Chromatiden repliziert werden (was
zur Bildung von Schwesterchromatidenpaaren führt -
Replikationsgeschwindigkeit: Bei Bakterien bis zu ~1000, in
eukaryotischen Zellen ~50 Nukleotide pro Sekunde), oder
der Bildung neuer Zellen (Kondensation der Chromatiden zu Chromosomen, Voraussetzung für die Mitose).
Phase
|
Funktion
|
G1 (growth)
|
Vorbereitung auf DNA-Synthese
|
S (synthesis)
|
DNA-Synthese
Duplikation der Chromosomen
|
G2 (growth)
|
Vorbereitung auf Zellteilung
|
M (mitosis)
|
Teilung in Tochterzellen
|
Die Interphase - in der das Wachstum von Zellen andauert, die sich kontinuierlich teilen - wird unterteilt (
Abbildung) in die G1, S- und G2-Phase:
G1-Phase
(Gap 1): Dies ist der "Arbeitszustand", in dem die (diploide) Zelle ihre
Dienste für den Organismus leistet. Ihre Mindestdauer beträgt ~10
Stunden (die Zelle wächst hier auch und kann sich nicht sofort wieder
teilen). Die Dauer hängt von den Bedingungen ab, in denen sich die Zelle wiederfindet (Signale durch Mitogene heben die Wirkung intrazellulär hemmender Kontrollfaktoren auf).

Abbildung: Phasen des Zellzyklus
Nach einer Vorlage in S.M. Liu @ www.ch.ic.ac.uk
G steht für gap, Abstand, Lücke - zwischen S- und M-Phasen).
G1- und S- (Synthese-) Phasen
nehmen jeweils ~40% der Dauer eines Zellzyklus in Anspruch (Mensch: im
Schnitt mindestens ~10 und 6-7 Stunden), die G2-Phase ~20% (Mensch: ~4 Stunden); die M- (Mitose-) Phase nur wenige % (~1 Stunde).
Die Länge der Ruhephase ist variabel


Zahlreiche Zellen treten postmitotisch in die
G0-Phase ein (diese wird auch als
Ruhephase
bezeichnet), in der sie entweder reversibel (wenn auch u.U. sehr lange,
z.B. Stammzellen) oder permanent verharren können. Das trifft auf die meisten Nervenzellen und Skelettmuskelfasern zu,
die
dauerhaft spezialisiert bleiben. Auch viele Leberzellen verharren in der G
0-Phase, können aber (insbesondere bei Gewebeschäden) wieder in die Mitosephase eintreten
und Zellverlust wieder wettmachen (nach Entfernung
eines Teils des Organs kann verbliebenes Lebergewebe die Lücke wieder
füllen).
Das "Erwecken" der Zellen wird durch
Mitogene verursacht. Diese bremsen - über Wirkung an
Mitogenrezeptoren und z.B. über
Ras (eine GTPase) und
MAP-Kinasen
- die Aktivität zyklinabhängiger Kinasen (Cdks, s. unten) und triggern
damit auf komplexe Weise den Wiedereintritt der Zelle in den
Teilungszyklus.
Am Ende der G
1-Phase steht die Duplikation der
Zentrosomen (in denen jeweils ein Zentriolenpaar eingeschlossen ist, an dem Mikrotubuli entspringen) und der
G1-Restriktionspunkt, der die Teilungsrate kontrolliert, und danach der
G1/S-Kontrollpunkt (Checkpoint), an dem die Integrität der DNA überprüft wird (s. unten).
In der
S-Phase
(DNA-
Synthesephase: Reduplikation) kopiert (verdoppelt) die Zelle ihr Erbmaterial
(
DNA-Reduplikation).
Diese Phase dauert 6-12 Stunden (etwa 3 Milliarden
Basenpaare werden in dieser Zeit kopiert) und benötigt etwa die Hälfte
der Zeit, die der gesamte Zellzyklus beansprucht. Die Verdoppelung der DNA beginnt jeweils an bestimmten Stellen, den
Replikationsursprüngen (von diesen gibt es pro Chromosom zahlreiche - beim Menschen pro Zelle insgesamt etwa 3-5.10
4 -, was die Replikation - die sonst mehr als einen Monat dauern würde - entsprechend beschleunigt). Am Ende dieser Phase
bestehen die Chromosomen aus zwei identischen Chromatiden, die Zelle
ist
tetraploid.
Die beiden Schwesterchromatiden bleiben dann eng aneinandergeheftet und
werden zur Bildung von Mitosechromosomen weiter kondensiert.
In der S-Phase steigt auch die Transkription von Proteinen stark an,
die zusammen mit der DNA Chromatiden aufbauen (z.B. Histonproteine zum
Aufbau neuer Nukleosomen).
G2-Phase (Gap 2). In dieser
~4 Stunden dauernden Zeit der "
Kontemplation" kontrolliert die Zelle das Ergebnis der
vorausgegangenen Reduplikationsvorgänge (DNA korrekt verdoppelt?). Am abschließenden
G2/M-Checkpoint (G
2/M-Übergang) werden eventuell notwendige
Korrekturen
an der replizierten DNA vorgenommen (gesamte DNA verdoppelt?). Fällt
die Überprüfung zufriedenstellend aus, erfolgt der Eintritt in die
Mitose; sind bei der Replikation
zu viele Fehler passiert, wird

der Vorgang verzögert, um die entsprechenden Reparaturen vorzunehmen,

die Zelle mitotisch stillgestellt ("Seneszenz", vor allem durch Wirkung des
P53-Proteins, s. unten), oder

die Zelle der
Apoptose zugeführt.

Abbildung: Kontrollpunkte (Restriktionspunkte) des Zellzyklus
Nach einer Vorlage in Neil A. Campbell, Jane B. Reece: Biology (6th ed.). Benjamin Cummings 2001
An
"Kontrollpunkten" (durch rote Wände dargestellt) überprüft die Zelle
das Resultat vorausgegangener Vorgänge im Rahmen des Zellzyklus.
M = Mitose
Die Zelle überprüft den Status der Interphase - und damit die Resultate der vorangenangenen Vorgänge - an definierten Kontrollpunkten (checkpoints, restriction points), Stationen zwischen den Phasen des Zellzyklus (
Abbildung): G1/S, G2/M,
und ein Metaphase- zu- Anaphase- Kontrollpunkt. An diesen
Übergangsstellen können allfällig notwendige Reparaturen vorgenommen
werden.
Kontrollpunkt 1. Am G1-Restriktionspunkt
(G1/S-Übergang) fällt die Entscheidung, ob die Zelle in die Synthesephase eintreten kann. Dieser Punkt ist komplex reguliert, er liegt an einer besonders entscheidenden Stelle (ist die
Zelle zur Reproduktion befähigt? Liegen Signale vor, welche die Mitose begünstigen?). Lautet die Antwort "ja", sind die weiteren Vorgänge
von Außenfaktoren unabhängig, und es erfolgt die DNA-Reduplikation. Dazu ist z.B. die Anwesenheit
bestimmter extrazellulärer Signale erforderlich (Wachstums- und
Adhäsionsfaktoren). Wachstumsfaktoren müssen an ihre Rezeptoren binden, Proteine in der Zelle phosphoryliert
werden und Proliferationsvorgänge starten.
Cycline (Proteine, deren Konzentration zellzyklusunabhängig ist) binden an Mitglieder einer Proteinkinase-Familie, die als cyclinabhängige Kinasen (cdk, cyclin-dependent kinases)
bezeichnet werden. Diese werden dadurch aktiviert und phosphorylieren
für das Fortschreiten des Zellzyklus entscheidende Enzyme
(
Abbildung):

Abbildung: Aktivierung einer cyclinabhängigen Kinase (cdk)
Nach einer Vorlage in Ritter / Flower / Henderson / Loke / MacEwan / Rang, Rang & Dale's Pharmacology, 9th ed. Elsevier 2020
A: Inaktives Enzym
B: cdk bindet an
Cyclin und wird aktiviert, wodurch es ein spezifisches Proteinsubstrat
(z.B. ein Enzym) phosphorylieren kann
C: Nach der Phosphorylierung des Substratmoleküls wird Cyclin abgebaut
Cyclinabhängigen
Kinasen (cdk) liegen in der Zelle in inaktiver Form vor und müssen an
Cyclin koppeln, bevor sie ihr Zielprotein phosphorylieren können.
Wachstumsfaktoren regen sowohl die Produktion von Cyclinen als auch von
cyclinabhängigen Kinasen an. Nach jedem Phosphorylierungsvorgang
wird das involvierte Cyclin durch das Ubiquitin-Proteasom-System
zerstückelt (nachdem es durch enzymatisches Anfügen mehrerer kleiner
Moleküle für den Abbau "markiert" wurde). Dadurch ist die Aktivität des
Enzymkomplexes und seine Wirkung auf den Zellzyklus zeitlich limitiert.
Man unterscheidet 8 Gruppen unterschiedlicher Cycline (für die
Kontrolle des Zellzyklus die Cycline A, B, D und E), je nachdem, in
welcher Phase sie aktiv sind. Cyclin A aktiviert cdk 1 und 2, Cyclin B
cdk 1, Cyclin D cdk 4 und 6, Cyclin E cdk 2. Eine präzise zeitliche
Abfolge garantiert den korrekten Ablauf des Zellzyklus (
Abbildung unten).
Andererseits gibt es
cdk-Inhibitoren (CKIs)
,
diese wiederum werden von einigen Wachstumsfaktoren ausgeschaltet (und
das Fortschreiten im Zellzyklus so freigegeben -
Abbildung).

