Das Herz kann nicht mehr Blut "ausgeben" (arteriell), als es empfängt (venöser Rückstrom): Das Herzzeitvolumen (cardiac output) ist - außer von der Muskelkraft des Myokards (Inotropie) an sich - von venöser Vorlast (preload) und arterieller Nachlast (afterload) abhängig. Das Herz ist eine "angebotsorientierte Pumpe". Im Ruhezustand beträgt das Herzminutenvolumen rund 75 ml/min/kg Körpergewicht, bei körperlicher Ausbelastung kann es bis auf ca. 300 ml/min/kg ansteigen - bei hochtrainierten Menschen noch mehr. Das ist durch den stark erhöhten Durchblutungsbedarf aktiver Skelettmuskulatur bedingt. Die Förderleistung des Herzens ergibt sich aus der Summe der Durchblutungen der einzelnen Teilkreisläufe. Deren Bedarf summiert sich also zum benötigten Herzzeitvolumen auf, das "Durchblutungsbudget" ist ausgeglichen (venöses Angebot = arterielle Nachfrage). Nimmt man beispielsweise an einem Aufguss in der Sauna teil, steigt die Hautdurchblutung auf ~5 l/min, und das Herzminutenvolumen muss sich verdoppeln, um die anderen Organe weiter adäquat mit Blut zu versorgen. Allerdings kann Blut in gut dehnbaren Venen (Haut, Eingeweide) zwischengespeichert werden - wenn sie stärker mit Blut befüllt werden als vorher (steigende arterielle Perfusion). Das kann zu Problemen führen, insbesondere in aufrechter Körperhaltung und in warmer Umgebung: Bis zu 10% des gesamten Blutvolumens können in den Venengeflechten der Beine zusätzlich zu liegen kommen. Dieses Blut entzieht sich dem Rückstrom zum Herzen, die kardiale Vorlast nimmt ab, die Förderleistung des Herzens ist eingeschränkt, der arterielle Blutdruck gefährdet. Das sollte durch allgemeine Einsparungen im Bereich der arteriellen Durchblutung (erhöhter Sympathikustonus) verhindert werden - und kann andernorts Probleme verursachen. So kann es bei kritisch reduzierter Hirndurchblutung (~-50%) zu Bewusstlosigkeit kommen (Synkope), der Tonus der Haltemuskulatur lässt nach und die Person verliert die Kontrolle über die Muskulatur (orthostatischer Kollaps). Die liegende Position hat wiederum den Vorteil minimierter hydrostatischer Kreislaufbelastung (Fehlen der Orthostase), sodass sich venöser Rückstrom und arterieller Druck rasch erholen und kollabierte Personen meist rasch wieder zu Bewusstsein kommen. |
Typische Werte bei einer stehenden untrainierten Person Nach Rerych SK et al, Ann Surg 1978; 187: 449-58 |
||
körperliche Ruhe |
starke Belastung |
|
Sauerstoffverbrauch (l/min) |
0,25 |
3,0 |
Herzzeitvolumen (l/min) |
4,8 |
21,6 |
Herzfrequenz (bpm) |
60 |
180 |
Schlagvolumen (ml) |
80 |
120 |
enddiastolisches Volumen (ml) |
120 |
140 |
Restvolumen (ml) |
40 |
20 |
Auswurffraktion (EF) |
0,67 |
0,86 |
Dauer eines Zyklus (s) |
1,0 |
0,33 |
Systolendauer (s) |
0,35 |
0,20 |
Diastolendauer (s) |
0,65 |
0,13 |
In Ruhe beträgt das Herzzeitvolumen 3 l/min pro m2 Haut (Cardiac index CI). Der CI ist im Schlaf um ~10% reduziert,
steigt bei Aufregung, Stress oder nach einer Mahlzeit um bis zu 30%, bei schwerer
körperlicher Belastung bis auf das 6-fache. Der myokardiale Energieaufwand beträgt 1,2 W (gesamter
Organismus ~100 W), bei intensiver
