


Allocortex: ἄλλος = anders, cortex (lat) = Rinde| Das Gehirn gilt als eines der komplexesten existierenden Systeme. Seine Moleküle, Synapsen,
Zellen und Module werden intensiv erforscht; seine
Funktionsweise als Ganzes ist noch lange nicht erfasst. Der Zeitrahmen der zerebralen Vorgänge kann sehr unterschiedlich sein: Millisekunden (Aktionspotential, rasche Transmitter, Ionenkanäle), Sekunden bis Minuten (langsame Transmitter, second messenger), Stunden (Rezeptorzahl) oder noch länger (veränderte Genexpression, modifizierte Verbindungsstrategien). Synapsen sind interzelluläre Schaltstellen; einige wenige arbeiten elektrisch, die meisten chemisch: Dutzende Transmitterstoffe sind bekannt. Der wichtigste anregende (depolarisierende) Transmitter ist Glutamat, hemmend (hyperoplarisierend) wirken GABA und Glycin. Dazu kommen zahlreiche Kotransmitter. Synapsen können depolarisierend wirken, ihr Effekt heißt exzitatorisches postsynaptisches Potential (EPSP) - das "Vorspiel" zur Erregung (Aktionspotential). Wird das Membranpotential verstärkt (hyperpolarisierende Synapsenwirtkung), wirkt dies hemmend (inhibitorisches postsynaptisches Potential, IPSP). Auch können Synapsen auf andere "aufgeschaltet "sein und dadurch deren Wirkung verändern (z.B. präsynaptische Inhibition). Im Neokortex sind Neuronengruppen zu kortikalen Säulen organisiert - mit jeweils ~1 mm3 Volumen, ~104 Neuronen und ~108 Synapsen; diese Recheneinheiten sind modular miteinander verschaltet. Assoziationsfasern stellen Kontakte mit Nachbarsäulen und entfernteren Teilen der Hemisphäre (ipsilateralen Arealen) her, Kommissurenfasern mit kontralateralen Rindengebieten (Seitenkreuzung im Balken), Projektionsfasern mit Neuronen außerhalb des Kortex. Die Gesamtheit der Verbindungen im Nervensystem wird als Konnektom bezeichnet. |
Großhirnrinde
Neuronale Verbindungen
Transmitter
Hirnrinde, Bewusstsein und Hirnstamm
Lateralisation
kortikale Säulen
Assoziationskortex
Entstehung kortikaler Potentiale, EEG
Reelin
Aufmerksamkeit
Bewusstsein
Konnektom
Assoziationskortex
Core messages
Registrieren (Beobachten
von Aktivität). Dieser Weg bezieht sich in erster Linie auf das Studium
der neuronalen Antworten auf etwas, was erlebt wird
(Sinneseindrücke,..) oder bei Bewegungen auftritt. Die Beziehung
zwischen dem auslösenden Ereignis und der abgeleiteten Nervenaktivität
wird umso weniger voraussagbar, je weiter entfernt von dem Auslöser
registriert wird (z.B. optischer Reiz → Sinneszelle → Sehnerv → Okzipitalrinde...).
Stimulieren
(Reizung von Nervenzellen). Hier stellt sich die Frage, wie genau ein
"physiologischer" Stimulus aussehen muss, der eine klare Antwort zur
Folge hat. Beispiel: Reizung einer Zelle der area 4 der Großhirnrinde
führt nicht unbedingt zu einem motorischen Effekt; die Interaktion
zwischen Neuronen ist enorm komplex, die Aktivierung einzelner Zellen
kann ganz unterschiedliche - oder keine beobachtbaren - Auswirkungen haben.
Ausschalten. Ist eine Gehirnregion lädiert (eine Nervenbahn durchtrennt, die Durchblutung gestört
o.ä.), treten Veränderungen auf, aber was lernen wir daraus? Das kommt
sehr auf die Funktion des lädierten Zellverbandes an (hat dieser
beispielsweise inhibitorische Funktion, führt seine Ausschaltung nicht zu einem Ausfall, sondern zu Überaktivität entsprechender zerebraler Aktivität).
(Ge-) Hirn: idg. *ker (cerebrum!) = oberster Körperteil
Abbildung),
den es mit anderen Wirbeltieren teilt - was den Lauf der Phylogenese
widerspiegelt. Viele funktionelle Eigenheiten der Arbeitsweise unseres
Nervensystems werden durch die Kenntnis dieses Grundplans
verständlicher.
Abbildung: Struktur eines Vertebratengehirns
plus Kleinhirn).
, dem Striatum
und dem Pallium
. Das dorsale Pallidum enthält den globus pallidus
(palaeostriatum).
