Allosterie: ἄλλως = anders, στερεός = Ort
Enzym: ἐν = in, ζύμη = Hefe, Sauerteig
Glykogenolyse: γλυκύς = süß, γενεά = Abstammung, λύσις = Auflösung
Lineweaver-Burk-Diagramm: Hans Lineweaver, Dean Burk
Metabolismus: μετα-βολισμός = Um-wurf
Michaelis-Menten-Konstante: Leonor Michaelis, Maud Menten
Mitochondrium: μίτος = Faden, χόνδρος = Korn
Phytoalexin: φυτόν = Pflanze, αλεκειν = abwehren
Xenobiotika: ξένος = fremd, βίος = Leben
Zytoplasma: κύτος = Höhlung, Gefäß, πλάσμα = Gebilde (von πλάσω = formen, gestalten)
Enzyme sind Proteine, die bestimmte Reaktionen beschleunigen. Man unterscheidet nach ihrer Funktion

-- Klasse I-Enzyme (Oxidoreduktasen)
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-- Klasse II-Enzyme (Transferasen), z.B. Transaminasen (Aminogruppe), Kinasen (Phosphat), Methyltransferasen (Methylgruppe)
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-- Klasse III-Enzyme (Hydrolasen), sie spalten oder verknüpfen Moleküle unter Einsatz von Wasser
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-- Klasse IV-Enzyme (Lyasen, Synthasen), sie fügen kleine Moleküle an oder entfernen sie
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-- Klasse V-Enzyme (Isomerasen) schalten zwischen isomeren Formen um (Epimerasen, Mutasen)
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-- Klasse VI-Enzyme (Ligasen) verknüpfen Moleküle unter Verwendung energiereicher Phosphate
Die für den Metabolismus notwendige Energie wird aus der Spaltung von
Lipiden, Glucose u.a. gewonnen. Oxidative Energiegewinnung erfolgt z.T.
in Mitochondrien, anoxidative im Zytoplasma.
Spezialisierte
Stoffwechselwege dienen der Verarbeitung stickstoffhaltiger Moleküle
(Harnstoffzyklus), von Kohlenhydraten (Citratzyklus), Lipiden
(Fettsäurezyklus) u.a.
|
ATP steht im Zentrum des Energiestoffwechsels und wird über die Atmungskette regeneriert
Der Energiebedarf
einer erwachsenen Person beträgt ~10 MJ (Millionen Joule, entspricht
~2500 Cal) pro Tag, der Energieumsatz (Leistung) einer ruhenden
erwachsenen Person rund 100 Watt. Diese Energie wird z.B. für
Transport, Bewegung, Kontraktion, Synthese, Wachstum eingesetzt. Dabei
werden chemische Verbindungen errichtet, andere gelöst; das läuft in
aller Regel innerhalb komplexer Stoffwechselwege ab. Die einzelnen
Schritte werden oft durch enzymatischen Einfluss beschleunigt oder
verzögert; Enzyme werden von der Zelle je nach Erfordernis gebildet
(Enzyminduktion) oder abgezogen, fallweise zu Gruppen formiert. Auf
diese Weise können Zellen auf veränderte Bedingungen
situationsspezifisch reagieren.
Stoffwechselenergie treibt Vorgänge an, die nicht aufgrund vorhandener
Konzentrations- bzw. Energiegefälle ohnehin von selbst ablaufen - z.B.
das "Bergauf"-Pumpen von Ionen durch Membranen (Na-K-Pumpe) oder
mechanische Vorgänge (Verformung, Kontraktion). Die Energie wird
metabolisch
aus Nahrungsstoffen
und im Körper nutzbaren Depots
gewonnen und auf Phosphatmoleküle
übertragen (ADP + P → ATP); vor allem entsteht Wärme, die nach außen abgegeben wird.
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Abbildung: Elektrochemischer Protonengradient und ATP-Synthese
Nach einer Vorlage in nature.com/scitable/ topicpage/mitochondria
An
der inneren Mitochondrienmembran werden hochenergetische Elektronen an
einer Transportkette entlanggereicht. Dies speist Protonenpumpen: H+
gelangt aus der Matrix in den Raum zwischen innerer und äußerer
Membran, der dadurch aufgebaute Konzentrationsgradient lässt Protonen
wieder in das Mitochondrium eintreten - via ATP-Synthase, was die Bildung von ATP
aus ADP antreibt
Die
(aerobe) Energiegewinnung erfolgt an der inneren Mitochondrienmembran, dafür ist Sauerstoff notwendig. Bei mangelhafter
Durchblutung eines Gewebes (Ischämie) gelangt zu wenig Sauerstoff zu
den Zellen, die Mitochondrien
bilden nicht genügend ATP, der Zellstoffwechsel leidet.
Näheres zur Energiegewinnung in den Mitochondrien s. dort
Der Organismus ist auf Energiezufuhr in Form von Nährstoffen
von außen angewiesen; in welcher Form - als Kohlenhydrate, Fette, oder
Proteine - ist in Hinblick auf die Energieverwertung ziemlich einerlei,
denn diesbezüglich sind die Nährstoffe grundsätzlich austauschbar.

