


Heschl'sche Querwindung: Richard Heschl| Das Temporalhirn enthält neokortikale, paralimbische (Insel) und
limbische Anteile. Es enthält das Hörzentrum, beteiligt sich an
Sprachverständnis und Sprechvorgang, bewertet Schmerzen und
Gerüche, übernimmt Anteile der emotionalen Kontrolle. Der gyrus parahippocampalis im medialen Temporalhirn verarbeitet Sinnesinformationen und erkennt Orte, Gegenstände und Personen. Er ist eine zentrale Schaltstelle des limbischen Systems und ermöglicht Lernen und Gedächtnis. Die Insel vermittelt "Körperbewusstsein" nach innen (Schmerz, Eingeweide) und außen (Geschmacks-, Gleichgewichtssinn) und reagiert mit der Beteiligung an vegetativen (Herztätigkeit, Blutdruckstabilisierung, Atmung) und motorischen Abläufen (Augen- und Handbewegungen, Lachen, Schlucken). Das Hörzentrum in der Heschl'schen Querwindung empfängt tonotop (nach Frequenzen) geordnete Information aus dem Corti'schen Organ der Gehörschnecke. Über ventrale Pfade projiziert von hier Information zum motorischen Sprachzentrum (Broca'sches Areal), das weiters über dorsale Pfade vom sensorischen Sprachzentrum (Wernicke) für die Verbalisierung nötige akustische Information erhält. Der vordere Temporallappen hilft den Sprachzentren bei der Analyse des Gesprochenen. Anteile des Temporallappens reagieren auf Formen und Muster; spezifische Objekte, insbesondere Gesichter, werden im okzipito-temporalen posterioren gyrus fusiformis erkannt. |
Wernicke-Sprachzentrum
Insel
Gyrus parahippocampalis
(Schläfenlappen, lobus temporalis. temporal lobe) gehören
Gedächtnis (Wissen und Erinnern),
visuelles Erkennen,
Hören und Sprachverständnis,
Geschmacks- und Schmerzempfindung,
Beteiligung an der emotionalen
Kontrolle.
Abbildung: Laterale und mediale Ansicht des Gehirns
Abbildung unten) sowie das
Wernicke-Areal
, ferner Anteile des
limbischen Systems (Hippocampus plus entorhinaler, perirhinaler und parahippocampaler Kortex). Es ist für Aufbau und Speicherung von
Gedächtnisinhalten entscheidend.
).
= gyri temporales transversi) erhält aus dem medialen Kniehöcker über die
Hörstrahlung akustische Information aus der Innenohrschnecke (
s. dort). Dieser Rindenbereich enthält eine
tonotope
Karte,
welche die Frequenzabbildung im Corti-schen Organ widerspiegelt. 

Abbildung: Frequenzentsprechung auf der Hörrinde
vgl. dort
Abbildung). Die meisten Menschen verarbeiten Sprache mit der linken Hemisphäre.
Abbildung: Ebene des planum temporale
Der vordere Teil des Temporallappens erkennt die Bedeutung gesprochener Worte (250-350 ms nachdem diese geäußert wurden) - zusammen mit den eigentlichen Sprachzentren (Broca motorisch, Wernicke sensorisch - bei den meisten Menschen im linken Gehirn,
Abbildung).
Von den visuellen Rindengebieten (V1 bis V4) über den temporo-okzipitalen Kortex gelangt visuelle Information zum unteren Temporallappen. Dieser ist das primäre Zerntrum für die Objekterkennung.
Die Neurone sind hier in funktionell spezialisierten Säulen angeordnet
und codieren komplexe visuelle Reize. Die Muster der jeweils erkannten
Reize sind in Nachbarkolumnen (Abstand etwa 0,4 mm) oft ähnlich, sodass
auf einen bestimmten Auslöser (z.B. das Bild eines Stocks) mehrere
benachbarte Kolumnen (z.B. "Schirm", "Queue") ansprechen, wenn auch
weniger intensiv. Horizontale Kontakte zwischen "ähnlichen" Kolumnen
können sich über mehrere Millimeter der Gehirnrinde erstrecken.
Die vorderen Anteile der unteren Temporalregion erlauben die Erkennung der Bedeutung gesehener Objekte (Störungen in diesem Bereich führen zu assoziativer Agnosie, gesehene Gegenstände können nachgezeichnet, aber nicht benannt werden),
die hinteren
Anteile ermöglichen die Einordnung und Darstellung solcher Objekte (Störungen in diesem Bereich führen zu apperzeptiver Agnosie, gesehene Gegenstände können benannt, aber nicht nachgezeichnet werden).
