Temporalkortex Wernicke-Sprachzentrum Insel
Gyrus parahippocampalis
Core messages
Zu
den Aufgaben des Temporalhirns gehören die Bildung und Verwaltung von
Gedächtnisinhalten (Funktionsausfälle führen zu Amnesie, Lern- und
Gedächtnisstörungen) und Emotionen (bei Schäden kann es zu
Übererregbarkeit bis affektiver Indifferenz kommen). Komplexes Erkennen
(Objekte, Gesichter, Sprache
- der Temporallappen enthält u.a. das Hörzentrum) ist eine Domäne des
Temporalhirns. Läsionen können schwere Veränderungen der Persönlichkeit
zur Folge haben.
Das Temporalhirn verarbeitet Sinnesinformationen und ist für Erkennen, Erinnern und Emotionen zuständig
Zu den Funktionen und Fähigkeiten des Temporallappens (Schläfenlappen, lobus temporalis. temporal lobe) gehören
Gedächtnis (Wissen und Erinnern),
visuelles Erkennen,
Hören und Sprachverständnis,
Geschmacks- und Schmerzempfindung,
Beteiligung an der emotionalen
Kontrolle.
Abbildung: Laterale und mediale Ansicht des Gehirns
Nach einer Vorlage bei wikipedia
Temporallappen
dunkelgrün, lobus limbicus violett gezeigt.
Der gyrus fusiformis ist
u.a. für Identifikation, Belohnung und Emotionslage zuständig
Das Temporaljirn enthält assoziative Teile des Neokortex, den kortikalen Apparat des Hörsinns (Hörrinde, Abbildung unten) sowie das
Wernicke-Areal , ferner Anteile des
limbischen Systems (Hippocampus plus entorhinaler, perirhinaler und parahippocampaler Kortex). Es ist für Aufbau und Speicherung von
Gedächtnisinhalten entscheidend.
Verletzungen im limbischen Bereich des
Temporalhirns können zu massiven Gedächtnis- und Verhaltensstörungen führen (retrograde
Amnesie, Verlust des expliziten Lernens: Beispiel Henry Gustav Molaison).
Ist der assoziative Kortex betroffen, können auditive, aber auch
visuelle Agnosien auftreten, das Erkennen oder Benennen von Objekten
oder Gesichtern kann erschwert bis unmöglich werden (Objektagnosie, Prosopagnosie ).
Die primäre Hörrinde im mittleren und oberen Temporalhirn (Heschl-sche Querwindung = gyri temporales transversi) erhält aus dem medialen Kniehöcker über die
Hörstrahlung akustische Information aus der Innenohrschnecke ( s. dort). Dieser Rindenbereich enthält eine
tonotope Karte,
welche die Frequenzabbildung im Corti-schen Organ widerspiegelt.
Abbildung: Frequenzentsprechung auf der Hörrinde
Nach einer Vorlage in Carlson NR / Birkett MA, Physiology of Behavior, 12th ed. Pearson 2017
Die
"Frequenzkarte" der Basilarmembran bleibt bei der
Informationsverarbeitung in der Hörbahn sowie der Projektion auf die
Hörrinde erhalten.
Hier besteht daher eine tonotope Abbildung:
Die wahrgenommenen Frequenzen nehmen in der primären Hörrinde von
anterior (hier rechts: "Schneckenspitze") nach posterior (hier links
dargestellt: "Schneckenbasis") zu
vgl. dort
Hier
ist die komplexe Wahrnehmung auditiver Muster und mit dem
Wernicke-Zentrum das Sprachverständnis lokalisiert.
Der Temporalkortex analysiert Gesprochenes (vorwiegend links) und musikalische Muster (rechts).
Wahrscheinlich gibt es spezies-spezifische Mustererkennung lockender,
warnender, emotionaler Inhalte (Beteiligung des limbischen Systems).
Das planum temporale - eine auditive Rindenregion auf der oberen Fläche des Temporallappens, das einen Teil des Wernicke-Zentrums enthält - ist in der Mehrzahl der untersuchten Fälle links stärker ausgeprägt als rechts (65%; rechts bei 11%; Abbildung). Die meisten Menschen verarbeiten Sprache mit der linken Hemisphäre.