, das Putamen
und den nucleus accumbens
. Zu den Basalganglien gehören auch der diencephale nucleus subthalamicus sowie die substantia
nigra an der Grenze zwischen Mes- und Diencephalon
Neuronen erzeugen außer kurzzeitigen
Rechenoperationen auch Gedächtnis, d.h. die durch Synapsen übertragenen Informationen können langlebige Spuren hinterlassen (synaptische Plastizität, synaptisches Wachstum) und sich über längere Zeit (bis zu Jahrzehnten) auswirken.
Über synaptische Kommunikation von Nervenzellen s. dort
Abbildung: Teile des Zentralnervensystems
Abbildung: Achsenbezeichnungen im Bereich des ZNS
Abbildung).
Über elektrophysiologische Grundlagen
s. dort
Über Durchblutung und Sauerstoffbedarf des Gehirns s. dort
Abbildung: Kortikale Netzwerke
der fasciculus longitudinalis superior, er zieht vom Frontal- zum Parietal- und Temporalhirn (Aufmerksamkeit, Handlungskontrolle);
der fasciculus occipitofrontalis, er zieht vom Okzipital- zum Frontalhirn (Verarbeitung sensorischer Information);
der fasciculus uncinatus, er zieht von Frontal- zum vorderen Temporalhirn (Emotions- und Sprachkontrolle);
der fasciculus arcuatus, er zieht vom hinteren Temporal- zum Frontalhirn (Sprachkontrolle);
das Cingulum (medial), es zieht vom Frontal- zum mediotemporalen Gehirn inklusive entorhinalem Kortex (Gedächtnisverarbeitung);
der fasciculus longitudinalis inferior, er zieht vom Okzipital- zum Temporalhirn (Objekterkennung, Sprachverarbeitung);
der fasciculus occipitalis verticalis, er zieht vom Okzipital- zum Parietalhirn (räumliche Wahrnehmung, Aufmerksamkeit).
Die Leistungsfähigkeit des Gehirns hängt von zahlreichen Parametern ab (Durchblutung, Sauerstoff- und Glucoseangebot,
Stoffwechsel, Zahl und Konnektivität von Neuronen, Isolation der Axone
durch Myelinscheide u.a.). Der Energiedurchsatz des menschlichen
Gehirns beträgt etwa 25 Watt (rund 1/4 des gesamten Grundumsatzes des
Körpers, der ~100 W beträgt). Die Leistungsfähigkeit eines Nervenverbunds steht in Relation zur Komplexität des zu bewältigenden Rechenaufwandes.
Als Hirnrinde (Kortex,
Hirnmantel, Pallium, cerebral cortex) bezeichnet man die äußere, an Nervenzellen bzw.
deren Somata und Dendritenbäumen reiche Schichte des Groß- (cortex cerebri) und Kleinhirns (cortex cerebelli). Die Großhirnrinde besteht zu ca. 90% aus dem sechsschichtigen Isocortex und zu ca. 10% aus dem drei- (olfaktorischer Kortex) bis vierschichtigen Allocortex (Palaeocortex, Periallocortex).
führt das Gehirn geschätzte 1016 Rechenoperationen pro Sekunde durch (jedes Neuron kann von anderen Neuronen über bis zu ~104 Synapsen kontaktiert werden).
Pyramidenzellen (pyramidal cells) haben einenen ausgeprägten apikalen Dendrit ("Antenne") und an der Zellbasis mehrere basale Dendriten. Sie kommen in der lamina V als große Pyramidenzellen vor und projizieren (d.h. ihr Axon erstreckt sich bis) auf subkortikale Ziele, stellen also die Efferenz der Rinde dar. Kleine Pyramidenzellen finden sich in lamina III und projizieren auf benachbarte Ziele in der Hirnrinde (vertikale Kolumnen); diese Zellen haben assoziative Funktion.
Sternzellen (stellate cells) bleiben mit ihren Fortsätzen in der Hirnrinde. Es gibt sie in zwei Varianten: Glatte Sternzellen (smooth stellates) sind inhibitorisch, nutzen GABA als Neurotransmitter und wirken als Interneurone, bedornte Sternzellen (spiny stellates) sind exzitatorisch und glutamaterg (s. weiter unten).