Abbildung: Gesichtserkennung und biographische Information
Der okzipito-temporale gyrus fusiformis (Brodmann 37) beschäftigt sich mit
Objekt- und Gesichtserkennung; die Fusiform Face Area (FFA) des gyrus fusiformis - vor allem des rechten Temporallappens - dient der Erkennung und Zuordnung von Gesichtszügen (
Abbildung).
Auch Teile des Präfrontalhirns beteiligen sich an der
Gesichtserkennung. Dabei sprechen Millionen einzelner
gesichtserkennender Neurone (face cells)
auf jeweils unterschiedliche Gesichtsmuster an und sind in der Lage,
diese sehr rasch zu identifizieren. Diese Zellen sind zu einem face-processing network miteinander funktionell verbunden.
Nach posterior grenzt daran die Fusiform Body Area
(FBA) an, ein Teil des visuellen Kortex außerhalb der area striata. Die
FBA ist an der Erkennung von Körpern und Körperteilen beteiligt und
erzeugt davon ein ganzheitliches Bild. Die FBA erleichtert auch die
Unterscheidung zwischen dem Körper und körperähnlichen Gegenständen.
Durch Verbindungen mit ventralen Rindengebieten und dem limbischen
System (Amygdala) wird deren
emotionale Bedeutung ermittelt (z.B. Freund, Feind?). Diese Analyse
erfolgt (≤200 ms nach Ankunft des Gesprochenen am Ohr) noch bevor die
Bedeutung gesprochener Worte klar wird. (Das bewusste Erfassen der
Bedeutung geäußerter Worte erfolgt erst eine halbe Sekunde nach deren
Äußerung im Frontalhirn.)
und episodischem Gedächtnis. Das semantische
Gedächtnis enthält allgemeine Fakten („Graz ist die Hauptstadt der Steiermark“) - Wissen, das von der Person unabhängig ist. Das episodische Gedächtnis betrifft Erinnerungen, die persönlicher Natur sind (Erlebnisse).
zur Folge haben. Betroffene Personen können fließend und (auffallend) ungehemmt sprechen, erfassen
aber den Zusammenhang gehörter Sprache nicht und werden sich dieses Umstandes auch nicht
bewusst.
1874 veröffentlicht der deutsche Neurologe Carl Wernicke
seine Beobachtungen an Patienten, deren Sprachverständnis aufgrund
eines Schlaganfalls verlorengegangen ist. Die von ihm beschriebene
Region - das sensorische Sprachzentrum im posterioren Areal 22 - wurde
nach ihm benannt.
Abbildung: Verbindungen zwischen sensorischem und motorischem Sprachzentrum
wird nach dem Erkennen geschriebener oder gesprochener Sprache im sensorischen Sprachzentrum Information u.a. über den fasciculus arcuatus
(verbindet das Broca- mit dem Wernicke-Zentrum) an das motorische Sprachzentrum im Frontallappen gesendet, um dort in die Sprachgenerierung einzufließen (
Abbildung). Das würde auch der
Rückkopplung (Kontrolle des eigenen Gesprochenen) dienen.
Einem - linksdominanten - dorsalen Pfad, der gesprochene akustische Muster mit motorischer Planung (Artikulation)
verknüpft: Pfad 1 zum somatomotorischen Kortex, Pfad 2 zum Broca-areal
im postero-inferioren frontalen Kortex und zur Insel) und als sensorimotor stream bezeichnet wird; und
einem - bilateralen - ventralen Pfad, der den vorderen Temporalpol mit dem postero-inferioren Frontalhirn verknüpft. Dieser sensory-conceptual stream verbindet mit der akustischen Information ihre Bedeutung. Die Leitung erfolgt über fasciculus frontooccipitalis inferior, fasciculus uncinatus und capsula extrema.
Abbildung:
Das Wernicke-Areal ist mit prämotorischem Kortex und dem Broca-Zentrum
über dorsale und ventrale Pfade verbunden).
Elektrische Reizung des Temporalhirns kann komplexe Sensationen, wie
die Erinnerung an vergangene Erlebnisse, und auch Halluzinationen auslösen. Assoziative Gebiete des Temporallappens verarbeiten multimodale sensorische Afferenzen (Eingänge) aus dem auditiven, somatosensorischen und visuellen Assoziationskortex, und nehmen Verbindung auf (Ausgänge) mit
assoziativen Kortexgebieten des Frontalhirns
dem ventromedialen Temporallappen
assoziativen Kortexgebieten des Parietalhirns
den Basalganglien.
Abbildung: Insel und ganglion stellatum
dem
limbischen System (Mandelkerne)
motorischen Rindengebieten
dem Orbitofrontalhirn
sensorischen
Assoziationsarealen.