Abbildung: Zellzyklus und Rolle von cdk-Komplexen
Nach einer Vorlage in Ritter / Flower / Henderson / Loke / MacEwan / Rang, Rang & Dale's Pharmacology, 9th ed. Elsevier 2020
Der
Ablauf des Zellzyklus ist durch sequentielle Aktivität von Cyclin-cdk-
Komplexen (farbige Pfeile: Cycline D, E, A und B mit zugehörigen cdk's)
gesteuert.
Die Dicke der Pfeile deutet die jeweilige Stärke der cdk-Aktivität im Zellzyklus an. Diese wird durch cdk-Inhibitoren reguliert.
Der chromosomale Status ist angedeutet - haploid in G1, diploid in G2, während der Mitose (M)

Kontrollfaktoren. Das p53-Gen (Tumorsuppressorgen, 'guardian of the genome') codiert für das p53-Protein, das den Zellzyklus am Kontrollpunkt 1 (vor dem Eintreten in die S-Phase) anhalten kann.
Dieses kurzlebige Protein (Halbwertszeit <20 Minuten) ist in der
Zelle meist nur in sehr geringer Menge vorhanden. Treten DNA-Schäden auf,
steigt seine Konzentration
in der Zelle stark an. p53 verhindert dann die weitere Teilung der
Zelle (es "schaltet auf rot") und ermöglicht der Zelle, die beschädigte
DNA zu reparieren. Schlagt dies fehl, kann p53 die Apoptose der Zelle
einleiten.
Auch aktiviert p53 die Transkription des Gens für Protein p21. Dieses
Protein ist besonders bedeutsam; es wird exprimiert, wenn DNA-Schäden
eine Ablesung des p53-Gens auslösen. Das führt zum Anhalten des
Zellzyklus am G1/S-Restriktionspunkt: p21 inaktiviert Cyclin-cdk-Komplexe und verhindert so die Phosphorylierung - und führt zu Unterphosphorylierung - des Rb-Proteins. Rb ist ein zentraler Faktor für die Kontrolle des G1-Restriktionspunkts.
Rb-Protein (in Retinoblastomen entdeckt, daher die Bezeichnung) ist multifunktional (bindet an mindestens 100 andere Proteine). Es liegt in der Zelle in
ziemlich konstanter Konzentration vor; seine Aktivität wird über seine
Phosphorylierung gesteuert. Es inaktiviert in ruhenden Zellen einen Transkriptionsfaktor (E2-Faktor, E2 F). Wird Rb phosphoryliert, lässt es E2 F frei, dieses triggert die Aktivierung von S-Phase-Genen und
die DNA-Replikation kann beginnen.
Unterphosphorylierung
des Rb-Proteins bewirkt ein Anhalten des Zellzyklus am Kontrollpunkt 1. So besteht die Möglichkeit,
die DNA zu reparieren. Ist dies erfolgt, wird der Zyklus fortgesetzt;
wenn nicht, triggert das p53-Gen den Zelluntergang. Dadurch werden
Tochterzellen - und auch Folgegenerationen - vor einer Weitergabe genetischer Schäden bewahrt.
Kontrollproteine sind bedeutsame Wächter über die Intaktheit des Zellzyklus. Da sie bei Tumoren verändert gefunden werden (bei allen Tumorarten ist Rb irgendwie beeinflusst), werden sie als Tumorsuppressoren
bezeichnet. Sie alle sind darauf abgestellt, das Wachstum von Zellen im
Zaum zu halten. Andererseits gibt es auch fördernde Faktoren; Gene mit
dem Bauplan solcher Proteine bezeichnet man als Protoonkogene, ihre Mutation kann zu Tumorentstehung führen.
Kontrollpunkt 2 (G2/M-Übergang). Der G2/M-Kontrollpunkt ist weniger komplex reguliert als G1/S und stellt eine Art Notbremse
dar, etwa für den Fall, dass die Replikation fehlerhaft verlaufen ist (s. oben). Die Aktivität der Kinasen schwankt mit dem Zellzyklus. So ist am G2/M-Übergang
die cdk-Aktivität hoch, und Proteine, welche die
Vorgänge der frühen Mitose steuern, werden vermehrt aktiviert (Abbau der Kernhülle, Kondensation
der Chromosomen, Aufbau der Spindeltubuli).
Am Metaphase- zu- Anaphase- Kontrollpunkt wird die Trennung der Schwesterchromatiden überprüft; am Ende steht der Abschluss von Mitose und Zytokinese.
Als Mitose bezeichnet man die Aufteilung des Chromosomensatzes auf zwei Tochterkerne, als Zytokinese die Aufteilung des Zytoplasmas auf zwei Tochterzellen.
Die Dauer des gesamten Zellzyklus hängt von
Spezies und Zelltyp ab; der vollständige Durchlauf benötigt bei menschlichen Zellen in vivo mindestens einen Tag. In vitro (Zellkultur) beobachtet man Zykluszeiten
zwischen 12 und 24 Stunden (bei humanen Zelllinien im Schnitt knapp 20
Stunden).
Differenzierung: Manche (ausdifferenzierte) Zellen, wie Nerven- oder Muskelzellen, teilen sich im Körper gar nicht mehr; sie verlängern ihre G1-Phase - die dann als G0-Phase bezeichnet wird - auf unbestimmte Zeit. Eine Rückkehr in die G1-Phase
ist bei Bedarf möglich (z.B. Lymphozyten, Hepatozyten); wenn sich die
Zelle endgültig differenziert, gibt es aber kein Zurück zum Teilungszyklus
mehr. Wie sich die Zelle entscheidet, hängt von ihrer Umgebung ab (Anwesenheit von Adhäsionsmolekülen / Wachstumsfaktoren).
Differenzierung bedeutet also eine Restriktion des Zugangs zu genetischer Information
und damit zur Synthese betreffender Nukleinsäuren und Proteine. Wie
"erinnert" sich die Zelle, welche Gene im Rahmen der Differenzierung
ablesbar bleiben und welche der Transkription nicht mehr zugänglich sind? Die Differenzierung fixiert epigenetisch Modifikationen der Struktur des Chromatins:
Demethylierung der DNA und Acetylierung von Histonen bewirken eine "offene" Konformation mit Ablesbarkeit betreffender Genorte,
Methylierung
der DNA und Deacetylierung von Histonen hingegen eine "geschlossene"
Konformation mit behinderter Transkription (Gene "abgeschaltet").
So wirken die Methylierungsmuster an den Chromosomen wie "Lesezeichen",
die darüber orientieren, wo eine Transkription erfolgen kann und wo
nicht.
Steuerung der Mitose
Auf die G2-Phase kann eine Zellteilung folgen. Diese M-Phase besteht aus zwei Teilen: Mitose (Aufteilung des kopierten Chromosomensatzes auf zwei Tochterkerne) und Zytokinese (Aufteilung des Zytoplasmas auf zwei Tochterzellen). Dieser Vorgang dauert typischerweise weniger als eine Stunde.
Regulierung: Somatische Zellteilungen (Mitosen) werden durch chemische Signale (Mitogene) ausgelöst. Ein Mitogen
ist eine Substanz - meist ein Protein -, die Zellen zur Teilung anregt.
Dabei werden Wege zur Signaltransduktion stimuliert, in welche mitogenaktivierte Proteinkinasen (MAPK, MAP-Kinasen) involviert sind.
MAP-Kinasen
regulieren neben der Mitosetätigkeit auch Proliferation, Genexpression,
Differenzierung, Überleben und Apoptose der Zelle.
Abbildung: Mitosezyklus
Nach einer Vorlage bei maph49.galeon.com
Nach
Ablauf der Telophase entstehen zwei Interphasenkerne. Treten diese in
eine nächste Mitose ein, durchläuft die Zelle wieder einen Zyklus, der
als Prophase bis Telophase organisiert ist

Bei der Zellteilung entfernen sich Zentriolen voneinander (bedingt durch Mikrotubuli,
die zwischen ihnen entstehen) und beteiligen sich am Aufbau eines
Spindelapparates, der jeweils zwei Chromatidensätze voneinander trennt.
Dabei greifen die Mikrotubuli des Spindelapparates über als Kinetochor
bezeichnete Proteinkomplexe an Zentromeren
an, das sind bis zu 106 Nukleotidpaare lange DNA-Sequenzen der Chromosomen, an denen diese Verankerung stattfinden kann.
Die Mitose läuft konsekutiv komplexe Phasen durch (
Abbildung):
Prophase:
Die DNA wird entwirrt und kondensiert zu kompakten, stabförmigen
Schwesterchromatiden, die zunächst verbunden bleiben (Kohäsion). Am
Ende dieser
Phase verliert der Zellkern seine Hülle. Diese Phase kann zwischen
einer halben und (seltener) mehreren Stunden dauern
Metaphase: Der an den Zentriolen entspringende Spindelapparat entwickelt sich, und
die Schwesterchromatiden heften sich paarweise an die Mitosespindel und werden in der Äquatorialebene angeordnet. Die Metaphase
dauert etwa 10 Minuten
Anaphase:
In dieser 2 bis 20 Minuten dauernden Phase verschwindet die Schwesterchromatiden-Kohäsion, die Chromatiden
trennen sich mit Hilfe der Spindelfasern und werden zu den Spindelpolen gezogen. In der Mitte der Zelle bildet sich ein
gürtelförmiger kontraktiler Ring aus
Aktinfilamenten, der die Trennung in zwei Zellen unterstützt
Telophase:
Die Spindel zerfällt, Kernhülle und neue Nukleoli werden wiederhergestellt, die
Chromosomen in neu gebildete Zellkerne eingefügt und entspiralisiert, womit sie wieder in den "Arbeitszustand"
treten können (Ablesung der Erbinformation).

