Die
Motorik wird auf verschiedenen Funktionsebenen überprüft; die Testung
des Muskeltonus sowie einfacher Reflexe (z.B. Patellarsehnenreflex)
gehören zum Grundrepertoire (Reflexhammer des Neurologen). Muskeltätigkeit bringt Veränderungen im Stoffwechsel mit sich; bei Überschreitung der anaeroben Schwelle nimmt der Laktatspiegel im Blut zu (Laktatschwelle) und bewirkt nicht-respiratorische Azidose. Motorische Efferenzen lassen sich überprüfen, indem die Ankunftszeit der Erregung am Muskel nach Reizung des motorischen Kortex gemessen wird. Ein Elektromyogramm ist die Ableitung motorischer Potentiale aus einem Muskel (invasiv durch Einstech-, nichtinvasiv über Hautelektroden). Je stärker die Aktivierung, desto mehr motorische Einheiten senden - mit zunehmender Frequenz - ein- bis dreiphasige Entladunspotentiale. Bei hoher Aktivierungsstärke verschmelzen diese zu einem Interferenzmuster. Untersuchungen der motorischen Planung und Kontrolle im Großhirn kann mit verschiedenen Methoden erfolgen (EEG mit Untersuchung prämotorischer Potentiale, Magneto-Enzephalographie, verschiedene bildgebende Verfahren). |
Geringe Stromstärken erregen bei der Auslösung des H-Reflexes nur afferente Fasern |
Bereitschaftspotentiale treten immer über beiden Hemisphären auf |
Muskeltonus ist der unwillkürliche Widerstand, den entspannte Muskeln
einem Hin- und Herbewegen in den Gelenken entgegensetzen. Getestet wird
er an Nacken- und Halsmuskeln durch Hochheben des Kopfes oder den
'Kopffalltest', an den Armen durch Beugen und Strecken im Schulter- und
Ellbogengelenk, an den Beinen durch Beugen und Strecken im Hüft- und
Kniegelenk Die Dauerleistungsgrenze äußert sich in der Belastbarkeit der Muskulatur für längere Arbeit. Unterhalb der Dauerleistungsgrenze kann die Leistung ohne Ermüdungsanstieg der Herzfrequenz über längere Zeit erbracht werden (Höchstwert 100-130 bpm); darüber - ab einem Laktatspiegel von 2,2 mM/l - nimmt die Pulsfrequenz stetig zu (Ermüdungsanstieg) Eigenreflexe (Auslösung und Reaktion im selben Muskel - z.B. Masseterreflex) prüft man durch mechanische Dehnung (T-Reflex) oder elektrische Reizung (H-Reflex). Geringe Stromstärken erregen bei letzteren nur afferente Fasern. Bei Fremdreflexen (z.B. Lidschlussreflex) sind Ausgangs- und Zielorgan nicht identisch Ereigniskorrelierte Potentiale (EP) sind aus dem EEG-Muster gemittelte Potentialverläufe, die mit einem Ereignis (motorisch oder sensorisch) ursächlich zusammenhängen. Bereitschaftspotentiale sind Ausdruck teils subkortikaler motorischer Vorbereitung (nicht der Entladung von Pyramidenzellen im primären motorischen Kortex) und treten etwa eine Sekunde vor Bewegungsbeginn bilateral (über beiden Hemisphären) auf - umso früher und intensiver, je komplexer die geplante Bewegung ist Transkranielle magnetische Stimulation (TMS) des motorischen Kortex - eventuell repetitiv (rTMS) - dient zur Testung der motorischen Leitung (Kriterien: Zeit bis zur Ankunft der Potentiale am Muskel, Gestalt der motorischen Signale) Elektromyographie (EMG) leitet elektrische Signale während Muskelkontraktionen ab. Die Zahl aktivierter motorischer Einheiten - und ihre Entladungsfrequenz - steigt mit zunehmender Anregung aus dem ZNS. Die abgeleiteten Aktionspotentiale zeigen die Aktivität einer räumlich begrenzten Gruppe von Fasern, die zu 1-3 motorischen Einheiten gehören. Bei stärkerer Aktivierung sind keine Einzelkomplexe mehr erkennbar (Interferenzmuster) |