Ursprünglich
wurde die Energieabgabe eines Organismus unmittelbar gemessen:
Probanden wurden in thermisch isolierte Räume gesetzt und die Erwärmung
von Kühlwasser ermittelt (direkte Kalorimetrie). Man kann aber auch vom Sauerstoffverbrauch auf die Energieproduktion des Körpers schließen (indirekte Kalorimetrie): Stimmen die experimentellen Bedingungen, dann werden pro Liter verbrauchtem Sauerstoff etwa 5 Cal (~20 kJ) Energie frei. Auf diese Weise kann die Wärmeleistung unter thermischen Indifferenzbedingungen und ohne Belastung (Grundumsatz), ohne sportliche Aktivität (Ruheumsatz) oder während Muskeltätigkeit gemessen werden (Arbeitsumsatz) - was von sportmedizinischem Interesse ist. Sauerstoffverbrauch und CO2-Produktion nehmen mit körperlicher Belastung zu (bis ~ 20fach) - sie sind über Zitratzyklus und mitochondrialen Elektronentransport (oxidative ATP-Synthese) miteinander verknüpft. Im Ruhezustand zeigt der Quotient zwischen CO2-Produktion und O2-Verbrauch (RQ, respiratorischer Quotient) noch etwas anderes an: Werden Kohlenhydrate abgebaut, ist das Verhältnis 1:1 (Kohlenhydrate enthalten viel Sauerstoff); werden hingegen Fettsäuren metabolisiert, beträgt das Zahlenverhältnis nur 0,7 (Fettsäuren enthalten wenig Sauerstoff - sie haben einen höheren Brennwert). Die Intensität körperlicher Belastung wird über die Sauerstoffaufnahme abgeschätzt. Als metabolisches Äquivalent bezeichnet man den auf das Körpergewicht normierten Energieumsatz: Als 1 MET gilt bei Männern der Umsatz von 3,5 ml O2/kg Körpergewicht, bei Frauen von 3,15 ml O2/kg (Beispiel: 80 kg KG, 280 ml O2/min .. 3,5 ml O2/kg). Bei Werten über 6 MET spricht man von schwerer körperlicher Belastung. |
1 Watt = 1 Joule / Sekunde |
1 Liter O2 liefert ~5 Cal oder ~20 kJ |
Das kalorische Äquivalent (KÄ) für Sauerstoff beträgt ~20 kJ / l O2 Berechnung des Energieumsatzes: Aufgenommene Sauerstoffmenge mal KÄ (pro Zeit) |
Respiratorischer Quotient: CO2-Abgabe / O2-Aufnahme Berechnung: [CO2] Alveolarluft / ([O2] Einatemluft - [O2] Alveolarluft) |
Substrat |
Energie (Cal / g) | Energie (kJ / g) |
Kohlenhydrat |
4,1 | 17 |
Fett |
9,3 | 39 |
Protein |
4,1 | 17 |
Energieumsatz und Sauerstoffverbrauch Nach Fahlke / Linke / Raßler / Wiesner, Taschenatlas Physiologie, 2. Aufl. 2015, U&F |
||||||
MJ/d |
W |
VO2 (ml/min) |
||||
m |
f |
m |
f |
m |
f |
|
Grundumsatz |
7,1 |
6,3 |
85 |
75 |
245 |
215 |
Freizeitumsatz |
9,6 |
8,4 |
115 |
100 |
330 |
280 |
Schwerstarbeit |
20,1 |
15,5 |
240 |
186 | 690 | 535 |
Steigerung durch postprandiale Thermogenese (spezifisch- dynamische Wirkung, TEF) |
1,4 |
1,2 |
17 |
14 |
48 |
41 |
Der Energieumsatz kann unmittelbar über die Wärmeabgabe gemessen werden (direkte Kalorimetrie) - in einer isolierten Kammer über
die Erwärmung von Wasser, das durch ein Kühlsystem fließt (~1 Cal pro
°C und Liter Wasser). Die Atemluft wird mit Atemkalk von CO2 befreit, Sauerstoff entsprechend der CO2-Produktion zugeführt. Bei der indirekten Kalorimetrie wird die
Wärmeproduktion des Körpers über den Sauerstoffverbrauch bestimmt (~5 Cal / l O2).
