Abbildung: Glucosestoffwechsel der Leber
Nach einer Vorlage in Frayn / Evans, Human Metabolism - A Regulatory Perspective, 4th ed. Wiley Blackwell 2019
Das
Schema zeigt metabolische Wege und ihre hormonelle Steuerung in einer
Leberzelle (gestrichelt: Mehrstufige enzymatische Wege; + bedeutet
Anregung, - Hemmung).
Leberzellen verfügen über GLUT2-Transporter; je höher der extrazelluläre Glucosespiegel (Resorptionsphase), desto mehr nimmt die Zelle auf (hoher kM-Wert des Transporters). In die Zelle gelangte Glucose wird mittels Glucokinase phosphoryliert (G-6-P) und kann so nicht "entkommen". G-6-P wird auch - angeregt durch Insulin
- laufend verbraucht (Glykolyse, Glykogensynthese, Pentosephosphatweg)
und reichert sich daher auch nicht in der Zelle an. Insulin regt auch
die Synthese von Fettsäuren und Cholesterin an.
In der Postresorptionsphase drehen sich die metabolischen Flüsse um, G-6-P entsteht aus Pyruvat und Glykogenabbau wieder neu (jetzt bestimmt Glucagon das Hormongleichgewicht), Glucose-6-Phosphatase (G-6-P-ase)
wird aktiviert, und Glucose verlässt die Zelle via GLUT2 in Richtung
periphere Verbraucher (Gehirn, Erythrozyten u.a.).
PDH = Pyruvat-Dehydrogenase
Resorbiert
der Darm eine Mahlzeit, strömen der Leber über den Pfortaderkreislauf
Kohlenhydrate und andere Nährstoffe zu. Leberzellen können Glucose in
Form von Glykogen speichern, was einerseits den postprandialen
Anstieg des Blutzuckerspiegels reduziert, andererseits Reserven für die
postresorptive Phase anlegt. Die Speicherung in Form von Glykogen hat
den Vorteil, dass dabei so gut wie keine osmotische Belastung
der Lebrezellen auftritt (die sonst anschwellen würden, wenn sie
größere Mengen Glucose einlagerten). Außerdem verfügt die Leber über Glucoserezeptoren;
diese informieren das Gehirn (über afferente Fasern des Vagusverven)
über die "Zuckerflut" und reduzieren Hungergefühl und weitere
Nahrungsaufnahme.
Die Leber stabilisiert die Zuckerversorgung des Körpers
Über
die Pfortader
gelangen aus der Nahrung resorbierte Kohlenhydrate zur Leber (etwa 80%
Glucose, 10% Galactose, 10% Fruktose). Bei deren Metabolisierung spielt
die Leber eine mehrfache Rolle:
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Abbildung: Hormonelle Regelung des Glucosemetabolismus in der Leber
Nach Le lay J, Kaestner KH. The Fox Genes in the Liver: From Organogenesis to Functional Integration. Physiol Rev 2010; 90: 1-22
Erhöhung des Blutzuckerspiegels regt in den ß-Zellen des Pankreas die Freisetzung von Insulin, Erniedrigung in Nebennierenrinde und pankreatischen α-Zellen die Sekretion von Kortisol bzw. Glucagon
an.
Über entsprechenden Einfluss auf die Enzyme von Glykogenspeicherung, Gluconeogenese und Glykogenolyse wird Glucose
entweder aufgenommen und gespeichert, oder neu gebildet.