Zu
meiotischen Zellteilungen (Reifeteilung) s.
dort
Genetik beschäftigt sich mit der Biologie der Vererbung. Deren molekulare Grundlage sind die DNA und deren Begleitproteine.
Variationen der Basensequenz in der DNA sind genetischer, andere
Veränderungen (z.B. Methylierungsmuster) epigenetischer Natur, beide
können vererbt werden. Als Genomik bezeichnet man den Teil der Genetik, der sich mit Genen und deren Wechselwirkungen beschäftigt. Als Gen gilt ein DNA-Abschnitt, der zu mRNA umgeschrieben werden kann.
Das Genom ist die vollständige DNA-Sequenz eines Organismus. Das Genom des Menschen umfasst etwa ~2.104 Gene. (Zum Vergleich: E. coli ~4,5.103,
Taufliege ~13,5.103, Wasserfloh ~31.103, Gemüsekohl ~100.103 Gene-
Genomgröße
und Komplexität des Organismus sind kaum korreliert.) Es umfasst beim
Menschen insgesamt 25 verschiedene doppelsträngige DNA-Moleküle: 22 Autosomen, 2 Heterosomen (X / Y), 1 mitochondriale (zirkuläre) DNA (mtDNA).
Chromatinfäden (Chromosomen) können in verschiedener Form vorliegen,
entweder locker gepackt und gut transkribierbar, also ablesbar (Euchromatin
) oder kompakt, dicht gepackt und schwer bis gar nicht ablesbar (silent state, Heterochromatin
).
Heterochromatin
beinhaltet im "Arbeitszustand" der Zelle etwa 10% des gesamten Genoms und stellt unterschiedliche Formen der
Chromatinverdichtung dar, die sich auch unterschiedlich auf die
Expression von Genen auswirken - im allgemeinen inaktivierend. Werden Bereiche des Euchromatins in Heterochromatin umgewandelt, schalten sich die betreffenden Gene meistens ab (gene silencing).
Solche Vorgänge spielen z.B. im Rahmen immunologischer Regulation - wie
der Ausbildung funktionaler Antigen-Rezeptorgene - eine Rolle.
Besonders stark kondensiert ist das Chromatin während der Mitose
- hier zeigt sich die dichtest mögliche Packung von Chromosomen: Das
Metaphasenchromosom hat nur ein Zehntausendstel der Länge der
vollständig gestreckten DNA.
Sollen Gene abgelesen werden, müssen sie dem Transkriptionsvorgang
zugänglich gemacht werden (Dekondensierung und Volumenzunahme
betreffender Chromatinschleifen). Der Zellkern besteht aus
verschiedenen Zonen mit unterschiedlicher Intensität der Genablesung;
diese Zonen formieren sich dynamisch je nach Bedarf. Sie sind nicht
durch Lipidmembranen von ihrer Umgebung separiert, sondern bilden
dynamische Kern-Subkompartimente. Zellkerne können gleichzeitig hunderte solcher Reaktionszonen beinhalten. Ein besonderes Beispiel ist der Nukleolus mit Netzwerken aus Proteinen und Ribonukleinsäuren.
Kaum mehr als 1% der DNA des Menschen codiert für Proteine. Ein menschliches Gen hat im Durchschnitt 27.000
Nukleotidpaare (größtes Gen: 2,4 Millionen) und enthält zwischen einem
und mehr als 170 Exons (codierende DNA-Sequenzen; eingeschobene nichtcodierende Sequenzen heißen Introns).
Ein durchschnittliches Gen enthält etwa 10 Exons. Gene sind ablesbar,
wenn ihre DNA dekondensiert ("entwirrt") ist.
Nur ein geringer Anteil aller Gene sind in einer durchschnittlichen Zelle zu einem gegebenen Zeitpunkt aktiv. "Pseudogene" sind
durch Mutationen verändert, nicht proteincodierende DNA-Abschnitte können die Genregulation beeinflussen (Regulator-DNA-Sequenzen).
Individualität und genetische Muster:
Mehr
als 99,5% des Genoms sind bei allen Menschen identisch; der
individuelle Unterschied liegt bei den verbleibenden <0,5%
(entsprechend ~15 Millionen Basenpaaren). Zahlreiche Unterschiede
bestehen auf der epigenetischen Ebene (Methylierungsmuster an Cytosinen
der DNA, Modifikationen an Histonen - Methylierung, Acetylierung,
Phosphorylierung u.a.) - diese sind beeinflusst von Umweltfaktoren,
Ernährung, Training, persönlichen Erfahrungen.
Während der Ontogenese können Gene verändert, vervielfacht, neu
positioniert werden. So können z.B. nach der ersten Teilung der
befruchteten Eizelle zwei genetisch unterschiedliche Zellen entstehen,
und die unterschiedlichen Genome gehen jeweils auf eine Hälfte des
Organismus über (unterschiedlich auf den Körper verteilt). Spätere Abweichungen beziehen sich dann z.B. nur noch
auf bestimmte Organe usw; die größte genetische Vielfalt scheint im
Gehirn zu bestehen, wo praktisch jede Nervenzelle eine von den Nachbarzellen abweichende
genetische Ausstattung aufweist.

Abbildung: Epigenetische Veränderung - Beispiel Histonmodifikation
Nach einer Vorlage von Ballermann RE 2012, bei dreamerbiologist.wordpress.com
Gene können durch Modifikation der Histon-Endstücke (z.B. durch Acetylierung) ein- oder ausgeschaltet werden

Das Epigenom bezieht sich auf
Veränderungen an DNA und Histonproteinen, die nicht die Basensequenz
betreffen und u.a. durch DNA-Methylierung, modifizierte Ablesbarkeit
oder Einfluss auf die Genexpression erklärbar sind.
Umgebungsbedingungen können das Epigenom verändern, und veränderte
Epigenome können an Nachfahren weitergegeben werden (epigenetische
Vererbung).
Kurz nach der Befruchtung der Eizelle erfolgt eine weitgehende
Demethylierungswelle, und neue (individualspezifische)
Methylierungsmuster entstehen, die sich auf Tochterzellen des
Organismus übertragen. Diese Demethylierungswelle ist nicht komplett, einige der individuellen Erfahrungen sind auf
Nachfolgegenerationen übertragbar (ohne dass dabei Gene
mutiert sind).
Epigenetische Mechanismen
beeinflussen Genaktivitäten unabhängig von der DNA-Basensequenz, indem
sie Gene ein- oder ausschalten können. Beeinflusst werden können z.B.
die DNA durch Basen-Methylierung (DNA-Methyltransferasen) - die Base bleibt
erhalten, es handelt sich also um keine Mutation. Die Modifikationen sind reversibel (Demethylierung durch DNA-Demethylasen etc), können aber über längere Zeit erhalten bleiben und bilden so die Basis für ein "Zellgedächtnis". Die Dynamik der Methylierungen ist vermutlich der wichtigste epigenetische
Mechanismus
Histon-Endstücke (
Abbildung) durch Anfügen (Writer - z.B. Acetylierung,
Methylierung oder Phosphorylierung), Entfernen (Eraser, z.B. Demethylierung durch Histon-Demethylasen) oder
"Verwalten" von Modifikationen. Modifikationen des Histonmoleküls
können Genaktivitäten verändern und Proteinkomplexe (Reader, Leser-Proteine)
attrahieren. Haben solche Leserkomplexe an den modifizierten
Histonkomplex angedockt, ziehen sie weitere Proteinkomplexe an,
die enzymatisch aktiv sind oder zusätzliche Bindungsstellen
bereitstellen und so die Aktivität abhängiger Gene verändern
die Zugänglichkeit an die DNA durch strukturelle Veränderungen des Chromatins
die Genexpression, beeinflusst durch Interaktion von Histonen und Proteinen. Genexpression nennt man die Transkription eines Gens zu mRNA, seine Translation zu Protein, oder beides.

Abbildung: Zellzyklus (vereinfacht)
Nach einer Vorlage in histology.leeds.ac.uk
Zur besseren Übersichtlichkeit nur ein Chromosom gezeigt. Interphase mit Bildung von Schwesterchromatidenpaaren (oben), Mitose (Mitte), Zellteilung und neue Interphase (unten)

Wenn
sich die Zelle teilt, verdichten sich die Chromatiden zu Chromosomen. Es gibt 22
Paare Autosomen - jeweils ein Chromatid vom Vater und eines von der Mutter (
Abbildung), man spricht von homologen Chromosomen (Homologen). Weiters hat die Frau zwei
X-Chromosomen, der Mann ein X- und ein Y-Chromosom
(Heterosomen,
“Geschlechtschromosomen”). Beim Mann stammt das X-Chromosom von der
Mutter und das Y-Chromosom vom Vater (nichthomologes Chromosomenpaar).
Bei der Teilung des Zellkerns
(Mitose) wird die DNA auf zwei gleiche Tochterkerne übertragen
(identische Reduplikation). Vorher haben sich zwei Doppelstränge
gebildet, die dann auf die Tochterkerne aufgeteilt werden.
Über Meiose s. dort
Proteinsynthese des Organismus: Insgesamt stellt eine erwachsene Person pro Tag
~400 Gramm Eiweiß neu her. Der Mensch verfügt über etwa 21.000 proteincodierende Gene. Mehr als 50% des menschlichen Genoms sind repetitive Sequenzen unbekannter Funktion; nur etwa 1,5% des Genoms (
~2 x 104 Gene) codieren für Proteine. Alternatives splicing (aus prä-mRNA entsteht reife mRNA) ermöglicht daraus die Synthese von
~105
verschiedenen Proteinarten.
Ein weiterer Teil des Genoms codiert kurze RNA-Sequenzen (Mikro-RNA, miRNAs). Diese bedeuten keine Proteine, sondern inhibieren (nach entsprechender Modifikation im Zytoplasma) die Genexpression (gene silencing). miRNAs werden - z.B. infolge erhöhter endothelialer Belastung (shear stress) bei körperlicher Arbeit - in den Kreislauf abgegeben (ci-miRNAs, circulation),
sind hier sehr stabil und können als interzelluläre Signalstoffe
physiologische Vorgänge beeinflussen (das erklärt möglicherweise einen
Teil der gesundheitsfördernden Effekte von Muskelaktivität).
Proteinsortierung: Das (an den Ribosomen) neugebildete Protein kann im Zytosol verbleiben (zytosolischer Weg, vor allem zur Bildung von Enzymen) oder - unter Beteiligung des Golgi-Apparates - zum Export aus der Zelle gebracht werden (sekretorischer Weg).
Die Frage, wie Proteine in der Zelle für zytosolische oder sekretorische Verwendung "sortiert" werden, wurde u.a. von Günter Blobel
aufgeklärt, der dafür 1999 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin
erhielt. Die Sortierung hängt davon ab, ob die mRNA mit einer Signalsequenz (für das endoplasmatische Retikulum) ausgestattet ist oder nicht. Das "Protein Targeting" erfolgt dann über Translokationssequenzen
- diese bestimmen, wohin (in welches zelluläre Kompartiment) das
gebildete Protein genau gelangt (z.B. in den Zellkern, die
Mitochondrien, etc).
Ribonukleinsäuren codieren und managen die Proteinsynthese
Transkriptionsfaktoren und Regulation
Aufbau und Arten der RNA
Translation
Transfer in raues EPR
Die Reihenfolge der Basen am DNA-Strang gibt die
Reihenfolge komplementärer Basen am Parallelstrang an, die
Erbinformation ist doppelt (diploid) angelegt. Zur Reduplikation wird der
Doppelstrang aufgetrennt und die freien Basen geben die Matrize zur
Bildung des neuen DNA-Fadens vor. Im “Arbeitszustand” ist die DNA die Matrize zur Bildung von
Ribonukleinsäuren (RNA); diese werden im Nukleolus des Zellkerns
gebildet.
Transkription
Als Transkription bezeichnet man das Kopieren von Genen durch Bildung entsprechender RNA. Nicht jede Transkription führt auch zu Translation, also der Synthese entsprechender Proteine. Transkription bedeutet, dass entsprechende Gene exprimiert werden (Genexpression).
Die RNA-Synthese schließt
viele Enzyme ein. Es entstehen Bindungskomplexe, die verschiedene
Stellen der DNA umfassen können. Das Wechselspiel von DNA und
Ablesefaktoren entscheidet, welche Eiweiße von der Zelle gebildet
(exprimiert) werden. Dies kann von innerhalb und außerhalb der Zelle beeinflusst
werden, mit zahlreichen Möglichkeiten der Rückkopplung und
Steuerung.