Zur Geschichte der Hirnforschung s. dort (externer Link)
Abbildung: Unterschiedliche Angriffszonen inhibitorischer Interneurone an einer Pyramidenzelle in der Großhirnrinde (Isokortex)
Martinotti-Zellen (Martinotti cells) dämpfen die Aktivität hocherregter Pyramidenzellen via axono-dendritischen Synapsen in oberen Rindenschichten
Korbzellen (basket cells) wirken nahe dem oder direkt auf das Soma der Pyramidenzellen (axono-somatisch) inhibierend
Kandelaberzellen (Kronleuchterzellen, chandelier cells) wirken ausschließlich auf das Axon der Pyramidenzelle (axono-axonal)

Abbildung):
Die Mehrzahl der exzitatorischen (depolarisiernden) Synapsen findet sich auf dendritischen Dornenfortsätzen (dendritic spines) im Bereich der Dendriten - typischerweise ein präsynaptischer Input pro Dornenfortsatz.
Inhibitorische Synapsen treten auf allen Teilen der Zielneurone auf
- schwerpunktmäßig je nach Art des Interneurons: Martinotti-Zellen
zielen auf distale Dendriten (und damit auf dendritische Spikes),
Korbzellen auf den Zellkörper (und damit auf die Integration der
Einflüsse von allen Dendriten), und Kandelaberzellen auf das Axon und
damit auf die Triggerung von Aktionspotentialen.
Diese Positionierung ermöglicht es inhibitorischen Synapsen, lokal auf
die Erregungsbildung des Zielneurons Einfluss zu nehmen
(Martinotti-Zellen hemmen die Bildung dendritischer Spikes, Korbzellen
beeinflussen die Summe dendritischer Einflüsse auf den Axonhügel,
Kandelaberzellen dämpfen direkt die Propagation axonaler
Aktionspotentiale).
Pyramidenzellen sind glutamaterg. Große Pyramidenzellen bauen die Efferenzen des Großhirns auf, ihre Axone verlassen den Kortex (Ausgang). Kleine Pyramidenzellen wirken assoziativ und projizieren auf kortikale Nachbargebiete.
Körnerzellen (bedornte Sternzellen) empfangen extrakortikale Signale (Eingang)
und dominieren die lamina IV, wo zahlreiche Afferenzen aus dem Thalamus
und auch aus anderen Hirnregionen enden. Auch Körnerzellen sind
glutamaterg.
Interneurone. Sie sind meist GABAerg, wirken also dämpfend; man unterscheidet zahlreiche Formen (unbedornte Sternzellen, fusiforme Zellen, Marinotti-Zellen, Horizontalzellen, Doppelbuschzellen, Kandelaberzellen / Kronleuchterzellen, bipolare Zellen).
Abbildung: Entladungsmuster verschiedener kortikaler Neuronen
Abbildung). Einige reagieren auf kontinuierliche
elektrische Reizung mit fortdauernder Erregung (z.B. inhibitorische
Neurone); andere adaptieren (z.B. kleine Pyramidenzellen); wieder
andere beginnen sich rhythmisch zu entladen (z.B. große
Pyramidenzellen). Solche Zellen wirken u.a. als Rhythmusgeneratoren in
motorischen Kernen (z.B. im Atemzentrum).
Lamina I = Molekularschicht (lamina molecularis) (molecular layer)
Lamina II = Äußere Körnerschicht (lamina granularis externa) (external granular cell layer)
Lamina III = Äußere Pyramidenschicht (lamina pyramidalis externa) (external pyramidal cell layer)
Lamina IV = Innere Körnerschicht (lamina granularis interna) (internal granular cell layer)
Lamina V = Innere Pyramidenschicht (lamina pyramidalis interna) (internal pyramidal cell layer)
Lamina VI = Multiforme Schicht (lamina multiformis) (multiform / polymorphic layer)
Abbildung: Gehirnabschnitte und Funktionen (schematisch)
Abbildung) involviert sein können und oft eng
zusammenarbeiten.
Funktionelle Studien offenbaren die erstaunliche Dynamik (und
Individualität) bei der Aktivierung bestimmter Gehirnareale, wenn es um
die Bewältigung spezifischer Aufgaben geht.

Abbildung: Brodmann-Areale (BA)




































eine auf zytoarchitektonischen Charakteristika beruhende Karte der Hirnrinde auf (Brodmann-Areale,
Abbildung).
Assoziationsfasern verbinden Kortexareale miteinander,
Projektionsfasern den Kortex mit subkortikalen Teilen des ZNS (z.B. Thalamus, Brücke).
Kommissurenfasern verbinden die beiden Hälften des Gehirns miteinander (über das corpus callosum).