Das Resultat
ist eine Stabilisierung des Blutzuckerspiegels auf seinen
Normalwertbereich
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Stabilisierung des
Blutzuckerspiegels (metabolische Pufferfunktion) durch Aufnahme oder Abgabe von Glucose
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Energiespeicherung in Form von Glykogen (Kapazität Leberglykogen: ca 150 g)
Gluconeogenese (Bildung von Glucose aus Aminosäuren, Glycerin, Laktat
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, Galactose, Fruktose, Xylit)
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Bildung verschiedener Verbindungen aus Intermediärstoffen des Kohlenhydratstoffwechsels (Pyruvat, Ribosen, NADPH)
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Abbildung: Glykogenkörnchen mit Glykogenin-Kern
Nach einer Vorlage bei Medical gallery of Mikael Häggström (2014)
Die Speicherung von Glucose in Form von Glykogenkörnchen senkt den osmotischen Druck,
den einzelne
Moleküle in der Zelle ausüben würden, auf einen verschwindend geringen
Betrag (Tausendstel). Glykogenkörnchen beinhalten etwa das Dreifache ihres Gewichts an Wasser.
Der Abbau (Glykogenolyse) durch Glykogen-Phosphorylase
erfolgt an mehreren Stellen des Glykogenmoleküls
gleichzeitig - an den α-1,4-glykosidischen Bindungen - und
liefert Glucose-1-Phosphat, das aufgrund der Phosphorylierung
nicht aus der Zelle entweicht; Phosphoglucomutase wandelt es in Glucose-6-Phosphat um. Der Phosphatrest kann dann von der Glucose-6-Phosphatase entfernt und Glucose aus der Leberzelle exportiert werden
Regulation: Die Aufrechterhaltung der Glucosekonzentration im Extrazellulärraum
("Blutzuckerspiegel", normaler Ruhewert 70-100 mg/dl oder 4,0-5,5 mM) ist für die
Energieversorgung vieler Gewebe (vor allem Nervengewebe)
ausschlaggebend und eine der Hauptaufgaben der Leber. Dazu ist vor
allem die Glykogenolyse wesentlich: Glykogen wird mobilisiert, Glucose gebildet (hohe Glucose-6-Phosphatase-Aktivität in den
Hepatozyten) und ins Blut abgegeben. Die Leber ist von sympathischen Nervenfasern durchzogen, und Glykogenolyse sowohl α1- als auch ß2-adrenerg angeregt - auch durch Adrenalin aus der Blutbahn.
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Abbildung: Glykogenin und Glykogen-Synthase starten die Glykogenbildung
Nach einer Vorlage bei bioinfo.org.cn/book/biochemistry/chapt19
Das an Glykogensynthase gekoppelte Enzym Glykogenin funktioniert als Protein-"primer" und ermöglicht eine schrittweise
molekulare Anlagerung (bis zu ~30,000 Glucosemoleküle) zu Glykogenkörnchen. Deren
Formierung beginnt mit Hilfe von Glykogen-Startermolekülen, an deren
Synthese Glykogenin, Glykogen-Synthase und ein Glykogen-Verzweigungsenzym beteiligt sind.
Glykogenin bewirkt die Anlagerung von Glucose an sich selbst; es bleibt
an das fertige Glykogenkörnchen gebunden. UDP (Uridindiphosphat)
entsteht bei Einwirkung von Glykogenin auf UDP-Glucose. UDP ist das
wichtigste Uridinnukleotid
Die Glucosefreisetzung der Hepatozyten wird ferner durch Wachstumshormon (STH) stimuliert. STH, Glucagon, Glukokortikoide (Kortisol), Schilddrüsenhormone (T3 / T4)
und Katecholamine (Adrenalin / Noradrenalin) bewirken allesamt eine
Steigerung des Blutzuckerspiegels durch Mobilisierung von Glucose
("diabetogene" Wirkung).
Bei Bedarf wird gespeicherte Glucose über Glucosetransporter aus dem endoplasmatischen Retikulum
(GLUT 7) und dann über die Hepatozyten-Zellmembran (GLUT 2)
freigesetzt. Glucosetransporter werden abhängig von der Spezifität der
Zellen exprimiert, sie unterscheiden sich in ihrer Affinität für
Glucose (hoch bei GLUT1 und GLUT3, niedrig bei GLUT2), je nach ihrer
Funktion im Stoffwechsel; einige sind insulinunabhängig (GLUT2), andere insulinabhängig (GLUT4).