Abbildung: Transkription (Bildung von mRNA) und Translation (Proteinsynthese)
Nach einer Vorlage bei web.ornl.gov/sci/techresources/Human_Genome
Nach Ablesung des Bauplans im Zellkern (Transkription) durch Übersetzung in die mRNA (Translation) erfolgt die Proteinsynthese im Zellplasma (Übersetzung von der Nucleinsäure- in die
Aminosäuresprache)

Bei der Ablesung (Transkription) der DNA, die nicht der Replikation dient,
entstehen Ribonukleinsäuren
(RNA). Diese sind ähnlich wie DNA-Ketten aufgebaut, sind aber Einzelstränge,
enthalten Ribose als Zuckeranteil, und Urazil (U) anstelle von Thymin.
Gene werden durch RNA-Polymerasen abgelesen. Dazu müssen sie sich an eine direkt vor dem Gen gelegene Promotorsequenz anlagern. Das können sie aber nicht selbständig - sie brauchen dazu Transkriptionsfaktoren.
Die Genexpression kann über Transkriptionsfaktoren (Menge, Aktivität)
sowie über regulatorische Sequenzen (Chromatinstruktur, DNA-Methylierung, Histon-Acetylierung) gesteuert werden (s. Abbildung
"Phasen der Genexpression" >oben).
Bei den Transkriptionsfaktoren kennt man
andauernd hergestellte für die permanente Grundversorgung der Zelle mit RNA, die an den unmittelbar vor der codierenden DNA-Region liegenden Kernpromotor binden (basale Transkriptionsfaktoren),
auf regulierende weiter proximal gelegene DNA-Steuerelemente zugreifende stromaufwärts bindende (s. Abbildung),
von außen oder durch den Zellzyklus gesteuerte induzierbare Transkriptionsfaktoren, z.B. durch Hormone - wie z,B. Steroide, Katecholamine (
Abbildung unten: Adrenalin) - und deren Signalstoffe (second messenger) induzierte, oder das P53-Protein - diese Faktoren werden bedarfsmäßig aktiviert, müssen also je nach Erfordernissen "eingeschaltet" werden.
Beispiele für Transkriptionsfaktoren sind
AP-1 (Activator Protein 1), steuert mit Differenzierung, Teilung und Apoptose der Zelle befasste Gene
ATF / CREB-Familie, eine Gruppe von Transkriptionsfaktoren, bestehend aus ATF (Activating transcription factors) und CREB, verfügen über eine DNA-Bindungsdomäne vom Leuzin-Zipper-Typ, die Proteine dimerisiert
Hitzeschockfaktoren, diese regulieren die Expression von Hitzeschockproteinen
IRF, Interferon regulatory factors, die Transkription von Interferonen regulierende Proteinediese regulieren die Expression von Hitzeschockproteinen
NF-κB (NF-kappa B, nuclear factor kappa-light-chain-enhancer of activated B cells),
ein in fast allen Zellen aktiver Proteinkomplex, besonders in
proliferierenden Zellen, z.B. Immunzellen (Entwicklung, Entzündung). NF-κB bindet an eine Sequenz von ~10 Basenpaaren (κB-Motiv) und verstärkt meist die Transkription. Es kann die Aktivität von T-Zellen und NK-Zellen steigern, wenn das angeborene Immunsystem gereizt wird - über erhöhte Spiegel proinflammatorischer Zytokine
SP-1 (Specificity Protein 1), ein Zinkfinger-Transkriptionsfaktor, der in zahlreiche Vorgänge (Differenzierung, Wachstum, Immunantworten etc) involviert ist
Abbildung: Modulation der Transkription
Nach einer Vorlage bei nature.com/scitable
Ein
Aktivatorprotein bindet an eine Enhancersequenz und kann so Proteine an
eine Promotersequenz heranbringen, welche die RNA-Polymerase und damit
die Transkription aktivieren.
Die DNA bildet eine Schleife und
ermöglicht den direkten Kontakt der Moleküle

Klassischerweise beginnt die Transkription mit der Anlagerung einer RNA-Polymerase an die Promotersequenz der DNA. Diese "verwaltet" das Gen; sie liegt - fast immer direkt - stromaufwärts (upstream) vom Transkriptions-Startpunkt.
An diesem greift die RNA-Polymerase an, und zwar an basalen Promotorelementen, z.B. der - aus Adenin- und Thyminmolekülen aufgebauten - TATA-Box bei regulierbaren Genen (fast alle) oder dem INR-Element (Initiationselement) bei konstitutiven (ständig exprimierbaren) Genen.
Am Transkriptionsstartpunkt
müssen sich bei eukaryotischen Zellen zahlreiche (>100)
Proteine zusammenfinden, um die Transkription zu starten. Dazu muss
u.a. der DNA-Strang "auseinandergezogen" werden, damit eine Sequenz
ablesbar wird. Es bildet sich ein "Transkriptionsauge" (auch Präinitiationskomplex, RNA polymerase II holoenzyme oder basal transcription machinery genannt, s. oben) - auf einer
Seite ein loser DNA-Strang, auf der anderen ein DNA-RNA-Hybrid für die
Transkription, und als "Vorreiter" eine Helikase, welche die beiden DNA-Stränge voneinander trennt.
Bei diesem Vorgang würde sich die DNA
verzwirbeln; Topoisomerasen lösen vorübergehend die DNA-Stränge auf und verbinden sie nachher wieder.
Enhancersequenzen spielen oft mit eine Rolle: Sie binden regulatorische Proteine,
welche (mittels Mediatormolekül) die RNA-Polymeraseaktivität
beeinflussen (
Abbildung). Dadurch
verändern sich Chromatinstruktur, Aktivität der RNA-Polymerase und
Bindung von Transkriptionsfaktoren. Resultat ist die Verstärkung (oder
Abschwächung) der Proteinsynthese.

Abbildung: Multiple Genregulation
Nach einer Vorlage bei nature.com/scitable
Transkriptionsregulatoren können verschiedene, spezifische Bedeutung haben, und Kombinationen davon (hier A, B und C) können wiederum spezifische Mediatorproteine (orange) attrahieren.
Gene können so auf verschiedene Weise aktiviert werden, abhängig von dem Muster der anregenden Faktoren

Es gibt regulatorische Proteine, welche die Transkription mehrerer
Gene beeinflussen. Das ist einer der Mechanismen, wie die Zelle die
Steuerung zahlreicher Gene gleichzeitig koordiniert. Dabei können
unterschiedliche regulatorische Proteine beteiligt sein, und die
Bindungsstellen an der DNA können in beträchtlichem Abstand zueinander
liegen (
Abbildung).
Darüber hinaus ist die Genexpression meist von einer Kombination kooperierender Regulationsproteine reguliert - dies erhöht die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Kontrolle der Genexpression.
Ribonukleinsäuren
stehen wahrscheinlich am Anfang der biologischen Informationscodierung.
Sie sind chemisch nicht so stabil wie DNA, die sich (außer in
RNA-Viren) als primärer Träger der Erbinformation durchgesetzt hat. Man
kann Ribonukleinsäuren nach ihrer Funktion in zwei Gruppen einteilen:
Codierende RNA, das ist Boten-RNA (messenger, m-RNA), das Produkt der Transkription
(Ablesung der DNA im Zellkern oder in Mitochondrien). Sie dient als
Inforemationsträger für die Synthese von Proteinen (Translation im
Zytoplasma oder in Mitochondrien).
Nicht-codierende RNA, eine heterogene Gruoppe von Ribonukleinsäuren, die nicht zur Proteinsynthese herangezogen werden: Ribosomale (r-), Transfer- (t-) und weitere
Ribonukleinsäuren, die man als small RNA
(sRNA) zusammenfassen kann. Nichtcodierende RNA unterstützen oft die
Expression von Genen, meist in allgemeiner Weise, manchmal auf
bestimmte Zielgene gerichtet.
Transkription wird durch Transkriptionsfaktoren
reguliert: Das sind Proteine, welche an die DNA binden, die RNA-Polymerase
"starten", Elongation und Termination beeinflussen sowie Promotoren
aktivieren oder reprimieren können.
Promotoren sind Kombinationen aus Nukleotid-Sequenzen, meist unmittelbar vor dem betreffenden Gen (upstream) gelegen, an die RNA-Polymerase bindet und die Gen-Expression startet.
Das Produkt der Transkription ist nicht direkt mRNA: Zunächst entsteht im Zellkern heteronukleäre RNA (hn-RNA),
die deswegen so genannt wird, weil Proteine jeweils durch mehrere
verschiedene Vorläufer-mRNA codiert werden können, die erst bearbeitet
werden müssen (posttranslationale Prozessierung).

Abbildung: Schema der Eiweißsynthese
Am
Start-Codon fügen sich Ribosomen aus ihren Untereinheiten zusammen und
beginnen die Proteinsynthese, indem sie Aminosäure für Aminosäure zu
Peptidketten synthetisieren. Stop-Codons unterbrechen diesen Vorgang,
und die Ribosomen dissoziieren wieder

Redigieren (Reifung) von RNA (RNA editing): An der hn-RNA werden mehrere Veränderungen vorgenommen, bevor die
fertige mRNA den Zellkern verlassen kann:
Anbringen
eines methylierten Guanosinmoleküls (5'-Kappe) am 5'-Ende (hilft wahrscheinlich beim Spleißen, beim Transport aus dem Zellkern und beim "Einfädeln" der Translation im Zytoplasma),
Anbringen eines Poly-A-Schwanzes am 3'-Ende (Funktion: RNA-Stabilisierung, Hilfe beim Transport durch den Zellkern),
Entfernen von Introns und "Spleißen" (Splicing) von Exons. Exons sind proteincodierende, Introns nicht-codierende Basensequenzen. Durch Spleißen werden nicht benötigte Basensequenzen noch im Zellkern aus der hn-mRNA entfernt.
Die mRNA besteht aus folgenden Teilen: Dem 5'-Ende mit einer - vor dem Abbau durch Nukleasen schützenden - "Kappe" (Cap) (hier beginnt der Lesevorgang), einer dem 5'-Ende folgenden nicht proteincodierenden Sequenz (5'-UTR: untranslated region) - diese beeinflusst u.a. Stabilität, Export und Effizienz der mRNA -, dem peptid- bzw. proteincodierenden offenen Leseraster (ORF: Open reading frame), einer 3'-UTR, sowie einem durch Polyadenylierung entstandenen Poly-A-Schwanz (Poly (A) tail) am 5'-Ende der mRNA (Abbildung).