Zur Kommunikation von Neuronen s. auch dort
EPSP, IPSP, Logische Operationen
Abbildung: Typische Verschaltungsmuster zwischen Neuronen
Zur Ausbreitung von Aktionspotenzialen über kortikale Nervenzellen s. auch dort
Abbildung: Chemische Synapse
"Für
ihre Entdeckungen zur Signalübertragung im Nervensystem" wurde der
Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 2000 dem Schweden Arvid Carlsson, dem US-Amerikaner Paul Greengard und dem in Wien geborenen Eric Kandel
zugesprochen. Während Carlsson die Rolle des Dopamins entdeckte und
Greengard an Neuriten komplexer Gehirnpräparate arbeitete, wählte
Kandel für seine Studien eine Meeresschnecke (Aplysia californica) als
einfachen Modellorganismus, von dessen sehr großen Neuronen
Potentialverläufe leicht ableitbar sind, der aber bereits Lernfähigkeit
zeigt.
Abbildung) sind in ihrer Wirkung
teils
bahnend (depolarisierend: exzitatorische postsynaptische Potentiale, EPSPs - durch vermehrten Einstrom und/oder verringerten Ausstrom positiver Ladungsträger) oder
hemmend (inhibitorische postsynaptische Potentiale: IPSPs - z.B. durch Erhöhung der Chloridpermeabilität) auf die allfällige Generierung von Aktionspotentialen.
Abbildung:
Konvergenz hemmender (inhibitorischer) und erregender (exzitatorischer)
synaptischer Einflüsse an einer Nervenzelle
Näheres zu postsynaptischen Potentialen und Summation s. dort
Abbildung: Gleichgewichtspotentiale (E) und elektrochemische Gradienten für Natrium, Kalium, Calcium, Chlorid: Übersicht
Abbildung), d.h. bei dieser (geringen)
Membranspannung fließt kein Cl- durch die Zellmembran
(Öffnung der Chloridkanäle bei diesem Potentialbetrag ändert nichts am
Membranpotential). Bei Skelettmuskelfasern hingegen beträgt [E]
für Chlorid -89 mV; bei einem Ruhepotential von -80 mV würde eine
Öffnung von Chloridkanälen daher zu Chlorideinstrom führen
(extrazelluläre Konzentration höher als intrazelluläre) und die Zelle
somit stärker aufladen.
Abbildung):
Abbildung: Effekt der Aktivierung von IPSP-Synapsen bei unterschiedlichem Membranpotentialbetrag (blau)
Abbildung unten) zu
Hyperpolarisierung und damit zu Inhibition (erschwerter Erregbarkeit
der postsynaptischen Zelle)
Liegt das Membranpotential unter dem Betrag des
Chlorid-Gleichgewichtspotentials (wie beim Ruhepotential), kommt es zu
Einstrom von Cl- und Verstärkung der intrazellulären Negativität, also Hyperpolarisierung (inhibitorischer Effekt)
Liegt das Membranpotential auf dem Betrag des Chlorid-Gleichgewichtspotentials, tut sich gar nichts
Liegt das Membranpotential über
dem Betrag des Chlorid-Gleichgewichtspotentials, strömt Chlorid
aufgrund des starken elektrischen Gradienten aus der Zelle; Reizung der
Synapse führt zu Depolarisierung (reversal potential).
(s. unten), als inhibierende Glycin (z.B. Renshaw-Selbsthemmung motorischer Vorderhornzellen) und GABA
(γ-Aminobuttersäure). Allerdings ist die synaptische Wirkung nicht vom
Transmitter abhängig, sondern davon, welche Vorgänge die Aktivierung seiner Rezeptoren in der Empfänger-Zellmembran auslöst (
s. dort).
Prä- vs. postsynaptische Hemmung (
Abbildung):
IPSP-Synapsen
(violettes Neuron) hemmen direkt am Neuronenkörper (axo-somatische
Synapse), indem sie das Membranpotential erhöhen (vorausgesetzt, der Betrag des
Membranpotentials ist geringer als der Betrag des
Chlorid-Gleichgewichtspotentials) und dadurch die
Erregbarkeit senken (größere Entfernung des Membranpotentials vom
Schwellenpotential). Man spricht von postsynaptischer Inhibition.
Greifen axo-axonale Synapsen (grünes
Neuron) direkt an einer exzitatorischen Synapse an, indem sie diese
vordepolarisieren, dann senken sie dadurch den Effekt des Neurons
(hellbraun), das einen exzitierenden Transmitter (meist Glutamat)
abgibt.
Abbildung).