Muskelarbeit bis ~8 W. Das Herz leistet vor allem Druck-Volumen-, ein wenig auch kinetische Arbeit (linker Ventrikel ~1%, rechter ~5%; bei
körperlicher Arbeit ~14 bzw. ~50%). Ein Wechsel von liegender zu
aufrechter Körperposition (Orthostase) bedeutet reduziertes venöses
Blutangebot (Vorlast) an das Herz, das Herzzeitvolumen sinkt um
~30%, z.B. von 7 auf 5 l/min. Zuerst sinkt
die Aufwurfleistung des rechten Herzens, dann die Blutmenge im
Lungenkreislauf und die Vorlast für das linke Herz (einige Sekunden
Verzögerung) Die Beinvenen lagern im Stehen ~10% des Blutvolumens ein (venöses Pooling), weil mehr Blut arteriell ein- als Richtung Herz ausfließt (DeJager-Krogh-Mechanismus). Venenklappen verhindern retrograde Strömung. Der Barorezeptorreflex reduziert die Perfusion von Eingeweiden und Muskulatur, die Herzfrequenz nimmt zu. Normalerweise bleibt der systolische Blutdruck unverändert, bei ungenügender Erhöhung des peripheren Widerstands nimmt der Blutdruck ab. Sinkt die Gehirndurchblutung auf die Hälfte des Normalwerts, treten Bewusstseinseinengung und (Prä-)Synkope auf (orthostatischer Kollaps) Der Anstieg des Herzminutenvolumens bei körperlicher Belastung erfolgt durch erhöhtes Schlagvolumen (+50%, im Liegen weniger) und Anstieg der Herzfrequenz (+200%). Die Auswurffraktion nimmt zu, der Anteil der Diastole an der Dauer eines Herzzyklus sinkt von 65% auf knapp 40%. Gelangt nicht mehr die gesamte benötigte Sauerstoffmenge zu den Muskelzellen, entsteht vermehrt Laktat, das belastet den Säure-Basen-Haushalt (metabolische Azidose). Bei Ausbelastung sinkt der arterielle pH von 7,4 auf ~7,0 Bei Erwärmung des Körpers steigt die Hautdurchblutung auf maximal ~5 l/min, Blut wird vermehrt in die Venengeflechte der Haut verlagert, was dem Wärmeaustausch dient, aber den Blutrückfluss zum Herzen reduziert (Kollapsgefahr). In kühler Umgebung kommt es zu peripherer Vasokonstriktion, Zentralisierung des Blutvolumens und besserer Füllung des Herzens Die Pumpleistung des Herzens hängt ab vom Füllungsdruck in den Vorhöfen (Vorlast), dem Zustand des Herzmuskels (Muskelmasse, Durchblutung der Herzkranzgefäße) und den arteriellen Drucken (Aorta, Pulmonalis) als Maß für die Nachlast Der (adrenerge - ß1-Rezeptoren) Sympathikus beschleunigt und kräftigt, der (cholinerge - M2-Rezeptoren) Parasympathikus bremst die Herztätigkeit. Der Sympathikus erhöht am Sinusknoten die Öffnungswahrscheinlichkeit der if-Kanäle (Natriumeinstrom, positiv chronotroper Effekt), der L-Typ Ca++-Kanäle (Calciumeinstrom), Kv-Kanäle (Repolarisierung), und beschleunigt die Erregungsübertragung über gap junctions (AV-Knoten: positiv dromotroper Effekt). Im Arbeitsmyokard aktiviert er den verzögerten K-Strom (verkürzt die Aktionspotenitaldauer), verstärkt den Ca++-Strom aus dem sarkoplasmatischen Retikulum (positiv inotroper Effekt), erhöht die Ca++-Aufnahme in das sarkoplasmatische Retikulum (positiv lusitroper Effekt). Die Wirkung baut sich über mehrere Herzschläge auf. Rasche Änderungen der Herzfrequenz (atmungssynchrone Sinusarrhythmie) erfolgen über Oszillationen der parasympathischen Steuerung des Sinusknotens (negativ chronotroper Effekt) |