In der
Resorptionsphase speichert die Leberzelle Energie, vor allem in Form von Glykogenkörnchen; in der
Postresorptionsphase
stellt sie energiereiche Substrate für die Peripherie zur Verfügung.
Dazu dient Gluconeogenese - durch Enzyme wie Pyruvatcarboxylase
(Pyruvat aus Laktat und Alanin), PEP Carboxykinase (Expression durch
Adrenalin und Glucagon angeregt), Fruktose-1,6-Biphosphatase,
Glucose-6-Phosphatase (Glucose kann die Zelle verlassen,
Glucosephosphat nicht) unter Verwendung von Glycerin, Laktat,
glucoplastischen Aminosäuren.
Transport von Monosacchariden über Zellmembranen
Dieser Abschnitt gibt eine Übersicht des Transports von Einfachzuckern über Zellmembranen im gesamten Organismus.
Mo
nosaccharide
dienen der Energieversorgung (katabol) und als Bausteine verschiedener
Biomoleküle (anabol). Um
Zellmembranen zu passieren, bedarf es eines entsprechenden
Transportsystems - entweder weil die einfache Diffusion zu langsam
wäre, oder gegen einen Konzentrationsgradienten. Dazu gibt es zwei
Arten / Familien von
Transportern (
Abbildung), von denen die Zellen des Körpers unterschiedlich Gebrauch machen: GLUT (glucose transporter) und SGLT (sodium-glucose transporter).
GLUT binden ein Monosaccharid an einer Seite der Zellmembran, ändern
ihre Gestalt und setzen das transportierte Molekül an der anderen Seite
der Zellmembran wieder frei; SGLT sind Cotransporter (2 Na+ mit 1 Glucose oder Galactose - der Natriumgradient in die Zelle wird für den Transport des Monosaccharids gegen sein Konzentrationsgefälle genutzt).
Hepatozyten exprimieren GLUT2-Transporter, die zusammen mit dem Enzym Glucokinase an der Regulierung des Blutzuckerspiegels teilnehmen.
Abbildung: Glucosetransport in verschiedenen Geweben
Nach einer Vorlage in Panini SR, Medical Biochemistry, 2nd ed. 2021 (Thieme)
Glucosetransporter
(GLUT) bringen Glucose (Glc), Galactose (Gal) und Fructose (Fru)
abhängig von deren Konzentrationsgefälle über Zellmembranen.
Die Transporter werden von den Zellen des Körpers unterschiedlich
exprimiert und haben unterschiedliche Charakteristika. Die Leber
verfügt über GLUT2-Transporter (diese sind nicht insulinabhängig).
SGLT
(sodium-glucose transporter)
bringen jeweils zwei Natriumionen mit einem Glucose- oder
Galactosemolekül in die Zelle. Bei diesem Cotransport treibt der
Natriumgradient den Zuckertransport an, auch gegen den
Konzentrationsgradienten des Monosaccharids (sekundär aktiver
Transport).
K
M =
Michaeliskonstante. Niedrige [K
M] bedeutet hohe, hohe [K
M] niedrige Affinität
GLUT-Famile (Glucose Transporter): Je
nach Differenzierung einer Zelle kann ihre Membran unterschiedliche
GLUT-Transporter enthalten, die Glucose (nicht Glucosephosphat!),
Galactose oder Fructose durch die
Membran schaffen und sich u.a. in Affinität und
Insulinempfindlichkeit (GLUT4) unterscheiden.
Sie erleichtern die Diffusion durch die Zellmembran, der Transport erfolgt nach dem Konzentrationsgradienten des jeweiligen Monosaccharids
.
Sie binden ein Monosaccharid an einer Seite der Zellmembran, ändern
ihre Gestalt (um den gebundenen Zucker auf die andere Seite der Membran
zu bringen) und setzen ihn dort wieder frei.
