Physiologie lernen - den Organismus verstehen

Wie funktioniert der menschliche Körper?

Prinzipien der Sensorik
Geruchs- und Geschmackssinn
Somatosensorik
Schmerz und viszerale
Sensibilität
Dioptrischer
Apparat, Augeninnendruck, Sehvermögen
Informationsverarbeitung in der Netzhaut
Visuelle Informationsverarbeitung im Gehirn
Physiologie
des Hörorgans, Audiometrie
Innenohrschnecke bis Gehirn;
Hörtests, ERA
Vestibuläres System
Afferenzen und Reflexe
Sinnesorgane sind das Fenster zur Welt. Sehen,
Hören, Riechen, Schmecken, Berührung, Kraft, Körperlage, Schmerz
ermöglichen Erkennen und Einordnen von Reizen aus Umwelt und Innenwelt
(Sinnesreizung kann auch zur Untersuchung des Nervensystems genützt
werden). Eine wichtige präventivmedizinische Aufgabe ist es, die
Sinnesorgane vor Überforderung und Beschädigung zu schützen und ihr
Leistungsspektrum zu erhalten.
Minimierte Sinnesreizung (sensorische Deprivation)
hat unterschiedliche, teils positive (z.B. Entspannung,
Bewusstseinserweiterung), teils negative Auswirkungen (z.B.
Panikattacken, Halluzinationen) und
wird zur Untersuchung psychologischer und physiologischer
Fragestellungen sowie für klinische Applikationen (z.B. Schmerzmedizin,
Stressmanagement)
verwendet.
Die meisten
Sinnesmeldungen erreichen das Gehirn über Hirnnerven: Geruch (I),
Geschmack (VII, IX, X), Sehen (II), Gehör und Gleichgewicht (VIII). Somatische Sensibilität (Berührungs-, Kraft-, Temperatur-,
Schmerzsinn u.a.) gelangt auf dem Weg des Rückenmarks sowie über den V. Hirnnerven zum
Gehirn. Die primären
Verarbeitungsgebiete der Sinnesmeldungen liegen im Hirnstamm und werden
erst von dort zum Großhirn (Sitz den Bewusstseins) projiziert, worin
sich die phylogenetische Entwicklung des ZNS widerspiegelt.
Nur ein kleiner
Bruchteil der über die Sinne einströmenden Information
wird bewusst wahrgenommen; der Hauptanteil wird für automatisierte
Verarbeitung (Gleichgewicht, Fortbewegung..) und Reaktion (Reflexe)
genutzt. An der "Pforte zum Bewusstwerden" wirkt der Thalamus;
er kanalisiert die Informationsströme u.a. so, dass nur die wichtigsten
sensorischen Impulse für bewusste kortikale Verarbeitung und Reflexion
freigegeben werden.
Die höchste in das Bewusstsein vorgelassene Informationsdichte betrifft das Sehen;
optische Eindrücke dominieren die bewusstwerdende Welt (bei blinden
Personen kann die visuelle Rinde Verarbeitungsprozesse aus anderen Sinneskanälen
übernehmen). Besonders präzise und rasch arbeitet das Gehör;
es kann bei der neuronalen Aufarbeitung akustischer Reize bereits
Unterschiede im Mikrosekundenbereich auflösen, was vor allem für das
Richtungshören von Vorteil ist. Der Gleichgewichtssinn
ermöglicht (im Zusammenwirken mit dem Kleinhirn) weitgehend unbewusst
exekutierte Korrekturen bei der Stabilisierung der jeweiligen
Körperposition sowie der Fortbewegung - unterstützt durch die Tiefensensibilität aus Muskeln, Sehnen und Gelenken.
Geruch und Geschmack
sind nicht nur bei der Nahrungsaufnahme, sondern auch für weitere
Zwecke der Umweltanalyse (Beispiel brenzliger Geruch) und sozialer / sexueller Kommunikation gefragt. Die Erkundung der
nahen Umwelt erfolgt auch durch die somatische (Oberflächen-) Sensibilität: Wie fühlen sich Dinge an, welche Temperatur haben sie?
Der Schmerzsinn
hat eine Warn- und Schutzfunktion: Von außen wirkende Noxen bewirken Ausweich- bzw.
Abwehrbewegungen, von innen wirkende defensives Verhalten
(Ruhigstellung, immunologische Auseinandersetzung).
© H. Hinghofer-Szalkay