Abbildung: Extrazelluläre Matrix und synaptische Plastizität
s. dort
PSD95, postsynaptic density protein 95
- auch SAP-90 (synapse-associated protein 90 -, eine membran-assoziierte Guanylat-Kinase
Reelin
ist ein von frühembryonalen Neuronen (Cajal–Retzius-Zellen) sezerniertes,
aus verschiedenen Subdomänen bestehendes Glykoprotein. Es bindet an Very-low-density lipoprotein-Rezeptoren und Apolipoprotein E-Rezeptoren (s. dort),
fördert die Neurogenese im wachsenden Gehirn, kontrolliert zelluläre
Interaktionen, beteiligt sich an der Steuerung der Migration und
Positionierung von Nervenzellen, regt die Bildung von Dendriten
(Spines) an und festigt das Langzeitgedächtnis.
Die Signalübermittlung zwischen den Zellen erfolgt in verschiedenen Zeitbereichen:
Millisekunden (Aktionspotential, rasche Transmitter: spannungs- und
ligandenaktivierte Ionenkanäle)
Sekunden bis Minuten (langsame
Transmitter, Neuromodulation, synaptische Plastizität: G-Proteine,
second messenger)
Stunden (neuroaktive Drogen: Rezeptor
up-/down-Regulation) - oder auch länger (Remodelling: veränderte
Genexpression).
Abbildung: Schneller axonaler Transport
Kinesinmoleküle bringen Passagiere
mit ~400 mm in 24 Stunden vom Zellkörper weg (anterograd: zum Plus-Ende),
Dyneine (wie MAP-1C: MAP = microtubule associated protein) etwas langsamer - mit 200 bis 300 mm in 24 Stunden - zum Soma hin (retrograd: zum Minus-Ende der Mikrotubuli,
Abbildung).
Enzyme,
die sich an der Synthese des Transmitters beteiligen - z.B.
Dopa-Decarboxylase zur Umwandlung von DOPA in Dopamin oder
Dopamin-ß-Hydroxylase zur Bildung von Noradrenalin. Der so gebildete
Neurotransmitter wird vesikulär gespeichert und bei Erregung vesikulär freigesetzt;
Propeptide,
aus denen in der Peripherie ein Peptid-Neurotransmitter abgespalten,
vesikulär gespeichert und bei Erregung vesikulär freigesetzt wird.
Abbildung: Regulierte Exozytose (Modell) und SNARE-Komplex
Rab3 (Ras-related), an Ca++-abhängiger Exozytose beteiligte Proteine
RIMs (Regulating synaptic membrane exocytosis proteins), Familie zur Ras-Superfamilie gehörenden Proteine, die an der Vesikel-Exozytose beteiligt sind
SNAP-25 (Synaptosomal nerve-associated protein), Teil des SNARE-Komplexes
spannungsabhängige Caclciumkanäle s. dort
Synaptotagmine, Syntaxine s. dort
VAMP (vesicle-associated membrane protein), Familie vesikelassoziierter Proteine 
Abbildung). Sie bilden Membranporen aus, durch welche der Transmitter aus dem Vesikelspeicher entweichen kann.
Näheres zu SNARE-Proteinen s. dort
axono-dendritische Synapsen (wirken auf Dendriten),
axono-somatische Synapsen (wirken auf einen
Zellkörper) oder
axono-axonale Synapse (wirken auf ein Axon). 
Der wichtigste erregende (depolarisierende) Transmitter im Gehirn ist Glutamat (
Näheres s. dort).
Abbildung).
Abbildung: Glutamatbedingte Exzitotoxizität
IP3 =
Inositoltriphosphat
NMDA = ionotroper Glutamatrezeptor
NO =
Stickstoffmonoxid
ROS = Sauerstoffradikale
SOD = Superoxid-dismutase
VDCC = spannungsgesteuerter Calciumkanal
GABA (
Näheres s. dort)
Glycin (
Näheres s. dort)
vgl. dort
Unter Aufmerksamkeit (attention) versteht man einen kognitiven Vorgang, bei dem das Bewusstsein auf bestimmte Inhalte fokussiert wird. Von Vigilanz
spricht man, wenn die Aufmerksamkeit auf Ereignisse ohne besonderen Neuigkeits- bzw. Überraschungswert gerichtet ist (auch "Wachheit", z.B. beim Autofahren).
Der Begriff Bewusstsein (consciousness) hat
mehrere Bedeutungen, wie z.B.: Ein Zustand, bei dem Reize nicht nur
aufgenommen, sondern auch erlebt werden und der sich vom Schlafzustand
oder von Bewusstlosigkeit unterscheidet. Um bei Bewusstsein zu sein,
bedarf es jedenfalls der gleichzeitigen Aktivität mehrerer
Gehirnregionen - insbesondere der Großhirnrinde, des Thalamus und des
Hirnstamms.