Dies kann mit Hilfe des Wada-Tests
nachgewiesen werden: Ein kurzwirksames Anästhetikum wird in eine
Halsschlagader injiziert, worauf die betroffene Hirnhälfte
vorübergehend (für einige Minuten) ihre Funktionen einbüßt - bei 90-95%
der untersuchten Personen ist z.B. die Fähigkeit zu Sprechen bei
Stillegung der linken - nicht aber der rechten - Hemisphäre
beeinträchtigt. Die Sprachkontrolle ist bei ~70% der linkshändigen und
>95% der rechtshändigen Personen in der linken Hemisphäre
repräsentiert.
Abbildung: Ebene des planum temporale
Nach Vorlagen bei open.edu und thebrain.mcgill.ca/flash
Trägt
man den Frontal- und den Parietallappen ab und blickt auf die obere
Fläche des freigelegten Temporallappens, sieht man hier direkt hinter
der Heschl-schen Querwindung das planum temporale. Das
hier lokalisierte sensorische Areal ist bei der Mehrzahl der Menschen
links stärker ausgeprägt (ca. 70%) als rechts (ca. 10%). Durch
entsprechende Übung kann der Flächenanteil dieses Kortexareals
vergrößert werden
Der vordere Teil des Temporallappens erkennt die Bedeutung gesprochener Worte (250-350 ms nachdem diese geäußert wurden) - zusammen mit den eigentlichen Sprachzentren (Broca motorisch, Wernicke sensorisch - bei den meisten Menschen im linken Gehirn, Abbildung).
Von den visuellen Rindengebieten (V1 bis V4) über den temporo-okzipitalen Kortex gelangt visuelle Information zum unteren Temporallappen. Dieser ist das primäre Zerntrum für die Objekterkennung.
Die Neurone sind hier in funktionell spezialisierten Säulen angeordnet
und codieren komplexe visuelle Reize. Die Muster der jeweils erkannten
Reize sind in Nachbarkolumnen (Abstand etwa 0,4 mm) oft ähnlich, sodass
auf einen bestimmten Auslöser (z.B. das Bild eines Stocks) mehrere
benachbarte Kolumnen (z.B. "Schirm", "Queue") ansprechen, wenn auch
weniger intensiv. Horizontale Kontakte zwischen "ähnlichen" Kolumnen
können sich über mehrere Millimeter der Gehirnrinde erstrecken.
Die vorderen Anteile der unteren Temporalregion erlauben die Erkennung der Bedeutung gesehener Objekte (Störungen in diesem Bereich führen zu assoziativer Agnosie, gesehene Gegenstände können nachgezeichnet, aber nicht benannt werden),
die hinteren
Anteile ermöglichen die Einordnung und Darstellung solcher Objekte (Störungen in diesem Bereich führen zu apperzeptiver Agnosie, gesehene Gegenstände können benannt, aber nicht nachgezeichnet werden).
Neurone im unteren Temporalhirn sind in der Lage, kortikal abgebildeten Objekten weitgehend unabhängig vom tatsächlichen Netzhautbild eine bestimmte Größe (size constancy) und Lage zuzuordnen (position constancy), und unabhängig von der Reflektanz (z.B. schwarz auf weiß vs. weiß auf schwarz) zu identifizieren (form-cue invariance) - das Ansprechverhalten der einzelnen objekterkennenden Neurone bleibt ziemlich konstant. Diese Art der kategorisierenden Wahrnehmung
(das Objekt wird einer bestimmten Kategorie zugeordnet, z.B. "Apfel")
erleichtert die Steuerung objektbezogener Verhaltensweisen.