Abbildung: Metabolismus - wichtigste Wege
Nach einer Vorlage bei Elmhurst College
Dieses
stark vereinfachte Schema deutet Verknüpfungspunkte im Protein- und
Stickstoff- (gelb), Kohlenhydrat- (grün) und Fettstoffwechsel (rot),
deren Einmündung in den Citratzyklus sowie den - die Energiegewinnung
(ATP) antreibenden - mitochondrialen Elektronentransport an

Das Zytoplasma
füllt den Raum zwischen Zell- und Kernmembran aus und
beinhaltet Zellorganellen und fadenförmige Strukturen. Hier erfolgen
Zuckerabbau (Glykolyse), Synthese der Fettsäuren, Aktivierungen von
Aminosäuren u.a.
Die Moleküle des Stoffwechsels erfüllen verschiedenste Aufgaben; Aufbau, Form und Stoffwechseltätigkeit sind ständigen
Änderungen unterworfen und der jeweiligen Funktion angepasst.
Kohlenhydrate liefern Energie und sind Bestandteile z.B. von Glykoproteinen und Glykolipiden;
Lipide sind tragende
Komponenten von Zellmembranen und erfüllen verschiedenste Aufgaben
im Körper (nicht nur Energiespeicherung in Fettzellen);
Proteine sind Bau- und Funktionsmoleküle
in und außerhalb der Zelle, Informationsmoleküle (z.B. Zytokine und
Hormone), Enzyme;
Nukleotide dienen der Informationsspeicherung (DNA) und -übertragung (RNA), dem Energiestoffwechsel (ATP) u.a.
Um die
notwendige Trennung der chemischen Funktionen zu gewährleisten, ist
jede Zelle in Reaktionsräume (zelluläre Kompartimente)
gegliedert. Für das Verständnis z.B. von Stoffwechselerkrankungen ist
es wesentlich zu wissen, wo welche Reaktionen ablaufen und wie die
beteiligten metabolischen Wege interagieren.
Zelluläre Enzyme sind Proteine
Zur Erleichterung von Reaktionen werden Biokatalysatoren
(Enzyme
) benötigt, welche die betreffenden Reaktionen in spezifischer
Weise "einschalten", d.h. ermöglichen bzw. beschleunigen. Sie können die Aktivierungsenergie,
die für den Übergang von einem zu einem anderen Zustand nötig ist,
herabsetzen (
Abbildung). Dadurch wird der thermodynamische Anspruch
an die "Schwellenüberwindung" reduziert und ein Reaktionsgleichgewicht
stellt sich rascher ein. Mit anderen Worten, mehr Moleküle sind
in der Lage, in einer bestimmten Zeitspanne die Energiebarriere zu
überwinden.

Abbildung: Ein Enzym verringert die Energieschwelle für "seine" Reaktion
Modifiziert nach einer Vorlage in der Website der New Jersey University of Medicine & Dentistry
Enzyme helfen beim Überschreiten eines Übergangszustandes (Gipfel der
Kurve), der durch höhere freie Enthalpie (thermodynamisches Potential)
des Systems gekennzeichnet ist.
Die freie Enthalpie des Übergangszustandes (freie Aktivierungsenergie) wird herabgesetzt, die Wahrscheinlichkeit für die Überwindung dieser Schwelle steigt an.
ΔG = Netto freie Energie

