



Homöostase,
Steuerung, Rückkopplung, Adaptation
| Homöostase bedeutet die Stabilisierung von Zustandsvariablen im Organismus, sie hält bestimmte Größen in einem definierten Bereich. Durch Regelung
werden Abweichungen bestimmter "Istwerte" (z.B. des Blutdrucks) von
erwünschten "Sollwerten" (z.B. im Gehirn) durch "Fühler" (Rezeptoren) erfasst,
"Stellglieder" (Effektoren - z.B. Herz, Blutgefäße) korrigieren darauf die "Regelgröße" (z.B. den Blutdruck). Adaptation ist Anpassung an variable Situationen und ermöglicht optimale Funktionsweise auch unter veränderten Rahmenbedingungen. Rückkopplung (feedback) ergibt sich, wenn ein System auf Veränderung bestimmter Zustandsgrößen mit Steuerung reagiert. Die Zustandsgröße (z.B. Blutdruck) wird von Rezeptoren erfasst, in eine Erregungsgröße (Aktionspotentiale) übersetzt, einem Regler (Kreislaufzentrum) gemeldet, und dieser beeinflusst die Zustandsgröße entsprechend (es vergleicht Istwert und Sollwert und reagiert dementsprechend). Negatives Feedback dient der Systemstabilisierung. Es minimiert bzw. korrigiert Abweichungen von einem "gewünschten" Wert. Die meisten physiologischen Rückkopplungsschleifen haben diesen Zweck - nämlich, das System in einem Zustandsbereich zu halten, der (unter gegebenen Bedingungen) optimale Funktionsfähigkeit ermöglicht. Positives Feedback verstärkt bzw. beschleunigt hingegen einen Vorgang (z.B. "explodierender" Natrium-Einstrom zu Beginn eines Aktionspotentials) - ein Endpunkt ist rasch erreicht, der Vorgang ist selbstlimitierend. |
Physiologische Einflussgrößen
Regelkreis
Rückkopplung
Homöostase
Komponenten von Regelsystemen
d.h. sie sind in der Lage, ihre Funktionen an wechselnde Umgebungsbedingungen laufend anzupassen.
Abbildung: Ein einfacher Regelkreis
Kombiniertes Rückkopplungsmodell s. dort 
Unter Homöostase
versteht man die Fähigkeit des Organismus,
bestimmte Zustandsgrößen (z.B. Blutdruck, Blutzuckerspiegel...) in einem (unter bestimmten Bedingungen, z.B. körperliche und/oder psychische Ruhe) physiologisch vernünftigen Bereich (klinisch: Referenzbereich) zu halten (z.B.
Ruheblutdruck nicht über 140/90, Nüchtern-Blutglucose zwischen 3,3 und 6,0 mM/l...). 
Abbildung: Ein Beispiel für komplexe Regelung
Vgl. Insulin
Appetitkontrolle
Körpergewicht
Organkooperation
).
Der französische Physiologe Claude Bernard
entwickelte um 1860 das Konzept des 'Milieu intérieur', dessen
Stabilität Voraussetzung für "freies und unabhängiges" Leben sei ("La
fixité du milieu intérieur est la condition d'une vie libre et
indépendante") - heute würde man vielleicht eher den Begriff life support system mit Spekulationen über "unabhängiges" Leben assoziieren. Der Amerikaner Walter B. Cannon prägte den Begriff Fight-or-flight-response und entwickelte das Konzept der Homöostase in seinem 1932 erschienenen Buch "The Wisdom of the Body".
Stoffwechselzustand
(z.B. nüchtern vs. postprandial
)
körperliche
Aktivität (z.B. Sauerstoffverbrauch, Blut-pH, Laktatspiegel, Temperatur, Herzfrequenz,
Blutdruck, Blutzuckerspiegel, Hormonwerte...)
Tageszeit
(zirkadiane Rhythmen) 
Umweltfaktoren (z.B. Indifferenztemperatur)
Körperlage (z.B. sitzend) sind dabei ebenso zu berücksichtigen wie
Alter
Geschlecht
Körpergröße
Methodische Fehler: Auch die Methode der Erhebung
des Messwertes kann das Ergebnis beeinflussen (z.B. Art des
labormedizinischen Verfahrens, nichtinvasive Blutdruckmessung vs.
Kathetermessung). 