Struktur einer Boten- (m) RNA

Nach einer Vorlage bei Mahrholdt A: In vitro comparison and
optimization of mRNA- and pDNA-encoded far-red reporter genes mKate2
and DsRed. Bachelorarbeit an der Mathematisch-Naturwissenschaftliche
Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen, 2016
Der proteincodierende offene Leseraster
(ORF) beginnt mit einem Start-Codon (AUG) und endet mit einem
Stop-Codon (UAA, UAG oder UGA). Die Translation (Proteinsynthese)
beginnt mit dem Start-Codon und endet nach dem Stop-Codon.
Die nicht-proteincodierenden Introns können regulatorische Aufgaben haben oder eine Rolle beim alternativen Spleißen spielen (dabei können auch Exons aus der RNA entfernt werden, nicht nur Introns). Auf diese Weise kann ein mRNA-Abschnitt als Vorlage für unterschiedliche Proteinmoleküle verwendet werden, und das Proteom (Gesamtheit aller Proteinarten) eines Individuums ist vielfältiger als sein Genom.
Das Entfernen nicht benötigter Basen (meist Introns) aus der mRNA erfolgt üblicherweise in Protein-RNA-Komplexen (Spliceosomen).
Dieser Vorgang und das anschließende Spleißen wiederholen sich
mehrfach, bis alle Exons direkt miteinander verknüpft worden sind. Übrig bleibt die "reife" mRNA - eine Abfolge von Exons als Bauanleitung für ein bestimmtes Protein, fertig für den Export durch Kernporen in das Zytosol.

Abbildung: Beispiel einer Signaltransduktionskaskade mit cAMP
Nach einer Vorlage bei nature.com/scitable
Ein
Adrenalinmolekül
bindet an seinen Rezeptor und löst eine Reaktionskaskade in der Zelle
aus: Die membrangebundene Adenylylcyclase (Adenylatzyklase) wird durch G-Proteine
aktiviert, welche mit dem Adrenalinrezeptor assoziiert sind.
Dies läßt
zahlreiche
cAMP-Moleküle entstehen (Signalverstärkung), diese diffundieren in die Zelle und aktivieren Proteinkinasen (hier: Proteinkinase A,
PKA).
Proteinkinasen gelangen anschließend in den Zellkern und beeinflussen die Transkription

Die aus bis zu ~100 Proteinen bestehenden Kernporen
haben einen Durchmesser von 9 nm und lassen die Diffusion kleinerer
Moleküle (bis 30 kD) zu. Der Molekülaustausch ist allerdings auch durch
verschiedene Transportmechanismen reguliert (das gilt sowohl für den
Import - s. z.B.
Abbildung - als auch den Export von Molekülen, wie mRNA).
Hat die
mRNA den Zellkern verlassen, stellt sich die Frage, wie sie zum Ort der
nun folgenden Transkription gelangt. Dieser kann bis zu einem Meter
entfernt sein (Nervenzellen), und die mRNA wird zum Translationsort
transportiert (s. dort). Das geht einfacher
als der Transport zahlreicher Proteinmoleküle in die Peripherie und
bietet die Möglichkeit, einen "Vorrat" an mRNA anzulegen und erst bei
Bedarf zu nutzen.
Nun kommen tRNA und rRNA ins Spiel (zu Polymerasen
s. oben):
Ribosomale RNA (r-RNA) - als Baustein von Ribosomen (Leberzellen enthalten je ~4 Millionen davon).
Ribosomen sind
kurzlebige Zellorganellen; sie werden innerhalb von ~6 Stunden ersetzt
(pro Leberzelle etwa 180 pro Sekunde). Sie fügen t-RNA an die m-RNA, verknüpfen die Aminosäuren
nebeneinander stehender t-RNA und lösen sie dann von der jeweils
vorangegangenen t-RNA ab.
Die Position eines Ribosoms in der Zelle hängt von der Natur des Proteins ab, das von ihm gerade übersetzt wird: Wird ein zytosolisches Protein translatiert, befindet sich das Ribosom im Zytosol; wird ein Membran- oder sekretorisches Protein synthetisiert, lagert es sich an die Membran des rauhen endoplasmatischen Retikulums,
sodass das Proteinmolekül in die Zellmembran integriert bzw. nach
extrazellulär befördert werden kann (→ Signalsequenz, s. weiter unten).
Transfer-RNA (t-RNA) als “Dolmetsch”, der einerseits mit seinem
Basentriplet an ein komplementäres Triplet der m-RNA bindet,
andererseits die dem Triplet entsprechende (von diesem codierte), an das t-RNA Molekül
gebundene Aminosäure mitbringt. tRNA werden nach der Entkoppelung an das Zellplasma zurückgegeben, wo
sie neue Aminosäuren “tanken”.
Über den Zugriff extrazellulärer Signalfaktoren auf die Transkription s. dort.
Etwa 1% der RNA-Menge der Zelle sind sRNA (small RNAs) - kurze, nichtcodierende RNA.
Man unterscheidet nukleäre und zytoplasmatische sRNA. Einige sRNA können verschiedene m-RNA beeinflussen,
Fehlregulierungen in diesem Bereich schwerwiegende pathologische
Konsequenzen haben.
Man unterscheidet kleine Kern- (small nuclear) RNA (snRNA) - einige sind am Spleißen von prä-mRNA zu mRNA beteiligt -, kleine nukleoläre RNA (snoRNA), kleine Interferenz-RNA (siRNA), piwi-wechselwirkende DNA (piRNA), lange nicht-codierende RNA (lncRNA) u.a.
Alle nicht-messenger-RNAs - also tRNAs, rRNA und sRNAs - unterliegen keinen weiteren Modifikationen, sondern sind
fertige Endprodukte der Genexpression und können unmittelbar nach ihrer
Synthese ihre zytophysiologischen Aufgaben wahrnehmen.
Translation
Die m-RNA wird wie ein Datenstreifen durch die Ribosomen gezogen und die Information so umgesetzt. Translation ist die "Übersetzung" von der Nukleinsäure- in die
Aminosäure-Sprache.

Tabelle: Genetischer Code
Nach einer Vorlage bei Biochemistry for Medics (slideshare.net)
Das Start-Codon lautet "AUG" (Methionin als Aminosäure zu Synthesebeginn). Es existieren drei Stop-Codons (UAA, UAG, UGA)
Die Proteinsynthese beginnt bei Eukaryonten immer mit Methionin (Starter-Aminosäure).
Mitochondrien (und Bakterien) benutzen hingegen Formylmethionin als
Starter der Translation (dabei entstehen formylierte Proteine).
Steuerung der Produktion: Wieviel Protein produziert wird, kann einer Regulation unterliegen - durch (In-) Aktivierung von Translations-Initiationsfaktoren.
Nach Fertigstellung der Proteinmoleküle können diese weiter (posttranslational) modifiziert werden.
Bei der Eiweißsynthese - also der korrekten Aneinanderreihung von Aminosäuren entsprechend dem genetischen Bauplan - gilt der "genetische Code" (
Tabelle): Bestimmte Basen-Dreiergruppen (Tripletts) veranlassen
das Arrangement entsprechender Aminosäuren.
Die Translation erfolgt im Zellplasma (für zytoplasmatische
Proteine) bzw. in der Wand des endoplasmatischen Retikulums (für
Membran- und Sekretproteine) - s. <Animation. Man schätzt, dass pro
Sekunde 6-8 Aminosäuren an die entstehende Aminosäurenkette angefügt
werden. Dieser rasche Vorgang ist nicht frei von Defekten, und etwa
jedes fünfte Proteinmolekül wird fehlerhaft gefaltet. Solche
"verkrüppelten" Eiweißmoleküle werden vorzugsweise von Proteasomen wieder abgebaut.

Animation: Ablauf der Synthese (vgl. nachfolgende Abbildung) eines für den Export bestimmten Proteins
Quelle: Wikipedia / Bensaccount
U.a. ist dargestellt, wie Proteine in Membranen integriert werden. So
verfügen z.B. für das endoplasmatische Retikulum bestimmte Proteine
über eine spezifische Sequenz, die von einem Protein-RNA-Komplex (SRP: Signal Recognition Particle)
erkannt wird.
Der resultierende SRP-Peptid-Ribosom-Komplex wird dann am
endoplasmatischen Retikulum erkannt und gebunden, die Proteinbildung setzt
sich durch die Membran fort
Gentechnik nützt Mechanismen der Vorgänge bei Entstehung und
Wirkung von Nukleinsäuren ("Genbanken"). Da alle Lebewesen
gleichen genetischen Prinzipien folgen, kann man z.B. Bakterien- oder
Hefezellen menschliche Gene in ihr Erbgut einschleusen und sie zur
Bildung großer Mengen identischen Proteins (Hormone,
Gerinnungsfaktoren, Immunstoffe, Wachstumsfaktoren etc.) veranlassen.
Damit die anschließende
räumliche Faltung zu funktionsfähigen Proteinmolekülen richtig erfolgt,
treten weiters Chaperone auf den Plan. Chaperone stellen sicher, dass neu synthetisierte Proteine ihre funktionelle Struktur erhalten. Weiters kümmern sie sich darum, dass Proteinmoleküle,
die - unvernetzt, aber funktionslos - durch Tunnelmoleküle in Membranen (z.B. von
Mitochondrien) treten, nachher wieder zurückgefaltet werden und ihre
Funktion wiedererlangen.
Zur Sekretion bestimmte Proteine und integrale Membranproteine.
Da Eiweißmoleküle stark hydrophile (elektrisch geladene) Sequenzen
aufweisen, sind sie durch Lipidmembranen nur schwer zu transportieren.
Das ist aber notwendig, will die Zelle Proteine in die Membran
integrieren (solche Moleküle haben lipophile α-helikale Domänen, mit
denen sie sich in die Membran "verzapfen") oder (via
Sekretionsvesikeln) in den Extrazellulärraum exportieren.

Abbildung: Herstellung eines sekretorischen Proteins (vgl. <Animation)
Nach einer Vorlage bei Boron / Boulpaep, Medical Physiology, 1st ed., Saunders 2003
Ein Ribonukleoprotein namens signal-recognition particle (SRP) bindet an die Startsequenz des entstehenden Proteins (Signalsequenz). Das stoppt die Proteinsynthese (translation arrest, Schritt 2), bis der SRP-Signalsequenz-Komplex an einen freien SRP-Rezeptor (docking protein) in der Membran des endoplasmatischen Retikulums bindet.
Dann gelangt die entstehende Aminosäurekette durch dessen Membran (Translokation, einen betreffenden Kanal nennt man Translocon), und die Syntheseaktivität des Ribosoms wird fortgesetzt (Schritt 3).
Eine Signalpeptidase
spaltet die Signalsequenz ab (Schritt 4), diese verbleibt in der Membran des
endoplasmatischen Retikulums.
Die Eiweißsynthese schreitet fort, das Protein wird mit
Kohlenhydrat-Seitenketten komplettiert (Schritt 5); ist es fertiggestellt, löst es
sich vom Translokationsapparat und steht für Sekretionsvorgänge zur
Verfügung, das Ribosom zerfällt in seine zwei Bestandteile (Schritt 6)

Dieses "durch die Membran stecken" ist ein energetisches Problem, das
aufwendig gelöst wird. So befördert das endoplasmatische Retikulum für
die Sekretion bestimmte Aminosäureketten über einen in der
Abbildung dargestellten Mechanismus schrittweise in und durch die
Membran hindurch. Die Kanäle (Translocons),
durch welche die aus den Ribosomen wachsenden - hydrophilen -
Aminosäureketten "gesteckt" (transloziert) werden, ersparen diesen
einen direkten Kontakt mit hydrophobem Membranmaterial.
Die notwendige Verknüpfung der Expression einer Signalsequenz
einerseits mit der Verfügbarkeit eines SRP-Rezeptors andererseits - ist
kein SRP frei, stoppt die Proteinsynthese (translation arrest,
Abbildung
- stellt sicher, dass die Synthese von Membran- und sekretorische
Proteine nur dann fortgesetzt wird, wenn für sie ein
Translokationskanal (ein Translocon) frei ist (cotranslational translocation).