Als Aktivierungsenergie (activation energy)
bezeichnet man die mindestens notwendige Energie, die man potenziellen
Reaktionspartnern zuführen muss, um eine Reaktion zu starten (vgl. dort).
Aktivierung / Inaktivierung
auch nur eines Schlüsselenzyms kann zum Ein- oder Ausschalten eines
kompletten metabolischen Pfades ausreichen ("schwächstes Glied der
Kette") - z.B. über (Nicht-)Verfügbarkeit des entsprechenden Substrats
/ Intermediärprodukts. Auf diese Weise können über Schlüsselsubstanzen
gegenseitige Beeinflussungen / Steuerungen verschiedener
Stoffwechselwege erfolgen.
Der nötige
Energieaufwand zur Überwindung der Reaktionsschwelle
ist mit Enzym
geringer als ohne ihn (
Abbildung). Enzyme ändern nichts am
chemischen
Gleichgewicht, steigern aber die "Trefferquote" der Reaktionspartner
durch Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit der Hin- und Rückreaktion.
Sie können Reaktionen um
einen Faktor beschleunigen, der viele Zehnerpotenzen beträgt.
Zur Beeinflussung der Reaktionspartner verfügen Enzyme über aktive Zentren
- diese sind oft räumlich komplex angelegt, hydrophob, und/oder mit Co-Faktoren (z.B. Metallionen - wie Zink - oder kleinen
Nicht-Protein-Molekülen - wie Vitaminderivaten) ausgestattet. Durch
Bindung an das Substrat erhöht sich die Reaktionswahrscheinlichkeit,
indem ein instabiler Zwischenzustand auftritt - durch Annäherung und passende räumliche Ausrichtung (Schlüssel-Schloß) der Reaktionspartner - und diese so leichter miteinander reagieren.
Cofaktoren / Coenzyme: Einige
Enzyme müssen sich mit anderen (Nichtprotein-) Molekülen zusammentun,
um wirksam werden zu können. Diese können im Zuge der katalytischen
Reaktion vorübergehend verändert werden. Das "nackte" Enzym ist
unwirksam und wird als Apoenzym bezeichnet, der gesamte (enzymatisch aktive) Komplex als Holoenzym.
Cofaktoren sind Metallionen wie Magnesium (ATPasen, Adenylatcyclasen, Kinasen), Eisen (Hämproteine, Cytochrome, Katalasen, Peroxidasen), Zink (Superoxiddismutase, Kollagenase, Alkohol-Dehydrogenase, alkalische Phosphatase, Transkriptionsfaktoren, Carboanhydrase), Kupfer (Cytochrom C-Oxidase, Ferroxidase, Superoxiddismutase, Tyrosinase), Selen (Glutathionperoxidase).
Coenzyme sind kleine organische Moleküle, meist Vitaminabkömmlinge, wie Thiamin (Dehydrogenasen, Transketolase), Riboflavin (Redox-Enzyme), Niacin (Dehydrogenasen, Redox-Enzyme), Pantothensäure (Dehydrogenasen, Fettsäuresynthase), B6 (Transaminasen, Decarboxylasen, Glykogenphosphorylase), Folat (Transferasen / Synthasen), B12 (CoA-Mutase, Methioninsynthase), Ascorbinsäure (Hydroxylasen, Carboxylasen).
Die Aktivität von Enzymen wird durch zusätzliche Faktoren beeinflusst:
Die optimale Temperatur beträgt
für die meisten Enzyme 37°C, also die normale Betriebstemperatur des
Organismus. Steigende Temperatur unterhalb des Optimums erhöht auch die
Wahrscheinlichkeit des Zusammentreffens des Substrats mit dem aktiven
Zentrum des Enzyms, bei Temperaturwerten über dem Optimum kommt es zu
Denaturierung und Funktionsverlust des Enzyms.
Die Konzentration an Wasserstoffionen
spielt ebenfalls eine Rolle; die meisten Enzyme funktionieren zwischen
pH 4 und pH 8 (Enzyme im Magen, insbesondere Pepsin, funktionieren in
einem noch saureren pH-Bereich - Pepsin zwischen pH 0 und pH 3 - und
verlieren ihre Aktivität im Duodenum; das pankreatische Trypsin hat
sein pH-Optimum bei pH 8).
Auf- / Abbau von Enzymen: Enzyme können von der Zelle je nach Bedarf neu aufgebaut (
Proteinsynthese s. dort) oder abgebaut werden (
Ubiquitinmechanismus s. dort).
Beides wird von entsprechenden Rückkopplungsmechanismen gesteuert. Auf
diese Weise kann die Zelle über ihre Enzymausstattung die jeweils
gewünschten Stoffwechselwirkungen erzielen (z.B. Wachstum,
Hormonbildung, Sekretion...). Die Funktionen einer Zelle sind über ihre
Expression bestimmter Enzyme definiert, diese begünstigen die Bildung
bestimmter Stoffwechselprodukte, und diese können wiederum die Ablesung
von Genen beeinflussen (
Abbildung). So
ergeben sich multiple Rückkopplungsschleifen, die einerseits den
Metabolismus der Zelle stabilisieren, andererseits den Stoffwechsel an
veränderte Rahmenbedingungen anpassen können.
Abbildung: Die Stellung von Enzymen zwischen Genen und Metabolismus in der Zelle
Enzyme
sind einerseits das Produkt der Proteinsynthese (Transkription und
Translation genetischer Information), andererseits steuern sie den
Zellstoffwechsel und über diesen auch die Transkription von Genen
So kann z.B. hohe Konzentration einer bestimmten Aminosäure in der Zelle ein (allosterisch funktionierendes) Transkriptionsrepressorprotein aktivieren. Dieses schaltet das Gen für ein Enzym, das diese Aminosäure zu bilden hilft, ab und verhindert so
eine weitere Anreicherung dieser Aminosäure in der Zelle. Umgekehrt
kann sinkende Konzentration einer bestimmten Aminosäure ein Transkriptionsaktivatorprotein einschalten, das wiederum die Synthese der Aminosäure anregt (Wirkung von Stoffwechselprodukten auf die Transkription in der
Abbildung).
Eine typische enzymgesteuerte Reaktion kann folgendermaßen geschrieben werden:
E ist das Enzym, S das Substrat, P das Produkt. k sind die
Geschwindigkeitskonstanten (ein Maß für das jeweilige Reaktionstempo).
Der zeitliche Ablauf enzymatischer Reaktionen (Kinetik)
hängt von mehreren Faktoren ab - wie der Konzentration der
Ausgangsstoffe (A) und der durch die Wirkung des Enzyms entstandenen
Produkte (P). Als Reaktionsgeschwindigkeit (V) kann man sowohl die
Verschwinderate von A als auch die Entstehungsrate von P definieren: V
= -(ΔA/Δt) = +(ΔP/Δt).
Nimmt [V] linear mit [A] zu, spricht man von einem System 1. Ordnung;
dieses Verhalten ist typisch für niedrige Konzentrationsbereiche des
Ausgangsstoffes, in denen das Enzym weitgehend frei ist und seine
aktiven Zentren mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht durch ein
Substratmolekül besetzt sind. Je mehr Substrat auftaucht, umso mehr
wird umgesetzt - in linearer Proportionalität: V(t) = k x [A] (k ist eine Geschwindigkeitskonstante). Reaktionen 1. Ordnung weisen auf diffusionskontrollierte Verfügbarkeit des Substrates hin.
Häufig sind die enzymatischen Abläufe von mehr als einem Ausgangsstoff
abhängig, z.B. wenn Glucose durch Hexokinase bzw. Glukokinase
phosphoryliert werden soll: Hier wird sowohl Glucose als auch ATP
benötigt, die Reaktionsgeschwindigkeit hängt sowohl von der
Verfügbarkeit von ATP als auch der von Glucose ab: V(t) = k x [ATP] x [Glucose]. Es handelt sich um eine Reaktion 2. Ordnung.
Eine wichtige Kenngröße enzymatischer Reaktionen - und Transportvorgänge - ist die Substratkonzentration, bei der die Umsatzgeschwindigkeit halbmaximal ist, d.h. bei Halbsättigung des Systems.
Mit
zunehmender Substratkonzentration nimmt die Reaktionsgeschwindigkeit
zu, bis sie - bei mit Substrat gesättigtem Enzym - maximal ist (Vmax). Eine wichtige Größe zur Quantifizierung der Kinetik ist die Michaeliskonstante Km
:
Die Michaeliskonstante (Km, Michaelis-Menten-Konstante) ist diejenige Substratkonzentration (mol/l), bei der die Reaktionsgeschwindigkeit (Enzym / Substrat) die Hälfte des Maximalwertes erreicht (Vmax/2). Sie ist eine charakteristische Eigenschaft einer Transportsystems bzw. Enzyms und gilt
als Maß für die Affinität des Enzyms bzw. Transportproteins für sein Substrat:
Ein niedriger Km-Wert zeigt eine stabile Bindung (hohe Affinität) zwischen Enzym / Transporter und Substrat an (und umgekehrt: Ein hoher [Km] bedeutet niedrige Bindungsstärke).
Maximale Reaktionsgeschwindigkeit erreicht ein Enzymsystem ab einer Substratkonzentration, die dem Zehnfachen des Km-Wertes entspricht.
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Abbildung: Michaelis-Menten-Beziehung (Michaelis-Menten plot)
Nach einer Vorlage in Panini SR, Medical Biochemistry, 2nd ed. 2021 (Thieme)
Die Reaktionsgeschwindigkeit (reaction velocity V) einer Reaktion nimmt mit der Konzentration der Bindungspartner (Substrat) zu und kann durch die Anwesenheit eines Enzyms erhöht werden.
Enzymbeeinflusste Reaktionen sind sättigbar: Wird [V] als
Funktion der
Substratkonzentration [S] dargestellt, nähert sich [V] mit steigender
[S] asymptotisch an einen Maximalwert (Vmax) an. Es ergibt sich eine
Hyperbel; die
Substratkonzentration bei halbmaximaler Reaktionsgeschwindigkeit (Vmax/2) ist die Michaeliskonstante (Km)