Die Insel bewertet den Geschmackssinn,
ist in die Verarbeitung / Bewertung von
Schmerzsignalen eingebunden und spielt für die emotionalen
Aspekte des Schmerzes eine Rolle - u.a. ist sie mit dem ganglion stellatum verbunden (
Abbildung), das Kopf, Hals, obere Extremität, Herz und
Lunge mit sympathischen, insbesondere Schmerzfasern versorgt;
die Insel ist in die Steuerung der
Herz-Kreislauffunktion involviert, z.B. koordiniert die hintere Insel die Kreislaufantwort bei beginnender körperlicher Belastung (Anstieg des
Herzminutenvolumens, Blutdruckstabilisierung), und gilt als kardialer Kontrollkortex ('Herzzentrum');
sie beteiligt sich an der Kontrolle
des Sprechens.
Auch Funktionen des Immunsystems werden von der Inselrinde mitreguliert.
Abbildung: Emotionale Körpersprache und Insel
Abbildung), aber auch die Beachtung der eigenen Herztätigkeit, Magenmotorik oder Blasendehnung,
sowie der Gleichgewichtssinn (Auslösung von Kinetose).
Die vorderen Inselteile
- im Wesentlichen die area 43 - beherbergen das primäre
gustatorische Zentrum. Die
vordere Insel steht in Zusammenhang mit zahlreichen Emotionen - Liebe,
Romantik, Glück, Vertrauen, Sexualität, Schönheit, Empathie, religiöse
Verzückung, Halluzination; andererseits Angst, Trauer, Zorn, Ablehnung,
Abscheu, Unsicherheit, soziale Zurückweisung, Unsicherheit.
Die hinteren Inselteile
sind reziprok mit dem sekundären somatosensorischen Kortex verbunden und erhält Afferenzen aus dem Thalamus (nucl. ventralis).
Abbildung: Lage des gyrus parahippocampalis
Näheres zum Hippocampus s. dort
Der lobus temporalis beherbergt das Hörzentrum (Heschl-sche
Querwindung), das Wernicke-Areal, Assoziationskortices (Erkennen und
Benennen von Objekten und Gesichtern) und Anteile des limbischen
Systems (Hippokampus, entorhinaler, perirhinaler, parahippocampaler
Kortex), das Gedächtnisinhalte speichert und verwaltet Die primäre Hörrinde im mittleren und oberen Temporalhirn (gyri
temporales transversi) enthält tonotope Karten: Diese spiegeln die
Frequenzabbildung im Corti-schen Organ der Innenohrschnecke wider, die
über medialen Kniehöcker und Hörstrahlung (radiatio acustica) zum
Temporalhirn gelangt
Der anteriore Teil des Temporallappens erkennt die Bedeutung
gesprochener Worte, posteriore Anteile des gyrus temporalis medius und
inferior Formen und visuelle Muster. Objekt- und Gesichtserkennung
erfolgt über den okzipito-temporalen gyrus fusiformis. Dessen fusiform face area (vor allem rechts) erkennt Gesichtszüge, sein Ausfall bedingt Gesichtsblindheit (Prosopagnosie)
Die Sprachzentren (Broca motorisch, Wernicke sensorisch) liegen bei der
Mehrzahl der Personen in der linken (sprachdominanten) Hemisphäre. Das
sensorische Sprachzentrum erhält Afferenzen aus Hör- und Sehrinde und
dient dem Verstehen des Gesprochenen (Störungen führen zu sensorischer
Aphasie). Die rechte Hemisphäre ermöglicht dreidimensionale
Vorstellung, Mustererkennung, Musikverständnis
Das sensorische Sprachzentrum projiziert über den fasciculus arcuatus
auf das motorische Sprachzentrum im Frontallappen. Dieses generiert die
für das Sprechen notwendige Motorik. Die Verbindung der Sprachzentren
ist bidirektional und erfolgt über mehrere - dorsale und ventrale -
Pfade
Die Insel bewertet Geschmacksempfindungen (primäres gustatorisches
Zentrum in der vorderen Insel) und Schmerzsignale, und beeinflusst
somatische (Sprachkontrolle) und vegetative Funktionen
(Kreislaufsteuerung, Immunabwehr). Sie vermittelt "introspektives"
Erleben und emotionale Erfahrungen ("Körperbewusstsein", Lachen,
Sexualität, Angst, Zorn u.a.). Rechte und linke Insel sind
unterschiedlich spezialisiert (positive Emotionen eher linksseitig,
negative eher rechtsseitig repräsentiert)
Der gyrus parahippocampalis ist das "Einfallstor" aufgearbeiteter
multimodaler sensorischer Information zum Hippokampus und ist in die
Kreisschaltung des limbischen Systems integriert. Er beteiligt sich an
der Erkennung von Orten, Personen und Gegenständen, Sprache, sozialen
Zusammenhängen. Das Temporalhirn bewertet gesehene Objekte nach
Bekanntheit und emotionaler Färbung |