Objekterkennung (visuelle Kategorisierung) ist
intensiv mit Gedächtnis und Emotion verknüpft. Die untere
Temporalregion sendet Efferenzen zur perirhinalen und parahippokampalen
Formation, die wiederum auf den entorhinalen und hippokampalen
Kortex projizieren - Gebiete, die Langzeitgedächtnis aufbauen und
abrufen. Umgekehrt beeinflusst das visuelle Gedächtnis die Verarbeitung
neu eintreffender visueller Information. So können objekterkennende
Neurone auf die Identifikation bestimmter Merkmale trainiert werden
(Beispiel: Erlernen neuer Gesichter).
Abbildung: Gesichtserkennung und biographische Information
Modifiziert nach Szpir M: Accustomed to your face. Am Sci 1992; 80: 537-9
Einschlägige
visuelle Information gelangt aus dem Okzipitalhirn in Teile des
Temporallappens (hellgrün); die Gesichtserkennung erfolgt bei
Rechtshändern vorwiegend in der rechten Hemisphäre (die linke ist bei
der Gesichtserkennung weniger stark aktiviert).
Individuelle
Erfahrungen (biographische Information)
sind im Gebiet des vorderen Temporalpols gespeichert, das blau gezeigte
Gebiet integriert diese Information mit der Analyse der Charakteristika
des aktuell analysierten Gesichts
Der okzipito-temporale gyrus fusiformis (Brodmann 37) beschäftigt sich mit
Objekt- und Gesichtserkennung; die Fusiform Face Area (FFA) des gyrus fusiformis - vor allem des rechten Temporallappens - dient der Erkennung und Zuordnung von Gesichtszügen ( Abbildung).
Auch Teile des Präfrontalhirns beteiligen sich an der
Gesichtserkennung. Dabei sprechen Millionen einzelner
gesichtserkennender Neurone (face cells)
auf jeweils unterschiedliche Gesichtsmuster an und sind in der Lage,
diese sehr rasch zu identifizieren. Diese Zellen sind zu einem face-processing network miteinander funktionell verbunden.
Ein Funktionsausfall der
Gesichtserkennung heißt Prosopagnosie (Gesichtsblindheit), was bei ausgedehnten Läsionen sogar die Erkennung des eigenen Spiegelbildes unmöglich macht.
Nach posterior grenzt daran die Fusiform Body Area
(FBA) an, ein Teil des visuellen Kortex außerhalb der area striata. Die
FBA ist an der Erkennung von Körpern und Körperteilen beteiligt und
erzeugt davon ein ganzheitliches Bild. Die FBA erleichtert auch die
Unterscheidung zwischen dem Körper und körperähnlichen Gegenständen.
Durch Verbindungen mit ventralen Rindengebieten und dem limbischen
System (Amygdala) wird deren
emotionale Bedeutung ermittelt (z.B. Freund, Feind?). Diese Analyse
erfolgt (≤200 ms nach Ankunft des Gesprochenen am Ohr) noch bevor die
Bedeutung gesprochener Worte klar wird. (Das bewusste Erfassen der
Bedeutung geäußerter Worte erfolgt erst eine halbe Sekunde nach deren
Äußerung im Frontalhirn.)
Inhalte aus dem deklarativen Gedächtnis (Wissensgedächtnis) können
bewusst bearbeitet und wiedergegeben werden. Es besteht aus semantischem
und episodischem Gedächtnis. Das
semantische
Gedächtnis enthält allgemeine Fakten („Graz ist die Hauptstadt der Steiermark“) - Wissen, das von der Person unabhängig ist. Das
episodische Gedächtnis betrifft Erinnerungen, die persönlicher Natur sind (Erlebnisse).
Sensorisches Sprachzentrum
Das Wernicke'sche Sprachzentrum
liegt bei den meisten Menschen in der linken Hemisphäre, hinter dem primären Hörzentrum, im
rückwärtigen Teil der ersten Schläfenwindung, im
Brodmann-Areal 22 (Bild unten) und erhält Afferenzen vor allem aus der Hörrinde sowie der Sehrinde. Es dient dem Verstehen
des Gesprochenen.
Störungen im Bereich des Wernicke-Zentrums können sensorische Aphasie zur Folge haben. Betroffene Personen können fließend und (auffallend) ungehemmt sprechen, erfassen
aber den Zusammenhang gehörter Sprache nicht und werden sich dieses Umstandes auch nicht
bewusst.