Die Michaelis-Menten-Gleichung ist eine fundamentale Formulierung der Enzymkinetik. Sie beschreibt den Verlauf der Reaktionsgeschwindigkeit als Funktion der Substratkonzentration:
Dabei ist V die Geschwindigkeit der enzymkatalysierten Reaktion, Vmax die maximale Geschwindigkeit, [S] die Substratkonzentration bzw. Konzentration eines zu transportierenden Stoffes und Km die Michaelis-Menten-Konstante (Substratkonzentration bei Vmax/2).
Die
Michaelis-Menten-Beziehung kann durch Umformung (doppelt-reziproke
Darstellung) auch linearisiert werden (Lineweaver-Burk equation):
Als Lineweaver-Burk plot
dargestellt, ergibt sich eine Gerade (
Abbildung):

Abbildung: Lineweaver-Burk-Diagramm
Nach einer Vorlage in Panini SR, Medical Biochemistry, 2nd ed. 2021 (Thieme)
Statt
der Reaktionsgeschwindigkeit V (y-Achse) und der Substratkonzentration
[S] (x-Achse) werden deren Kehrwerte aufgetragen. Es
ergibt sich eine lineare Beziehung, die Steigung der Linie definiert den
Quotienten Michaeliskonstante / Vmax, die Kreuzungen mit den Achsen stellen -1/Km (x-Achse) bzw. 1/Vmax (y-Achse) dar.
Diese Darstellung
zeigt u.a. an, ob eine Enzymhemmung (s. unten) nichtkompetitiv (die
Steigung der Geraden nimmt zu, der Schnittpunkt auf der x-Achse bleibt
gleich), kompetitiv (die Steigung der Geraden nimmt zu, der Schnittpunkt durch die y-Achse bleibt gleich) oder unkompetitiv ist (die Gerade ist entlang der y-Achse nach oben verschoben, ihre Steigung bleibt gleich)