Der Energieumsatz hängt ab von Hautoberfläche, Alter, Geschlecht, Hormonstatus (Grund- und Ruheumsatz) sowie körperlicher
Belastung (Arbeitsumsatz) Grundumsatz ist der Ruhe-Nüchtern- Energieumsatz bei Indifferenztemperatur (weder schwitzen noch frieren), er beträgt 1,0-1,5 W / kg Körpergewicht - für eine 70 kg schwere Person ~90 W oder ~1800 Cal/Tag. Zum Grundumsatz tragen das Gehirn zu 22-26%, Skelettmuskulatur (>40% der Körpermasse) 18-26%, Leber 20-22%, Herzmuskel und Nieren zu je ~10% bei. Fettfreie Masse (FFM - Frauen 75-80%, Männer 85-90% der Körpermasse) ist vorwiegend Muskulatur (linearer Zusammenhang mit der Energieproduktion des Körpers). Der Grundumsatz unterliegt tageszyklischen Schwankungen und ist erhöht nach Nahrungsaufnahme (spezifisch-dynamische Wirkung) sowie durch Thyroxin, Progesteron, Adrenalin, Noradrenalin. - Ruheumsatz (ohne Muskelaktivität) dient als Vergleichsmaß für Arbeitsumsatzmessungen, er liegt 5-10% über dem Grundumsatz. Die letzte Nahrungsaufnahme sollte 8 Stunden vor der Messung erfolgt sein. Der Ruheumsatz macht meist 50-75% des täglichen Energieumsatzes aus Ergometrie misst den Erergieverbrauch bei definierter Muskelarbeit (Arbeits- bzw. Leistungsumsatz). Der Wirkungsgrad ist die mechanisch geleistete Arbeit pro Gesamt-Energieumsatz. Bei körperlicher Belastung kann der Anteil der Skelettmuskulatur auf >90% des gesamten Energieumsatzes ansteigen. Da das Herzminutenvolumen höchstens ~5-fach ansteigt, der Energieumsatz bei maximaler Belastung aber bis ~20fach, erhöht sich die Sauerstoffausnutzung des Blutes (arterio-venöse Sauerstoffdifferenz) von ~5 auf ~20 ml O2/100 ml Blut Eine erwachsene Person verbraucht in Ruhe ~0,3 Liter Sauerstoff pro Minute. 1 Liter O2 liefert ~5 Cal oder ~20 kJ (Energieäquivalent). Die Art der im Stoffwechsel oxidierten Substrate beeinflusst diese Zahl nur geringgradig (Protein 18,8, Fett 19,6, Kohlenhydratverbrennung 21,4 kJ/l O2 - Richtwert 20 kJ/l O2 für gemischte Ernährung). Das Zahlenverhältnis CO2-Abgabe / O2-Aufnahme (Respiratorischer Quotient RQ) hängt davon ab, welche Substrate der Körper für die Gewinnung von Energie verwendet (RQ~0,7 bei Fetten, ~0,8 bei Proteinen, 1,0 bei Oxidation von Kohlenhydraten). Bei gemischter Ernährung beträgt der RQ ~0,82 (etwa gleiche energetische Beteiligung von Kohlenhydraten und Fetten: Fette liefern 9,3 Cal/g, Kohlenhydrate und Proteine 4,1 Cal/g). Im Hungerzustand (Ketose) sinkt der RQ bis auf <0,7, bei Kohlenhydratmast steigt er bis auf 1,4 an Der Energieumsatz über längere Zeiträume (mehrere Tage) kann auch mittels (meist oraler) Gabe von doppelt markiertem Wasser (D2O und H218O in H2O), das sich gleichmäßig im Körper verteilt und z.T. metabolisiert wird. Deuterium wird nur in Wasser ausgeschieden, 18O auch als CO2. Aus der Differenz wird die CO2-Verschwinderate berechnet, der Energieumsatz ergibt sich aus dem Sauerstoffverbrauch |