Abbildung: Synthese, Sortierung und Freisetzung von Peptiden
Nach einer Vorlage in Ritter / Flower / Henderson / Loke / MacEwan / Rang, Rang & Dale's Pharmacology, 9th ed. Elsevier 2020
Ribosomen
fädeln synthetisierte Peptide in das raue endoplasmatische Retikulum
ein, wobei bestimmte dreidimensionale Strukturen entstehen. Dann
gelangen diese in das glatte EPR und werden via Transportvesikel (mit
gemischtem Inhalt) in den Golgi-Apparat integriert.
Der Golgi-Apparat
nimmt eine Sortierung vor und reicht Vesikel - separiert mit jeweils
definiertem Inhalt - zur Exozytose weiter. Im Zuge dieses vesikulären
Transports können molekulare Modifikationen vorgenommen werden.
Die Sekretion
kann in gesteuerter Weise erfolgen (z.B. die Freisetzung von Zytokinen
durch Immunzellen oder die eines Transmitters an einer Synapse) oder
läuft konstitutiv ab (z.B. Freisetzung von Plasmaproteinen durch
Leberzellen). Konstitutive Synthese und Sekretion von Peptiden /
Proteinen erfolgt kontinuierlich und bedarf keiner wesentlichen
Zwischenspeicherung; regulierte Sekretion hingegen greift auf in
Vesikeln gespeicherte Proteine zurück

Viele Proteine
werden nach ihrer Synthese modifiziert (sulfatiert, amidiert,
phosophatiert, gespalten etc), bevor sie in den Zellstoffwechsel
einmünden oder in den Extrazellulärraum exportiert werden
(
Abbildung). Dann hat das Protein seine endgültige Form erhalten
und kann exozytiert werden (ein Vorgang, der durch Calciumionen
angeregt wird).
Die Konstruktion eines integralen Membranproteins
läuft etwas komplizierter ab - das Molekül löst sich nicht von der
Membran (wie sekretorische Proteine), sondern wird mit einem
hydrophoben Mittelteil in diese integriert. Dabei spielen spezielle
Aminosäuresequenzen ("Start-Transfer", "Stop-Transfer") eine steuernde Rolle.
Das Protein wird u.U. mehrfach durch die Membran gesteckt (abhängig
davon, wie viele transmembranale Sequenzen aufgebaut werden), ohne dass
es dabei die Membran verlässt.
Eiweißmoleküle, die in die Membran von Mitochondrien oder Peroxisomen
eingebaut werden, entstehen durch peroxisomale bzw. mitochondriale Synthesemechanismen.
Wie
können sich Zellen auf Veränderungen der Umwelt anpassen? Ein Mechanismus besteht darin, die Transkription und Translation
zu steuern und/oder deren molekularen Ergebnisse (Ribonukleinsäure,
Protein) zu modifizieren. Nur ein kleiner Teil der vorhandenen Gene
wird auch exprimiert. Die Exprimierungsmuster können wechseln (s. oben unter "Genexpression").
Die Steuerung von Transkriptionsvorgängen im Zellkern durch von außen
auf die Zelle einwirkende Einflüsse erfolgt im Rahmen von
Signalübermittlungen, wie sie z.B. nach Bindung von Hormonen an ihre
Rezeptoren auftreten - etwa durch second messenger, den JAK-STAT- oder einen Ras-abhängigen Weg.
Ontogenese und Zellspezifität: Die einzelnen Zelltypen des Organismus regulieren die Transkriptionsvorgänge unterschiedlich
- sie exprimieren bestimmte Sets von Transkriptions-Regulatoren.
Während der Entwicklung schalten solche Sets spezifische
Regulator-Kombinationen ein und aus. Diese Muster bewirken die
Unterschiedlichkeit der Zelltypen im reifen Organismus.
Wachstumsfaktoren regen Zellen an
Wachstumsfaktoren (growth factors) sind Glykoproteine mit hoher Wirksamkeit (nano- bis pikomolarer Bereich, d.h. zwischen 10-12 und 10-9 M/l). Es sind Zytokine, die spezifisch das Wachstum und die Differenzierung bestimmter Zielzellen steuern. Sie können von vielen verschiedenen Zellarten produziert werden; einige
können auch Zellteilungen auslösen, sind also Mitogene. Ihr Blutspiegel
ist unter Basisbedingungen sehr niedrig, kann aber bei entsprechender
Stimulation innerhalb weniger Stunden bis zu tausendfach ansteigen. Zu
den Wachstumsfaktoren zählt man auch hämatopoetisch wirkende Proteine (colony stimulating factors,
s. dort).

BDNF
EGF
FGF
HGF/SF
IGF
NGF
PDGF
TGF
VEGF
Wachstumsfaktoren (Growth factors, GF).
In einem vielzelligen Organismus sind Wachstum und Teilung der Zellen
im Allgemeinen restringiert, d.h. ohne die Anwesenheit extrazellulärer
Signale - Wachstumsfaktoren, growth factors
- ist die Zelle in einem Gleichgewichtszustand "eingefroren". Man kennt
über 50 solcher Faktoren; überwiegend Proteine,
auch einige Steroide. Inkubiert man Zellen in vitro mit Wachstumsfaktoren, beginnen
diese nach einigen Stunden mit der Synthese von DNA (Synthesephase).
In der Regel reagieren Zellen nicht auf die Anwesenheit nur eines Wachstumsfaktors, sondern auf
bestimmte Kombinationen davon - es bedarf also eines
Wachstumsfaktor-Musters, um Zellen zur Reduplikation zu veranlassen.
Umgekehrt gehen somatische Zellen in die G0-Phase über, wenn ihnen Wachstumsfaktoren entzogen werden - und nach einiger Zeit ohne Wachstumsfaktoren kommt es sogar zur Apoptose.
Wachstumsfaktoren wirken über Rezeptoren, die meist Tyrosinkinaseaktivität haben. Auf diesem Wege bewirken sie die Inaktivierung (Phosphorylierung) von RB-Protein, was die Freisetzung des Transkriptionsfaktors E2-F zur Folge hat (Kontrollfaktoren, Einleitung der S-Phase).
Der Wachstumsfaktor BDNF (Brain-derived neurotrophic factor) schützt Nervenzellen und Synapsen und fördert deren Wachstum. Er ist ein mit Nervenwachstumsfaktoren eng verwandtes Neurotrophin
(hierher gehören auch der Nerven-Wachstumsfaktor NGF). Großhirnrinde
und Hippokampus sind besonders reich an BDNF-Rezeptoren. Chronischer Stresseinfluss reduziert die Bildung von BDNF und senkt dadurch seine neurotrophe und Reparaturaktivität.
BDNF spielt beim Aufbau von Gedächtnisspuren
eine Rolle - der angeregte postsynaptische Apparat setzt es frei, es
diffundiert zum präsynaptischen Teil, bindet an Rezeptoren und
moduliert die Transmitterfreisetzung, z.B. durch Einfluss auf den Calciumeinstrom: Nimmt dieser zu, werden Vesikel mobilisiert, die
Transmitterfreisetzung vermehrt und die synaptische Effizienz
gesteigert.
Mutationen des
BDNF-Gens bewirken das Undine-Syndrom (kongenitales zentrales
Hypoventilationssyndrom), das durch gestörte CO2-Chemorezeptorsensitivität gekennzeichnet ist.
BDNF wird nicht nur im Gehirn, sondern auch in der Peripherie gebildet (u.a. von aktiven Muskelzellen,
es regt den Muskelaufbau an und umgekehrt wird seine Bildung durch
Muskelaktivität stimuliert - sein Blutspiegel steigt dabei rasch an und
nimmt nach der Muskeltätigkeit ebenso zügig wieder zum Ruhewert ab).

Abbildung: EGF-Rezeptor-Wirkungen an Zielorganen
Modifiziert
nach Chen J, Zeng F, Forrester SJ, Eguchi S, Zhang MZ, Harris RC.
Expression and Function of the Epidermal Growth Factor Receptor in
Physiology and Disease. Physiol Rev 2016; 96: 1025-69
Der
epidermale Wachstumsfaktor wirkt wachstumsfördernd, wundheilend und
differenzierend an Nervensystem, Herz und Lunge, Nieren, Haut
(inklusive Brustdrüse) und Knochen, sowie an der Leber