Abbildung):
Abbildung: Noradrenerge, serotoninerge, dopaminerge und cholinerge Projektionen aus dem Hirnstamm
Über Acetylcholin, Katecholamine, Serotonin vgl. Hirnstammprojektionen
Zu Histamin, ATP s. dort
Zu Tachykininen und Opioiden s. dort
Abbildung).
s. dort).
Abbildung: Netzwerkmodelle der Aufmerksamkeit
Abbildung:
Nach dem klassischen Modell
nach M. Mesulam wird die Aufmerksamkeit durch ein kortikales Netzwerk
gesteuert, das teilweise spezialisiert, teilweise redundant angelegt
ist. Der hintere Parietalkortex entwirft eine sensorische
Karte der Umwelt, der gyrus cinguli ordnet die Aufmerksamkeit nach der
Bedeutung der Reizmuster für
die Motivation zu, das Frontalhirn entwirft situationsadäquate
motorische Programme.
Das Modell nach M. Posner und M. Rothbart geht von drei - ebenfalls interdependenten - Netzwerken aus: Ein dominiertes für Aufmerksamkeit (locus coeruleus, Thalamus, rechte Hemisphäre), ein noradrenergacetylcholinerges, selektierendes zur Orientierung (obere Vierhügel, Parietalkortex, frontales Augenfeld); und ein vermutlich dopaminerg gesteuertes zur Kontrolle zielgerichteter Handlungsabläufe (Basalganglien, Präfrontalhirn, vorderer gyrus cinguli).
Das Modell nach M. Corbetta und G. Shulman schlägt eine funktionelle Spezialisierung der visuellen Aufmerksamkeit auf zwei Subsysteme vor: Ein dorsales (intraparietaler
Kortex, oberer Frontalkortex, frontales Augenfeld) stabilisiert die
Zielrichtung der Aufmerksamkeit ("top-down"); ein hauptsächlich in der
rechten Hirnhälfte befindliches, vielleicht in erster Linie vom locus coeruleus (noradrenerg) angetriebenes ventrales
Subsystem (temporoparietaler Kortex, unterer Frontalkortex, vordere
Insel) richtet die Aufmerksamkeit auf unerwartete neue Ziele und kann
damit laufende Zuwendung unterbrechen ("bottom-up").
Die Hemisphären des Großhirns sind teilweise auf die Durchführung
unterschiedlicher Aufgaben spezialisiert (
Abbildung).
Das äußert sich auch
anatomisch: Beispielsweise ist die seitliche Furche (fissura Sylvii
),
die zwischen Temporal- und Parietallappen liegt, in der Mehrzahl der
Fälle links länger als rechts ausgeprägt (vor allem bei Rechtshändern),
die linke Insel ist größer als die rechte, die linke Hemisphäre weist
einen höheren Anteil an grauer Substanz auf u.a.
Abbildung: Spezialisierung der Hemisphären (Lateralisation)
| Bei den meisten Menschen ist die linke Hemisphäre sprachdominant |
Den Nobelpreis 1982 für Physiologie oder Medizin erhielt der amerikanische Neurobiologe Roger Sperry "für seine Entdeckungen über die funktionelle Spezialisierung der Gehirnhemisphären". Zusammen mit Michael Gazzaniga
untersuchte er Patienten, denen der Balken durchtrennt wurde (split
brain) und beschrieb Details der Lateralisation.
die linke Hemisphäre auf adaptive Funktionen sowie das Lernern neuer Bewegungssequenzen und Fähigkeiten spezialisiert, wobei ihre prädiktive Fähigkeit im Sinne einer Kostenoptimierung eine Rolle spielen dürfte.
Die rechte Hemisphäre hingegen scheint sich um die Aktualisierung von Bewegungsabläufen und das Anhalten einer Bewegung bei Erreichen der Zielposition zu kümmern und dabei zur sensorimotorischen Stabilisierung beizutragen.
)
fast ausschließlich die Kommunikation zwischen den beiden Hemisphären
übernimmt, bei Patienten zum Vorschein, denen der Balken aus Gründen
der Eindämmung von Krampfzuständen neurochirurgisch durchtrennt wurde (split brain).
Sie können mit ihrer nicht-sprachdominanten Hemisphäre Probleme korrekt
lösen, soferne dazu keine Sprachanalyse / Sprachproduktion nötig ist,
aber sie können dies nicht bewusst tun bzw. benennen (
Abbildung).