Hier wird der Kehrwert der Reaktionsgeschwindigkeit (1/V) als Funktion
des Kehrwerts der Substratkonzentration (1/[S]) aufgetragen. Es ergibt
sich eine Gerade, wobei der Schnittpunkt mit der V-Nulllinie den Betrag für -1/Km ergibt. Der Schnittpunkt mit der Ordinate ergibt 1/Vmax, und die Steilheit der Linie entspricht dem Quotienten Km/Vmax.
Es gibt weitere Möglichkeiten zur linearen Darstellung der
Enzymaktivität, z.B. den Scatchard-Plot oder das Hill-Diagramm. Alle
Varianten gehen von Messergebnissen aus, also von empirischen
Beobachtungen der Enzymaktivität, deren Muster dann mathematisch
charakterisiert wird (als Hyperbel bei Michaelis-Menten, als Gerade bei
anderen Darstellungen der Sättigungsfunktion).
Adaptation: Eine Enzyminduktion (=Zunahme der Enzymmenge) kann durch erhöhte Transkription
des entsprechenden Gens oder verminderten Abbau des Enzyms erreicht
werden. Enzyminduktion wird durch zahlreiche physiologische Faktoren
(z.B. erhöhte Substratkonzentration), aber auch durch Arzneistoffe
verursacht.

Abbildung: Enzymkette
Nach: Raven / Johnson, Understanding Biology, wm.c.brown publishers; 3rd ed (1996)
Mehrere
Enzyme ordnen sich in einer Biomembran so an, dass ein Substrat über
Intermediärprodukte zu einem Endprodukt verwandelt werden kann

Dabei kann es zu reversiblen räumlichen Anordnungen von Enzymen (enzyme clustering, "Metabolon") kommen, z.B. in
Zellmembranen (
Abbildung), um eine Optimierung der Reaktionsabfolge
von einer Ausgangssubstanz (Substrat) über oft mehrere Zwischenstufen
bis zum fertigen Endprodukt zu erzielen.
Enzymhemmung: Enzyme können durch Hemmung ihrer Aktivität reguliert werden (Enzymregulation).
Dies erfolgt durch Inhibitoren, die sich an das Enzym anlagern. Das hat
zur Folge, dass das Substrat nur langsam oder gar nicht mehr umgesetzt
werden kann. Die Inhibition kann reversibel (umkehrbar) oder
irreversibel sein. Irreversible Hemmung kann erfolgen
durch Modifikation bzw. Destruktion funktioneller
Gruppen am Enzym (z.B. durch Cyanid, Quecksilber u.a.).
Beispielsweise hemmt Penicillin permanent die Synthese von
Peptidoglycanen, Bausteinen der Bakterienwand.
Bei den reversiblen Formen der Enzymhemmung unterscheidet man
Kompetitive Inhibition:
Der Inhibitor verdrängt das eigentliche Substrat - dank ähnlicher
Struktur - an der aktiven Stelle des
Enzyms, dessen Wirkung auf das Substrat dadurch nachlässt. Bindung
eines kompetitiven Inhibitors senkt die Affinität des Enzyms für sein
Substrat und erhöht folglich den KM-Wert. Erhöhung der
Substratkonzentration kann den Inhibitor wieder verdrängen
Nichtkompetitive Inhibition:
Der Inhibitor bindet nicht an die aktive, sondern eine andere Stelle
des Enzyms. Dies kann eine allosterische Stelle sein und man spricht
von allosterischer Hemmung. Jenenfalls führt die Anlagerung des
Inhibitors zu einer Veränderung der Form der aktiven Stelle des Enzyms,
dadurch sinkt die Reaktionsgeschwindigkeit
Unkompetitive Inhibition:
In diesem Fall bindet der Inhibitor erst dann an das Enzym, wenn dieses
mit dem Substrat einen Komplex gebildet hat. Durch die Anlagerung des
Inhibitors an diesen Komplex ist die Wirkung des Enzyms auf das
Substrat blockiert, es entsteht kein Produkt mehr.
Ein besonderes Funktionsmodell ist der allosterische Effekt,
d.h. die Verquickung von Funktions- und Gestalteffekt. Ein Beispiel ist die S-Form der Bindungskurve des Hämoglobins (Besetzung eines der 4 Hämeinheiten mit Sauerstoff verändert die Form und damit die Bindungscharakteristik des Gesamtmoleküls).
Als allosterischen Regulator / Modulator bezeichnet man eine Substanz, die an einen Rezeptor oder ein Enzym - abseits dessen aktiver Stelle - bindet,
eine Gestalts- ("Allosterie") und damit Aktivitätsänderung dieses
Rezeptors oder Enzyms bewirkt. Eine solche Bindungsstelle heißt allosterische / regulatorische Stelle, der Effektorstoff wird - je nach Wirkung - als allosterischer Aktivator bzw. allosterischer Inhibitor bezeichnet.
Substanzen, welche direkt an die aktive Stelle (des Enzyms oder Hormonrezeptors) binden und über diese wirken, nennt man auch orthosterische Regulatoren bzw. Modulatoren.
Allosterische Steuerungen sind häufig das Werkzeug für physiologische Rückkopplung,
womit z.B. Enzymaktivitäten oder endokrine Regelkreise stabilisiert
werden können. Die Rückkopplung kann sowohl "rückwärts" (feedback) -
z.B. wenn ein Hormon seine eigene Produktion eindämmt - als auch "nach
vorne" (feedforward) erfolgen - z.B. wenn ein Sauerstoffmolekül am
Hämoglobin dessen Affinität für weitere O2-Moleküle beeinflusst.
Physiologisch reguliert werden Enzymaktivitäten durch

