Galaktorrhoe: γάλα, γάλακτος, = Milch, ῥέω = fließen
Der Hypophysenvorderlappen hat azido- und basophile sowie
chromophobe Zellen und bildet Somatotropin (Wachstumshormon, hGH = human growth hormone),
Prolaktin, und mehrere glandotrope Hormone (TSH - Schilddrüse, ACTH -
Nebennierenrinde, FSH / LH - Geschlechtsorgane). Das Wachstumshormon wird in mehreren Pulsen pro Tag freigesetzt (am stärksten gegen Mitternacht) sowie bei Stresseinfluss. Es wirkt über Rezeptoren, die den Zytokinrezeptoren ähneln, anabol auf die meisten Zellen des Körpers. Es regt die Bildung von Somatomedinen an, vor allem IGF-I (insulin-like growth factor); dieses fördert das Wachstum über Wirkung an Rezeptoren, die den Insulinrezeptoren ähnlich sind. Prolaktin bereitet während der Gravidität die Brust auf die Milchproduktion vor und hat zahlreiche weitere Wirkungen. Auch seine Freisetzung erfolgt pulsatil (90-Minuten-Rhythmus), am intensivsten in den Morgenstunden. Beim Stillreflex löst der Saugreiz an der Brustwarze intensive Prolaktinproduktion aus. Fördernd auf die Prolaktinfreisetzung wirken weiters TRH, GHRH, Östrogene; hemmend Dopamin (daher die alte Bezeichnung prolaktin-inhibiting factor). Thyreotropin regt akut die Schilddrüse zur Ausschüttung ihrer Hormone und Aufnahme von Jodid an. Über längere Zeit bewirkt es Schilddrüsenwachstum. Corticotropin (ACTH) wird vor allem in der Nacht und frühmorgens gebildet - in etwa zweistündigen Pulsen. Es stimuliert die Nebenniere zur Produktion von Cortisol und anderen Steroidhormonen, und wirkt lipolytisch. Gonadotropine (FSH, LH) regen die Bildung von Gameten und Geschlechtshormonen an. Mit entsprechenden GnRH-Pulsen steigt ihr Blutspiegel alle ~3 Stunden. Zellen des Hypophysenzwischenlappenssezernieren Melanotropine (Melanozyten-stimulierende Hormone, MSH); diese steuern die Melanin- (Pigment-) synthese in Pigmentzellen (Melanozyten). |
Entsprechung hypothalamisch - hypophysär Nach Kandel / Koester / Mack / Siegelbaum (eds), Principles of Neural Sciences, 6th ed. 2021 |
|||
fördernd (releasing) |
hemmend (inhibiting) |
||
TRH |
TSH Prolaktin |
PIH Dopamin |
Prolaktin |
CRH |
ACTH ß-Lipotropin |
GHRIH Somatostatin |
GH TSH |
GnRH |
LH FSH |
||
GHRH |
GH |
Zu den Faktoren, welche die Sekretion von Somatotropin steigern, gehören Ghrelin und Hypoglykämie |
Dopamin ist der bedeutendste Inhibitor der Prolactinausschüttung |
Hyperprolactinämie (erhöhter Prolactinspiegel)
vermindert die pulsatile GnRH- und damit LH-Freisetzung (negative
Rückkopplung) |
Prolactinüberschuss kann Galaktorrhoe und Amenorrhoe bewirken |
TRH stimuliert TSH, TSH stimuliert T3 / T4 |
Endokrine Zellen der Adenohypophyse Nach White / Harrison / Mehlmann, Endocrine and reproductive physiology, 5th ed. 2019 (Elsevier) |
|||||
Corticotrop |
Thyreotrop |
Gonadotrop |
Somatotrop |
Laktotrop |
|
primäre hypo- thalamische Regulation durch |
CRH |
TRH |
GnRH |
GHRH (+) / Somatostatin (-) |
Dopamin (-) / PRF (+) |
sezerniertes tropes Hormon |
ACTH |
TSH |
FSH, LH |
GH |
Prolactin |
Rezeptor |
MC2R |
TSH-R |
FSH- und LH-R |
GH-R |
PRL-R |
endokrine Zieldrüse |
Neben- niere |
Schild- drüse |
Theka- und Granulosa- zellen, Leydig- und Sertolizellen |
Leber metabolische Effekte |
- |
Negativ rückkoppelndes peripheres Hormon |
Cortisol |
T3 |
Östrogene (auch positives feedback) Progesteron Testosteron Inhibin |
IGF-1 |
- |
Trope Hormone der Adenohypophyse steuern Wachstum und Stoffwechsel
(GH), Nebennierenrinde (ACTH), Schilddrüse (TSH), Geschlechtsdrüsen
(FSH / LH). Periphere Hormone wirken auf Hypothalamus und Hypophyse
(Rückkopplung). Das ist möglich, weil die Blut-Hirn-Schranke an