Abbildung: Split brain: Beispiel Geruchsreiz (die linke Hemisphäre ist sprachdominant)
Zur Lateralisation der Sprachkontrolle s. auch dort
s. auch dort).
mit Nachbarsäulen;
mit weiter entfernten Rindenarealen
- Assoziationsfasern (association fibers) verbinden Teile der Rinde einer Hemisphäre
untereinander;
mit kontralateralen Rindengebieten - Kommissurenfasern (commissural fibers) verbinden die Rinde beider Hemisphären (sie
ziehen durch das corpus callosum);
mit extrakortikalen Zellen - Projektionsfasern (projection fibers) verknüpfen die
Großhirnrinde mit anderen Teilen des ZNS.
Abbildung: Kortikale Module ("Säulen")

Abbildung):
Thalamokortikale ("afferente"),
s. unten,
kortiko-kortikale, und 
kortikofugale ("efferente") Projektionen.
Als Konnektom
(connectome) bezeichnet man die Gesamtheit der Verbindungen im Nervensystem. Es
betrifft sowohl die Verbindung zwischen einzelnen Zellen
("Mikroskala"), Schichten und Säulen in der Hirnrinde ("Mesoskala") wie
auch zwischen ganzen Hirnregionen ("Makroskala").
(DTI: diffusion tensor imaging) wird dabei die Richtungsabhängigkeit erfasst (
Abbildung oben).
Abbildung). Die Pyramidenzellen der Schichte V haben
besonders ausgeprägte, lange und verzweigte Axone. Auch gibt es direkte
thalamokortikale Projektionen auf große Pyramidenzellen sowie auf
hemmende Interneurone. Schichte VI
schließlich erhält Information aus darüberliegenden Schichten sowie aus
intralaminären Thalamuskernen, und projiziert auf den Thalamus zurück.
Als Assoziationskortex bezeichnet
man Teile der Hirnrinde, die (primär) keine motorische oder sensorische
Rolle spielen, sondern sich mit übergeordneter Verarbeitung
sensorischer Information befassen, die für komplexe Fähigkeiten wie
Lageerfassung (wo befindet sich mein Körper bezogen auf die Umwelt, in
welchem Zustand befindet er sich?) oder das Auslösen von
Verhaltenselementen (Bewegungsfolgen, gezielte Handlungen) erforderlich
sind.
Assoziative Areale haben übergreifende Aufgaben. Diese - für "hohe und höchste" Hirnleistungen verantwortlichen -
Teile der Hirnrinde sind insbesondere die folgenden (
Abbildung):
Abbildung: Assoziationscortices
Posteriorer Parietalkortex (insbesondere area 39 und 40; Brodmann-Areale s. dort),
Präfrontaler Kortex (entsprechend area 9-12 und 44-47),
Temporaler Kortex (entsprechend area 21, 22, 37, 41-43).
s. dort).
Im
19. Jahrhundert etablierte sich die Vorstellung, dass diese Zuordnungen
- bestimmte Fähigkeiten seien in entsprechenden Hirnarealen
repräsentiert - Rückschlüsse auf die Persönlichkeit erlauben (z.B.
mathematische Fähigkeiten, Aggressionsbereitschaft, kriminelle
Neigungen...), nicht nur was die Ausprägung bestimmter Rindengebiete
betrifft, sondern z.T. sogar über die Kopfform (Lokalisationslehre, Phrenologie).
Die moderne Hirnforschung hat solche simplen Vorstellungen durch
neurophysiologisch fundierte Erkenntnisse ersetzt und u.a. gezeigt,
dass die Aktivität des Gehirns zwar einerseits auf aktuelle Probleme
fokussiert, gleichzeitig aber global, äußerst vernetzt und
bemerkenswert anpassungs- und lernfähig ist. Die Gestalt der
Hirnoberfläche läßt die "Persönlichkeit" eines Menschen nicht erkennen.