Abbildung: Aufbau eines Regelkreises
Messfühler (measuring elements, z.B. Barorezeptoren
) ermitteln den aktuellen Wert (Istwert) der
Regelgröße (actual value / status einer Variablen, z.B. arterieller Blutdruck) - ihr jeweils aktueller Betrag wird als Istwert bezeichnet und vom Regelsystem entsprechend einem "Sollwert" eingestellt bzw. nachgeführt
Von außen (d.h. außerhalb des Regelkreises) kann die Regelgröße durch Störgrößen
beeinflusst werden (z.B. nimmt die Förderleistung des Herzens ab, wenn
man aus liegender oder sitzender Position aufsteht). Deren Einfluss
soll durch den Regelkreis kompensiert, der Istwert stabilisiert werden
(z.B. steigt die Pulsfrequenz an)
Messsignale (Aktionspotentiale) senden Information über den Istwert der Regelgröße (afferentes Aktionspotentialmuster) an einen
Regler
(controller, der anhand einer Führungsgröße eine Abweichung vom Sollwert (error) erkennt - in diesem Beispiel der nucleus tractus solitarii, der für die Blutdruckregulation eine zentrale Rolle spielt).
Der angestrebte Betrag wird als Sollgröße bezeichnet: Der Regler wird vom Sollwert (set point) einer Führungsgröße (z.B. aus dem Hypothalamus) gesteuert und sendet ein
Steuersignal (Stellgröße, Stellsignal, command, z.B. Sympathikusaktivität oder hormonelle Antwort) zu einem
Stellglied (effector, Zielzellen bzw. Organe, z.B. Gefäße, Herz, Niere - Regelstrecke), wo die betreffende Regelgröße beeinflusst werden kann.
). 
Abbildung: Stabilisierung der Körpertemperatur
s. dort):
Regelgröße: Thyroxinspiegel im Blutplasma
Störgrößen: Anstieg / Abfall der Thyroxinfreisetzung
Regler: hypothalamisch-hypophysäres System
Stellglied: Achse TRH - TSH - Schilddrüse
Auf diese Weise wird die jeweilige Regelgröße stabilisiert;
die zirkuläre Verschaltung (daher Regelkreis) soll Änderungen der Regelgröße durch Störgrößen kompensieren.
Negative Rückkopplung
in Regelkreisen ermöglicht, dass ein Regler (z.B. das Kreislaufzentrum) auf eine Störung hin (z.B.
Blutdruckanstieg) die Regelgröße (z.B. den Blutdruck) wieder normalisiert (formal:
Vorzeichenumkehrung, daher "negatives" Feedback).
Zur (begrenzten) Verstärkung von Vorgängen kann positive Rückkopplung
genutzt werden. Hier ist das Ziel nicht die Stabilisierung einer
Regelgröße, sondern das rasche Erreichen eines neuen Bereichs
der
Zustandsgröße. Beispielsweise Darüber hinaus sind positive Rückkopplungsschleifen
meist in übergeordnete negative Rückkopplung eingebettet (Stabilität
des Gesamtsystems).
Beschleunigung des
Natriumeinstroms in der ersten Phase eines Aktionspotentials
(dies ist kein Endzustand, sondern transient, in diesem
Beispiel limitiert durch anschließendes Erlöschen des Natriumeinstroms)
Selbstverstärkung der Gerinnung im Sinne einer hämostatischen Kaskade (Ziel: Blutstillung)
Explosive Steigerung
der LH- und FSH-Sekretion am Ende der Follikelphase (LH-surge)
Wehentätigkeit während des Geburtsvorganges:
Der tiefertretende Kopf des Babys verstärkt die Oxytozinausschüttung,
was die Wehe weiter intensiviert. Der Vorgang endet mit der Geburt des
Kindes
Elektromechanische Kopplung im Herzmuskel:
Calciumeinstrom aus dem Extrazellulärraum triggert die Freisetzung
weiterer Calciumionen aus dem intrazellulären Calciumspeicher
(sarkoplasmatisches Retikulum), was den kontraktionsauslösenden Effekt
verstärkt
Proteinverdauung im Magen:
Sinkender pH-Wert im Magen aktiviert das proteolytische Enzym Pepsin.
Dieses spaltet nicht nur Nahrungseiweiß, sondern auch seine eigene
Vorstufe Pepsinogen, was die Proteinverdauung explosiv ansteigen lässt
(Limitierung durch weitere Erniedrigung des pH-Wertes)