zirkumventrikulären Organen (z.B. eminentia mediana) nicht wirksam ist Somatotropin (GH) wird aus azidophilen Zellen pulsatil freigesetzt (3-4 pro Tag; höchste Werte vor dem Aufwachen) und ist im Blut bis zu 50% an Transportprotein gebunden. Stress, Hypoglykämie, Tiefschlaf, Ghrelin sowie zahlreiche Transmitter stimulieren seine Sekretion. Gehemmt wird die GH-Freisetzung durch GH, IGF und Somatostatin, Hyperglykämie sowie mehrere Hormone und Transmitter. GH wirkt über tyrosinkinase-assoziierte Rezeptoren (JAK-STAT- Mechanismus) anabol (Proteinsynthese), längerfristig blutzuckersteigernd und lipolytisch, und regt die Bildung von IGF-1 in der Leber an. Es fördert das Wachstum von Muskulatur, Knochen, Knorpel und viszeralen Organen, und regt das Immunsystem an. GH-Überschuss führt zu Riesenwuchs, nach Schluss der Epiphysenfugen zu Akromegalie IGFs sind an IGF-Bindungsprotein (IGFBP) gebunden, ihre biologische Halbwertszeit beträgt bis zu 12 Stunden. Ihr Blutspiegel steigt nach Einnahme proteinreicher Kost. IGF1 ist im Blut bis zu 98% an Bindungsproteine gebunden; es steigert Nukleinsäure- und Proteinsynthese und die Mitoserate in Knochenwachstumszonen. IGF-2 regt das intrauterine Wachstum des Feten an und hat gonadotropine Wirkung im Zyklus. Beide wirken über den IGF-1-Rezeptor (der IGF-2-Rezeptor ist ein Clearance-Rezeptor). IGFs hemmen die Freisetzung von GH Prolactin wird aus azidophilen Zellen pulsatil (alle ~90 Minuten) freigesetzt, am stärksten vor dem Aufwachen. Saugreiz an der Brust, Östrogene, Ghrelin, Angiotensin II, Substanz P, Glucagon, GIP, VIP und Hypoglykämie fördern, Stress hemmt seine Sekretion. Prolactin regt Wachstum und Differenzierung der Brustdrüse an, stimuliert die Freisetzung von Vasopressin und Oxytozin und wirkt beruhigend. Der Prolactinrezeptor dimerisiert bei Bindung des Hormons und funktioniert über den JAK/STAT-Mechanismus. Dopamin ist der bedeutendste Inhibitor der Prolactinausschüttung, bei hypothalamisch- hypophysärer Unterbrechung nimmt die Prolactinsekretion zu (Galaktorrhoe). Der Prolactinspiegel steigt bei Schwangeren stark an und bleibt während der Stillperiode erhöht - die Gonadotropinfreisetzung ist reduziert (Laktationsamenorrhoe) Die Sekretion von Thyreotropin (TSH) aus basophilen Zellen ist am frühen Morgen am höchsten; sie wird angeregt durch TRH, gehemmt durch Somatostatin und Schilddrüsenhormone. TSH besteht aus zwei Untereinheiten, dem α-Glykoprotein (gemeinsam mit FSH und LH) und der hormonspezifischen β-Untereinheit, welche negative Rückkopplung bewirkt. TSH steigert in der Schilddrüse Jodid- und Glucoseaufnahme, Kolloid-Endozytose und T3/T4-Sekretion sowie die Synthese zahlreicher Proteine (Na/J-Transporter, Thyreoglobulin, Peroxidase), in höherer Konzentration Vaskularisierung und Wachstum. Der TSH-Rezeptor ist metabotrop (cAMP, Phospholipase C, IP3, Proteinkinasen, Transkription von Zielgenen) ACTH wird von basophilen Zellen aus Proopiomelanocortin (POMC) gebildet und pulsatil, mit zirkadianer Rhythmik (höchste Werte frühmorgens) sezerniert. Starker Stresseinfluss führt zu prompter Steigerung des ACTH-Spiegels. ACTH bewirkt über metabotrope Melanocortinrezeptoren (5 Subtypen: MC1R bis MC5R) unmittelbar pregnenolonsteigernd, verzögert auf die Steroidhormonsynthese, über längere Zeiträume trophisch auf die Nebennierenrinde (die bei chronischem ACTH-Mangel atrophiert). Im Fettgewebe regt ACTH die Lipolyse an Die Gonadotropine FSH und LH bestehen aus zwei Untereinheiten (α-Glykoprotein, spezifische β-Untereinheit β-FSH, β-LH) und werden von basophilen Zellen unter Anregung durch GnRH gebildet, gespeichert und freigesetzt - am stärksten morgens. Testosteron, Östradiol und Progesteron hemmen die Freisetzung (negative Rückkopplung). Gonadotropinrezeptoren haben eine besonders große extrazelluläre Domäne und sind metabotrop (cAMP, Ca++-Signalweg). LH regt beim Mann die Testosteronbildung der Leydig'schen Zwischenzellen, bei der Frau Östrogensynthese, Ovulation und Progesteronbildung an; FSH beim Mann Spermatogenese und Wachstum der Hodenkanälchen, bei der Frau Follikelwachstum und Eisprung, bei beiden Geschlechtern die Bildung von Inhibin (dieses hemmt die FSH-Freisetzung). Gonadotrope Wirkung hat auch das aus der Plazenta stammende hCG Aus POMC (Pro-Opio-Melano-Cortin) bilden Zellen des Vorder- und Zwischenlappens außer ACTH auch Lipotropine, Melanotropine und Endorphine - abhängig von der jeweiligen Enzymausstattung (Vorderlappen ACTH, ß-Endorphin und γ-Lipotropin; Zwischenlappen α-MSH). Das Neuropeptid ß-Endorphin beteiligt sich an Lernen, Gedächtnis, Blutdruck- und Thermoregulation, Schmerzdämpfung. α-MSH steuert die Pigmentsynthese der Melanozyten und ist in die Steuerung von Immunfunktionen und Nahrungsaufnahme involviert |