Dies ist ein Beispiel für die Notwendigkeit sensomotorischer
Rückkopplung.
1874 veröffentlicht Carl Wernicke seine Beobachtungen an Patienten, deren Sprachverständnis aufgrund eines Schlaganfalls verlorengegangen ist.
Die linke
Hemisphäre ist in der Regel sprachdominant, d.h. sie enthält die
motorische und sensorische Sprachregion. Die Sprachbildung
(Verbalisierung) ist Voraussetzung für bewusstes Erleben und Äußern, die
linke Hirnhälfte ist so für die Entstehung des Bewusstseins
verantwortlich. Die rechte Hemisphäre dient komplexen visuellen
Verarbeitungen (dreidimensionale Vorstellung, Mustererkennung,
beispielsweise eines Gesichts), Musikverständnis usw.
Abbildung: Verbindungen zwischen sensorischem und motorischem Sprachzentrum
Modifiziert nach Friederici AD, The Brain Basis of Language Processing: From Structure to Function. Phys Rev 2011; 92: 1357-92
Dorsale Pfade: Der fasciculus arcuatus
und fasciculus longitudinalis superior verbinden das Wernicke-Areal im rückwärtigen Teil der oberen Temporalwindung mit dem prämotorischen Kortex und dem Broca-Areal (Pfad 1 und Pfad 2).
Ventrale Pfade: Kurze Verbindungen der oberen Temporalwindung mit Broca-Areal (Pfad 1) und Operculum (Pfad 2). Das Operculum
("Deckel") besteht aus Teilen des Frontal-, Parietal- und
Temporalkortex, die im Bereich des sulcus lateralis die Insel bedecken
Nach dem Wernicke-Geschwind-Modell wird nach dem Erkennen geschriebener oder gesprochener Sprache im sensorischen Sprachzentrum Information u.a. über den fasciculus arcuatus
(verbindet das Broca- mit dem Wernicke-Zentrum) an das motorische Sprachzentrum im Frontallappen gesendet, um dort in die Sprachgenerierung einzufließen ( Abbildung). Das würde auch der
Rückkopplung (Kontrolle des eigenen Gesprochenen) dienen.
Nach dem dual-stream-Modell des Sprachmanagements erfolgt dieses - nach zeitlicher und Frequenzanalyse gesprochener Sprachinhalte in area 41, 42 und 22 sowie phonetischer Analye im postero-superioren Temporallappen - auf zwei separaten Wegen:
Einem - linksdominanten - dorsalen Pfad, der gesprochene akustische Muster mit motorischer Planung (Artikulation)
verknüpft: Pfad 1 zum somatomotorischen Kortex, Pfad 2 zum Broca-areal
im postero-inferioren frontalen Kortex und zur Insel) und als sensorimotor stream bezeichnet wird; und
einem - bilateralen - ventralen Pfad, der den vorderen Temporalpol mit dem postero-inferioren Frontalhirn verknüpft. Dieser sensory-conceptual stream verbindet mit der akustischen Information ihre Bedeutung. Die Leitung erfolgt über fasciculus frontooccipitalis inferior, fasciculus uncinatus und capsula extrema.
Für die Sprachanalyse werden auch andere Teile des Gehirns
herangezogen, z.B. der gyrus cinguli, der präfrontale Kortex
(Aufmerksamkeit) und Teile des Frontal-, Parietal- und Temporallappens,
die Gedächtnisinhalte beisteuern.
Es hat sich gezeigt, dass das Broca-Zentrum
auch einige der Fähigkeiten hat, die man zuerst dem
Wernicke-Zentrum zugeschrieben hat; die Verbindung der
beiden Sprachzentren über den fasciculus arcuatus ist bidirektional;
und
die Sprachzentren verfügen über weitere Verbindungen ( Abbildung:
Das Wernicke-Areal ist mit prämotorischem Kortex und dem Broca-Zentrum
über dorsale und ventrale Pfade verbunden).