GLUT-Transporter
sind aus
12 transmembranalen Helices und Verbindungsschleifen (extra- und
intrazellulär) aufgebaute Proteine. Man kennt 14 Isoformen, fünf davon haben gut definierte Eigenschaften und
Funktionen (GLUT1 bis GLUT5). Glucose kann
direkt in die entsprechenden Stoffwechselwege münden (über
Glucose-6-Phosphat: Glykolyse, Pentosephosphatweg zur Synthese von
Ribosen und NADPH), der Abbau von Galactose und Fructose liefert
Substratmoleküle für Glykolyse oder Gluconeogenese.
GLUT1 und GLUT3 befördern Glucose unabhängig von Insulin durch die Zellmembran und übernehmen die Grundversorgung vieler Gewebe mit Glucose.
Beide haben eine hohe Affinität für Glucose, sodass dieses System (zusammen mit der Hexokinase,
Abbildung) die Zellen auch bei niedrigem Bluzuckerspiegel
sicher mit Energie versorgen kann. Der begrenzende Faktor ist dabei nicht
der Blutzuckerwert, sondern die Hexokinaseaktivität (die wiederum vom
Energiebedarf der Zelle gesteuert wird - will die Zelle mehr Glucose,
muss sie mehr Hexokinase aktivieren).
Der Km-Wert der GLUT1-Transporter beträgt ~1 mM und ist damit deutlich
niedriger als der Blutzuckerspiegel (nüchtern 4-5 mM); das sichert rasche
Glucoseaufnahme der Zellen. GLUT3 hat sowohl hohe Affinität als auch
große Transportkapazität für Glucose.
SGLT-Familie (Sodium-Glucose Transporter):
Diese bringen Glucose / Galactose zusammen mit jeweils 2 Na+
über Zellmembranen, d.h. sie
nützen den physiologischen Einwärtsgradienten für Natrium, um Glucose
"mitzuschleppen" (Cotransport, Symport). Diesen Mechanismus nennt man sekundär aktiv,
da der für den Transport nötige Natriumgradient primär aktiv hergestellt wurde (Na/K-ATPase).
Der folgende Abschnitt beschreibt die
GLUT-Transporter (der einzige
insulinabhängige Glucosetransporter ist GLUT4):
Transporter
|
Verbreitung
|
Funktion
| Bemerkungen |
GLUT1
|
Meiste
Körperzellen (Hepatozyten, ß-Zellen, Erythrozyten, Endothel, Gehirn,
Hoden, Plazenta, Adipozyten, quergestreifte Muskelzellen)
außer
Epithelien in Dünndarm und Nieren
|
Bidirektionaler Transport von Glucose, Galactose
| Basale Glucoseversorgung.
Bei niedrigem Blutzuckerspiegel vermehrte Einlagerung |
GLUT2
|
Leber, ß-Zellen im Pankreas, Dünndarm, proximaler Tubulus
|
Bidirektionaler Transport von Glucose, Galactose, Fructose
| Relativ geringe Glucoseaffinität, aber hohe Transportkapazität
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Teil des pankreatischen Glucosesensors |
GLUT3
|
Gehirn (basale Versorgung), Plazenta, Hoden
|
Import von Glucose, Galactose
| Hohe Glucoseaffinität, basale Glucoseversorgung |
GLUT4
|
Adipozyten, quergestreifte Muskelzellen
|
Insulinabhängiger Glucoseimport
| Speicherungsfunktion |
GLUT5
|
Enterozyten (Dünndarm)
|
Import von Fructose
| -
|
GLUT1 wird an der Zelloberfläche immer (konstitutiv)
exprimiert. Es versorgt zahlreiche Gewebe mit Glucose, insbesondere Erythrozyten, Gehirn (u.a. an der Blut-Hirn-Schranke -
GLUT1-Defizienz führt zu neurologischen Störungen, u.a. Epilepsie), Hornhaut des Auges, Plazenta.