Der epidermale Wachstumsfaktor (Epidermal growth factor, EGF) wirkt - wie auch der Transforming Growth Factor TGF-α - auf Zellen, die EGF-Rezeptoren
(
Abbildung) exprimieren (davon gibt es zahlreiche Spielarten), wachstumsfördernd
und mitosetriggernd (EGF wird für
Zellkulturen verwendet). EGF kommt in zahlreichen Gewebsflüssigkeiten
vor, z.B. auch im Speichelsekret, und hat dort trophische Wirkungen.
EGF spielt für die Wundheilung eine wichtige Rolle: so wird er in
heilenden Hautwunden von Keratinozyten, Makrophagen und anderen
eingewanderten Entzündungszellen produziert.
Zur Gruppe der EGF zählt auch der Heparin-binding EGF-like growth factor
(HB-EGF); er moduliert mehrere Zellaktivitäten und findet sich
besonders im ZNS (Neuronen und Gliazellen). Nach Ischämie /
Sauerstoffmangel im Gehirn wird er stark exprimiert und regt die
Neurogenese an.
Zu den Transformierenden Wachstumsfaktoren (Transforming growth factors TGF)
werden zwei Peptidklassen gezählt: TGF-α und TGF-β; diese sind
unterschiedlich aufgebaut und wirken über verschiedene Rezeptoren.
TGf-α wird von Makrophagen, Gehirn- und Hautzellen gebildet und fördert das Epithelwachstum; TGF-β
(3 Subtypen: 1-3) regulieren den Zellzyklus und induzieren Apoptose,
beeinflussen Zelldifferenzierung, Entwicklung, Wachstum und
Regeneration, sowie das Immunsystem. TGF-β
hemmt das Wachstum der meisten Epithelzellen, regt die Gewebsbildung
(Kollagensynthese, Proteoglykanbildung u.a.) an und wirkt
entzündungshemmend, gleichzeitig regt es bestimmte Immunfunktionen an,
wie die IgA-Produktion in der Darmschleimhaut.
Gefäßwachstumsfaktoren (Vascular endothelial growth factor VEGF
- A bis F) entstehen in zahlreichen Geweben, in höherer Menge vor allem in Nierenglomerula (Podozyten) und Herzmuskelzellen.
Sauerstoffmangel (dieser induziert den Transkriptionfaktor HIF
- Hypoxie-induzierter Faktor -, welcher die Synthese von VEGF
reguliert) sowie andere Faktoren (TGF, PDGF) regen die Produktion von
VEGF an. Sie wirken an verschiedenen Orten, vor allem den Gefäßen, über
VEGF-Rezeptoren (VEGFR 1 bis
3), die Tyrosinkinasen sind und Kaskaden von Proteinkinasen aktivieren;
diese aktivieren wiederum Transkriptionsfaktoren, die bei der
Angiogenese benötigte Gene ablesen.
VEFG führen zu
Gefäßneubildung (Angiogenese)
inklusive Lymphangiogenese,
fördern die Bildung von
Stickstoffmonoxid und damit Vasodilatation und Blutdrucksenkung,
erhöhen die Gefäßpermeabilität, beteiligen sich an
Wundheilungsprozessen. VEGF-A bewirkt das Aussprossen neuer
Blutkapillaren, VEGF-C lymphatischer Gefäße.
Der Nervenwachstumsfaktor (Nerve growth factor NGF) wirkt neurotroph
- insbesondere in der Embryonalzeit, wo er vorwachsenden
Axonen den Weg zu "richtigen" Dendriten und synaptischen Verschaltungen
weist. NGF lässt Nervenzellen wachsen, aber nicht teilen. NGF gehört in die Gruppe der Neurotrophine
- basischer Proteine (~13 kDa), welche Verbindungen zwischen
Nervenzellen herstellen und ihren Fortbestand sichern. In diese Gruppe
gehört auch der brain-derived neurotrophic factor BDNF:
Dieser ist vor allem im limbischen System und Großhirn dort aktiv, wo
Gedächtnis und abstraktes Denken entstehen (Langzeitgedächtnis!).
Blutplättchen-Wachstumsfaktoren (Platelet derived growth factors PDGF)
werden von Thrombozyten (Speicherung in, und Freisetzung aus Granula),
aber auch von Makrophagen, Endothelzellen und glatten Muskelzellen
gebildet (PDGF-A bis PDGF-D). Beispielsweise setzen Thrombozyten bei Verletzung PDGF-A frei, dieses regt das Zellwachstum in umliegendem Gewebe an.

Abbildung: Wirkungen des PDGF
Nach Donovan J, Abraham D, Norman J. Platelet-derived growth factor signaling in mesenchymal cells. Front Biosci 2013; 18: 106-19
Die
Wirkungen umfassen Migration, Proliferation, Differenzierung, Überleben
und Bildung von extrazellulärem Matrixmaterial.
Zielzellen sind u.a.
Fibroblasten, Gefäßmuskelzellen, Osteoblasten, Osteoklasten,
Chondrozyten
PDGFs wirken auf verschiedenste Zellen, auch im Rahmen
der Embryogenese (ZNS, Blutgefäße, Nieren,
Lungen), sowie auf Zellproliferation, Zellmigration (Monozyten,
Fibroblasten u.a.), Wundheilung und Angiogenese (
Abbildung).
Fibroblasten-Wachstumsfaktoren (Fibroblast growth factor FGF)
spielen wichtige Rollen für Wachstum (Proliferation) und
Differenzierung an
zahlreichen Geweben. Sie wirken auf Angiogenese (Gefäßaussprossung),
Wundheilung (Epithelialisierung, Hämatopoese), embryonale Entwicklung
(Entwicklung von Muskel-, Lungen-, Leberzellen) und diverse endokrine
Signalwege.
Beim Menschen sind mehr als 20 FGF's bekannt. FGFs
interagieren mit Heparansulfat-Proteoglykanen der Zellmembran, was für
ihre Wirkung auf die Zelle (Signaltransduktion) essentiell ist.
FGF19 ist an Morphogenese, Wachstum und Entwicklung des Embryos sowie an Gewebereparatur beteiligt.
Bei Einwirkung von Gallensäuren auf spezielle (Farnesoid-) Rezeptoren
(FXR) wird FGF19 von Zellen im Ileum (distaler Dünndarm) freigesetzt
und entspannt nach Passage des Pfortaderkreislaufs die Wand der Gallenblase, sodass diese sich leichter füllen kann.
FGF23 wird von Osteoblasten gebildet und beteiligt sich an der Steuerung des Calc
ium- und Phosphat-Stoffwechsels. Über
Wirkungen auf die DNA-Ablesung stimulieren FGFs die Zellproliferation,
sichern das Überleben der Zelle und fördern ihre Motilität.
Der Hepatozyten-Wachstumsfaktor (Hepatocyte growth factor / Scatter factor HGF/SF) ist ein Wachstums-, morphogener und Motilitätsfaktor, der über seinen Rezeptor c-MET
- auch über größere Distanz (endokrin) - wirkt. Er wird von
mesenchymalen Zellen (nicht-epitheliale Leberzellen, Endothel) und
Fibroblasten gebildet und wirkt parakrin-multifunktional auf
epitheliale (z.B. Hepatozyten, Gallengangsepithel, Lunge, Niere, Haut,
Brustdrüse), endotheliale und hämatopoetische Zellen.
HGF/SF ist an Zellregeneration, Wundheilung und Embryonalentwicklung
beteiligt (Leber, Niere, Gehirn, Muskeln: c-MET-defiziente
Knockout-Mäuse überleben nicht). Werden Teile der Leber
entfernt, dann steigt der
HGF-Spiegel im Blut bis mehr als 20-fach an - dies bewirkt
kompensatorisches Wachstum von Lebergewebe.
Insulinähnliche Wachstumsfaktoren (insulin-like growth factors, IGFs)
sind in ihrer Aminosäuresequenz dem Insulin ähnlich und werden u.a. in
Leberzellen gebildet. Sie bilden ein komplexes interzelluläres
Kommunikationssystem (IGF-Achse), das zwei Membranrezeptoren (IGF1R und
IGF2R), zwei Liganden, sechs IGF-Bindungsproteinen (IGFBP 1-6) und
einigen IGFBP-assoziierten Proteasen besteht.
Das aus 70 Aminosäuren aufgebaute IGF-1 heißt auch
Somatomedin C (SM-C), Hepatozyten bilden es auf Anregung durch hGH (Wachstumshormon). Es spielt vor allem während des Körperwachstums eine wichtige proliferierende Rolle.
Näheres zu IGFs s. dort
Wundheilung
s. auch dort
Eine Verletzung (Trauma) aktiviert das System der Blutstillung sowie das Kininsystem (Schmerz). Im Wundbereich wirken das angeborene sowie adaptive Immunsystem, bis eingedrungene Pathogene abgewehrt sind. Parallel dazu erfolgen Wundverschluss (hier spielen Makrophagen eine tragende Rolle), Gewebereparatur und Wundheilung. Zahlreiche Faktoren sind beteiligt, z.B. regt IL-13 Fibroblasten und Kollagensynthese an.

Abbildung: Mechanismen, über welche die extrazelluläre Matrix und
Wachstumsfaktoren zusammenwirken, um Signalkaskaden in der Zelle zu
aktivieren
Nach einer
Vorlage in Kumar / Abbas / Fausto / Aster, Robbin and Cotran's
Pathological Basis of Disease, 8th ed. Saunders / Elsevier 2010
Integrine binden extrazelluläre Komponenten und interagieren mit dem Zytoskelett an fokalen Adhäsionskomplexen, Proteinaggregaten inklusive Aktin, Vinculin, Paxillin und Talin (Proteinen,
welche die Zelle für den Aufbau von Zellkontakten benörigt).
Folge sind nukleäre Signale (Mitte) oder die Produktion von second messengers.
Die Anlagerung von Wachstumsfaktoren
an ihre Rezeptoren kann ebenfalls zytoplasmatische Mechanismen
aktivieren, die mit diesen Signalwegen überlappen. Integrine und
Wachstumsfaktor-Rezeptoren interagieren bei der Übertragung
extrazellulärer Signale auf Zellantworten (crosstalk).
Die Zelle integriert diese Einflüsse und münzt sie in Antworten wie
Proliferation, Differenzierung, Migration oder auch Apoptose um. Diese
Mechanismen ermöglichen die Aktivierung von Zellen, wie sie bei der
Wundheilung benötigt wird

Viele dieser Faktoren sind bei der Wundheilung
essentiell: Sie regen Überleben, Bewegung und Kontraktilität sowie
Differenzierung beteiligter Zellen an und fördern die Gefäßneubildung.
Die Wachstumsfaktoren aktivieren dabei die Transkription von Genen, die
in ruhenden Zellen nicht benötigt werden, u.a. solche, welche den
Eintritt in den Teilungszyklus sowie dessen Fortschritt kontrollieren.
Extrazelluläre Matrix -
Basalmembranen und Interstitium, aufgebaut aus Kollagen, Elastin,
Fibronektin, Laminin, Proteoglykanen und Hyaluronsäure u.a. mit eingelagerten
Zelladhäsionsproteinen und anderen regulatorischen Substanzen - spielt
für die Wundheilung eine eminente Rolle. Sie gibt Leitstrukturen und
mechanische Stützung ab, speichert regulatorische
Moleküle und Wachstumsfaktoren, und setzt diese bei Verletzungen frei.
Dadurch werden zelluläres Wachstum, Proliferation, Bewegung und
Differenzierung beeinflusst und beschleunigt.
Bei Heilungsvorgängen
wirken extrazelluläre Matrixstrukturen ordnend auf das Gewebe ein,
ohne diese Information sind die Zellen nicht in der Lage, komplexe
Organmorphologie zu rekonstruieren. Stattdessen bildet sich
Narbengewebe aus.
Die Heilung von Hautwunden kann in folgende drei, sich überlappende Phasen eingeteilt werden:
Entzündung (inflammation) - ausgelöst durch Vorgänge der
Thrombozytenaktivierung und
Gerinnselbildung
Proliferation
- das Gerinnsel dient als Matritze für mobile Zellen, die durch
freigesetzte
Zytokine und
Wachstumsfaktoren angelockt
werden; Fibroblasten wandern ein, Granulationsgewebe
formiert sich, das Fibringerinnsel wird durch
Fibrinolyse weggeräumt; Neutrophile
und
Makrophagen bauen nutzlos gewordene Stoffe ab, entfernen sie,
bekämpfen Bakterien und beteiligen sich an Aufbauprozessen; und es
kommt zu Re-Epithelialisierung
Reifung (maturation) mit Neubildung extrazellulärer Matrix sowie Wundkontraktion
Bei ausgedehnten Wunden ist die
Entzündungsreaktion stärker ausgeprägt, das für 3-7 Tage zunehmende
Granulationsgewebe (einwachsende Fibroblasten und Gefäße mit hoher
Permeabilität) ausgebreiteter und ödematös, und es wird Kollagen
abgelagert, das dann zu einer Narbe wird.
Belastbarkeit verheilter Wunden.
Nach Entfernen der Nähte aus einer
Operationsnarbe eine Woche nach dem Eingriff entspricht die mechanische
Belastbarkeit der Wunde nur etwa 10% derjeniger unverletzter Haut.
Anschließend nimmt sie kontinuierlich zu. Dieser Zeitverlauf
spiegelt die Qualität molekularer Rekonstruktionsvorgänge im Gewebe
wider. Nach 1-3 Monaten erreicht die Belastbarkeit ~70-80% der
Maximalwerte gesunder Haut - die Organisation der Matrixstrukturen
(Kollagen etc) führt
nicht immer zu vollständiger restitutio ad integrum.
Zu den Faktoren, die den Verlauf und das Ausmaß der Wiederherstellung der Gewebeintegrität beeinflussen, gehören
systemische:
Ernährung (z.B. Eiweiß- oder Vitaminmangel!), Stoffwechselzustand (z.B.
Diabetes mellitus!), Kreislauf (z.B. Arteriosklerose!), Hormonstatus
(z.B. Glukokortikoide!)
lokale: Mechanische (Druck / Überdehnung an Wunde), Lage und Größe der Wunde, Fremdkörper, Infektionen
Wie weist man spezifisch Gene, Proteine, RNA nach?
Western blots identifizieren Proteine: Diese Methode ermöglicht die Auftrennung von Zielproteinen nach ihrem Molekulargewicht. Antikörper
(monoklonal oder polyklonal) dienen als Sonden zur spezifischen
Bindung der Zielproteine.