Beschädigung des Wernicke-Zentrums (das bei den meisten Menschen links lateralisiert ist) führen zu Störungen, die als sensorische Aphasie
bezeichnet wurden. Die Betroffenen können zwar flüssig sprechen, machen
aber Fehler, Wortneuschöpfungen und Lautverdrehungen; vor allem haben
sie Schwierigkeiten beim Sprachverständnis.
Elektrische Reizung des Temporalhirns kann komplexe Sensationen, wie
die Erinnerung an vergangene Erlebnisse, und auch Halluzinationen auslösen. Assoziative Gebiete des Temporallappens verarbeiten multimodale sensorische Afferenzen (Eingänge) aus dem auditiven, somatosensorischen und visuellen Assoziationskortex, und nehmen Verbindung auf (Ausgänge) mit
Die posterioren (an das Okzipitalhirn grenzenden)
Teile des Temporalhirns (mittlere und untere Temporalwindung; area 20, 21, 37) verarbeiten
visuelle Information. Diese wird zur Objekterkennung
mit bereits gespeicherten Konstrukten (z.B. geometrische Formen, Gesichtszüge,..)
verglichen.
Durch Verbindungen mit dem ventromedialen Temporalhirn (area 38) werden gesehenen
Objekten emotionale Werte zugeordnet
(Zuwendung, Gefahr,..).
Die untere
Temporalwindung - vor allem area 20 - nimmt endgültige
Bewertungen zur Natur gesehener - insbesondere
fixierter (auf die fovea centralis projizierter) - Objekte wahr. Von hier
gehen Projektionen zum präfrontalen Orbitalhirn aus, welches das Gefühl
der 'Vertrautheit' mit erkannten Objekten vermittelt und Verbindungen zwischen
dem Temporalhirn und dem limbischen System liefert.
Funktionen der Insel
Die Insel (insula) wird
- mit der präfrontalen Orbitalrinde und dem Temporalpol - zum paralimbischen System (paralimbic cortex)
gerechnet: Dies ist eine zusammenfassende Bezeichnung für alle eng mit dem limbischen System verschalteten Hirnbereiche (posteromedialer orbitofrontaler Kortex, gyrus cinguli, Insel).
Abbildung: Insel und ganglion stellatum
Nach einer Vorlage in dardipainclinic.com
Das
Ganglion stellatum versorgt Kopf, Hals, obere Extremität, Herz und
Lunge mit sympathischen Fasern und spielt u.a. für Schmerzzustände in
diesen Gebieten eine wesentliche Rolle
Sensorische ("homöostatische") Afferenzen erhält die Insel aus dem Thalamus. Sie hat zahlreiche Efferenzen zu / funktionelle Verbindungen mit
Die Insel wird als viszerosensorisches Rindengebiet gesehen. Sie repräsentiert den vegetativen Zustand
des Organismus und hat zahlreiche Funktionen, wobei der Körper somatotopisch repräsentiert ist:
Die Insel bewertet den Geschmackssinn,
ist in die Verarbeitung / Bewertung von
Schmerzsignalen eingebunden und spielt für die emotionalen
Aspekte des Schmerzes eine Rolle - u.a. ist sie mit dem ganglion stellatum verbunden ( Abbildung), das Kopf, Hals, obere Extremität, Herz und
Lunge mit sympathischen, insbesondere Schmerzfasern versorgt;
die Insel ist in die Steuerung der
Herz-Kreislauffunktion involviert, z.B. koordiniert die hintere Insel die Kreislaufantwort bei beginnender körperlicher Belastung (Anstieg des
Herzminutenvolumens, Blutdruckstabilisierung), und gilt als kardialer Kontrollkortex ('Herzzentrum');
sie beteiligt sich an der Kontrolle
des Sprechens.
Auch Funktionen des Immunsystems werden von der Inselrinde mitreguliert.