Klassische Aktivierung und Hemmung, z.B. durch Kompetition mehrerer
Molekülarten um Bindung, oder allosterische Effekte - die Enzyme haben
neben katalytischen auch
regulatorische Bereiche, an denen steuernde Substanzen wirken (
Abbildung)

Interkonversion, d.h. Änderung des Aktivitätszustandes z.B. durch
Phosphorylierung (kann aktivieren oder auch inaktivieren)

Räumlich-zeitliche Separation und entsprechende Aktivierung (
Zymogene werden in inaktiver Form gespeichert und erst aktiviert, wenn dies sinnvoll ist -

s.
Verdauungsenzyme)

Isoenzyme: Homologe Enzymvarianten mit unterschiedlichen, je nach
Einsatzort optimierten Eigenschaften - z.B. LDH-Isoenzyme (Formen für
Herz, Lymphsystem, Lunge, Nieren, Leber / Muskulatur)
Kinetik: Gleichgewicht Enzymnachbildung / Abbau (Turnover)
Fremdstoffmetabolisierende Enzyme: Enzyme
werden u.a. auch dazu benötigt, Fremdstoffe zu bearbeiten (um- oder
abzubauen, löslich / ausscheidbar zu machen), die sich sonst im Körper
anreichern und toxisch wirken. So bilden Pflanzen Substanzen, die ihren
Verzehr vergällen sollen (Fraßgifte, Phytoalexine
). Insgesamt führen wir dem Körper mit der Nahrung ~104 verschiedene Fremdstoffe (Xenobiotika
)
zu (z.B. in Kaffee ~300 verschiedene Substanzen). Diese werden
von fremdstoffmetabolisierenden Enzymen abgebaut, die im Rahmen von Phase I- und Phase II-Reaktionen aktiv werden: So werden etwa Phytoalexine in weniger gefährliche Stoffe umgewandelt und leichter ausscheidbar gemacht.
Solche Enzyme haben eine breite Substratspezifität und können daher
auch viele synthetische Verbindungen (Pharmaka!) abbauen bzw.
eliminierbar machen.
Nach der Art der geförderten Reaktion unterscheidet man folgende Enzymklassen (enzyme code EC 1 bis 7):
Redoxreaktionen: Oxidoreduktasen (Klasse 1-Enzyme EC 1), sie erleichtern Redox-Reaktionen (Abgabe von Elektronen durch einen Donor = Oxidation - im Anabolismus wird oft NADPH oxidiert, dabei gibt es Elektronen ab; Aufnahme von Elektronen durch einen Akzeptor = Reduktion - im Katabolismus wird meist FAD oder NAD+ reduziert).
Allgemein: A- + B → A + B-
Gruppenübertragungen: Transferasen (Klasse 2-Enzyme EC 2), sie übertragen funktionelle Gruppen von einem Molekül
auf ein anderes, z.B. Transaminasen (Aminogruppe), Kinasen (Phosphat), Methyltransferasen (Methylgruppe).
Allgemein: A-X + B → A + B-X
Kondensationen und Hydrolysen: Hydrolasen (Klasse 3-Enzyme EC 3) spalten
Moleküle unter Einsatz von Wasser oder verknüpfen Moleküle unter
Wasserausscheidung (Kondensation) - so entstehen z.B. Proteine aus
einzelnen Aminosäuren, Ribosomen wirken hydrolytisch; Peptidasen /
Proteasen wirken umgekehrt peptidbindungsspaltend, wobei H2O eingebaut wird. ATPasen und GTPasen hydrolysieren energiereiche Phosphatträger (ATP, GTP): ATPasen
treiben Membranproteine wie die Na/K-Pumpe sowie Motorproteine wie
Myosin an (Energiekopplung), GTPasen beteiligen sich an der Regulation
zellulärer Reaktionsabläufe.
Allgemein: A-B + H2O
A-H + B-OH
Molekülspaltungen: Lyasen (Klasse 4-Enzyme EC 4) entfernen oder addieren Elemente z.B. von Wasser, CO2 oder Ammoniak von / zu einer Doppelbindung. Sie knüpfen kleine Moleküle - z.B. CO2 - an Doppelbindungen größerer und heißen deshalb auch Synthasen, können aber auch in umgekehrter Richtung wirken, z.B. Decarboxylasen.
Allgemein: A-B → A + B
Isomerisierungen: Isomerasen (Klasse 5-Enzyme EC 5), sie "switchen" Moleküle zwischen isomeren Formen (Epimerasen, Mutasen)
Synthesen: Ligasen (Klasse 6-Enzyme EC 6), sie verknüpfen Moleküle (ähnlich Klasse IV-Enzymen, aber unter Verwendung energiereicher Phosphate). Sie heißen deshalb auch Synthasen.
Sind die zu verbindenden Moleküle M1 und M2 und NTP ein Nukleosidtriphosphat (z.B. ATP), gilt
Allgemein: M1 + M2 + NTP → M1-M2 + NDP + P
Bewegung von Ionen / Molekülen über Membranen oder deren Separation in Membranen: Translokasen (Klasse 7-Enzyme EC 7).
Grundbausteine des Stoffwechsels
Als Energiespeicher stehen für kurze Zeit
Kohlenhydrate (extrazelluläre Glucose; Glykogen in Leber- und Muskelzellen) und als
Langzeitreserve Fette (Neutralfette in Fettzellen) zur Verfügung.
Proteine sind wertvolle Baustoffe und werden nur im Notfall und zeitlich begrenzt zur Energiegewinnung herangezogen.