Beim Menschen dominieren GLUT1-Transporter die Aufnahme von Glucose in ß-Zellen des Pankreas. GLUT1 hat eine hohe Glucoseaffinität (Km = 1 mM), d.h. er ist bei einem normalen Glucosespiegel (4-8 mM) weitgehend gesättigt.
GLUT2 ist der führende Glucosetransporter in der Leber
(Hepatozyten) und dient hier der Energiespeicherung.
ß-Zellen in den Langerhans-Inseln des Pankreas
exprimieren ebenfalls GLUT2, wo Glucose je nach Konzentrationsmustern
im- oder exportiert wird; GLUT2 gleicht die intrazelluläre an die
extrazelluläre Glucosekonzentration an und dient deshalb als
"Glucosesensor": Steigt der Glucosespiegel, wird die Insulinfreisetzung angeregt - und vice versa.
GLUT2 findet sich auch der basolateralen Membran von Darmschleimhautzellen sowie in proximalen
Tubuli der Niere.
GLUT2 transportiert Glucose - entsprechend ihrem aktuellen extra- vs. intrazellulären Konzentrationsgefälle (facilitated diffusion) - mit hoher Kapazität und hat dabei eine niedrige Affinität - der Km-Wert beträgt etwa 10 mM (und mehr) und ist damit wesentlich
höher als der Blutzuckerspiegel (~5 mM).
GLUT2
hält den intrazellulären Glucosespiegel dank seiner hohen (passiven)
Transportkapazität ziemlich genau auf dem extrazellulären Wert. Glucose
und Galactose gelangen auf diesem Wege rasch vom Pfortaderblut in die
Leber, ohne dass es nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit zu einer
Hyperglycämie / Galactosämie kommt. Umgekehrt erlaubt GLUT2 eine rasche
Freisetzung von Glucose aus der Leber, wenn der Blutzuckerspiegel
absinkt.
So können Hepatozyten und ß-Zellen
auf Änderungen des Blutzuckerspiegels empfindlich reagieren - GLUT2 "übersetzt" den aktuellen Blutzuckerspiegel in eine sensible Antwort der ß-Zelle.
GLUT2 kooperiert mit der Glucokinase, diese funktioniert als Glucosesensor.
Glucokinase
ist ein Enzym mit niedriger Affinität für Glucose (Halbsättigung bei 8
mM Glucose - normaler Blutspiegel 5 mM). Ihre Expression steht unter
der Kontrolle von zwei Promotorgenen, eines davon wird durch Insulin
angeregt (in Hepatozyten), das andere wirkt konstitutiv in
pankreatischen ß-Zellen.
Glucokinase phosphoryliert Glucose zu Glucose-6-phosphat (G6P), das die
Zelle nicht verlassen kann (im Gegensatz zu unphosphorylierter
Glucose).
Regulation / Rückkopplung: Wie wird die Aktivität der Glucokinase an die Erfordernisse angepasst?
Bei niedrigen Glucosewerten bindet Glucokinase an GK-RP (glucokinase regulatory protein),
das sie daraufhin in den Zellkern eskortiert und als inaktives Molekül
in Reserve hält. So wird weniger Glucose in G6P umgesetzt.
Bei hohen Glucosewerten
löst sich die Bindung des Enzyms an GK-RP, die Glucokinase wird frei
und kann im Zytoplasma wieder wirksam werden (G6P bilden). Von hier gibt es mehrere Verwendungen:
Pentosephosphatweg
(Glucose wird zu Ribulose-5-Phosphat und NADPH umgesetzt.
Ribulose-5-Phosphat kann zu Ribose-5-Phosphat isomerisiert und für die
Nukleotidsynthese - z.B. im Rahmen von Mitosen -, NADPH zur Synthese
von Steroiden oder Fettsäuren - z.B. in der laktierenden Brustdrüse -,
zur Bildung freier Radikale - z.B. im Rahmen der Phagozytose - oder im Rahmen der NO-Synthese verwendet werden),
Glykogensynthese (Energiepeicher: Leber, Muskel),
Glykolyse (Anabolie, ATP, Lipogenese).