Zur
Verwaltung des "Körperbewusstseins" befindet sich die Insel mit
somatosensorischem Kortex, vorderem Zingulum und ventromedialem
Frontalhirn in einer reziproken Kreisschaltung
Die Insel vermittelt "introspektives" Erleben, das emotionale
Erfahrungen aufruft. Zum "Körperbewusstsein" gehört die Wahrnehung verschiedener motorischer Abläufe (somatomotorische wie Augen-
oder Handbewegungen; Abbildung), aber auch die Beachtung der eigenen Herztätigkeit, Magenmotorik oder Blasendehnung,
sowie der Gleichgewichtssinn (Auslösung von Kinetose).
Weiters ist die Inselrinde beteiligt an der Verarbeitung von
Musikerlebnis, Mitgefühl und Lachen.
Die vorderen Inselteile
- im Wesentlichen die area 43 - beherbergen das primäre
gustatorische Zentrum. Die
vordere Insel steht in Zusammenhang mit zahlreichen Emotionen - Liebe,
Romantik, Glück, Vertrauen, Sexualität, Schönheit, Empathie, religiöse
Verzückung, Halluzination; andererseits Angst, Trauer, Zorn, Ablehnung,
Abscheu, Unsicherheit, soziale Zurückweisung, Unsicherheit.
Rechte und linke Insel weisen unterschiedliche funktionelle
Spezialisierung auf. So wurde beschrieben, dass positive Emotionen wie
angenehme Musik zusammen mit Aktivierung der linksseitigen vorderen
Insel sowie dem linken vorderen gyrus cinguli und dem linken
Frontalhirn auftreten;
negative Emotionen (Furcht) aktivieren die korrespondierenden
rechtsseitigen Strukturen. Andererseits nimmt das Volumen der rechten
vorderen Insel bei regelmäßigem Meditieren zu.
Die hinteren Inselteile
sind reziprok mit dem sekundären somatosensorischen Kortex verbunden und erhält Afferenzen aus dem Thalamus (nucl. ventralis).
Parahippocampaler Kortex
Der gyrus parahippocampalis liegt im medialen Temporallappen und wird dem limbischen System zugezählt. Zusammen mit dem gyrus cinguli baut er den lobus limbicus
(nach Paul Broca) auf, der sich um den Balken windet und zwischen
telenzephalen Rindengebieten und subkortikalen limbischen Strukturen
liegt. Er ist das "Einfallstor" aufgearbeiteter multimodaler sensorischer Information zum Hippokampus.
Abbildung: Lage des gyrus parahippocampalis
Nach Raslau FD, Mark IT, Klein AP, Ulmer JL, Mathews V, Mark LP. Memory Part 2: The Role of the Medial Temporal Lobe. Am J Neuroradiol 2015; 36: 846-9
Der gyrus parahippocampalis grenzt an die Hippokampusformation (blau-grün) und liegt mit diesem im medialen Temporallappen.
Der entorhinale (braun) und perirhinale Kortex (gelb) bilden die mediale bzw. laterale Komponente des gyrus parahippokampalis, der cortex parahippocampalis (weiß) dessen posterioren Teil
Der gyrus parahippocampalis scheint auch an der Erkennung von Umweltmerkmalen (Landschaft, Wohnung
etc) beteiligt zu sein (place cells).
Wahrscheinlich geht die Funktion des
gyrus parahippocampalis über visuelles Zuordnen hinaus und schließt die
Erkennung von Sprache und auch von sozialen Zusammenhängen ein (so soll
der rechte gyrus parahippocampalis die Erkennung von Sarkasmus
ermöglichen).
Der
Informationsfluss erfolgt im Wesentlichen vom perirhinalen und
parahippokampalen zum entorhinalen Kortex und von hier zur
Hippokampusformation, wobei zwischen diesen Stationen auch "unterwegs"
Information ausgetauscht wird. Im mittleren Temporallappen werden
Signale aus der Umwelt sowie aus dem Körper zur Gedächtnisbildung
verwendet.
Der rostrale Hippokampus verarbeitet Signale betreffend Emotionen und Motivationen, der kaudale solche betreffend die Orientierung in der aktuellen Umgebung (scene learning). Dazu dient eine ventrale Bahn (ventral stream) vom Okzipitallappen (vermittelt Objekterkennung) und eine dorsale Bahn (dorsal stream) von Parietallappen (vermittelt räumliche Information).