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Tabelle: Energiespeicher im Organismus einer normalgewichtigen erwachsenen Person
Die
bei weitem größte Energiereserve beinhaltet das Fettgewebe, sein Abbau
kann den Energiebedarf des Organismus für mehrere Wochen decken. Die
Leber bildet dann Ketonkörper, die im chronischen Hungerzustand einen
großen Anteil der Energieversorgung des Gehirns übernehmen können
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Die Glykogenolyse
wird durch das Enzym Glykogen-Phosphorylase an mehreren Stellen der verzweigten Glykogenmoleküle
gleichzeitig bewerkstelligt und liefert direkt Glucose-1-Phosphat -
z.B. in den Muskelzellen, die damit direkt Energielieferanten erhält,
die dabei aufgrund der Phosphorylierung nicht aus der Zelle entweichen
können.
Die wichtigste Energiereserve des Körpers ist das Fettgewebe. Bei einem
Körperfett von z.B. 15 kg (
Tabelle) entspricht das etwa 140.000
Kilokalorien, bei einer erwachsenen Person der Energiebedarf für
mehr als zwei Monate. Tatsächlich bezieht der Organismus im Hungerzustand
den überwiegenden Großteil seiner Energie aus dem Fettgewebe
(
Ketonkörper s. dort).
Der
alimentäre Fettbedarf ist gering, da der Körper Fett aus Kohlenhydraten
bilden kann; lediglich essentielle Fettsäuren müssen zugeführt werden (insbesondere Linolsäure:
Diese findet sich vor allem in Ölen (Sonnenblumen-, Weizenkeim-, Soja-
und Maiskeimöl bestehen etwa zur Hälfte aus Linolsäure, Margarine zu ~10%, Butter zu ~3%).
Essentielle Aminosäuren können nicht von den Zellen synthetisiert werden
Als essentiell gelten Aminosäuren, die der Körper nicht selbst synthetisieren kann (und die daher mit der Nahrung zugeführt werden müssen); als bedingt essentiell solche, die er aus anderen stickstoffhaltigen Metaboliten bilden kann (falls diese in ausreichender Menge vorhanden sind).
Der Körper ist für die Proteinsynthese auf
20 Aminosäuren absolut angewiesen (
Abbildung):
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Abbildung: Aminosäuren
Nach einer Vorlage bei chemistry.msu.edu
Essentielle
Aminosäuren grün markiert. Gezeigt sind der volle Name sowie das
Namenskürzel (drei Buchstaben, blau) und der Einbuchstabencode, der bei
der Angabe von Aminosäuresequenzen verwendet wird (rot)
Etwa die Hälfte
davon kann vom Körper nicht selbst gebildet werden (essentielle Aminosäuren), zumindest nicht im nötigen Ausmaß: Die für die Synthese notwendigen Enzyme sind
im Laufe der Phylogenese verloren gegangen, die betreffenden Aminosäuren
müssen von außen zugeführt werden.
Absolut essentiell sind Lysin
und Threonin, sie können nicht aus den entsprechenden Ketosäuren
hergestellt werden (die dazu nötigen Aminotransferasen sind nicht
vorhanden). Weiters benötigen Valin, Leucin, Isoleucin, Methionin,
Phenylalanin und Tryptophan zu ihrer Synthese die entsprechende
Ketosäure, dann können sie im Körper aufgebaut werden. Bedingt essentiell - nämlich während Wachstum und Schwangerschaft - sind Arginin und Histidin.
Cystein und Tyrosin sind semiessentiell, d.h. sie können vom Körper nur gebildet werden, wenn andere essentielle Aminosäuren vorhanden sind.
Alle Zellen bilden Proteine für ihren Bedarf,
viele für Sekrete oder Signalstoffe, die Leber
zusätzlich für das Blutplasma (Volumenerhalt, Gerinnung, Transport).
Kohlenhydrate stellen meist den Hauptanteil der Energielieferung, sie
werden als Glykogen in Leber und Muskelzellen gespeichert, diese Reserve hält nur für einige Stunden vor.
Zum Bedarf an Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen s. dort
Vorübergehend kann die Zelle ihren
Energiebedarf auch ohne Sauerstoff (anoxidativ) decken, vor allem durch
teilweisen Abbau von Zucker (anaerobe Glykolyse).
1992 erhielten die Biochemiker Edmond Fischer und Edwin Krebs (nicht verwandt mit Hans Krebs,
nach dem der Citratzyklus benannt ist und der 1953 Nobelpreisträger
war) den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin "für ihre Entdeckung
der Mechanismen, welche die Stoffwechselvorgänge in Organismen
steuern". Fischer und Krebs arbeiteten über die Glykogenphosphorylase
und erforschten ihre Aktivierung / Inaktivierung mittels
second-messenger-Mechanismen.
Sind die
Energiereserven der Zelle aufgebraucht, kommt es bei Bestehen einer
Unterversorgung mit Substrat und Sauerstoff zu einem - zunächst