Das Enzymprodukt Glucose-6-Phosphat inhibiert die Glucokinase nur schwach; G6P wird aber z.T. in Fructose-6-Phosphat umgesetzt, das die Einlagerung der Glucokinase in den Zellkern - und damit ihre Inaktivierung - fördert (negative Rückkopplung).
Insulin fördert, Glucagon reduziert die Synthese von Glucokinase.
GLUT 2 bildet zusammen mit Glucokinase ein System, das schon auf geringe Änderungen des
Blutzuckerspiegels mit Änderungen des Glucosestoffwechsels reagiert (
Abbildung).
Die (phosphorylierende) Aktivität der Glucokinase bestimmt die Glucoseaufnahme der Leberzelle.
Abbildung: Glucoseaustausch zwischen den Geweben (digestive Phase)
Nach
einer Vorlage in Oxford Textbook of Medicine (David A. Warrell, Timothy
M. Cox, and John D. Firth, eds. Oxford University Press)
Die Leber nimmt eine zentrale Stellung im Zuckerstoffwechsel ein und kann Laktat metabolisieren.
Insulin mit fördernder (+) und hemmender Wirkung (-)
G6P = Glucose-6-Phosphat, GLUT = Glucosetransporter
Zum Muster in der postdigestiven Phase s. dort
Steigt das Glucoseangebot (postprandial), nimmt auch der
Insulinspiegel zu und dies aktiviert die Glucokinase.
(Bei einer durchschnittlichen Mahlzeit werden 30-60 Gramm Glucose resorbiert - Gehirn und Erythrozyten benötigen ~7-8 g/h).
Resultat ist eine Neubildung von Glykogen. Glykogen hat im Gegensatz
zu einzelnen Glucosemolekülen so gut wie keine osmotische Wirkung - ein Anschwellen zuckerspeichernder Hepatozyten wird so
vermieden. Gespeichertes Glykogen kann bis zu 10% des gesamten Lebergewichts ausmachen.
Nimmt das Glucoseangebot unter die Schwelle ab, unter der Glucose aus der Leber nachgeliefert wird (Nüchternzustand), wird der Glykogenabbau gefördert und die Glykogensynthese gehemmt:
Adrenalin bewirkt an ß2-Adrenozeptoren Aktivierung von Gs-Protein,
dieses aktiviert die Adenylatzyklase; cAMP aktiviert die cAMP-abhängige
Proteinkinase, was einerseits die Phosphorylase-Kinase aktiviert
(phosphoryliert), dadurch die inaktive Phosphorylase b zur aktiven
Phosphorylase a umwandelt und so die Glykogenolyse einschaltet; andererseits die Glykogensynthase (ebenfalls durch Phosphorylierung) inaktiviert und so die Glykogensynthese ausschaltet.
Bei Substratmangel (Hunger) wird Glucose aus Nichtkohlenhydraten gebildet
(Gluconeogenese).
Verwendet werden dazu Aminosäuren (aus Protein: vor
allem Muskelgewebe) und Glycerin (aus Fettgewebe), auch Laktat (aus
Glykolyse).
Aus den Glykogenreserven können 4-5 g/h Glucose gewonnen
werden,
durch Gluconeogenese (aus Glycerin, Laktat und Aminosäuren) ~3
g/h.
Dabei lässt der Beitrag des Glykogens zwangsläufig innerhalb des
ersten Fastentages deutlich nach und ist am 2. Fastentag praktisch
erschöpft (
Abbildung). Die Gluconeogenese läuft über einen längeren
Zeitraum stabil weiter, bis zunehmend auf Ketogenese umgeschaltet
werden muss.
Gluconeogenese läuft vor allem in der Leber ab (sie stabilisiert den
Blutzuckerspiegel zwischen Mahlzeiten), zu einem geringen Teil auch in
den Nieren und im Darm; andere Zellen sind enzymatisch nicht für
Gluconeogenese ausgestattet.