Näheres zum Hippokampus s. dort
Schädigungen (wie bei
Schlaganfall) können bewirken, dass Orte, Personen oder Gegenstände
nicht korrekt erkannt werden.
Der lobus temporalis beherbergt das Hörzentrum (Heschl-sche
Querwindung), das Wernicke-Areal, Assoziationskortices (Erkennen und
Benennen von Objekten und Gesichtern) und Anteile des limbischen
Systems (Hippokampus, entorhinaler, perirhinaler, parahippokampaler
Kortex), das Gedächtnisinhalte speichert und verwaltet
Die primäre Hörrinde im mittleren und oberen Temporalhirn (gyri
temporales transversi) enthält tonotope Karten: Diese spiegeln die
Frequenzabbildung im Corti-schen Organ der Innenohrschnecke wider, die
über medialen Kniehöcker und Hörstrahlung (radiatio acustica) zum
Temporalhirn gelangt
Der anteriore Teil des Temporallappens erkennt die Bedeutung
gesprochener Worte, posteriore Anteile des gyrus temporalis medius und
inferior Formen und visuelle Muster. Objekt- und Gesichtserkennung
erfolgt über den okzipito-temporalen gyrus fusiformis. Dessen fusiform face area (vor allem rechts) erkennt Gesichtszüge, sein Ausfall bedingt Gesichtsblindheit (Prosopagnosie)
Die Sprachzentren (Broca motorisch, Wernicke sensorisch) liegen bei der
Mehrzahl der Personen in der linken (sprachdominanten) Hemisphäre. Das
sensorische Sprachzentrum erhält Afferenzen aus Hör- und Sehrinde und
dient dem Verstehen des Gesprochenen (Störungen führen zu sensorischer
Aphasie). Die rechte Hemisphäre ermöglicht dreidimensionale
Vorstellung, Mustererkennung, Musikverständnis
Das sensorische Sprachzentrum projiziert über den fasciculus arcuatus
auf das motorische Sprachzentrum im Frontallappen. Dieses generiert die
für das Sprechen notwendige Motorik. Die Verbindung der Sprachzentren
ist bidirektional und erfolgt über mehrere - dorsale und ventrale -
Pfade
Die Insel bewertet Geschmacksempfindungen (primäres gustatorisches
Zentrum in der vorderen Insel) und Schmerzsignale, und beeinflusst
somatische (Sprachkontrolle) und vegetative Funktionen
(Kreislaufsteuerung, Immunabwehr). Sie vermittelt "introspektives"
Erleben und emotionale Erfahrungen ("Körperbewusstsein", Lachen,
Sexualität, Angst, Zorn u.a.). Rechte und linke Insel sind
unterschiedlich spezialisiert (positive Emotionen eher linksseitig,
negative eher rechtsseitig repräsentiert)
Der gyrus parahippocampalis ist das "Einfallstor" aufgearbeiteter
multimodaler sensorischer Information zum Hippokampus und ist in die
Kreisschaltung des limbischen Systems integriert. Er beteiligt sich an
der Erkennung von Orten, Personen und Gegenständen, Sprache, sozialen
Zusammenhängen. Das Temporalhirn bewertet gesehene Objekte nach
Bekanntheit und emotionaler Färbung |
Die Informationen in dieser Website basieren auf verschiedenen Quellen:
Lehrbüchern, Reviews, Originalarbeiten u.a. Sie
sollen zur Auseinandersetzung mit physiologischen Fragen, Problemen und
Erkenntnissen anregen. Soferne Referenzbereiche angegeben sind, dienen diese zur Orientierung; die Grenzen sind aus biologischen, messmethodischen und statistischen Gründen nicht absolut. Wissenschaft fragt, vermutet und interpretiert; sie ist offen, dynamisch und evolutiv. Sie strebt nach Erkenntnis, erhebt aber nicht den Anspruch, im Besitz der "Wahrheit" zu sein.