Abbildung: Lokales kortikales Spannungsfeld
Abbildung).| Summierte EPSPs sind eine Grundlage der Entstehung eines EEG |
| Aufmerksame mentale Beschäftigung (wie Lernen) erzeugt γ-Wellen (30-40 / Sekunde) |
s. dort).| Der thalamische Grundrhythmus erzeugt EEG-Wellen im α-Rhythmus |
s. dort. | Augen öffnen |
Beste motorische Reaktion |
Beste verbale Reaktion |
Punkte |
| - |
befolgt Aufforderungen |
- |
6 |
| - |
gezielte Reaktion auf Schmerzreize |
orientiert |
5 |
| spontan |
ungezielte Reaktion auf Schmerzreize |
desorientierte, konfuse Antwort |
4 |
| auf Ansprechen |
abnorme Beugereaktionen |
inadäquate Äußerung |
3 |
| auf Schmerzreiz |
abnorme Streckreaktionen |
unverständliche Laute |
2 |
| keine Reaktion |
keine Reaktion |
keine Äußerung |
1 |
Hauptfunktionen: Das Telenzephalon steuert Kognition und Verhalten; das Dienzephalon
ordnet sensorische Information; das Mittelhirn verwaltet basale
sensorische und motorische Funktionen; das Kleinhirn koordiniert
motorische Abläufe; die medulla oblongata überwacht Kreislauf, Atmung
und andere vitale Funktionen
Die Großhirnrinde enthält Pyramidenzellen (glutamaterge Efferenzen),
Körnerzellen (glutamaterge Afferenzen) und Interneurone (meist
GABAerg)
Der Isokortex ist sechsschichtig: Lamina I, Molekularschicht
(Afferenzen, Assoziationsfasern); Lamina II, äußere Körnerschicht
(Interneurone zwischen Pyramidenzellen); Lamina III, äußere
Pyramidenschicht (Pyramidenzellen); Lamina IV, innere Körnerschicht
(Afferenzen vom Thalamus); Lamina V, innere Pyramidenschicht
(Assoziations- und Projektionssysteme); Lamina VI, multiforme Schicht
(bidirektionale Verbindungen mit Thalamus)
Der Axonhügel ist der erregbarste Teil des Neurons und der
Entstehungsort von Aktionspotentialen ("Sender"). Diese laufen über das
ganze Neuron, einerseits über den Neuriten in die Peripherie mit
synaptischen Endigungen (Efferenz), andererseits über den Zellkörper
mit seinen dendritischen Verzweigungen (Löschung laufender
Summationsprozesse) Dendriten fungieren als Signalantennen der Nervenzellen ("Empfänger"), sie sammeln
synaptische Einflüsse von anderen Nervenzellen und leiten diese auf elektrotonischem Weg auf die Nachbarmembran.
Je näher die Synapsen am Axonhügel liegen, desto stärker ist ihr Effekt auf die Aktivität (Aktionspotentialfrequenz) des Neurons
Summation bedeutet, dass sich der Einfluss einzelner Synapsen am
"Empfangsteil" der Nervenzelle zu einem Gesamteffekt
(Membranpotential) addiert. Es gibt depolarisierende
(exzitatorische) und hyperpolarisierende (inhibitorische) Einflüsse: So
wirken Glutamat typischerweise exzitatorisch, Glycin und GABA
inhibitorisch. Die synaptische Wirkung hängt von den Mechanismen ab,
welche die Transmitter an der postsynaptischen Membran auslösen.
L-Glutamat ist ein Transmitter, der meist exzitatorisch wirkt - über
Ionenkanäle (NMDA-, AMPA-Rezeptoren) oder metabotrop (über G-Proteine).
GABA wirkt über ionotrope (GABAA) oder metabotrope Rezeptoren (GABAB), Glycin über Chloridkanäle
Neurotransmitter werden von Nervenzellen (präsynaptischer Teil:
Neuritenende) im Rahmen eines kontrollierten Vorgangs
freigesetzt: Proteinkomplexe in präsynaptischen Speichervesikeln
(SNAREs) befördern die Exozytose des Transmitters in den synaptischen
Spalt. Synapsen können an Dendriten (axono-dendritisch), am Zellkörper
(axono-somatisch) oder am Axon (axono-axonal) der Zielzelle wirken
Das Gehirn zeigt Lateralisation: Die linke Hemisphäre Spezialisierung auf adaptive Funktionen
und das Lernern neuer Bewegungssequenzen, die rechte auf Aktualisierung
von Bewegungsabläufen und sensorimotorische Stabilisierung bei
Erreichen einer Zielposition. Bei Läsionen können kontralaterale Teile
Funktionsausfälle kompensieren
Kortikale Kolumnen (~1,5 mm hoch, ~0,5 mm Durchmesser) sind
Recheneinheiten in der Hirnrinde; sie kommunizieren mit
Nachbarkolumnen, weiter entfernten (auch kontralateralen) Rindenarealen
sowie extrakortikalen Zellen. Die Verbindungsfasern folgen einem
rechtwinkelig zueinander orientierten Koordinatensystem
Das EEG beruht im Wesentlichen auf der Summe von EPSPs, deren
elektrische Signaturen sich über das Interstitium fortpflanzen. Der
thalamische Grundrhythmus erzeugt α-Rhythmus (8-12 Wellen pro Sekunde),
intensive mentale Beschäftigung γ-Wellen (30-40 / Sekunde) |