Katecholamine, Glucokortikoide und andere "glucogene"
("kontra-insulinäre") Hormone koordinieren diesen Vorgang.
Über die
Stabilisierung des Blutzuckerspiegels durch die Leber und die
Versorgung der Muskulatur s. auch
dort
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Abbildung: Hexokinase
Hexokinasen existieren als mehrere
gewebespezifische Isoformen mit unterschiedlichen Eigenschaften.
"Klassische" Hexokinase findet sich in allen Zellen, sie kann
verschiedene Hexosen verwerten (auch Galactose, Mannose, Fructose), zu
denen sie hohe Affinität hat (niedriger kM-Wert) und daher auch bei niedrigem Blutzuckerspiegel optimal funktioniert. Hexokinase IV heißt auch Glucokinase.
Glucose-6-Phosphat reduziert die Aktivität der Hexokinase (negative Rückopplung)
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Die an das endoplasmatische Retikulum gekoppelte Glucose-6-phosphatase
wird von
Hepatozyten, Zellen der Nierenrinde und im Pankreas (ß-Zellen)
exprimiert und ermöglicht die Mobilisierung von Zucker insbesondere in
Situationen knapper Energieversogung.
Auf Hyperglycämie reagiert die Leber mit der Einlagerung von Glucose in Glykogen, und ß-Zellen des Pankreas bilden mehr Insulin, worauf insulinabhängige Zellen Glucose aus dem Blut entfernen.
GLUT3
GLUT 3 wird vor allem im Gehirn exprimiert, auch in der Plazenta.
Es ist der führende Glucosetransporter der Nervenzellen. Seine
Affinität gegenüber Glucose ist gleich hoch wie die von GLUT1 (Km
= 1 mM). Es ist also bei einem Blut-Glucosespiegel von 4-5 mM
weitgehend gesättigt und versorgt das Nervengewebe verlässlich mit
Glucose (auf welche dieses angewiesen ist) - außer in extremen
Hungersituationen (bei denen das Gehirn auf Ketonkörperutilisation
ausweicht).
GLUT4
GLUT4 findet sich in Muskel- (auch Herzmuskel-) und Fettgewebe, wo es vor allem vesikulär (GLUT storage vesicles) gespeichert (postdigestive Phase) und bei Bedarf - in der digestiven Phase - auf Reizung durch Insulin
exprimiert und (aus einem zelluären Vorrat von Mikrovesikeln, in deren
Wand GLUT4 eingelagert ist) in die Außenmembran eingebaut wird; GLUT4
ist insulinabhängig.
GLUT4 hat (in exprimierter Form) einen Km-Wert von 5 mM,
liegt also normalerweise etwa zur Hälfte in gesättigter Form vor. Die
Passage von Glucose in Myo- und Adipozyten bedeutet, dass der
Glucosespiegel im Extrazellulärraum abnimmt und der Blutzuckerspiegel
rasch absinkt.
Durch Glucoseeinbau zu Glykogen (Skelettmuskel) bzw. Neutralfett
(Fettzelle) reduziert sich so der Blutzuckerwert. GLUT4 kooperiert mit der Hexokinase, dient aber nicht der
Grundversorgung der Zelle, sondern der Regulation des
Blutzuckerspiegels durch Entfernung von Glucose aus dem
Extrazellulärraum.
Bei mangelnder Insulinwirkung infolge GLUT4-Defizienz kommt es zu Glucoseintoleranz (Insulinresistenz, Diabetes Typ II.)
GLUT5 ist der Fructosetransporter; Diffusion von Fruchtzucker in die Mukosazellen
wird durch ihn erleichtert (facilitated diffusion). Er wird vor allem im Dünndarm, aber
auch (in geringerem Maß) in Muskel- und Fettzellen sowie in der Niere
exprimiert.