Abbildung: Darstellung von Proteinen mittels Western-Blot
Nach einer Vorlage in Abbas / Lichtman / Pillai: Cellular and Molecular Immunology, 9th ed. 2018
Ein Proteingemisch (Zellhomogenat) wird mittels SDS (Sodium dodecyl sulfate) in einem Gel mittels Polyacrylamidgel- Elektrophorese (PAGE) aufgetrennt (SDS-PAGE, oben), die getrennten Fraktionen mittels nochmaliger Elektrophorese auf
eine Mikrozellulose-Membran übertragen (Mitte; die SDS wird dabei vom
Protein entfernt) und mit einem Antikörpercocktail behandelt (unten
links). Mit einem Fluorophor oder Enzym markierte Sekundärantikörper ermöglichen die Darstellung der markierten Fraktionen auf einer Fotoplatte (unten rechts)
Zellhomogenate werden durch
Gelelektrophorese mit einem anionischen Tensid - Natriumlaurylsulfat
(SDS) - denaturiert, linearisiert und negativ aufladen. Die
Wanderungsgeschwindigkeit der solchermaßen veränderten Proteine ist nun
umgekehrt proportional zu ihrem Molekulargewicht. Die entstandenen
"Blots" werden auf Mikrozellulose
übertragen, dabei von SDS befreit und auf dem Papier fixiert. Spezifische Primärantikörper werden aufgebracht, die an Epitope binden und anschließend mittels fluorophor- (genauer) oder enzymdotierter (Chemoluminiszenz) Sekundärantikörper detektiert
werden. Die Intensität des optischen Signals wird auf Photofilm festgehalten.
Sowohl die Konzentration als auch die Molekülgröße der Antigene wird
durch diese Methode ermittelt (
Abbildung).
Mittels (DNA-) Polymerase-Kettenreaktion (PCR: polymerase chain reaction) lassen sich DNA-Abschnitte in vitro vervielfältigen und dadurch molekulare Sonden herstellen. Mit deren Hilfe lassen sich DNA-Sequenzen präzise orten (DNA sequencing).
Die PCR ermöglicht eine rasche Kopie und Multiplikation spezifischer DNA-Sequenzen bis zu einer Länge von 1 kb (103 Basen) zu analytischen und präparativen Zwecken. Die Methode nutzt kurze, Endstücken komplementäre Oligonukleotid-Primer.
Southern blots identifizieren Gene: Es werden Nukleinsäuresequenzen (Gensonden, hybridization probes)
hergestellt (PCR), die komplementär zu der gesuchten DNA-Sequenz sind.
Mit ihrer Hilfe können Gensequenzen z.B. in Zellhomogenaten aufgefunden
werden (Einzelheiten wie Gelelektrophorese, Blotting von Gel auf
Nitrozellulose, Hybridisierung und Sichtbarmachung s. Biochemie).
Northern blots identifizieren mRNA-Transkripte:
Diese Methode erlaubt es festzustellen, welche Gewebe ein bestimmtes
RNA-Transkript herstellen. Das Verfahren ist ähnlich wie beim
Southern-Blot (Homogenisierung fraglicher Zellen etc), nur werden RNA-
und nicht DNA-Abschnitte nachgewiesen.
Will man wissen, wie die Expression der Ziel-RNA in Gewebeschnitten
lokalisiert ist (welche Zellen erzeugen die RNA?), wendet man in-situ-Hybridisierung an, bei der die Bindung der Gensonde in Gewebeschnitten erfolgt (und sichtbar gemacht wird).
Immunozytochemie: Wie beim Nachweis von RNA, kann auch der Proteinnachweis - statt in Zellhomogenaten - in Gewebeschnitten
erfolgen und so die Lokalisierung der gesuchten Proteine im
untersuchten Gewebe (auch innerhalb von Zellen) sichtbar gemacht werden
- nur eben nicht mittels Hybridisierung, sondern mit Hilfe von
Antigen-Antikörper-Reaktionen.

Chromosomen bestehen aus einem vielfach verwickelten, aber unverzweigten Chromatinfaden - einem DNA-Molekül mit Begleitproteinen (Histone, Nicht-Histone). Histone regulieren die Verpackung und Ablesung der DNA. Multiples Aufspulen der Chromatinfäden ermöglicht platzsparende Verpackung (z.B. Metaphase der Mitose), in der Chromosomen kondensiert sind, allerdings kaum abgelesen werden können
Demethylierung
der DNA und Acetylierung von Histonen bewirkt eine offene Konformation
mit ablesbaren Genen, Methylierung der DNA und Deacetylierung von
Histonen geschlossene Konformation mit
"abgeschalteten" Genen. Das Epigenom
bezieht sich auf Veränderungen am Chromatin, die nicht die Basensequenz
der DNA, sondern die Realisierung (Expression) genetischer Information
betreffen
Von einer typischen Zelle werden jeweils mehrere tausend Gene - RNA-codierende DNA-Abschnitte - ausgelesen
(transkribiert). Aktivierung von Promotorsequenzen gibt die Transkription - das Kopieren als RNA -
frei, damit beginnt die Expression (Realisierung eines Genproduktes). Die Ablesung (Transkription) von Genen erfolgt durch RNA-Polymerasen, die sich dazu an eine vor dem Gen gelegene Promotorsequenz anlagern müssen. Dazu brauchen sie DNA-bindende Proteine (Transkriptionsfaktoren). Gene können verschieden aktiviert werden, abhängig vom Muster der anregenden Faktoren. Am Transkriptionsstartpunkt müssen sich zahlreiche Proteine zusammenfinden, um die Transkription zu starten. Die Bindung regulatorischer Faktoren verändert
die Chromatinstruktur und fördert oder hemmt die Aktivität von RNA-Polymerase sowie die Bindung von Transkriptionsfaktoren
Es gibt Boten- (m-), ribosomale (r-), Transfer- (t-) und weitere kleine Ribonukleinsäuren (s-RNA). Nur ~1,5% des gesamten Genoms sind proteincodierende Sequenzen; im Zellkern zunächst gebildete heteronukleäre RNA (hn-RNA) wird posttranslational bearbeitet: Entfernen von (nicht-proteincodierenden) Introns und Spleißen von (proteincodierenden) Exons; m-RNA ethält die Bauanleitung für Proteine. t-RNA
ermöglichen die
Translation (Übersetzung in die Aminosäuresprache): Sie binden einerseits ein komplementäres Basentriplet der m-RNA,
andererseits bringen sie die entsprechende Aminosäure. Proteine können posttranslational modifiziert werden
Über 50
verschiedene Wachstumsfaktoren können die DNA-Synthese ihrer Zielzellen
aktivieren; diese benötigen dazu meist bestimmte
Muster an Wachstumsfaktoren. Mangel
an Wachstumsfaktorern bringt somatische Zellen in die G0-Phase oder
zur Apoptose. Die wichtigsten Wachstumsfaktoren sind BDNF
(brain-derived
neurotrophic factor), EGF (epidermal growth factor), TGF (transforming
growth factors), VEGF (vascular endothelial growth factors), NGF (nerve
growth factor), PDGF (platelet derived growth factors), FGF (fibroblast
growth factor), HGF / SF (hepatocyte growth factor / scatter factor),
IGF (insulin-like growth factors)
Verletzungen
aktivieren Blutstillung, Kinin- und Immunsystem (Entzündung),
Wundverschluss, Gewebereparatur und Wundheilung. Integrine binden
extrazelluläre Komponenten und interagieren mit dem Zytoskelett an
fokalen Adhäsionskomplexen, Wachstumsfaktoren aktivieren die Transkription von Genen, die in ruhenden Zellen nicht abgelesen werden.
Es folgen Proliferation, Zellteilung, Differenzierung, Migration,
Apoptose; Angiogenese wird angeregt. Heilung erfolgt entlang
Leitstrukturen der extrazellulären Matrix (Organmorphologie), die dabei gespeicherte Wachstumsfaktoren freigibt
Die Interphase besteht aus G1-Phase (mindestens 10 Stunden: Wachstum und Aktivität der Zelle), die in eine G0-Phase münden kann, ansonsten bis zum G1-Restriktionspunkt reicht, gefolgt vom G1/S-Kontrollpunkt zur Prüfung der DNA-Integrität; S-Phase (6-8 Stunden: DNA-Reduplikation); und der
~4 Stunden dauernden G2-Phase. Am abschließenden G2/M-Checkpoint können Korrekturen an der replizierten DNA erfolgen. Die Mitose
wird durch Mitogene ausgelöst und involviert Proteinkinasen
(MAP-Kinasen), welche Mitose, Proliferation, Genexpression,
Differenzierung, Überleben und Apoptose steuern. Die Mitose besteht aus
Pro-, Meta-, Ana- und Telophase
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