reversiblen, später bleibenden - hypoxischen Schaden; die Funktionen
der Zelle sind eingeschränkt. Das führt u.a. zu einer mangelhaften
Transportleistung der Transportsysteme in der Zellmembran; dies bewirkt
osmotischen Wassereinstrom und Zellschwellung.
Die Erhaltung des
Zellvolumens ist an eine intakte Energieversorgung geknüpft und leidet
unter Sauerstoffmangel (Pathologie: Dystrophie, “trübe Schwellung” geschädigter Zellen).
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Mit ~10 MJ
verbraucht ein erwachsener Mensch etwa gleich viel Energie wie eine 100
W-Glühbirne. Dazu wird Sauerstoff benötigt: Zellen gewinnen ihre
Energieträger (ATP) vor allem durch oxidative Phosphorylierung von Nahrungsstoffen und im Körper nutzbaren Depots.
Bei deren Abbau gewonnene energiereiche Elektronen werden an der
inneren Mitochondrienmembran entlang einer enzymatischen Transportkette
weitergereicht, dabei gelangen Protonen in den Intermembranraum, die
beim Zurückdiffundieren durch ATP-Synthasen energiereiche Phosphate (ADP + P → ATP) erzeugen. Die hier gespeicherte Energie kann auf energieverbrauchende Vorgänge (Bewegung, Transport, Aufbau) übertragen werden. Vorübergehend
kann die Zelle ihren Energiebedarf auch anoxidativ
decken (anaerobe Glykolyse)
Enzyme stoßen
Reaktionen an, indem sie die Energieschwelle erniedrigen, die für deren
Start erforderlich ist. Über Wirkung aktiver Zentren und instabiler Zwischenzustände reduzieren sie die freie
Enthalpie des Übergangszustandes (freie Aktivierungsenergie), steigern die Zahl der Moleküle, die diese Energiebarriere überwinden, und können Reaktionen um Zehnerpotenzen beschleunigen. (In-) Aktivierung, Bildung und Abbau sowie Gruppierung von Schlüsselenzymen können ganze metabolische
Pfade einfrieren oder einschalten (veränderte Verfügbarkeit von Substraten oder
Intermediärprodukten). Enzyme ändern nichts am chemischen
Gleichgewicht, erhöhen aber die "Trefferquote" der Reaktionspartner und
damit die Geschwindigkeit der Hin- und Rückreaktion
Eine Kenngröße
enzymatischer Aktivität ist die Michaelis-Menten-Konstante (KM) - die
Substratkonzentration, bei der die Reaktionsgeschwindigkeit halbmaximal
ist. KM kann als Maß für die Affinität eines Enzyms / Transportproteins
für sein Substrat gelten: Niedriger [KM]
bedeutet stabile Bindung (hohe Affinität) zwischen Enzym / Transporter
und Substrat, hoher [KM] bedeutet niedrige Bindungsstärke. Die Michaelis-Menten-Gleichung gibt die Geschwindigkeit (V) der katalysierten Reaktion an, sie hängt ab von der Substratkonzentration (S) und [KM]: V = Vmax ([S] / [S] + KM)
Es
gibt
Oxidoreduktasen, Transferasen, Hydrolasen, Lyasen, Isomerasen,
Synthetasen, ATPasen / GTPasen. Viele Enzyme funktionieren allosterisch
(Konformationsänderung) und verfügen über unterschiedliche
Bindungsstellen (Anlagerung von Substrat einerseits, regulierenden
Signalmolekülen andererseits). Reguliert werden Enzymaktivitäten durch
Aktivierung und Hemmung,
z.B. durch allosterische Effekte oder Kompetition um Bindung; Änderung
des Aktivitätszustandes, z.B. durch Phosphorylierung;
räumlich-zeitliche Separation; oder Veränderung des Gleichgewichts
Enzymnachbildung / Abbau. Aktivatoren
arretieren das Molekül in der aktiven, Inhibitoren in der inaktiven
Form
Die wichtigste
Energiereserve des Körpers ist das Fettgewebe (Energiebedarf für Monate), aus ihm bezieht der Körper im
Hungerzustand den Großteil seiner Energie. Fette können aus Kohlenhydraten aufgebaut werden. Für einige Stunden kann
Energie aus Kohlenhydratreserven (Glykogen) bezogen werden: Glykogen-Phosphorylase
spaltet an mehreren Stellen der verzweigten Glykogenmoleküle gleichzeitig. Proteine sind wertvolle Baustoffe und werden nur im Notfall und zeitlich begrenzt zur Energiegewinnung herangezogen
Von den zwanzig Aminosäuren sind etwa die Hälfte essentiell - sie können vom Körper nicht (Lysin, Threonin) oder nur bedingt (Valin, Leucin, Isoleucin, Methionin, Phenylalanin, Tryptophan; während Wachstum und Schwangerschaft auch Arginin und Histidin) selbst
gebildet werden. Cystein und Tyrosin sind semiessentiell, d.h. sie
können vom Körper nur in Anwesenheit anderer, essentieller Aminosäuren
gebildet werden
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